M3_3412 Kap. I.1-I.2 Wahrnehmung, Aufmerksamkeit, Bewusstsein
B.Sc. Psychologie
B.Sc. Psychologie
Kartei Details
Karten | 39 |
---|---|
Sprache | Deutsch |
Kategorie | Psychologie |
Stufe | Universität |
Erstellt / Aktualisiert | 07.05.2014 / 09.01.2018 |
Weblink |
https://card2brain.ch/box/m33412_kap_i_1i_2_wahrnehmung_aufmerksamkeit_bewusstsein
|
Einbinden |
<iframe src="https://card2brain.ch/box/m33412_kap_i_1i_2_wahrnehmung_aufmerksamkeit_bewusstsein/embed" width="780" height="150" scrolling="no" frameborder="0"></iframe>
|
Lernkarteien erstellen oder kopieren
Mit einem Upgrade kannst du unlimitiert Lernkarteien erstellen oder kopieren und viele Zusatzfunktionen mehr nutzen.
Melde dich an, um alle Karten zu sehen.
Nomineller vs. funktioneller Reiz
Nominellen Reiz erzeugt Forscher, muss nicht gleich dem funktionellen Reiz sein (= Reizwirkung beim Beobachtenden, nicht direkt beobachtbar)
Beispiel: Mich berührt eine Person mit einem Finger am Oberarm.
Der nominelle Reiz lässt sich mit physikalischen Parametern präzise und objektiv beschreiben: ausgeübter Druck, Größe und Form des Fingers, Position, an der mich der Finger berührt, ....
Für den funktionellen Reiz gibt es dagegen viele Möglichkeiten. Bewege ich mich z.B. gerade in einem dichten Menschengedränge, nehme ich die Berührung vielleicht als Aufforderung wahr, Platz zu machen. Sitze ich dagegen verträumt auf einer Bank, lässt mich die Berührung vielleicht aufschrecken.
Ein und derselbe nominelle Reiz kann also zwei deutlich unterschiedliche Funktionen ausüben und somit unterschiedliche Informationen vermitteln, je nach Wahrnehmungszustand des Reizempfängers.
Reiz als Signal
Reiz kann als ein Signal aufgefasst werden.
Signal = physikalische Größe, der eine bestimmt Nachricht, eine bestimmte Information zugeordnet ist.
--> Ein Reiz ist also eine physikalische Größe, die Informationen von außen auf das wahrnehmende Lebewesen überträgt.
--> Also potentielle Informationsquellen
Syntaktischer Informatinsgehalt:
z.B. Frage: Ist bei Münzwurf Kopf eingetreten? Antwort bei Münzwurfbei Münzwurf Ja oder Nein = 1 bit
Vernachlässigt allerdings Wertigkeit der Information, es geht nur um die Informationsmenge
s. 26/28 nicht verstanden!
Was ist Transinformation?
Die Teile der Information, die vom Sender tatsächlich beim Empfänger ankommen
-> Nachricht wird an Empfänger gesendet, kommt nie so an, wie sie ursprünglich gesendet wurde, aufgrund von Störungen im Kanal oder während des Decodierungsprozess. Störungen können dadurch ausgeglichen werden, dass die Nachricht wiederholt gesendet wird = Redundanz der Nachricht.
s. Abb. S. 28
Für die Wahrnehmungspsychologie ist folgendes festzuhalten:
- Information hat nur, was unterscheidbar ist (mind. 2 Elemente)
- Distale Reize sind Informationsquellen
- Was von einem Reiz übertragen wird, ist Information
- Gehalt der Info bleibt erhalten, wenn er zw. verschiedenen Infoträgern wechselt = Trandsuktion des sensorisch-perzeptiven Prozesses
- Info wird in Form von Daten oder Signalen übertragen
- Info fließt zw. Informationsquelle (Reiz) und Informationsempfänger (Lebewesen)
- Informationsverarbeitung heißt, dass es eine Sequenz von Datenleitung (Transduktion) und Datnewandlung (Transformation) gibt, die aus bestimmten Stufen besteht
- Info ermöglicht die Verringerung von Ungewissheit
- Syntaktischer Informationsbegriff dazu da, technische Übertragungskapazität eines Mediums zu bestimmen und entsprechend die Information effizient in optimal übertragbare Signale zu kodieren. Für Psy nur bedingt brauchbar, da Wahrnehmungsgegebeneheiten sich nur bedingt in diskrete Signale zerlegen lassen.
top-down Prozess:
Der sensorisch-motorische Prozess wird von Prozessen beeinflusst, die man mit "Einstellung", "Erwartung", "Motiv" oder "Wissen" bezeichnet und die die Bildung des Perzeptes mit beeinflussen.
