Lohaus Kapitel 12
FUH SS15
FUH SS15
Set of flashcards Details
Flashcards | 24 |
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Language | Deutsch |
Category | Psychology |
Level | University |
Created / Updated | 18.06.2015 / 26.09.2017 |
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Kognitionen
Kognitionen sind mentale Prozesse, die häufig ganz allgemein mit dem Oberbegriff »Denken« bezeichnet werden. Zu den kognitiven Fähigkeiten gehören unter anderem Lern- und Gedächtnisprozesse, Informationsverarbeitungs- und Problemlösekompetenzen, Handlungsplanung und -steuerung sowie Wissenserwerb und komplexere Denkprozesse.
Kognitive Prozesse
Kognitive Prozesse sind die Grundlage vieler Kompetenzen und Fähigkeiten. Die kognitive Weiterentwicklung bei Kindern und Jugendlichen geht Hand in Hand mit dem Fortschritt in anderen Entwicklungsbereichen. So sind beispielsweise die sprachliche, die intellektuelle und die Wahrnehmungsentwicklung eng mit der kognitiven Entwicklung verknüpft und teilweise sogar mit ihr kongruent.
Piagets Theorie der kognitiven Entwicklung
Piaget geht davon aus, dass der kognitiven Entwicklung eine Abfolge von 4 qualitativ unterschiedlichen Entwicklungsstadien zugrunde liegt. Diese Abfolge wird nach Piaget von allen Kindern universell durchlaufen.
Assimilation und Akkommodation sind stadienübergreifende Prozesse, die das kindliche Denken vorantreiben. Wie die kognitive Weiterentwicklung jedoch genau abläuft bzw. welche konkreten Prozesse und Mechanismen beteiligt sind, wird in Piagets Theorie nicht beschrieben.
Soziokulturelle Theorien
Im Gegensatz zu Piagets Theorie messen soziokulturelle Theorien der Umwelt des Kindes eine zentrale Rolle im Hinblick auf die kognitive Entwicklung bei (z. B. Vygotskij). Diese Theorien sehen soziale Interaktionsprozesse als wichtigste Antriebsmechanismen der Weiterentwicklung des kindlichen Denkens.
Dieses geschieht u. a. dadurch, dass Eltern oder andere Personen ihre Kinder bei bestimmten Tätigkeiten so unterstützen, dass sie Leistungen vollbringen, die sie ohne diese Hilfe nicht zeigen könnten. Durch diese soziale Unterstützung erreichen Kinder ein höheres Fähigkeitsniveau, ohne dass sie dabei überfordert wären.
Wissen wird in sozialen Interaktionen auch direkt vermittelt, z. B. durch Erklärungen, Unterweisungen und dadurch, dass bestimmte Tätigkeiten und Handlungen modellhaft gezeigt werden. Dieses bezieht sich auch darauf, dass Kinder mit bestimmten Kulturwerkzeugen vertraut gemacht werden.
Domänenspezifisches Kernwissen
Die Theorie des domänenspezifischen Kernwissens geht im Gegensatz zu Piaget davon aus, dass Kinder nicht nur mit angeborenen allgemeinen Lernfähigkeiten ausgestattet sind, sondern dass sie in einzelnen Inhaltsbereichen ein intuitives Kernwissen haben. Dieses erleichtert ihnen auch den Erwerb neuen Wissens in eben diesen Bereichen und führt dazu, dass der Entwicklungsstand im Hinblick auf verschiedene
Inhaltsbereiche nicht einheitlich sein muss.
Psychologisches Grundwissen beinhaltet u. a. die Theory of Mind. Hier zeigte sich beispielsweise, dass
Kinder schon im Alter von etwa 3 Jahren dazu in der Lage sind, andere Menschen zu täuschen
Informationsverarbeitungstheorien
Informationsverarbeitungstheorien versuchen im Detail zu erklären, wie kognitive Prozesse ablaufen. Sie gehen von einer kontinuierlichen Entwicklung kognitiver Fähigkeiten im Altersverlauf aus, die nicht durch bestimmte Entwicklungsstufen gekennzeichnet ist. Der Mensch wird als Problemlöser und Planer verstanden, der durch Aufmerksamkeits-, Gedächtnis- und Lernprozesse zu Denk- und Behaltensleistungen fähig ist. Dabei greift er auf Wissensbestände und metakognitive Kompetenzen zurück und wendet Strategien (z. B. Rehearsal) an, wodurch die kognitiven Leistungen optimiert werden. Die zugrunde liegenden Fähigkeiten verbessern sich im Laufe der Entwicklung: So steigt beispielsweise die Verarbeitungsgeschwindigkeit, das
Wissen um und der Einsatz von kognitiven Strategien nimmt zu und das Vor- und Grundwissen zu vielerlei Themen wächst. Der Entwicklungsprozess ist nach den Informationsverarbeitungstheorien im Gegensatz
zu Piagets Annahmen eher durch quantitative als durch qualitative Veränderungen zu charakterisieren. Das kindliche Denken entwickelt sich fortdauernd dadurch, dass die Fähigkeiten in den oben beschriebenen Bereichen zunehmen. Ähnlich wie in Piaget Theorie spielt auch bei diesen Theoriegruppen die soziale Umwelt eine eher untergeordnete Rolle.
