Bewegungslernen und Analysatoren Bewegungskoordination
Bewegungslernen und Analysatoren Bewegungskoordination
Bewegungslernen und Analysatoren Bewegungskoordination
Kartei Details
Karten | 31 |
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Sprache | Deutsch |
Kategorie | Sport |
Stufe | Universität |
Erstellt / Aktualisiert | 12.05.2016 / 12.05.2016 |
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Phase der Aneignung und Vollzugsorientierung
Allgemeine Kennzeichnung
In dieser Phase geht es darum, das Interesse des Anfängers zu wecken und die
Gewöhnung an ein systematisches Üben zu fördern. Abwechslungsreiche Mittel und
Methoden, sowie ein in Maßen variables Üben können hier bereits vorherrschen. Es
sollte nicht zu früh auf Leistung orientiert werden, um der Entwicklung funktioneller
Teilbereiche und einer angemessenen Qualität des Bewegungsablaufes genügend
Raum zu geben. Ein freudbetontes und dennoch zielstrebiges Üben gewährleistet
beim Anfänger einen günstigen Einstieg in den motorischen Lernprozess.
Beobachtung durch den Lernenden und Demonstration durch den Lehrenden sind
wichtige Hilfen in der Phase der Aneignung.
Phase der Vervollkommnung und Individualisierung
Allgemeine Kennzeichnung
Der Entwicklungsstand der Leistung und einzelner Bereiche hat bereits ein relativ
hohes Niveau erreicht. Lernkurven flachen sich meist langsam ab oder stagnieren
bei ungenügendem Übungsumfang. Wichtige leistungsrelevante Merkmale des
Bewegungsablaufes werden beherrscht. Leistungsreserven liegen in der
Eliminierung von Schwachstellen, vor allem aber im Ausbau individueller Stärken.
Technische Abläufe gewinnen in dieser Phase deutlich an Individualität und Stil.
Bereich des Antriebs und der Motivation In aller Regel hat der Lernende in dieser
Phase bereits ein hohes Maß an Eigenaktivierung, die durch den Lehrenden sinnvoll
zu unterstützen ist. Die Motivationen sollten zunehmend auf die Leistung gerichtet
werden. In regelmäßigen Abständen ist jedoch (auch motivational gefördert) auf
einzelne Technikelemente und notwendige Leistungsvoraussetzungen zurückzukommen.
Phase der Perfektionierung und Hochleistungsorientierung
Allgemeine Kennzeichnung
Diese Phase ist vorwiegend dem Leistungssport oder einem sehr intensiv
betriebenen Freizeitsport vorbehalten. Das gesamte Lernen ist direkt oder indirekt an
der Zielleistung ausgerichtet. Das Training zielt überwiegend auf Perfektionierung
oder Optimierung. Bestimmte Phänomene, wie z.B. die bereits genannten
„komplexen Bewegungsgefühle" oderdie exzellente Ausprägung qualitativer
Bewegungsmerkmale, bleiben in aller Regel dieser Stufe vorbehalten. Lernen hat in
dieser Phase sehr unterschiedliche Ziele zum Inhalt. Zum einen geht es um den
Erhalt oder den Wiederaufbau von Bereichen, die sich in trainingsfreien Zeiten
zurückentwickeln, und zum anderen um das gezielte Erschließen von spezifischen
Leistungsreserven, die erst in dieser Phase an Bedeutung gewinnen.
Teil- und Ganzlernmethode
Die Frage, ob eine motorische Aufgabe ganzheitlich oder in Teile zergliedert werden
soll, ist ein immer wiederkehrendes Problem der Sportpraxis. Hierbei ging und geht
es um die Effektivierung des Lernprozesses in seinen verschiedenen Parametern
(z.B. Geschwindigkeit, Stabilität oder Transfe-rabilität)
3 Phasen des Sport- bzw Bewegungslernens
1- Phase der Aneignung und Vollzugsorientierung
2- Phase der Vervollkommnung und Individualisierung
3- Phase der Perfektionierung und Hochleistungssportorientierung
4 Aspekte der Teillernmethode
1-Komplexität und Kompliziertheit der Bewegung mit sequentiell und simultan
ablaufenden Teilen
2- Auffrischen motorischer Gedächtnisinhalte durch das Üben von einzelnen
Bewegungsabschnitten, die im normalen Ablauf selten abgefordert werden;
3- Ausloten von biomechanischen bzw. physikalischen Grenzbereichen für einzelne
Bewegungsphasen;
4- Ökonomisierung durch die Nutzung vereinfachter Technikumgebungen beim
Teilelernen
4 Probleme Teillernmethode
1- Die Teillernmethode erfordert immer auch eine Identifikation und Klassifikation
einzelner Phasen einer Gesamtbewegung. Dies geschieht zum größten Teil anhand
des äußeren Erscheinungsbildes oder der Strukturiertheit, die nicht immer mit der
subjektiven Bewegungsvorstellung des Sportlers übereinstimmen muss.
