LE I.3 Sich bewegen - Dekubitus und Dekubitusprophylaxe
Krankenpflegeausbildung, Unterkurs
Krankenpflegeausbildung, Unterkurs
Kartei Details
Karten | 19 |
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Lernende | 13 |
Sprache | Deutsch |
Kategorie | Medizin |
Stufe | Berufslehre |
Erstellt / Aktualisiert | 21.04.2013 / 12.06.2022 |
Weblink |
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Stadieneinteilung Dekubitus
Stadium I: nicht wegdrückbare Rötung
Stadium II: teilweiser Verlust der Haut und offene Wunde mit hellrotem Wundbett ohne Belag oder offene/geschlossene seröse Blase
Stadium III: Subkutis möglicherweise sichtbar, aber Muskeln, Knochen oder Sehnen nicht, Beläge auf der Wunde möglich, Unterminierungen oder Untertunnelungen ebenfalls möglich
Stadium IV: vollständiger Verlust aller Gewebsschichten mit freiliegenden Knochen, Muskeln und Sehnen, Beläge und Schorf an manchen Stellen möglich, Unterminierungen und Untertunnelungen ebenfalls möglich
Pathomechanismus der Dekubitusentstehung
Druck und Zeit als verursachende Faktoren
führen zu
Mangeldurchblutung
führt zu
Sauerstoff- und Nährstoffmangel --- Anhäufung saurer Stoffwechselprodukte --- irreversiblen Nervenschädigungen
führen zu
Weitstellung der Gefäße
führt zu
Flüssigkeitsaustritt
führt zu
Ödembildung --- Blasenbildung --- Gefäßthrombose
führen zum
DEKUBITUS
Mobilität vs. Immobilität
Mobilität: Fähigkeit, sich in seiner Umgebung frei zu bewegen und die Aktivitäten des täglichen Lebens unabhängig auszuführen
Immobilität: Unfähigkeit, sich frei zu bewegen
Zwischen den Polen Mobilität-Immobilität existieren viele Stufen von Bewegungseinschränkungen
Prophylaxe
Verhütung und Vorbeugung von Krankheiten, Komplikationen oder zusätzlichen Erkrankungen, Erhalt von Gesundem
Faktoren zur Entstehung eines Dekubitus
Druck: Auflagedruck (Kraft pro Fläche) als komprimierende Kräfte oder Scherkräfte
Druckdauer (Zeit) und Druckstärke (Intensität)
Gewebetoleranz für Druck und Sauerstoff (Druckempfindlichkeit)
Faktor Druck bei der Dekubitusentstehung
übersteigt der Auflagedruck den Druck in den Kapillargefäßen (47mmHg) reagiert der Körper mit einer Erhöhung des Kapillardrucks (Kompensationsmechanismus, dieser versagt allerdings wenn der Auflagedruck sich dem diastolischen Druck annähert - Kapillaren werden dann komprimiert, wobei eine vollständige Komprimierung zu einer Minderdurchblutung führt)
zwei Formen von Druck sind entscheidend: komprimierende Kräfte und Scherkräfte
komprimierende Kräfte: wirken senkrecht auf das Gewebe ein, können von außen (Matratze, Falten, Krümel etc.) und innen (Knochen) wirken
Scherkräfte: wirken parallel zum Gewebe und führen zu Verschiebungen zweier Gewebeschichten (beim Sitzen oder Herunterrutschen im Bett streben das Skelett und die unteren Hautschichten gemäß der Schwerkraft nach unten, während die oberen Anteile der Muskeln in der ursprünglichen Position verbleiben), durch die Verschiebung kommt es zur Dehnung oder zum Zerreißen der Blutgefäße in der Subkutis (Mangeldurchblutung)
Faktoren Druckdauer und Druckstärke bei der Dekubitusentstehung
Beeinflussung durch verschiedene Faktoren:
- Unterlage
- Körperposition
- Mobilität und Aktivität
- Körpergewicht
- Hautfeuchtigkeit
- Schmerzempfinden und Schmerzreaktion
Die Zeit bis zum Eintreten eines Dekubitus kann je nach individueller Gewebetoleranz deutlich unter zwei Stunden liegen!
neue pathophysiologische Erkenntnis: ein hoher Druck für kurze Zeit schädigt das Gewebe mehr als ein langandauernder niedriger Druck
Vorsicht beim Sitzen, hier entsteht äußerst schnell ein Dekubitus, Lagerungshilfsmittel sind zu benutzen (Sitzkissen)!
