Biopsychologie: Evolution, Genetik und Erfahrung
Pinel 8. Auflage
Pinel 8. Auflage
Kartei Details
Karten | 27 |
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Sprache | Deutsch |
Kategorie | Psychologie |
Stufe | Universität |
Erstellt / Aktualisiert | 13.05.2013 / 03.02.2022 |
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Die Anlage- Umwelt- Debatte [nature-nurture]: Historische Positionen
Kartesischer Dualismus( Descartes):
- Physische Materie und Menschlicher Geist sind getrennte Entitäten
Behavioristen:
- alles Verhalten ist erlernt, Mensch ist allein durch Erziehung und Erfahrung formbar
Ethologie:
- Erforschung von Tieren in freier Natur lässt auf instinktive Verhaltensweisen schließen
- (sind nicht vollst. angeboren!)
Anlage- Umwelt-Debatte: Argumente gegen die Trennung von Körper und Geist
- selbst komplexeste psychologische Vorgänge passieren auf Grundlage der Physiologie des Gehirns
- Komplexe psychologische Veränderungen auf Grund hirnanatomischer Veränderungen; Beispiel: Persönlichkeitsveränderung bei Demenz
- Nicht menschliche Spezies haben „psychologische Fähigkeiten“
- Asomatognosie
- Verlust der Fähigkeit zu erkennen, dass ein Körperteil zum eigenen Körper gehört
- i.d.R .Schädigung rechter Parietallappen -> linke Körperhälfte betroffen
Interaktives Modell der Biologie des Verhaltens
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verhaltenswirksamer Genpool (bedingt durch Evolution) und Erfahrung beeinflussen die Genexpression und Entwicklung des Nervensystems und somit des aktuellen Organismus
-
Organismus, Wahrnehmung der aktuellen Situation und neuronale Aktivität wirken sich auf das aktuelle Verhalten aus
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Der Erfolg des Verhaltens beeinflusst die Erfahrung & die Wahrscheinlichkeit, dass die Gene weiter gegeben werden
Evolution des Menschen
- Darwin: Natürliche Selektion („survival of the fittest“)
- Arten bilden sich aus durch Bildung einer Reproduktionsbarriere (z.B. geografisch oder durch Verhalten)
- Evolution folgt eher einem Busch als einer geraden Linie
- Evolution schreitet nicht kontinuierlich fort, meist in Sprüngen durch kurzfristige Umweltveränderungen
Soziale Dominanz
-
Bei vielen Spezies gibt es eine soziale Dominanzhierarchie der Männchen; die höher stehenden Männchen kopulieren bei vielen Arten öfter
-
Dominante Weibchen bekommen mehr und gesünderen Nachwuchs, vermutlich wegen besserem Zugang zu Nahrung
Begriffe: Spandrel - Exaptation
Spandrel
- Nicht adaptive evolutionäre Nebenprodukte
- Beispiel: Nabel
Exaptation
- Für eine Funktion entwickelt für andere kooptiert
- Beispiel: Flügel von Vögeln
Begriffe: homolog, analog, konvergente Entwicklung
homolog:
- ähnliche Strukturen wegen gemeinsamen evolutionären Ursprungs (Bsp.: Arm-Flügel)
analog
- Ähnliche Strukturen ohne gemeinsamen evolutionären Ursprung, aber zur Erfüllung ähnlicher Funktionen
- (Bsp.: Flügel Vogel - Flügel Biene)
- Ähnliche Lösung von Umweltproblemen bei nicht verwandten Arten
Evolution des Gehirns - Gehirngröße
-
Ähnlichkeiten bei verschiedenen Spezies: Gehirn besteht aus Neuronen; ähnliche Strukturen erfüllen ähnliche Funktionen
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Mensch: großes Cerebellum, viele Hirnwindungen
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Kein eindeutiger Zusammenhang zwischen Intelligenz und Gehirngröße
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Elefanten und Waale haben die größten Gehirne, Spitzmaus hat das größte Hirn relativ zur Körpergröße
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Paarbindungen
- Promiskuität:
- Beide Geschlechter kopulieren mit vielen Geschlechtspartnern
- Polygynie:
- Ein Männchen bindet sich an mehrere Weibchen. Weibchen leisten größere Beitrag zur Aufzucht der Jungen
- Polyandrie:
- Ein Weibchen bindet sich an mehrere Männchen. Nur bei Arten, bei denen das Männchen einen größeren Beitrag zur Aufzucht leistet.
- Monogamie:
- Immer nur ein Weibchen und ein Männchen gehen eine Paarbindung ein (ca. 3% aller Säugetierarten).