Bsp: P1 soll nach "Z" suchen, P2 nach "O" und diese markieren. Für P1 "Z" funktionell anders wirksam als für P2, für P2 "O"
bottom-up Prozess
Bildung des Perzeptes beruht primär auf dem Reiz
Das systemtheoretische Modell:
- System als "black box" s. Abb. S. 32
- System als realer Ausschnitt, ein konkretes physisches Gebilde in Raum und Zeit, in dem Prozesse und Interaktionen ablaufen
- Bsp.: Industriespion: Weiß welche Rohstoffe in Fabrik gehen, wer dort arbeitet und was am Ende rauskommt, aber kennt nicht die Prozesse die zwischendurch ablaufen, er kann festhalten: Output O = f(Input I), es fehlen aber noch die Prozesse, also muss es lauten: O = f(I, Zi)
- Zi steht für "Zwischenstand" oder "through-put"
- Modell eines Systems, um testbare Annahmen über die Zi des Systems machen zu können -> Zi sind dann hier hypothtische Konstrukte
- O=f(I, Zi) kennzeichnet einen Automaten (Modellsysteme, die einen Eingang, eine innere Verarbeitung und eine Ausgabe haben
- Automaten ohne Zi selten, zB. Kugel, die Regenrinne runter rollt, mit Zi: Kugel im Flipperautomat
- Automaten fallen alle Machinen, aber auch Organismen oer Gesellschaften
- Problem: versch. Zi können zum selben Output führen, d.h. man kann Zi nur vollständig kennen, wenn man sie selber gemacht hat
- Durch Modelle versucht man Licht in die black box zu bringen, man kann aber schnell an die Grenze des experimentbasierten Modellierens kommen
Allgemeine Verhaltensgleichung von Kurt Lewin (1963)
Beim Menschen ähnliches Problem wie bei black box, wenn es um die innere, psychische Organisation geht.
lt. Lewin: Verhalten eine Funktion der Umwelt (außen) und der Person (innen) V = f(U, P)
Gleichung so allgemein, deswegen nicht sehr informativ
mentales System als Transformationssystem
black box enthält versch. Zi, in der z.B. ein Reiz nacheinander oder parallel verarbeitet wird, bis Output raus kommt. S. Abb. S. 34
--> Das mentale System ist kein reines Transduktionssystem wie eine Wasserleitung, sondern ein Transformationssystem.
Wahrnehmungspsychologie will Regeln dieser Transformationen ausfindig machen
- für Forscher wichtig, ob Verarbeitung parallel (langsam) oder seriell (schnell) ist, ist am Output nicht mehr zu erkennen
- Modelle sind wichtige Vereinfachungen, um komplexe Prozesse verständlich zu machen (s. Abb. S. 35 Bsp. am Reiz)
Das Wissen als Inhalt des Gedächtnisses kann letztlich auf allen Stufen des Informationsverarbeitungsprozesses die Perzeptbildung beeinflussen.
Was ist die Wahlreaktionssituation?
VP wird Reiz angeboten und muss so schnell wie möglich antworten, Fehler sollten vermieden werden (so wie IAT mit schwarzen und weißen) -> es mus also eine Zuordnung getroffen werden, also S1 reagiert auf R2 usw.
vgl. Abb. S. 36
Mentale Prozesse umfassen mehrere Zeitskalen:
lt. Anderson mind. 7-12 Größenordnungen, s. S. 37
V.a. Lern- und Entwicklungsprozesse führen zur Veränderung von Zi und deren "Programme"
Um ein komplexe System wie z.B. das Mentale beim Menschen zu modellieren, müssen vereinfachende Annahmen getroffen werden wie die
Verschiedenen Thesen im Paradigma der Informationsverarbeitung:
- Dekompositionsthese: lange andauernde Lernprozesse oder komplexe Programme können in kleinere Einheiten zerlegt werden, bis eine weitere Zerlegung funktional irrelevant wird. (Frage: Welche Auflösungsgröße soll anvisiert werden?)
