Deutsche Grammatik im Sprachvergleich
Lernkartei zu einer universitären Vorlesung
Lernkartei zu einer universitären Vorlesung
Fichier Détails
Cartes-fiches | 65 |
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Langue | Deutsch |
Catégorie | Allemand |
Niveau | Université |
Crée / Actualisé | 04.07.2015 / 30.09.2020 |
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Erkläre die Semantik der Tempusformen nach Eisenberg.
Eisenberg unterscheidet drei "Zeiten":
- Aktzeit/Ereigniszeit: der von der Satzbasis beschriebene Sachverhalt
- Sprechzeit: Zeitpunkt der Äußerung (zeitliche origo) des Sprechers - immer in der Gegenwart!
- Betrachtzeit/Referenzzeit: Begrenzung der Ereigniszeit
Beispiel:
Karl schlief, als wir ankamen.
Sprechzeit: Gegenwart, Ereigniszeit (des Schlafens) wird durch die Ankunft (Referenzzeit) beschnitten.
Wie drücken die Sprachen der Welt Zeitstufen aus? Gib einige Beispiele aus dem Deutschen.
- Durch das Verb: Stammänderung, Anbringen von Affixen, Verwendung von Auxiliaren (HIlfsverben)
- Durch Zeitadverbien
- Durch Adverbialsätze
Beispiel aus dem Deutschen:
- Durch die entsprechende Zeit (z. B. Futur, Präteritum ...)
- Durch eine Zeitangabe (z. B. Ich höre in zwei Stunden auf)
- Durch eine Zeitadverbie (z. B. Ich höre gleich auf)
- Durch den entsprechenden Kontext (z. B. Keine Lust? Ich gebe auf!)
Warum darf man Tempusformen nicht mit der physikalischen Dimension der Zeit verwechseln?
Die grammatischen Zeiten stimmen nicht immer mit der wahren physikalischen Zeit überein. Zum Beispiel gibt es Tendenzen, andere Tempusformen für eine Zeitstufe einzusetzen:
Ich putze mir die Zähne. (Statt: Ich werde mir jetzt die Zähne putzen).
Im Finnischen beispielsweise gibt es überhaupt keine Futurformen! Auch bei anderen Sprachen ist es sehr unterschiedlich, welche Zeitformen existieren und überhaupt verwendet werden. Im mündlichen Deutsch wird das Perfekt eindeutig bevorzugt, während im Schriftlichen eher das Präteritum gesetzt wird.
Erkläre, was es mit der grammatikalischen Kategorie des "Aspekts" auf sich hat und welche Unterarten es davon gibt.
Der Aspekt ist eine verbale Kategorie, die die Haltung des Sprechers zur zeitlichen Struktur von Handlungen oder Ereignissen ausdrückt. Nicht der Zeitpunkt des Vorgangs, sondern die Art und Weise der Betrachtung liegt im Vordergrund.
- Imperfektiver Aspekt: Betrachtung einer Handlung ohne Beachtung ihrer Abgeschlossenheit
- Durativ (Zustand dauert an)
- Iterativ (Zustand wiederholt sich dauernd)
- Habituativ (Zustand findet für gewöhnlich statt)
engl. George goes to school every day. He loves sports.
- Perfektiver Aspekt: Die Handlung gilt als Ganzes oder ist vollendet
- Punktuell: Einmaliges Ereignis
- Ingressiv: Beginn eines Ereignisses
- Resultativ: Ende eines Ereignisses
engl.: George arrived in London last week. He has visited the whole city.
Wie wird die Kategorie Aspekt in den europäischen Sprachen realisiert?
- Durch Präfixe / Suffixe / Zirkumfixe
- Durch Wortzusätze
- Durch Partikel
Ich schreibe gerade einen Brief.
- Syntaktisch
Ich bin am Schreiben.
Wie wird zwischen Tempus und Aspekt unterschieden?
Meistens sind Tempus und Aspekt eng miteinander verwoben.
- In den romanischen Sprachen ist der Aspekt nur eine bestimmte Eigenschaft des Verbes
- Viele Sprachen kennen morphologisch nur den Aspekt und haben keine grundsätzlichen Tempusformen
- In den slawischen Sprachen beispielsweise existieren zu jedem Aspekt drei Zeitstufen
- Das Deutsche kennt gar keinen Aspekt, hatte aber Aspektformen im Germanischen
Was versteht man unter der Diathese (in der Grammatik)?
Die Diathese ist eine Kategorie des Verbs. Sie beschreibt, wie das Verb semantische Rollen an seine Ergänzungen vergibt. Bekanntes Beispiel im Deutschen ist das Genus Verbi, die morphologisch-syntaktische Umsetzung einer Diathese.
Der Mann (Agens) schenkt dem Kind (Patiens) ein Buch = 3-wertiges Verb
Diathesen reglen, ob und in welcher Form die Ergänzungen im Satzbau erscheinen.