- Sinnvoll, wenn das Weibchen ungeteilte Unterstützung bei der Aufzucht braucht.
- Trick des Weibchens: Erst kopulieren, wenn das Männchen eine Zeit lang bei ihm geblieben ist.
- Männchen suchen fruchtbare Weibchen, Weibchen suchen starke Männchen, die beschützen können
Mendelsche Genetik
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untersuchte Vererbung anhand dichotomer Merkmale (können immer nur eine von zwei Ausprägungen annehmen)
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zunächst bei reinerbigen Zuchtlinien
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Vier Ideen Mendels:
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Für jedes dichotome Merkmal gibt es zwei Arten vererbbarer Faktoren (=Gene), z.B. „braune&weiße Samen“
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Organismus besitzt zwei Gene für jedes dichotome Merkmal. Gene, die das selbe Merkmal kontrollieren= Allele
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zweimal das gleiche:homozygot
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zwei unterschiedliche: heterozygot
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Bei heterozygoten Organismen dominiert immer ein Merkmal das andere, hier:braune Samenfarbe.
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Äußerlich beobachtbare Merkmale:„Phänotyp“
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genetische Ausstattung eines Individuums, also seinen individuellen Satz von Genen, nennt man „Genotyp“.
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Für jedes Merkmal erbt man zufällig einen der beiden Faktoren der „Mutter“ und einen des „Vaters“.
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Chromosomen
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Gene sind auf Chromosomen lokalisiert
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diese treten paarweise auf
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Jede Art hat eine charakteristische Anzahl an Chromosomenpaaren (Menschen 23).
Meiose
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Ein Chromosom eines jeden Paares geht an eine von zwei entstehenden Gameten (Eizellen und Spermazellen).
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Jede Gamete hat nur die Hälfte der üblichen Chromosomen.
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Bei der Befruchtung entsteht eine Zygote (befruchtete Eizelle) mit komplettem Chromosomensatz:
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1Gamete vom Vater + 1 von Mutter = 1 Zygote
Mitose
- kurz vor Zellteilung verdoppelt sich die Chromosomenzahl
- jede Tochterzelle hat sofort einen kompletten Chromosomensatz
Genkoppelung
= linkage
- manche Merkmale treten mit erhöhter Wahrscheinlichkeit gemeinsam auf.
- Erklärung: Merkmale, die auf den Genen dichter beieinander liegen, werden nicht so leicht durch Crossing Over getrennt!
Crossing Over
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Während der Meiose überkreuzen sich die Chromosomen und tauschen zufällig einige Genabschnitte aus
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Gene auf demselben Chromosom werden nicht immer gemeinsam vererbt
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Mehr Vielfalt und Verschiedenheit, da Chromosomen nicht unverändert weiter gegeben werden
Geschlechtschromosomen & geschlechtsgekoppelte Merkmale
X und Y: Männer – XY, Frauen: XX
- geschlechtsgekoppelte Merkmale:
- Merkmale die durch Gene auf Geschlechtschromosomen vererbt werden
- Fast alle durch das X-Chromosom
- Dominant: häufiger bei Weibchen
- Rezessiv: häufiger bei Männchen; Klassisches Beispiel: Farbblindheit
Aufbau der Chromosomen & Replikation
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Chromosome: doppelstrangige Moleküle der Desoxyribonukleinsäure (DNS), bestehend aus einer Sequenz aus Nukleotidbasen, die an eine Kette aus Phosphaten und Desoxyribose angeheftet sind.
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Vier Nukleotidbasen: Adenin und Thymin; Guanin und Cytosin (passen jew.aneinander)
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Abfolge der Nukleotidbasen legt den genetischen Code fest.
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Die zwei Stränge sind umeinander gewunden unf exakt komplementär, da die Nukleotidbasen genau aufeinander passen
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=> Entstehung zweier gleicher DNS-Moleküle
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Replikation: Die beiden Stränge trennen sich und die Nukleotidbasen ziehen die jeweils passenden Basen aus der Flüssigkeit des Zellkerns an.
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Mutation & Polymorphismus
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Mutationen: "Fehler" bei der Replikation führt zu zufälliger Veränderung einzelner Gene
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meistens geringere Fitness, manchmal aber auch größere => schnellere Evolution, Mutation wird weiter gegeben
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Polymorphismus:
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Genvariante, welche bei mindestens einem Prozent der Bevölkerung vorkommt
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Strukturgene & Operatorgene
Strukturgene:
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Enthalten Information für die Synthese von Proteinen (Ketten von Aminosäuren)
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Selbe Strukturgene in allen Zellen des Körpers
Operatorgene:
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Kontrollieren die Strukturgene, d.h. legen fest, wann ein Protein gebildet wird (=Genexpression)
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wie Schalter: Werden von Regulatorproteinen entweder ein- oder ausgeschaltet.