- Relevanzthese: Mikrostruktur ist relevant für die Produkte auf hächster Ebene. Allerdings unklar, wie Mikro- und Makroebene zusammenhängen. (Einfache Additivität bei einem komplexen System nicht angebracht)
- Modellierungsthese: höchste Ebene lässt sich unter Rückgriff auf elementare Prozesse erklären. Kognitive Modellierungen nötig um Lücken zu schließen, die Experimente nicht schließen konten.
=> Kaum eine Chance auf Mikroebene zu kommen, wenn man nicht das ganze System berücksichtigt. Thesen daher pragmatisch verknüpft, um überhaupt voran zu kommen, wenn man komplexe Prozesse erforschen möchte.
Je weiter man aber auf der Zeitskala mentaler Aktivitäten nach "oben" steigt, desto wichtiger werden holistische (ganzheitlich) Strukturen wie "Sinn" und "Verstehen"
Wahrnehmung und Re-Aktion: Die Wahrnehmung im Dienste des Handlungserfolges:
- kontemplative (besinnlich, beschaulich) Sicht der Wahrnehmung
- Wahrnehmen dient Erkennen, aber v.a. dem erfolgreichen Handeln
- jede Aktion verändert auch die Wahrnehmung
- Handeln dient auch der Herstellung einer bestimmten Wahrnehmung (Bsp. Faden in Nadelöhr: ich nehme wahr, dass Faden durch Öhr muss und verwirkliche diese Wahrnehmung)
- Erfolg des Handelns besteht in der Bewältigung von Anforderungen aus der Umwelt, allgemein in der Anpassung an diese.
- Prinz und Aschersleben ´95: Sehen die biologische Funktion der perzeptiven Systeme darin, Organismen mit Information für die umgebungsgerechte Planung und Ausführung ihrer Handlungen zu versorgen.
- Handlungen daraufhin geplant, um in der Umgebung eine best. Veränderung zu bewirken
- Vorraussetzung: Unterscheidung zw. Veränderungen, die man selbst verursacht hat und die man nicht verurschat hat
- Automatenmodellgleichung muss erweitert werden:
Ot=i = f(I, Zi, Ot=i-1)
-> Eine Handlung kann von einer Vorgängerhandlung abhängen
Was ist das Rückkopplungsprinzip?
Die Handlung kontrolliert die Wahrnehmung
(dynamisch Systeme, die sich selber regeln)
s. Bsp. S. 39
Closed-loop-control: Störgröße kann vom nächsten Ausgangspunkt subtrahiert werden
Open-loop-control: Störgröße kann nicht vom nächsten Ausgangspunkt abgezogen werden
Was ist Wahrnehmung?
Die Aktivität der Sinnesorgane und Sinnesrezeptoren, sowie die damit einhergehenden psychischen Prozesse, die es Lebewesen ermöglichen, Informationen aus der Umgebung aufzunehmen, um sich erfolgreich an die Anforderungen der Umgebung anpassen zu können.
Was ist die Grundannahme der Wahrnehmungspsychologie?
Sinne vermitteln Informationen über die Umgebung eines Lebewesens.
--> bedeutende Quelle unserer Erfahrung ist daher die Aktivität unserer Sinne
Was ist die Grundannahme des Empirismus?
Was nicht in den Sinnen war, wird auch nicht in den Verstand kommen.
Wichtiges Ziel der Wahrnehmungspsychologie:
Erforschen, wie die Sinnessysteme funktionieren.
Umgebung muss ebenfalls mit einbezogen werden.
(Am Verhalten ist zu erkennen, ob die aus der Umgebung aufgenommene Information zu erfolgreichen Anpassungsleistungen an die Umgebung führt)
Was ist das Grundproblem der Wahrnehmungspsychologie?
Wie kommt die Welt in den Kopf?
("Kopf" wurde gewählt, weil wir wissen, dass die Leistungen der Sinnessysteme, die Genese (Entstehung, Entwicklung) der Wahrnehmung und Erkennensleistungen ohne das intakte Funktionieren des Gehirns nicht zustande kommen.)
Was bedeutet Genese?