2- Teillernen kann das Timing in der Gesamtkoordination beeinträchtigen. Durch zu
intensives Training der Einzelphasen können Pausen zwischen ihnen
„einprogrammiert" werden, weil sie im Vollzug und im Erleben nicht mehr als
Ganzheit, sondern als zwei aneinander gereihte Elemente gehandhabt werden.
3- Beachtet werden muss das Prinzip einer funktionellen Variabilität von
Teilbewegungen oder einzelnen Parametern, d.h. einzelne Abschnitte weisen
Abweichungen („Fehler") auf, die durch andere parallel laufende oder nachfolgende
Bewegungselemente wieder ausgeglichen werden. Diese eigenständige Leistung
des motorischen Systems muss dementsprechend geschult werden. Dies ist nur im
ganzheitlichen Vollzug möglich.
4- Techniken, Bewegungen oder komplexe Bewegungsabfolgen repräsentieren sich
für den Ausführenden in einer subjektiven Geschlossenheit, die sich auch in
emotionalen Begleitphänomenen ausdrücken. Diese bilden mitunter wichtige
Informationen über das Gelingen/Nichtgelingen, häufig noch bevor es zu einer
objektiven Rückinformation des Resultats kommt. Auch die Entwicklung eines
qualitativen Bewegungsgefühls ist an den Bewegungsvollzug im Ganzen gebunden.
Unbewusstes versus bewusstes Lernen
Galt es bislang im Bereich des Bewegungslernens noch als relativ gesichert, dass
dies im Wesentlichen über das Bewusstsein erfolgt, so ist in den letzten Jahren in
einer Reihe von Untersuchungen nachgewiesen worden, dass dem unbewussten
(bzw. impliziten Lernen) ein hoher Stellenwert einzuräumen ist.
Sehr anschaulich lässt sich implizites Lernen am Erwerb der Sprache
nachvollziehen. So lernt man beispielsweise die deutsche Sprache, ohne dass einem
explizit die grammatikalischen Regeln beigebracht werden. Die wendet man im
alltäglichen Sprachgebrauch zwar mühelos an, kann allerdings oft nur wenig darüber
aussagen. Obwohl implizit gelernt, wird die Grammatik beherrscht. Es wäre fraglich,
ob ein bewusstes Lernen der grammatikalischen Regeln zu einer besseren Beherrschung
der deutschen Spracheführen würde.
Mit dem Begriff des impliziten Lernens erfasst man den Sachverhalt, dass etwas
gelernt wurde (z.B. die Regeln eines komplexen motorischen Prozesses), ohne dass
man sich dessen bewusst wird und häufig ohne dass diese Regeln überhaupt
sprachlich wiedergegeben werden können (WULF 1993). Die Informationsmenge, die
im Zuge der Bewältigung einer komplexen Bewegungsaufgabe durch den Lernenden
verarbeitet werden muss, ist außerordentlich groß. Die bewusste Wahrnehmung hat
nur eine bestimmte „Kapazität", die gemessen am Informationsgehalt einer
vergleichsweise elementaren Situation, wie z.B. „Fangen eines anfliegenden Balls",
sehr schnell in Grenzbereiche kommt. Implizites Lernen, d.h. der unbewusste Erwerb
von leistungsbestimmenden Regelhaftig-keiten im Bewegungsgeschehen, kann bei
der Verarbeitung großer Informationsmengen entlastend wirken.
Was muss das Nervensystem leisten, damit alle Teilbewegungen
beim Tischtennis auf das Ziel hin koordiniert werden?
Was läuft bei den beteiligten Sportlern ab?
Beginnen wir (im sensomotorischen Teil) mit den äußeren und inneren
Wahrnehmungen:
Sogenannte Analysatoren sind für die Wahrnehmungsprozesse zuständig.
