FT1_09
Klebtechnik
Klebtechnik
Kartei Details
Karten | 31 |
---|---|
Sprache | Deutsch |
Kategorie | Technik |
Stufe | Universität |
Erstellt / Aktualisiert | 29.06.2015 / 28.06.2017 |
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Oberflächenaufbau von Fügeteilwerkstoffen
welche Schichten müssen vor dem Kleben entfernt werden?
Ausgehend von dem Grundwerkstoff mit seiner je nach Herstellungsbedingungen spezifischen Gefüge- bzw. Polymer-struktur und Festigkeit sind zu unterscheiden:
Die Grenzschicht, mit gegenüber dem Grundwerkstoff veränderten physikalischen und/oder mechanischen Eigenschaften, z.B. verursacht durch eine nachträgliche Verformung.
Die Reaktionsschicht, entstanden durch eine natürliche oder künstliche chemische Veränderung der Grenzschicht.
Die Adsorptionsschicht, gebildet durch Aufnahme artfremder Moleküle (z.B. Wasser, Gase). Im Gegensatz zu der Reaktionsschicht handelt es sich hierbei um eine weitgehend reversible Schichtbildung.
Verunreinigungen, die sich in nicht zu definierender Schichtdicke in Form fester (Staub, Schmutz) oder flüssiger (Öle, Fette, Feuchtigkeit) Substanzen auf der Oberfläche befinden können.
Oberflächenvorbereitung
Das Ziel der Oberflächenvorbereitung ist die Herstellung klebbarer Flächen, die Oberflächenvorbehandlung dient zur Verbesserung der Adhäsionsbedingungen während die Oberflächennachbehandlung zur Erhaltung oder sogar zur weiteren Verbesserung der Adhäsionsbedingungen angewendet wird.
Säubern
Unter Säubern ist das Entfernen von anhaftenden Schichten wie Schmutz, Rost, Lacken etc. zu verstehen. Die Säuberung wird meist über mechanische Verfahren (Bürsten, Schleifen) realisiert.
Klebfläche herstellen
Das wesentliche Ziel dieses Schrittes ist das Erreichen gleichmäßiger Klebschichtdicken bzw. paralleler Klebfugen. Dies geschieht z.B. durch Entfernen von Graten oder Richten der Fügeteile.
Entfetten
Nur fettfreie Oberflächen ermöglichen eine einwandfreie Benetzung des Klebstoffs. Auch bei Durchführung einer mechanischen Oberflächenvorbehandlung ist ein vorheriges Entfetten erforderlich. Gängige Entfettungsverfahren sind beispielsweise der Auftrag von Lösungsmittel oder eine Dampf-Entfettung.
diverse Oberflächenvorbehandlungsmöglichkeiten
Mechanisch
- Strahlen, Schleifen
- Bürsten, Skelettieren
Physikalisch
- Corona-Verfahren
- Niederdruck-,Atmosphärenplasmabehandlung
Chemisch
- Beizen, Trockenätzen
- Ozonisieren, Fluorieren
pyhsikalisch-chemisch
- Ionenätzen
- Beflammen
Klimatisierung
- Klimaanlagen
- Klimaschränke
Haftvermittler
- Silane
Primer (Konservierung)
- Abdeckfolien
- Lösungen
Verbesserung der Adhäsionsbedingungen
Grundsätze der konstruktiven Gestaltung von Klebverbindungen
- Kleben braucht Fläche
- Zentrischen Kraftangriff anstreben
- Spannungsspitzen vermeiden
Vermeidung unzulässig hoher Schälbeanspruchung
- zusätzliches Nieten/ Schrauben
- Umfalzen
- Flächenvergrößerung
- Steifigkeitserhöhung
Welche Belastungsarten treten auf und wie gut können Klebverbindungen diese Belastung aushalten?
Scherung (exzentrisch) --> sehr gut
Scherung (zentrisch) --> sehr gut
Schälung --> schlecht
Spaltung --> schlecht
Torsion --> sehr gut
Zug --> okay
Welche Maßnahmen müssen ergriffen werden vor einer Klebung?
• Oberflächenvorbereitung
• Oberflächenvorbehandlung
• Oberflächennachbehandlung
Oberflächenvorbehandlungsmethoden von Kunststoffen
- Nasschemisches Beizen
-Corona Verfahren
- Beflammen
- Skelletieren
- Niederdruck Plasma
- Atmosphären Plasma
Erläutern Sie, warum für die Ausbildung der spezifischen Adhäsionskräfte eine gute Benetzung der Fügeteiloberflächen von besonderer Bedeutung ist!