Komponenten der Sprachentwicklung
Wenn man sich mit der Entwicklung der Sprache befasst, stellt man schnell fest, dass sich viele Teilkomponenten der Sprache unterscheiden lassen, die sämtlich Entwicklungsprozessen unterliegen. Im Folgenden sollen lediglich die wichtigsten Teilkomponenten der Sprache kurz voneinander differenziert werden. Klassisch ist dabeizunächst die Unterscheidung zwischen Syntax, Semantik, Pragmatik und Phonologie.
Definition: Syntax Semantik Pragmatik Phonologie
Als Syntax wird das Regelsystem der Sprache bezeichnet, das die jeweilige Sprachgrammatik definiert. Die Semantik bezieht sich demgegenüber auf die Bedeutung der Sprache und dementsprechend also auf die Inhalte, die mit einem Wort bzw. einem Satz ausgedrückt werden. Mit Pragmatik ist das Wissen über die Verwendung von Sprache zur Kommunikation gemeint, während Phonologie sich auf das Lautsystem
der Sprache bezieht.
Morpheme
Innerhalb der Semantik bilden die Morpheme die kleinsten bedeutungstragenden Einheiten. Beispielsweise enthält das Wort »Schirme« zwei Morpheme: Neben dem Bedeutungsinhalt von »Schirm« wird durch das Anhängen eines »e« darauf hingewiesen, dass es sich um mehrere Schirme handelt.
Phoneme
Innerhalb der Phonologie bilden wiederum die Phoneme die kleinsten lautlichen Einheiten. Sie charakterisieren also die einzelnen Laute, die in einem Sprachsystem vorkommen.
metalinguistische Wissen
Als weitere Komponente der Sprache wird vielfach weiterhin das metalinguistische Wissen angesehen. Es handelt sich hier um das Wissen eines Menschen über das System der Sprache. Es geht dabei insbesondere um das Wissen über die Eigenschaften von Sprache(n) und über den Sprachgebrauch. Auch das metalinguistische Wissen unterliegt einem Entwicklungsprozess.
Sprache und Gehirnentwicklung
Vor allem bei Rechtshändern werden die Sprachfunktionen überwiegend von der linken Hirnhälfte kontrolliert. Bei Linkshändern gibt es sowohl den Fall einer überwiegenden Kontrolle durch die rechte Hirnhälfte als auch eine beidseitige Lokalisation der Steuerungsfunktionen. Vor allem das Wernicke- sowie das Broca-Areal werden mit Sprachfunktionen in Verbindung gebracht. Das Wernicke-Areal ist dabei im Wesentlichen für das Sprachverständnis und das Broca-Areal für die Sprachproduktion
zuständig.
Die Spezialisierung der Hirnhälften
Die Spezialisierung der Hirnhälften ist teilweise schon pränatal erkennbar und setzt sich im Laufe der Kindheit weiter fort. Gleichzeitig zeigt sich jedoch auch, dass andere Hirnregionen diese Funktionen übernehmen können, wenn die Hirnregionen, die typischerweise für die Sprachentwicklung zuständig sind, in den ersten Lebensjahren verletzt werden. Gerade in den ersten Lebensjahren zeigt das Gehirn eine erstaunlich hohe Plastizität, um Funktionsausfälle zu kompensieren.
sensible Periode für den Spracherwerb
Die hohe neuronale Plastizität wird auch als wesentliche Grundlage für die besonderen sprachlichen Lernfähigkeiten von Kindern verantwortlich gemacht. Es wird überwiegend davon ausgegangen, dass es eine sensible Periode für den Spracherwerb gibt, die mit dem Abschluss der Hirnlateralisation beendet ist. In dieser Periode fällt der Spracherwerb besonders leicht und geht weitgehend ohne bewusste Lernanstrengung vonstatten. Frühe Belege für diese These stammen aus Untersuchungen an Kindern mit
Misshandlungserfahrungen.
Fallbeispiel Genie
Das Fallbeispiel wird als Beleg dafür angesehen, dass die Hirnspezialisierung spätestens in einem Alter von 13½ Jahren weitgehend abgeschlossen ist. Daher unterstützt es die These, dass ein normaler Spracherwerb nach dieser Phase stark eingeschränkt ist.