Entstehung, Entwicklung
Einteilung der Sinne nach verschiedenen Kriterien:
Wahrnehmungserleben:
- fünf Sinne = Sinnesmodalitäten
- Tasten, Riechen, Schmecken, Sehen und Hören
Nahsinne Fernsinne - Druck-, Temperatur-, Schmerz- und Gleichgewichtssinn ebenfalls als Sinne zu nennen
--> es gibt also mehr als 5 Sinne!
Art der Reize:
- Rezeptorten, die durch Moleküle gereizt werden = Chemorezeptoren (Sinnessysteme der Chemorezeption sind Riechen und Schmecken)
- Mechanorezeptoren = mechanische Krafteinwirkung z.B. Druck (Vater-Pacini-Körperchen, Gleichgewichtssinn)
Funktionen der Sinnesorgane:
- Aufnahme von Reizen aus der Umgebung (Exterozeption), aus dem Körperinneren (Interozeption) und Wahrnehmung von Lage, Stellung und Bewegung von Körperteilen und des gesatmen Körpers (Propriozeption)
- Sensibilität für innere Organe (Viscerozeption) gehört zur Interozeption
- Somatosenorik, wenn v.a. Haut-Skelettmuskelsystem betrachtet wird
- Zusammenspiel der Sinne mit dem motorischen System = sensu-motorische Systeme
Was ist hier mit dem Wort "System" gemeint?
Zusammenwirken zahlreicher Komponenten, die eine Funktionseinheit bilden.
Was bezeichnet der Begriff "Koordination"?
Den Umstand, dass Körperteile nicht gleichzeitig, in beliebiger Reihenfolge mit beliebiger Kraft und beliebiger Dauer bewegt werden können.
Ökologische Wahrnehmungstheorie:
Das Sinnessystem dient nicht dazu, die Umgebung abzubilden, sondern um effektives Handeln zu ermöglichen.
-> Sensorik und Motorik müssen zusammenwirken, um Kombination des Eigenkörpers mit Fremdkörpern zielkonform zu koordinieren
--> Koordinationsproblem des Organismus
Abgrenzung Selbst - Nichtselbst:
unter Begriff Propriozeption fallen auch Wahrnehmungen, die zur Abgrenzung des Körperselbst vom Nicht-Selbst dienen.
Wichtigster Vertreter der ökologischen Wahrnehmungstheorie: James J. Gibson:
gab Exterozeption und Propriozeption besondere Bedeutung
-> Fremdverursachte Erregungen - exterozeptiv, selbstverursachte - propriozeptiv
--> Danach kann ein Sinensorgan sowohl im Dienste der Exterozeption wie auch der Propriozeption stehen
distaler - proximaler Reiz:
distaler Reiz: Die Objekte und die physikalischen Prozesse der Umgebung. Distale Reize wirken auf Rezeptoren, so dass sich Zustände dieser Rezeptoren verändern (elektro-chemische Zustandsänderung)
proximaler Reiz: Erregung und die Rezeptorenerregung. Transformation der physikalischen Energie des distalen Reizes in Erregung
Kontaktprinzip des Reizes:
Ein Reiz ist etwas, das in Kontakt mit den Rezeptoren eines Organismus tritt, diese verändert, so dass diese „gereizt“ sind. Diese Erregung führt zu Änderungen mechanischer, chemischer
und elektrischer Eigenschaften von Rezeptoren, was wiederum zu Änderungen der elektrochemischen Eigenschaften der mit diesen verbundenen Nervenzellen führt. Auch hier gilt das Kontaktprinzip. Die Erregung wird von Zelle zu Zelle weitergegeben, von der Peripherie des Organismus zu den zentralen Verarbeitungsbereichen des Gehirns (Afferenz).
Die Frage nach dem Schicksal des Reizes (Ulric Neisser, Abb. S. 20):
Erforschung der physikalischen Wirksamkeit eines Reizes hat das Problem, dass Reizung und Wahrnehmung nicht unimittelbar aufeinander folgen. Zw. Reiz und Wahrnehmung liegen komplizierte Vorgänge. Welcher Art diese Phase der Transfomration ist, ist ein zentrales Problem der Wahrnehmungs- und Kognitionforschung:
Frage nach dem Schicksal des Reizes
Was ist ein Prozess?
Eine Folge von Ereignissen im Sinne von Zustandsänderungen.
"Reizung" dauert meist länger als nur einen Augenblick, deswegen spricht man von sensorischen Prozessen und von Wahrnehmungsprozess.
-
- 1 / 39
-