Im Aktivsatz entspricht das Agens dem Subjekt, das Patiens einem Objekt. Im Passivsatz erscheint das Patiens als Subjekt.
Warum wird im Passiv das Agens ausgeblendet?
Welche Passivarten gibt es im Deutschen?
- Vorgangspassiv: häufigste Form des Passiv. Ein Vorgang, der gerade vor sich geht.
Die Tür wird geschlossen.
- Zustandspassiv: Es wird ein Ergebnis vorgestellt. Meist gibt es kein präpositionales Objekt als Agensangabe.
Die Tür ist geschlossen.
- Unpersönliches Passiv: nur möglich bei einem Verb, das eine persönliche Tätigkeit enthält. Es muss ein ausgeblendetes Agens geben.
Gestern wurde gefeiert. Es wurde getanzt und gelacht.
Welche Verben können kein Passiv bilden?
Verben ohne Patiens, also:
- Besitzverben: haben, besitzen, bekommen, erhalten
- Mengenrelationen: kosten, enthalten, fassen (Mengen sind kein Patiens)
- Intransitive Verben mit Sachsubjekt: beruhen, erstaunen, freuen, schmerzen
- Reflexivverben
- Ausnahmen:
- energisches Auffordern, z. B. Jetzt wird aber gegessen!
- Rezipientenpassiv: Er bekommt eine Urkunde ausgehändigt.
Welche Besonderheiten hat das Passiv gegenüber dem Aktiv (semantisch, syntaktisch, pragmatisch)?
Syntaktisch: mehr Varianten, durch Aussparung des Agens wird der Satz kürzer. Akzentuierung des Verbs, weil es in der Endstellung steht.
Pragmatisch: Das Patiens wird vorgezogen, das Verb steht in der Endstellung und ist dadurch betont (z. B. Das Spiel wurde gewonnen)
Semantisch: Geschehens- und Zustandsakzentuierung, täterferne Sicht, vorgangsbetonte Sicht
Wie kann man das Agens (außer durch die Verwendung des Passiv) noch ausblenden?
- Konstruktion mit "man ..."
- Nominalisierungen
- Adjektive (z. B. das ist lernbar)
- Reflexivkonstruktionen mit unpersönlichem Subjekt; vertragen sich nicht mit Agens!
- Die Tür öffnet sich
- Das Buch verkauft sich gut
- Funktionsverbgefüge: Signalisierung von Aktionsarten durch Positions- und Bewegungsverben mit Richtungspräpositionen und Nomina actionis
- Kausativ: Das Pferd setzt sich in Bewegung.
- Inchoativ: Das Pferd kommt in Bewegung.
- Durativ: Das Pferd hält sich in Bewegung.
- Modalpassiv:
- Aufgaben sind zu erledigen
- Probleme sind lösbar
- Aufgaben lassen sich lösen
- Nur eine Frage ist noch zu klären
Anfänge der kontrastiven Linguistik: Welche Theorie zum Fremdsprachunterricht lieferte Lado (1957)?
Durch den Vergleich der Muttersprache mit der Zielsprache können Fehler vorausgesagt werden.
- Ähnlichkeiten führen zu positivem Transfer (es wird schneller und besser gelernt)
- Unterschiede führen zu negativem Transfer (es werden Fehler gemacht)
Kritik: Die Vorhersagen treffen häufig nicht zu. Extreme Unterschiede prägen sich beim Lerner besser ein, Ähnlichkeiten führen zu Verwechslungsgefahr.
In welche Typen teilt Corder Fehler ein? (Fehleranalyse, 1967)
- Interlinguale Fehler: Fehler sind auf die Struktur der Erstsprache zurückzuführen.
- Intralinguale Fehler: Fehler sind auf die Zielsprache zurückzuführen. Diese Fehler sind von allen Lernern einer Sprache zu erwarten. Beispiele im Deutschen:
- Übergeneralisierung bei der Präteritumsbildung: Ich machte, ich *gehte
- Vereinfachung durch Abkürzung der Endung: Ich lerne Deutsch seit zwei *Jahr
- Paraphrase bei fehlendem Wortschatz
- Induzierte Fehler, die aus einem Lehrwerk oder vom Lehrer übernommen wurden
Welche Fehler sind typisch für Deutschlerner?
- Monoflexion: nur ein Glied wird mit dem ausdrucksstarkem Flexiv versehen. Zusammenhang mit der starken/schwachen Adjektivflexion
- Determinativkomposita: Stellung des Kopfes
- Mehrfachkomposita: z. B. Autobahnraststätte
- V2-Stellung im Aussagesatz
- Verbalklammer und andere Klammertypen
- Bestimmter/unbestimmter Artikel
- Gebrauch von Perfekt und Präteritum
- Passiv: Unterscheidung zwischen Vorgangs- und Zustandspassiv:
- Die Tür wird geschlossen (Handlung) - Die Tür ist geschlossen (Zustand)
Periodisierung des Deutschen: Germanisch.
