Finanzwissenschaftliche Steuerlehre - Steuerinzidenzanalyse
Modul im Bachelor VWL an der FU Berlin, WiSe14/15
Modul im Bachelor VWL an der FU Berlin, WiSe14/15
Set of flashcards Details
Flashcards | 28 |
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Language | Deutsch |
Category | Macro-Economics |
Level | Primary School |
Created / Updated | 18.02.2015 / 21.06.2023 |
Weblink |
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Rolle der Elastitzitäten - Ergebnis
- Unabhängig von der formalen Zahlungsverpflichtung ist der von einer Marktseite zu tragende Steueranteil um so größer, je unelastischer diese Marktseite und je elastischer die andere Marktseite reagiert.
- Je schwerer es eine Marktseite hat, der Steuer durch Verhaltensänderungen auszuweichen, desto größer ist der auf ihr lasntende Steueranteil.
- Die obigen Überlegungen lassen sich völlig analog auf Faktormärkte anwenden (soweit die Partialanalyse gerechtfertigt ist).
Steuerüberwälzung im Monopol
Ohne Steuer maximiert der Monopolist seinen Gewinn \(\pi\):
\(max \ \pi=R(x)-C(x) \Rightarrow MR(x)=MC(x)\)
wobei
\(R(x)=q(x)*x\) Erlös
\(MR(x)=q+q'*x\) Grenzerlös
(Monopolist ist nicht Preisnehmer kennt die Nachfragefunktion, maximiert Nachfragefunktion)
Mengensteuer im Monopol
1. Produzent zahlt die Steuer.
=> Die Mengensteuer verschiebt die Grenzkostenkurve des Monopolisten parallel nach oben
\(max \ \pi=R(x)-C(x)-t*x \Rightarrow MR(x)=MC(x)+t\)
ableiten und umstellen
Gleichgewicht: \(MC(x)+t=q+q'*x=MWP(x)+q'*x\)
2. Konsument zahlt
=> Nachfragekurve, der sich der Produzent gegenübersieht, verschiebt sich parallel nach unten.
- Der Monopolist maximiert:
\(max \ \pi=p(x)*x-C(x) \Rightarrow p+p'*x=MC(x)\) - Es gilt: \(MWP(x)=p+t\)
- \(MC(x)=MWP(x)+p'*x-t=p+p'*x\)
Steuerinzidenz im Monopol unter Mengensteuer
- Ergebnis: Marktergebnis und Traglast einer Mengensteuer sind in einem monopolistischen Markt unabhängig von der Zahllast.
- Wer trägt welchen Anteil der Steuerlast?
- Gleichgewicht: \(q+q'(x)*x=MC(x)+t\)
- Nachfrageelastizität: \(\eta = {\delta x^D \over \delta q}{q \over x^D}<0\)
- Amoroso-Robinson-Relation: \(q*\big(1+{1 \over \eta}\big)=MC(x)+t\)
- Konstante Grenzkosten \(MC(x)=c\)
Lineare Nachfrage \(q=a-b*x\)
- Nachfrageelastizität \(\eta=-{q \over a-q}\)
- Eingesetze in die Amoroso-Robinson Bedingung
\(q*\big(1+{1 \over \eta}\big)=c+t\)- => \(2q-a=c+t\)
- Differentiation:
\({dq \over dt}={1 \over 2}\)- => Die Hälfte der Steuer wird auf die Konsumenten überwälzt
Konstante Nachfrageelastizität \(\eta\)
- bei konstanter Nachfrageelastizität gilt:
\({dq \over dt}={1 \over 1+1/ \eta}\) - da \(\eta<-1\), erhalten wird \(dq/dt>1\).
- Monopolist überwälzt mehr als 100% auf die Konsumenten
- Annmerkung: Bei der Nachfragefunktion \(x=q^\eta\) beträgt der Grenzerlös \(MR=x^{1/\eta}(1+1/\eta)\).
- Der Grenzerlös ergibt sich daher als fester Anteil des Bruttopreises.