5 Analysatoren
1- Optischer Analysator
2- kinästhetischer Analysator
3- statico-dynamischer Analysator (Vestibularanalysator)
4- akustischerAnalysator
5- taktiler Analysator
Der optische Analysator
leistet einen substantiellen Beitrag zur Bewegungsregulierung. Dies wird
besonders deutlich, wenn der Sehsinn bei Bewegungshandlungen bewusst
ausgeschaltet wird. Dann kommt es meistens zu erheblichen
Bewegungsunsicherheiten.
Die Sicherung des Bewegungsvollzuges wird weitgehend vom optischen
Analysator geleistet, dessen Rezeptoren unter anderem Auskunft über
Eigen- und Fremdbewegungen geben.
Ein Tischtennisspiel wäre ohne visuelle/optische Wahrnehmungen unmöglich.
Die Wahrnehmung der Flugbahn des Balles ist unverzichtbar. (Die
Schlagbewegung selbst kann natürlich - wenn der Ball nicht getroffen werden
soll - auch ohne den optischen Analysator ausgeführt werden). Die Bewegung
selbst wird während der Ausführung nicht optisch kontrolliert, der optische
Analysator ist vorwiegend für die Wahrnehmung von Ball, Gegner und der
eigenen Position an der Platte erforderlich.
Zusätzlich ist der optische Analysator von größter Wichtigkeit, um den Erfolg
des eigenen Schlages zu beurteilen (in Verbindung mit dem kinästhetischen
Analysator kann dies folgende Bewegungen beeinflussen).
Der kinästhetische Analysator
Dieser bewegungsempfindende Analysator hat seine Rezeptoren (so
genannte Propriorezeptoren) in den Muskelspindeln, Sehnen, und
Gelenken.
Sie geben Auskunft über die Änderung von Längen, Spannungs- und
Gelenkveränderungen während der Bewegung. Seine hohe
Leitungsgeschwindigkeit und Differenzierungsfähigkeit machen ihn für
die (reafferente) Bewegungskontrolle besonders wichtig.
Der kinästhetische Analysator ist also für die Kontrolle der
Eigenbewegung des Körpers zuständig und bei allen Bewegungen
unverzichtbar. Jede Bewegung löst notwendig kinästhetische Signale
aus.
Beim Tischtennis ist der kinästhetische Analysator genauso wichtig wie
bei allen anderen Bewegungen auch.
Die Feinabstimmung der Schlagbewegung, der koordinierte Einsatz von
Arm- und Beinbewegung ist beim Tischtennisspiel eine
leistungsbestimmende Komponente.
Vor allem die fein abgestimmte Schlagbewegung,
der richtige Krafteinsatz, der Schlagwinkel und vor allem auch die
Verarbeitung von Ergebnissen von vorausgegangenen Schlägen
ist nur über den kinästhetischen Analysator möglich.
Dies geschieht in Verbindung mit den optischen
und teilweise auch dem taktilen Analysator.
Der statico-dynamische Analysator (Vestibularanalysator)
das wichtigste Organ ist hier der Vestibulapparat im Innenohr. Er ist
verantwortlich für die richtige Raumlage des Körpers bei motorischen
Handlungen und informiert über Lage, Richtungs- und
Beschleunigungsveränderungen des Kopfes.
(Lage des Kopfes im Schwerefeld der Erde). Bewegungen des Kopfes
werden in Richtung und Beschleunigung erfasst.
Einen wichtigen Einfluss hat der Vestibularapparat auf die Augen und auf
die Stützmotorik. Zusammen bilden sie die Grundlage des staticodynamischen
Analysators für die Gleichgewichtserhaltung des
menschlichen Körpers.
Beim Tischtennisspiel werden natürlich auch ständig Informationen über
die Lage des Kopfes im Raum erfasst. Im Gegensatz zu anderen
Bewegungen (z.B. Turnen) ist die Rolle dieses Analysators nicht so
leistungsbestimmend, wenn auch unverzichtbar
Der akustische Analysator
verarbeitet akustische Signale über den Bewegungsvollzug,
Bewegungsauswirkungen oder Umwelt- bzw. Sportgerätgeräusche (z.
B. aufspringende Bälle).
Auch verbale oder rhythmisierende Unterstützungen (Klatschen) werden
über den akustischen Analysator aufgenommen
Beim Tischtennis haben die Signale des aufspringenden Balles eine
durchaus wichtige Funktion wie Untersuchungen gezeigt haben (vgl.