Periodisierung des Deutschen: Althochdeutsch
Periodisierung des Deutschen: Mittelhochdeutsch.
Periodisierung des Deutschen: Frühneuhochdeutsch.
Skizziere kurz die Herkunft des Wortes "deutsch"
Selbstbezeichnung anfangs nur in lateinischen Quellen. lat. theodiscus = zum Volke zugehörig
Erster Beleg auf Deutsch: Notker von St. Gallen (10. Jahrhundert)
Erst im Annolied (1100) wird das Wort "deutsch" auch auf Land und Leute angewandt (nicht nur auf die Sprache)
Sprachfamilie Indoeuropäisch: Was fällt darunter?
- Germanische Sprachen (Deutsch, Englisch, Isländisch, Norwegisch, Schwedisch, Dänisch, Niederländisch ...)
- Baltische Sprachen
- Slawische Sprachen
- Griechisch
- Indoiranische Sprachen
- Keltische Sprachen
- Romanische Sprachen
Welche Sprachen gehören zur indoeuropäischen Sprachfamilie?
Wodurch zeichnet sich das (rekonstruierte) Indoeuropäische aus?
Wie wird die indoeuropäische Sprache und Kultur rekonstruiert?
Namenkundliche Belege (geographische Namen ...), sowie Tierbezeichnungen verweisen auf eine gemeinsame Sprachbasis (linguistische Paläontologie). Das berühmte Lachs- und Buchenargument verweist auf eine Urheimat zwischen Skandinavien und Indien, wahrscheinlich nördlich des Schwarzen Meeres. Außerdem gibt es archäologische Befunde (Schnurkeramiker, Streitaxtleute). Sehr wahrscheinlich handelte es sich um eine vaterrechtlich organisierte, polytheistische Hirtengemeinschaft.
Welche der folgenden Aussagen stimmen?
Nach welchen Kriterien funktioniert die relationale Typologie? Nenne Typen.
Die relationale Typologie ordnet Sprachen danach ein, in welcher Beziehung die Argumente (Satzteile) zum Verb stehen.
- Nominativ-Akkusativ-Sprachen: Diese Sprachen (z. B. Deutsch) kodieren Subjekt und Agens mit dem gleichen Kasus.
- Der Junge (S) singt. (S = Subjekt)
- Die Frau (A) wirft das Buch (P). (A = Agens, P = Patiens)
- Aktiv-Inaktiv-Sprachen: Das Subjekt wird als Agens, bzw. Patiens kodiert.
Schildern Sie die Merkmale der Wortstellungstypologie (nach Joseph Greenberg). Welche Neuerungen bringt Lehmann?
Sprachen werden in Bezug auf ihre Wortstellung (Satzgliedstellung) untersucht. Beachte: Es wird die Grundwortstellung betrachtet (normaler Aussagesatz). Verglichen wird die Anordnung von Subjekt, Objekt und der finiten Verbform. Theoretisch sind 6 Kombinationen aus S, O oder V, möglich, tatsächlich aber kommen vor allem diese Haupttypen vor:
- SOV
- SVO
- VSO
Greenberg erweitert die Typologie, indem er auch die Stellung der Adjektive (vor oder nach dem Nomen), Genitiv-Attributs (vor oder nach dem Bezugsnomen), sowie die Stellung der Adpositionen (Prä- oder Postpositionen) untersucht.
Erkenntnisse: in 96% aller Sprachen weltweit steht das Subjekt vor dem Objekt. Erklärung: Subjekt ist Initiator der Aktion und damit salienter. Verb und Objekt stehen häufig nebeneinander (91%).
Neuerungen durch Lehmann: Stellung des Subjekts sei irrelevant: Unterscheidung zwischen OV-/VO-Sprachen. Außerdem: Ausweitung auf weitere Konstituenten, z. B.:
- Stellung beim Relativsatz
- Stellung des Frageworts
- Stellung der Verneinung
- ...
Beschreibe die Begriffe Operand und Operator nach Vennemann (generative Grammatik).
Der Operand in einem Satz wird auch als Kopf bezeichnet. Der Operator ist ein Adjunkt. Mit diesen Begriffen werden verschiedene Relationen bezeichnet, z. B.:
- Ich nehme (Verb = Operand) ein Buch (Objekt = Operator).
- Ein schöner (Adjektiv = Operator) Garten (Nomen = Operand)
Es geht also darum, dass ein Operator von einem Operanden abhängig ist, bzw. ihn näher bestimmt.
Morphologische Sprachtypen nach Wilhelm von Humboldt:
Welche Eigenschaften treffen auf flektierende Sprachen zu?
Wie unterscheiden sich flektierende Sprachen untereinander?
- Unterschiedliche Genusmarkierung (1, 2 oder 3 Genera)
- Unterschiede in der Kasusmarkierung (0-9 Kasus)
- Markierung von Un-/Bestimmtheit von Artikeln
- Markierung von Aspekt
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