Sprachkompetenzen bei Immigranten
So lässt sich zeigen, dass die Sprachkompetenzen bei Immigranten umso höher sind, je früher sie in einen
neuen Sprachkontext gewechselt sind. Vor allem Immigranten, die schon als Kind mit einem Wechsel in einen neuen Sprachraum konfrontiert waren, hatten kaum Probleme, die neue Sprache schnell und akzentfrei zu lernen.
zwei Sprachen parallel erwerben
In diesem Zusammenhang ist erwähnenswert, dass es Kindern in der Regel ebenfalls nicht schwer fällt, zwei Sprachen parallel zu erwerben. Kinder, die bilingual aufwachsen, weil beispielsweise ihre Eltern unterschiedliche Sprachen mit ihnen sprechen, scheinen dadurch selten verwirrt zu sein, sondern schaffen es in der Regel, beide Sprachsysteme zu erwerben.
Das mühelose und eher beiläufige Erlernen einer weiteren Sprache in der Kindheit, das ohne bewusstes Sprachlernen erfolgt, unterstreicht die besondere Lernbereitschaft für Sprachen während der Kindheit.
KategorialeWahrnehmung von Sprachlauten
Um zunächst die Sprachinformation der Umgebung zu segmentieren, muss ein Kind in der Lage sein, Sprachlaute voneinander zu unterscheiden. Die Frage ist also, ob Kinder bereits am Anfang ihrer Entwicklung Sprachlaute voneinander abgrenzen können und – darüber hinaus – ob Abgrenzungen zwischen den Sprachlauten identisch zu denen Erwachsener sind. Um zu prüfen, ob Säuglinge zwischen Sprachlauten unterscheiden können, kann man ihnen einen Sprachlaut bis zur Habituation präsentieren
und ihnen danach einen anderen Sprachlaut vorspielen. Wenn der Säugling zwischen den Sprachlauten differenzieren kann, sollte es zur Dishabituation kommen.
Lautkategorien
Mit dieser Voice Onset Zime Technik ließ sich zeigen, dass die Lautgrenzen, ab der die Säuglinge einen anderen Laut wahrnahmen, identisch mit denen von Erwachsenen waren. Dadurch konnte nachgewiesen werden, dass Säuglinge viele Lautkategorien wie Erwachsene unterscheiden
Eingrenzung der unterscheidbaren Sprachlaute
Es ließ sich jedoch auch zeigen, dass Säuglinge sogar mehr Lautkategorien unterscheiden als Erwachsene. Dies weist darauf hin, dass sich das Lautspektrum, das Kinder unterscheiden können, im Laufe der Entwicklung auf das Lautpotenzial einschränkt, das in dem umgebenden Sprachraum von Relevanz ist.
Die Eingrenzung des Lautpotenzials zeigt sich nicht nur bei der Sprachwahrnehmung, sondern auch bei der Sprachproduktion. Auch hier zeigt sich eine zunehmende Einschränkung auf das Lautpotential der sprachlichen Umgebung.
Abgrenzung von Spracheinheiten
Auch Säuglinge sind also bereits dazu in der Lage, Sprachlaute voneinander abzugrenzen.Um dies nachzuweisen, wurde eine Konditionierungstechnik eingesetzt, bei der den Säuglingen beigebracht wird, ihren Kopf in eine bestimmte Richtung zu drehen, sobald sie einen Laut oder eine Lautkombination gehört haben
Fähigkeit zur Identifikation von Lautkombinationen im Sprachfluss
In einer weiteren Studie wurde Säuglingen in einer Serie von Testdurchgängen ein Tondokument vorgespielt, das aus vier verschiedenen mehrsilbigen Kunstwörtern bestand, die ohne Pause zwischen den Wörtern aneinandergereiht waren. Im Anschluss wurden den Kindern dieselben Kunstwörter oder andere Kunstwörter vorgespielt, die dieselben Silben, aber in anderer Kombination enthielten. Die Säuglinge brachten den Kunstwörtern in neuer Kombination mehr Aufmerksamkeit entgegen, wodurch deutlich wird, dass sie die bereits bekannten Kunstworte wiedererkannt hatten. Auch dies zeigt, dass bereits Säuglinge dazu in
der Lage sind, nicht nur Laute, sondern auch Lautkombinationen im Sprachfluss zu identifizieren.
Bildung von Begriffskategorien
Die Wissensbestände, die im Laufe der Entwicklung generiert werden, entstehen nicht allein durch Informationsaufnahme und Informationsverknüpfung. Eine wesentliche Bedeutung kommt zusätzlich Kategorisierungsprozessen zu, die Ordnung in die Vielfalt der Informationen bringen, die im Organismus eintreffen. Ohne die Fähigkeit, Informationen zu kategorisieren, wäre jede Information einzigartig und es müsste jedes Mal neu entschieden werden, wie auf die Information zu reagieren ist. Kategorisierungen
erleichtern also das Verständnis der Umgebung und dadurch gleichzeitig die Reaktionsbildung. Die Kategorien bilden zudem eine bedeutende Basis für die Sprachentwicklung.
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