Meinel/ Schnabel, 1998, S.52). Reaktionszeiten sind auch an diese
akustischen Wahrnehmungen gebunden.
Der taktile Analysator
erhält Informationen über die Rezeptoren der Haut.
Über den taktilen Analysator gewinnen wir
Informationen über die Form und die Oberfläche der
berührten Gegenstände oder über Widerstände aus
Luft und Wasser.
(Taktile und kinästhetische Informationen sind aber oft nur schwer zu
unterscheiden, da ihre Rezeptoren nahe zusammenliegen)
Der Tischtennisspieler nimmt über den taktilen Analysator den Griff
seines Schlägers wahr, evtl. auch Informationen über geringfügige
Änderungen in der Griffhaltung. Auch hierbei dürften sich taktile und
kinästhetische Informationen überlagern.
Wie werden sportliche Bewegungen gelernt?
Formen des motorischen Lernens
Motorisches Lernen umfasst den Erwerb, Erhalt und die Veränderung von
Bewegungen. Ziel ist die Verbesserung der Bewegungskoordination und somit die
Effektivierung der Ausführung von Bewegungshandlungen und Bewegungsfertigkeiten
in der Alltags-, Arbeits- und Sportmotorik.
In das motorische Lernen fließen viele Komponenten auf physiologischer,
psychologischer und motorischer Ebene ein. Inhaltliche Abgrenzungen des
Lernbegriffs ergeben sich zu den nachfolgenden Begriffen:
Motorisches Lernen beansprucht nicht nur die motorischen,
sondern auch die sensorischen, kognitiven und emotionalen Fähigkeiten des
Lernenden.
MotorischesLernen
3 Lernarten die von 'Motorischem Lernen" abzugrenzen sind
<> Reifung als endogen bedingte Zunahme von Leistungsvoraussetzungen und
morphologischen Gegebenheiten.
<> Wachstum als einfache quantitative Zunahme von körperlichen Merkmalen, Fähigkeiten
und Fertigkeiten.
<> Sozialisation als die Entwicklung von Normgefügen und sozialen Verhaltensweisen, die
auch auf die Motorik rückwirken oder sich darin äußern.
Während Lernen stets die Aktivität des Subjektes in Form von Üben, Trainieren oder
Erfahrungs- und Wissenserweiterung zur Voraussetzung hat, sind Reifung,
Wachstum und Sozialisation nicht unmittelbar daran gebunden. Sie sind jedoch zu
gleichen Teilen wichtige Einflussfaktoren für das Lernen.
3 Dimensionen von Lernen nach Poehlmann
Nach PÖHLMANN (1986, 252) vollzieht sich motorisches Lernen im dreidimensionalen
Bezug von:
Vermittlungsstruktur:
Didaktik, Unterrichtsmethodik und Lehrtechniken
Anforderungsstruktur:
Aufgabe (Orientierungs-, Antriebs-, Energie- und Koordinationsanforderungen)
Bewältigungsstruktur:
informationeile und energetische Grundlagen des Lernenden (Fähigkeitsniveau, Fertigkeitsniveau,
morphologische Besonderheiten usw
Welche Grundformen des Lernens gibt es beim Menschen?
Lernen kann in allgemeiner Form als Zuwachs von Gedächtnisbesitz in
unterschiedlichen Dimensionen bezeichnet werden. Dies betrifft nicht nur die
Zunahme von Wissen, sondern auch dessen interne Verknüpfung und
Neustrukturierung.
.In Abb. 20 sind wesentliche Arten des Lernens in Anlehnung an Kux (1973)
tabellarisch aufgelistet. Die verschiedenen Arten des Lernens grenzen sich nicht
scharf gegeneinander ab, sondern gehen fließend ineinander über und bauen
aufeinander auf
5 Grundformen menschlichen Lernens
1- Habituation (abgeweohnen unbedingter Reaktionen)
2- bedingte reflektorische Konditionierung (bedingte Reaktion)
3- operante Konditionierung (bedingte Aktionen)
4- Versuch und Irrtum Lernen (Bildung u Pruefung v internen Annahmen)
5- Problemloesen und Lernen durch Einsicht (Finden und Anwenden von Strategien, verknuepfung v strategien)
mit steigendem Komplexitaetsgrad
Habituation
Habituation ist Lernen durch Gewöhnung. Diese Lernform gilt als die elementarste
Form des Erwerbs von Erfahrung. Ein unbedingter Reflex wird durch wiederholteKonfrontation mit dem gleichen Reiz abgewöhnt. So beobachtet man in der Praxis
oft, dass Anfänger im Tor bei einem gegnerischen Schuss oder Wurf die Arme nicht
zur Abwehr des Balls, sondern zum Schutz des Gesichts einsetzen. Durch häufige
Darbietung der Situation werden diese Angst- oder Schutzreflexe allmählich
reduziert. Es tritt eine Gewöhnung an den ursprünglich reflexauslösenden Ballwurf
und damit eine Änderung des motorischen Verhaltens ein.
