Finanzwissenschaft
1. Einleitung
1. Einleitung
Kartei Details
Karten | 11 |
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Sprache | Deutsch |
Kategorie | Finanzen |
Stufe | Universität |
Erstellt / Aktualisiert | 22.09.2015 / 18.01.2016 |
Lizenzierung | Keine Angabe |
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Finanzwissenschaften - Definition
eng definiert: Lehre von öffentlichen Einnahmen und Ausgaben (Kameralistik)
weit definiert: Lehre von wirtschaftlichen Aktivitäten des Staates (Public Sector Economics)
Was gehört zum Staat?
1. Körperschaften:
- Gebietskörperschaften + deren Zusammenschlüsse (EU, Bund, Länder, Gemeinden, Sondervermögen etc.)
- Sozialversicherungen (gesetzl. Kranken-, Unfall-, Renten-, Arbeitslosen- und Pflegeversicherung)
- Unternehmen die (teilweise) im Eigentum von Gebietskörperschaften stehen (EZB, Bundesbank, Bahn, Post)
Abgrenzungskriterien: Erfüllung öffentlicher Aufgaben und Finanzierung aus Einnahmen mit Zwangscharakter
2. Individuen
- Bürger als staatl. Akteure (Wähler, Mitglieder der Sozialversicherung, Interessengruppen)
- Bürger als Adressaten des Staatshandelns (werden durch Gesetze begünstigt oder belastet, zahlen Abgaben, erhalten Geld- und Sachleistungen und dürfen öffentl. Einrichtungen nutzen)
- Personen und Gruppen, die staatl. Handeln ausführen (Politiker, Parteien, öffentl. Dienst)
Staatsaufgaben nach Musgrave
1. Allokation (Staatseingriff bei Marktversagenstatbeständen)
- externe Effekte
- öffentlicher Güter
- Asymmetrische Informationen
- Natürliche Monopole
- Meritorische Güter
2. Distribution (Umverteilung)
- Korrektur der Verteilung der Einkommen in Gesellschaft
- Aus Gerechtigkeitsgründen
- Beispiel: Gesundheitswesen, Rentenversicherung, Bildung
3. Stabilisierung
- Ausgleich von Konjunkturschwankungen
- Ziele: Vollbeschäftigung, Preisniveaustabilität, ausgeglichene Zahlungsbilanz, angemessenes Wachstum
Ursachen steigender Staatsausgaben
a) Funktionswandel staatli. Aktivität
- Mitte des 19. Jhdt.: Naive Theorie vom Nachtwächterstaat :
- Staat als "Nachtwächter", "dessen ganze Funktion darin bestand, Raub und Einbruch zu verhüten"
- Mindestmaß staatl. Aktivitäten
- Bereitstellung und Wahrung der Rahmenbedingungen zum Schutz von Wettbewerb, Freihandel, Gewerbe und Eigentum
- Übergang vom "Ordnungsstaat zum Leistungsstaat"
- Staat fallen immer neue Aufgaben zu (z.B. im Bereich Gesundheit, Bildung, Energie, Verkehr..)
- Übergang zum ausgabenintensiven Wohlfahrtsstaat
- Niveauverschiebeungseffekt
- Regierungden neigen i.d.R. zu höheren Ausgaben
- Wähler bringen jedoch nur ungern höhere Steuern auf
- In Krisenzeiten (z.B. Weltkriege) lässt sich dieser Steuerwiderstand leicht überwinden
- Nach Krise verhindert Gewöhnungseffekt Rückgang der Staatstätigkeit auf Vorkrisenniveau
c) Einfluss der Bevölkerungsdichte
- Höhere Bevölkerungsdichte führt zu relativ mehr öffentl. Lasten als sie zu Anstieg des Sozialprodukts führt (Bsp: öffentl. Leistung im Sozialbereich)
- Aber: Auch dünnbesiedelte Regionen haben überdurchschnittliche Kosten, z.B. bei netzförmiger Infrastruktur (Gas, Wasser, Abwasser etc)
d) Niedrige Produktivität öffentl. Dienstleistungen
- "Produktivitätslücke" zwischen warenproduzierenden und öffentlichen (bzw. privaten) Dienstleistungssektor
- Produktivitätsentwicklung langsam und kaum zu beschleunigen
- Kosten der Dienstleistung nehmen bei gegebener Lohnentwicklung überproportional zu
- Baumol'sche "Kostenkrankheit"
- Kann evtl. aufgehoben werden durch Privatisierung der Produktion öffentl. Leistungen, sofern private Anbieter efizienter arbeiten
e) Politökonomische Erklärungsansätze
- Beharrungsvermögen der Exekutive
- Kombiniert mit Ausgabenfreudigkeit der Parlamente
- Wettbewerb der organisierten Interessengruppen
- Finanzierungsillusion (fiscal illusion)
Einnahmensseite des öffentl. Budgets
Zu den öffentlichen Einnahmen zählen:
- Steuern
- Schulden (kreditaufnahme des Staates im privaten Sektor)
- Gebühren (Entgelte für Inanspruchnahme einer spezifischen Leistung, z.B. Parkgebühren/ Müll/ Abwasser)
- Beiträge (Entgelt für gruppenspezifische Leistungen, z.B. Sozialversicherungsbeiträge - Steuern, wenn Zahlung den Wert der Leistung übersteigt)
- Notenbankgewinne (aus Geldschöpfung der Notenbank)
- Erwerbseinkünfte (Beteiligung an Unternhemen)
- Vermögensveräußerungen
- Geldstrafen und Bußgelder
Steuern
Geldleistungen, die vom Staat zur Erzielung von Einnahmen und ohne Anspruch auf konkrete Gegenleistung auferlegt werden (rechtl. Definition)
Ökonomisch: Auch Sachleistungen (z.B. Wehrpflicht) haben Steuercharakter
Gebühren/ Beiträge
Zahlung für bestimmte Leistungen, z.B. Abwasser, Müll, Sozialversicherungen (rechtlicher Beiträge)
- Gebühren: Bei Inanspruchnahme zurechenbarer Leistung (Ausschlussprinzip auf indiviueller Ebene)
- Beiträge: gruppenbezogen bei Möglichkeit der Inanspruchnahme einer bestimmten Leistung
Ökonomisch: SV-Beiträge sind zumindest teilweise Steuern, soweit Zahlung den Wert der Versicherungsleistung übersteigt
Zwecke der Besteuerung
Fiskalzweck:
- Steuern zur Erzielung von Einnahmen
Umverteilungszweck:
- Liberale Auffassung: Bürger sollen nach Leistungsfähigkeit zur Finanzierung beitragen (Aufteilung der Lasten)
- Egalitäre Auffassung: Ungleiche Verteilung von Einkommen und Vermögen beseitigen
Lenkungszweck:
- Steuern zur Beeinflussung des Verhaltens
- Bsp: Tabaksteuer, Branntweinsteuer, Umweltsteuer
- Einnahmenerzielung nur Nebenzweck (zumindest "offiziell"..)
- Zielkonflikt zwischen Fiskalzweck und Lenkungszweck