Eine Annäherung zwischen Klebstoff und Fügeteiloberfläche auf molekularer Ebene ist aufgrund der kurzen Reichweite chemischer und physikalischer Bindungsarten die notwendige Voraussetzung für die Ausbildung ausreichender Haftungskräfte.
Da einem armen Maschinenbau-Studenten sein BAFÖG gekürzt wurde, arbeitet er
nebenbei für eine Werbeagentur und hat die Aufgabe an sämtlichen Nachtklubs in Aachen Werbeaufkleber für das neueste Bier-Mix Getränk aufzukleben. An der aus verzinktem Stahl bestehenden Tür des Nachtklubs „Starfuchs B7“ scheinen die Aufkleber allerdings nicht zu halten. Aus der Vorlesung „Schweißtechnik I“ lernt er nun, dass der Oberflächenaufbau von Fügeteilwerkstoffen aus mehreren Schichten besteht. Einige dieser Schichten müssen für die „Herstellung von klebbaren Flächen“ entfernt werden.
Nennen sie diese Schichten und kreuzen sie an, ob die genannten Schichten für das „Herstellen von klebbaren Flächen“ entfernt werden müssen.
Verunreinigungen X
Adsorptionsschicht X
Reaktionsschicht (X)
Grenzschicht
Grundgefüge
Reaktionsschicht der verzinkten Tür muss nicht zwangsläufig entfernt werden, da Oxidstruktur gute Haftung zum Grundmaterial besitzt.
Zwei Wochen nach dem erfolglosen Versuch des Studenten, beauftragt ihn die Werbefirma erneut Aufkleber des Bier-Mix Getränkes an sämtlichen Nachtklubs zu befestigen. Nach einer erfolgreichen Oberflächenvorbereitung hält der Aufkleber auch an der Problemtür.
Der Nachtklubbesitzer ist verärgert über Werbeaufkleber, welche regelmäßig und unerlaubt an der Glastür seines Klubs angebracht werden. Um den Vandalen den Spaß zu verderben beschichtet der passionierte Kunststoffexperte seine Tür mit Polypropylen. Erläutern sie, warum die Klebbarkeit nun erneut deutlich abnimmt.
Polypropylen hat eine sehr geringe Oberflächenenergie --> schlechte Benetzung
Polypropylen ist sehr unpolar --> schlechte Haftkräfte
Der Student fühlt sich nun herausgefordert. Wie könnte er die Adhäsionsbedingungen auf der mit Polypropylen beschichteten Oberfläche verbessern.
Oberflächenvorbehandlung durchführen. Zum Beispiel:
Plasmabehandlung, Nasschemisches Beizen, Corona-Verfahren, Skelletieren
Basisfunktionen des Fügeverfahrens Kleben
- Lage bestimmen
- Kräfte übertragen
- Dichten
Zusatzfunktionen des Fügeverfahrens Kleben
- Dämpfung
- Energieaufnahme
- Schraubensicherung
- Leiten und Trennen
- Elektrizität
- Wärme
- Licht
- Fluide
Vorteile von Klebungen
- Gleichmäßige Spannungsverteilung senkrecht zur Belastungsrichtung
-hohe dynamische Festigkeit und hohe Schwingungsdämpfung
- keine thermische Gefügebeeinflussung
- kein thermisch bedingter Bauteilverzug
- Verbindungsmöglichkeit für verschiedenste Werkstoffe und Werkstoffkombinationen
-Verbindungsmöglichkeit für ein großes Spektrum an Fügeteilgeometrien
- Sowohl manuell anwendbar als auch gut automatisierbar
- Gute Kombinierbarkeit mit anderen Fügeverfahren
- Funktionelle Aufgaben in die Klebschicht integrierbar
Nachteile von Klebungen
- Einfluss der Zeit auf den Verfahrensablauf
- Oberflächenvorbehandlung der Fügeteile
- Begrenzte thermische Formbeständigkeit
- Sorgfältige Prozesskontrolle
- Alterungsabhängigkeit der Klebschicht und Grenzschicht Aufwendige Kontrollverfahren
- Geringe Schälwiderstände, Kriechneigung
-Begrenzte Reparatur- und Demontagemöglichkeit
-Aufwendige Festigkeitsberechnungen
unterschiedliche Polyreaktionen
Bei den allgemein als Polyreaktionen bezeichneten Reaktionsmechanismen zur Bildung von Polymeren unterscheidet man zwischen der Polymerisation, Polyaddition und Polykondensation.
Aufbau organischer Klebstoffe
Monomere ---Polyreaktion--> Polymere
Duromere
amorph
eng vernetzte Moleküle
Elastomere
amorph
schwach vernetzte Mol.