Lernen durch die Ausbildung bedingter Reflexe (Klassische Konditionierung)
Bei der klassischen Konditionierung wird aus einem ursprünglich unbedingten,
unwillkürlichen Reflex durch die zeitliche Kopplung mit einem ursprünglich neutralen
Reiz ein bedingter, anerzogener Reflex.
PAWLOW erhielt 1904 für die Untersuchungen des Speichelflussreflexes bei Hunden
den Nobelpreis. Dieser Reflex ist unbedingt, d.h. er wird nur bei Berührung derGeschmackspapillen
im Mund durch das Futter oder die Nahrung ausgelöst. Gibt man
jedoch jedes Mal kurz vor der Futtergabe einen (neutralen) Reiz (Klingelzeichen),
wird der Speichelreflex des Hundes nach einigen Wiederholungen allein durch
dieses Klingelzeichen ausgelöst.
Soziale Faktoren spielen beim Erwerb motorischer Leistungen eine kaum zu
überschätzende Rolle. Die landesweite oder regionale Entwicklung einzelner Disziplinen
hängt oft sehr stark von erfolgreichen Sportlern ab, die diese betreiben und als
Nachahmungs- und Identifikationsobjekte wirken. Spuren sozialer Faktoren lassen
sich bis ins Details des motorischen Lernprozesses verfolgen, z.B. wenn Kinder eine
bestimmte Art und Weise technischer Ausführung von ihrem Lehrer übernehmen.
Diese Art des Lernens ist besonders durch die berühmten Experimente des
russischen Physiologen I.P. PAWLOW (1849-1936) bekannt geworden. Die
Entwicklung bedingt-reflektorischer Verknüpfungen gehört zu den
Grundmechanismen des motorischen Lernens. Sehr eng ist diese Lernform an
positive und negative Verstärkung bzw. Belohnungs- und Bestrafungstechniken
gebunden. Äußerungsformen finden sich z.B. in der Entwicklung der Antizipation und
Vorwegnahme von Ereignissen (Auftauchen von Hindernissen, Finten des Gegners)
oder in der Herausbildung sozialer sowie mannschaftsdienlicher Verhaltensweisen.
Bei der klassischen Konditionierung kommt es lediglich zur Anpassung an die
Umwelt mit Hilfe einer Reiz-Reaktions-Verstärkung. Das Erlernen neuer Handlungen
kann dadurch nicht erklärt werden.
Lernen durch operante bzw. instrumenteile Konditionierung
Beim operanten Konditionieren wird das eigene aktiv suchende Verhalten zum
entscheidenden Faktor des Lernens. Operant heißt diese Art der Konditionierung
deshalb, weil das lernende Subjekt zum Erhalt der Belohnung eine bestimmte
Operation durchführen muss. Im Zuge des aktiven Agierens können sich neue
Formen des Verhaltens und der Bewegung entwickeln, die durch den Lernenden
selbst gefunden und in Kopplung mit bestimmten Bedürfnisbefriedigungen gelernt
werden.
Lernen am Modell
(Nachahmungslernen, Unterweisungslernen)
Das Lernen am Modell ist eine Form des sozialen Lernens und beinhaltet die
Nachahmung und die Unterweisung. Beim Lernen durch Nachahmung wird ein
Vorbild durch den Nachahmer in seinem Verhalten und seiner Leistung imitiert. Der
Sozialpsychologe BANDURA prägte in diesem Zusammenhang den Begriff des
„Imitationslernens". Lernen durch Beobachtung und Nachahmung ist außerordentlich
effizient und war in der Entwicklung des Menschen ein gewaltiger evolutionärer
Vorteil.