Steuerinzidenz bei einer Wertsteuer
- Ist es egal, ob der Staat eine Steuer als Wert- oder Mengensteuer erhebt?
- Bei Wertsteuer gilt:
\(max \ \pi=q(x)*x-\theta*{q(x) \over 1+ \theta}*x-C(x) \\ MR(x)-{\theta \over 1+ \theta} * (q+q'*x)-MC(x)=0 \\ \Rightarrow MR(x)-MC(x)-{\theta \over 1+\theta}*q'*x={\theta \over 1+ \theta}*q\) - Wir ersetzen nun die obige Wertsteuer durch eine Mengensteuer in gleicher Höhe:
\(t={\theta \over 1+ \theta}*q(x_{WS})\) - Wird der Monopolist die gleiche Menge produzieren?
- Optimalbedingung für den Monopolisten:
\(MR(x_{MS})-MC(x_{MS})=t\)
\((1) \qquad MR(x)-MC(x)-{\theta \over 1+\theta}*q'*x={\theta \over 1+\theta}*q \\ (2) \qquad MR(x_{MS})-MC(x_{MS})=t\) - Rechte Seite entspricht der Mengensteuer
- Auf der linken Seite von (1) ist noch der negative Term \(\theta/(1+\theta)q'x\).
- Daher muss gelten:
\(MR(x_{MS})-MC(x_{MS})>MR(x_{WS})-MC(x_{WS})\)
Intuition
- Ersetzt man eine Wertsteuer durch eine Mengensteuer in gleicher Höhe, steigt der Anreiz des Monopolisten, seinen Preis zu erhöhen.
- Jede Erhöhung des Nettopreises um 1€ kommt nun in vollem Umfang dem Monopolisten zu, während bei der Wertsteuer dieselbe Erhöhung zu einer zusätzlichen Erhöhung der Steuer um \(\theta\)€ führt.
Ergebnis
- Bei gleichem Steuerbetrag treibt die Wertsteuer einen kleineren Keil zwischen Grenzerlös und Grenzkosten.
- Menge ist bei der Wertsteuer größer: \(x^{WS}>x^{MS}\)
- Bei gleichem Steuerbetrag ist auch das Steueraufkommen in einem monopolistischen Markt bei der Wertsteuer höher als bei der Mengensteuer: \(T^{WS}>T^{MS}\).
Steuerüberwälzung in der offenen Wirtschaft
- Land A führt eine Steuer ein
- Wird davon Land B betroffen?
=> internationale Steuerüberwälzung - Allgemeines Gleichgewichtsmodell mit
- zwei Ländern
- einem Gut
- zwei Faktoren
Die offene Wirtschaft
- Kapital ist zwischen den Ländern A und B mobil.
- Boden ist fix und immobil
- Produktionsfunktionen
\(F(K_A)\) und \(G(K_B)\) - Exogener weltweiter Kapitalbestand
\(K_A+K_B=K\). - Der (endogen bestimmte) Kapitalmarktzins ist r.
- Der Güterpreis ist auf 1 normiert
- In jedem Land wird so lange Kapital eingesetzt, bis die Grenzproduktivität dem Zins r entspricht:
\(F'(K_A)=r=G'(K_B)\)
offene Wirtschaft - Steuerinzidenz Kapitalbesitzer
- Land A führt - ausgehend von einer Situation ohne Steuern - eine (kleine) Steuer t auf das im Inland befindliche Kapital ein.
=> \(F'(K_A)=r+t\)
Formale Herleitung der Belastung der Kapitalbesitzer
- Marginale Erhöhung der Steuer in Land A ausgehend von t=0.