Genexpression bzw. Proteinbiosynthese
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Der Abschnitt des Chromosoms, der das Strukturgen enthält, trennt sich ab.
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Transkription: Nach seiner Vorlage wird ein kurzer Strang Ribonukleinsäure gebildet (messenger-RNS), diese transportiert den Code aus dem Zellkern.
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Translation: Ribosom übersetzt den genetischen Code der mRNS in eine Aminosäurensequenz
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Je drei Nukleotidbasen bilden ein Codon für eine von 20 Aminosäuren
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die Aminosäuren werden nacheinander von der Transfer-RNS (tRNS) an die richtige Stelle transportiert.
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Mitochondriale DNA
- Außer im Zellkern auch DNA in Mitochondrien vorhanden
- Von Mutter vererbt
- Mutationen in verhältnismäßig konstanter Geschwindigkeit -> evolutionäre Uhr
Allgemeines über Gene
- 3 Milliarden Basen beim Menschen
- 34.000 Gene (relativ wenig, Komplexität entsteht durch Variabilität der Genexpression)
- Viele Interaktionen
- Basenpaare längst nicht alles
- Stichwort Epigenetik
Phylogenese &Ontogenese
- Ontogenese= Entwicklung eines Individuums über die Lebensspanne
- Phylogenese = evolutionäre Entwicklung einer Art
Selektive Züchtung „labyrinthschlauer“ und labyrinthdummer“ Ratten
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Im Labyrinth besonders gute bzw. schlechte Ratten wurden nur jeweils untereinander gepaart.
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Nach acht Generationen: kaum noch Überlappung der Leistungen der beiden Rattenstämme im Labyrinth.
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cross fostering control procedure:
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Auch wenn labyrinthschlaue Ratten von labyrinthdummen aufgezogen wurden oder umgekehrt, bestand der Effekt.
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Nicht durch die Aufzucht sondern nur durch Gene zu erklären!
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Effekt der Gene nur dann stark, wenn die Umgebung der Ratten verarmt und langweilig war; angereicherte Umgebung konnte die Benachteiligung durch die Gene ausgleichen.
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Angereicherte Umwelt -> dickere Großhirnrinde
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Phenylketonurie (PKU)
- Eine durch ein einziges Gen bedingte metabolische Störung
PKU-Gen
- Fehlen von Phenylalaninhydroxylase (wandelt Phenylalanin in Tyrosin um)
- Dopaminmangel (da Dopamin aus Tyrosin)
- Ansammeln von Phenylalanin-> Retardierung
Therapie:
- Phenylalaninarme Diät in sensitiver Phase (in diesem Fall ersten Lebensmonate)
- Phase, in der eine bestimmte Erfahrung gemacht werden muss (hier Aufnahme von Phenylalanin), damit eine bedeutsame Auswirkung auf die Entwicklung eines Merkmals entsteht.
Entwicklung des Vogelgesangs
Funktion: Männliche Konkurrenz abschrecken, Weibchen anlocken
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Sensorische Phase: Gehörter Gesang wird abgespeichert; das funktioniert nur, wenn der Vogel den Gesang seiner Spezies auch hört; Gesänge anderer Spezies können nur sehr schwer erlernt werden.
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Sensomotorische Phase: Singen wird geübt, wobei auditorisches Feedback wichtig ist.
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Manche Vogelarten haben eine Altersgrenze für das Lernen neuer Gesänge, andere können ihren Gesang lebenslang verändern.
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Gesangszentrum bei Männchen viermal größer als bei Weibchen; im Frühling doppelt so groß wie im Herbst (mehr Licht => mehr Testosteron => Wachstum des Gesangszentrums)
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Größenveränderung durch Adulte Neurogenese:
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Heterabilitätsforschung - Minnesota-Studie
Vergleich der Ähnlichkeit von getrennt aufgewachsenen eineiigen und zweieiigen Zwillingen
- Eineiige Zwillinge ähnlicher als zweieiige – egal ob geteilte Umwelt oder nicht
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Falsche Interpretation: Intelligenz und Persönlichkeit werden zu X% vererbt!
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Eine Erblichkeitsschätzung bezieht sich auf die Korrelation, also auf den Anteil aufgeklärter Varianz.
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