Thermoplaste amorph Fadenmoleküle
Thermoplaste teilkristallin Fadenmoleküle
Einteilung von Klebstoffen nach dem Abbindemechanismus
chemisch reagierend
physikalisch abbindend
Die Einteilung der Klebstoffe nach dem Abbindemechanismus unterliegt den folgenden Kriterien:
Molekülzustand zu Beginn des Klebens: Bei den chemisch reagierenden Systemen liegen reaktionsbereite Monomer- bzw. Prepolymermoleküle vor, welche z.B. unter Anwendung von Druck zeit- und/oder Temperaturabhängig reagieren, während die physikalisch abbindenden Systeme bereits aus Polymer-verbindungen bestehen, welche über Lösungsmittel oder erhöhte Temperaturen in einen benetzungsfähigen Zustand gebracht werden.
Anzahl der an der Reaktion beteiligten Komponenten: Bei den chemisch reagierenden Systemen bewirken in der Regel zwei miteinander gemischte Reaktionspartner die Klebschichtbildung, während physikalisch abbindende Systeme in der Regel nur aus einer Komponente, dem bereits im endgültigen Zustand befindlichen Polymer bestehen.
Wichtige physikalisch abbindende Klebstoffe
Der Abbindevorgang physikalisch abbindender Klebstoffe beruht auf einer reversiblen „fest-flüssig“ Zustandsänderung. Daher kommen für diesen Prozess Thermoplaste zum Einsatz. Die Abbildung zeigt hier die Unterteilung in Dispersionsklebstoffe, Lösungsmittelklebstoffe und Schmelzklebstoffe, sowie den typischen Benetzungszustand und den Abbindemechanismus. Die einzelnen Klebstoffarten werden im Folgenden genauer beschrieben.
Anwendungsbeispiele Lösungsmittelklebstoffe
Kontaktklebstoffe
- Abhängigkeit zwischen Kontaktklebezeit und Anfangsfestigkeit
- Im allgemeinen hohe Anfangsfestigkeit
Haftklebstoffe
- Permanente Klebrigkeit
- Anfangsfestigkeit = Endfestigkeit
Nassklebstoffe
- Geringe Anfangsfestigkeit (Justierung noch möglich)
- Keine Klebrigkeit nach max. Trockenzeit
Vorteile Schmelzklebstoffe
- kurze Abbindezeiten --> hohe Produktionsgeschwindigkeiten
- Klebstoff leicht verarbeitbar
- Auftragsprozess gut automatisierbar
- Einfache Handhabung
- Hohe Anfangsfestigkeiten
- Lange Haltbarkeit des Rohmaterials
Chemisch abbindende Klebstoffe Eigenschaften
Im Gegensatz zu den physikalisch abbindenden Klebstoffen ist der Abbindevorgang chemisch reagierender Klebstoffe ein irreversibler Prozess. Chemisch reagierende Klebstoffe zeichnen sich i.a. durch eine hohe Beanspruchbarkeit aus. Strukturelle Klebungen, welche in der Lage sind hohen mechanischen Belastungen zu widerstehen, werden unter anderem durch diese Klebstoffart realisiert. Die Aushärtung des Klebstoffes geschieht über Polymerisation, Polyaddition und Polykondensation bei genauer Prozesskontrolle bezüglich der Parameter Zeit, Temperatur und Druck.
Epoxidharze
- hohe Festigkeit (80N/mm2) und gute Adhäsion
- gute Alterungsbeständigkeit
- Verarbeitungseigenschaften (z.B. Viskosität und Topfzeit) einstellbar
Universell einsetzbar insbesondere unter hohen Belastungen!
Aufbau einer Klebung
Der Aufbau einer Klebung bzw. einer Grenzschicht lässt sich grob in Fügeteiloberfläche, Adhäsionszone und Kohäsionszone unterteilen. In der Kohäsionszone liegt der Klebstoff in seinem üblichen Zustand vor. In der Adhäsionszone werden die Haftungskräfte des Klebstoffes mit der Fügeteiloberfläche ausgebildet. Sie weist eine modifizierte chemische Struktur und Zusammensetzung auf. Folglich weichen auch die makroskopischen Klebstoffeigenschaften von denen in der Kohäsionszone ab.
In der Übergangszone verändern sich Struktur, Zusammensetzung und makroskopische Eigenschaften des Klebstoffes kontinuierlich, wie zum Beispiel die Entmischung durch Diffusion kleiner Klebstoffbestandteile und die Ausrichtung der Molekülketten.
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