- Veränderung des weltweiten Kapitaleinkommens: \(dr \ K\)
- Steueraufkommen in Land A: \(dt \ K_A\)
- Belastungsmaß: Veränderung Kapitaleinkommen zu Veränderung Steueraufkommen
- es gilt: \(K_A(r+t)+K_B(r)=K\)
- Differenz ergibt: \({dr \over dt}= - {K_A' \over K_A'+K_B'}\)
- bei t=0: \({dr \over dt} = - {{\delta K_A \over \delta r}* {r \over K_A}*K_A \over {\delta K_A \over \delta r}* {r \over K_A}*K_A + {\delta K_B \over \delta r}* {r \over K_B}*K_B} = - {\eta_A*K_A \over \eta_A *K_A + \eta_B * K_B}\)
- Multiplikation mit \(K/K_A\):
\((3)\qquad{dr \over dt} * {K \over K_A}= - {\eta *K \over \eta_A * K_A + \eta_B * K_B} \leq 0\)
offene Wirtschaft - Steuerinzidenz Bodenbesitzer
Formale Herleitung
- Die Inzidenz für den immobilen Fator: Verhältnis von Veränderung des Renteneinkommens in Land i \((d\pi_i)\) und Steueraufkommen in Land A \((dtK_A)\)
- So weit die Steuerlast nicht vom mobilen Faktor Kapital getragen wird, trägt sie der immobile Faktor Boden-
- Die Renteneinkommen in den beiden Ländern betragen
\(\pi_A=F(K_A)-(r+t)*K_A \\ \pi_B=G(K_B)-r*K_B\) - Ableitung der Bodenrente:
\({d\pi_a \over dt}=[F'(K_A)*K'_A-(r+t)*K_A'-K_A]*\big({dr \over dt}+1\big)\) - Wegen \(F'(K_A)=r+t\) gilt:
\({d\pi_A \over dt}=-\big({dr \over dt} + 1\big) *K_A\) - Teilen durch \(K_A\)und einsetzen von (3) für \((dr/dt)\):
\((4) \qquad {d\pi_A \over dt}*{1 \over K_A}=-{\eta_B * K_B \over \eta_A *K_A+\eta_B*K_B} \leq 0\) - entsprechend
\((5) \qquad {d\pi_B \over dt}*{1\over K_A}={\eta_A*K_B \over \eta_A * K_A + \eta_B * K_B} \geq 0\) - Die Belastungsmaße müssen sich zu -1 addieren.
- Spezialfälle
- symmetrische Länder
- kleines Land
offene Wirtschaft - Symmetrische Länder
- Die Länder haben
- identische Produktionsfunktionen
- gleichen Kapitalbestand \((K_A=K_B)\)
- Elastizitäten \((\eta_A=\eta_B)\)
- Die Effekte einer marginalen Einführung einer Steuer in Land A erhalten wir durch einsetzen in (3), (4) und (5):
- Kapital trägt die gesamte Steuerlast
- Landbesitzer in A verlieren im Umfang des (halben) (marginalen) Steueraufkommens
- Landbesitzer in B gewinnen im selben Umfang
offene Wirtschaft - Spezialfall: Kleines Land
- unelastische Nachfrage im Inland (A) oder vollkommen elastische Nachfrage im Ausland (B): \(\eta_A<\infty\) und \(\eta_B=\infty\).
- Für die marginale Einführung einer Steuer ergibt sich durch Einsetzen in (3), (4) und (5):
- Weltweites Kapital trägt keine Last.
- Inländische Bodenbesitzer tragen die volle Last
\({d\pi_A \over dt}*{1 \over K_A}=-{\eta_B*K_B \over \eta_A*K_A+ \eta_B*K_B}=-1\) - Ausländische Bodenbesitzer sind von der Steuer nicht betroffen.
\({d\pi_B \over dt}*{1 \over K_A}={\eta_A*K_B \over \eta_A*K_A + \eta_B*K_B}=0\)
Ergebnis - Steuerinzidenz in offene Wirtschaft
- Der Versuch, in einer offenen VW einen mobilen Faktor zu besteuern, führt in vielen Fällen dazu, dass ein großer Teil der Steuerlast letztlich auf den inländischen immobilien Faktor fällt.
- Dies ist insbesondere dann bedeutssam, wenn die Kapitalnachfrage der restlichen Welt sehr elastisch ist, wie im Fall eines kleinen Landes angenommen werden kann.
- Eine solche Schlussfolgerung gilt nur für die Annahme, dass die Faktormärkte kompetitiv sind.
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