Gewebetoleranz für Druck und Sauerstoff
Gewebetoleranz: Fähigkeit von Haut und Unterhautfettgewebe, Druck ohne schädigende Folgen zu ertragen
der Begriff Gewebetoleranz fasst individuelle Risikofaktoren zusammen, die das Entstehungsrisiko beeinflussen ohne direkt in Zusammenhang mit Dauer und Intensität von Druck und Scherkräften zu stehen
Gewebetoleranz für Druck - Risikofaktoren
- Gewebemasse (kachektische oder gelähmte Patienten)
- hohes Alter
- Dehydratation vermindert Elastizität der Haut
- Glukokortikoidtherapie über eine längere Zeit beeinflusst die Kollagenbildung und die Regeneration von Blutgefäßen
- Eiweiß- und Vitamin-C-Defizit behindern ebenfalls Aufbau von Kollagen, ein Eiweißdefizit verstärkt ebenfalls noch die Glukokortikoidwirkung
- Stress führt zu einer Kortisolausschüttung, das wiederum die Kollagenbildung behindert
Gewebetoleranz für Sauerstoff - Risikofaktoren
- Fieber (Schwitzen führt zur Austrocknung des Körpers und zu einem erhöhten Sauerstoffbedarf des Gewebes)
- Betablocker reduzieren die Hautdurchblutung um 20-30%
- Eiweißmangel führt zu Ödemen (die die Sauerstoffversorgung vermindern)
- Nikotinabusus führt zu Arteriosklerose (führt zu vermindertem Blutfluss und zu verminderter Sauerstoffversorgung)
- Lungenerkrankungen, Anämien und Diabetes mellitus führen zu einer reduzierten Sauerstoffversorgung und zu Gefäßveränderungen
- Hypotonie kann über Druck das Risiko erhöhen
Dekubituslokalisationen
besonders an den Stellen, an denen sich zwischen Haut und Knochen keine oder nur wenig Muskulatur und Unterhautfettgewebe befinden
Prädilektionsstellen in Rückenlage: Kreuzbein, Steißbein, Fersen, Schultern, Hinterkopf, Wirbelsäule, Ellenbogen
Prädilektionsstellen in Seitenlage: Ohrmuscheln, Trochanter major, Knie, Ellenbogen, Fußknöchel
Prädilektionsstellen im Sitzen: Fersen, Fußballen, Hinterkopf, Sitzbeinhöcker, Wirbelsäule, hintere Seite des Oberschenkels
Prädilektionsstellen in Bauchlage: Stirn, Ellenbogen, Beckenknochen, Rippen, Kniescheiben, Zehen
Einschätzung des Dekubitusrisikos
Einschätzung des Risikos bei Aufnahme durch eine erfahrene Pflegekraft (Expertenstandard)
Aktivität-Mobilität-externe Risikofaktoren (Katheter, Sonden etc.)
Skalen: Bradenskala, Nortonskala
Maßnahmen der Dekubitusprophylaxe
da Druck und Zeit die Hauptursachen sind haben Druckentlastung und Druckreduzierung gefährdeter Körperstellen oberste Priorität
diese erfolgen durch: Bewegungsförderung, Lagewechsel, Bewegungshilfsmittel
unterstützende Maßnahmen wie Ernährung und Hautpflege beeinflussen die Gewebetoleranz
Überprüfung der Wirksamkeit mindestens einmal täglich durch Hautbeobachtung
Bewegungsförderung als Dekubitusprophylaxe
Erstellung eines individuellen Bewegungsplans mit Bewegungs- und Lagerungsintervallen (Makro- und Mikrobewegungen)
vorhandene Eigenbewegung ist zu fördern
alle Bewegungsmaßnahmen sind möglichst reibungs- und scherkräftearm durchzuführen
Lagewechsel als Dekubitusprophylaxe
regelmäßiger Lagewechsel führt zu einer zeitweisen vollständigen Druckentlastung einzelner Hautbezirke
auch bessere Entlastung bereits vorhandener Dekubitus (bessere Heilung)
notwendige Lagerungsintervalle sind individuell zu bestimmen (Richtwert 2 Stunden, Beobachtung mittels Fingertest ob Intervall ausreichend)
Bewegungshilfsmittel zur Dekubitusprophylaxe
Wechseldruckmatratzen
Weichlagerung
Superweichlagerung
temporäre Freilagerung
Wasserkissen, Fersen- und Ellenbogenschoner, Watteverbände, Gummiringe und künstliche Felle reduzieren das Dekubitusrisiko nicht!
Bewegungsförderung ist einer Weich- und Hohllagerung vorzuziehen!
Weichlagerungsmatratzen schränken Eigenwahrnehmung des Patienten ein!
Dekubitusprophylaxe nach aktuellem (2010) Expertenstandard (DNQP)
- Risikoeinschätzung bei Aufnahme und unverzüglich bei Veränderungen des Zustands oder der Umstände
- individueller Bewegungsplan
- Einsatz von druckverteilenden Hilfsmitteln
- Angehörigen- und Patientenberatung und -aufklärung
- Aufklärung der gesamten an der Versorgung beteiligten Personen über die geplanten Maßnahmen
- regelmäßige Hautbeobachtung
Reihenfolge: initiale Risikoeinschätzung zu Beginn (Aktivität-Mobilität-externe Risikofaktoren), danach ggfs. bei potentiellem Risiko differenzierte Einschätzung und Planung der Pflegemaßnahmen
Dekubitus
Definition: eine örtlich begrenzte Schädigung der Haut und/oder des darunter liegenden Gewebes, in der Regel über Knochenvorsprüngen. Er ist das Ergebnis von Druck oder Druck in Kombination mit Scherkräften.
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