Während das Imitationslernen überwiegend subjektseitig determiniert ist, kommt es
bei der Unterweisung zur Vermittlung von Kenntnissen und der Setzung von Normen
durch einen autorisierten Erzieher. Gerade bezüglich des sozialen Lernens nimmt
der Sport an sich eine Sonderstellung ein. Spiele, gruppenspezifische
Ordnungsformen, motorische Interaktionen, Hilfestellungen und faires Verhalten sind
ohne die Dimension des sozialen Lernens undenkbar.
Lernen durch Versuch und Irrtum
Beim Lernen durch „Versuch und Irrtum" (THORNDIKE prägte den Begriff „trial and
error") nimmt man an, dass sich durch Probieren, Misserfolge und eine hohe
anfängliche Variabilität der Bewegungsaktivität eine richtige Lösung besser im Gedächtnis
verankert. Beim „Versuch-und-lrrtum"-Lernen, bei dem die Eigenaktivität
des Lernenden stärker gefordert und gefördert wird, kommt es auch zu einer
Befriedigung der besonders für den Menschen typischen Bedürfnisse, wie Neugier,
Reizhunger und Wissensdurst.
Problemlösen und Lernen durch Einsicht
Die Entwicklung komplexer Strategien im Bewegungshandeln, wie auch die mehr
oder weniger plötzliche Einsicht in Zusammenhänge und Hintergründe (Aha-Erlebnis)
beruhen zwar auf einem Zugewinn an Erfahrung und Wissen, sind aber nicht allein
durch den Kenntniserwerb zu erklären. Im Falle des Pro-blemlösens und der
Gewinnung von Einsichten werden bereits existierende Gedächtnisinhalte neuartig
verbunden oder strukturiert. Es wird mit dem bereits vorhandenen Wissensfundus
aus sich selbst heraus eine neue Wissensstruktur geschaffen. Das Lernen selbst
wird gelernt und führt zu neuartigen Strategien des Herangehens an Probleme. Beim
Menschen kann man diese Lernform zu den Bevorzugten zählen. Die damit
verbundene Unsicherheit und der bei richtiger Lösung erlebte „Lustgewinn" scheinen
eine wichtige Variable des Lernens zu sein. Von daher sollte diese Lernform
systematisch in das Unterrichts- und Trainingsgeschehen eingebaut werden.
Ist motorisches Lernen ein geradliniger Prozess?
Motorisches Lernen ist kein stetiger Prozess, bei dem anhand eines Leistungsmaßes
ein ununterbrochener Anstieg festzustellen ist, vielmehr ist das Auftreten deutlich
abgrenzbarer unterschiedlicher Stadien, die eine eigenständige Qualität aufweisen,
nachweisbar und typisch.
Anfänglich kommt es recht schnell zu sichtbaren Fortschritten, wenn die Aufgabe
nicht zu komplex ist. Später verlangsamen sich die Zuwachsraten in der Leistung, es
kann zeitweise zu Stagnationen und Rückschritten trotz hoher Übungsumfänge
kommen.
Im Endbereich nähert sich die Leistungskurve allmählich einem Maximum an,
welches nur durch deutlich erhöhte Übungs- und Trainingsumfänge oder veränderte
Lernstrategien hinauszuschieben ist. Idealtypisch nimmt die Lernkurve folgende
Form an:
.
Die Beschreibung des Lernplateaus geht auf BRYAN/ HARTER (1897; 1899) zurück.
Sie untersuchten die Leistung von Seeleuten, die das Morsen erlernen sollten. Bei
der Datenauswertung stellten sie fest, dass der Leistungsverlauf keineswegs linear
ist, sondern dass Phasen der Stagnation auftraten, die nach einer gewissen Zeit des
Weiterlernens verschwanden.
Die Lernphasen sollen näher gekennzeichnet werden:
Vier Lernphasen bzw -aspekte im Detail
1- Die Akquisitionsphase (Beginn des Lernens)
Bei motorischen Aufgabenstellungen mit leichtem und mittlerem Schwierigkeitsgradbeobachtet man häufig sehr schnelle Lernfortschritte. Später fällt die Rate desLeistungszuwachses geringer aus. Übungsumfang und Lernfortschritt verhalten sichüber den gesamten Lernverlauf umgekehrt proportional. Für sehr komplexemotorische Fertigkeiten müssen erst die Grundlagen und Teilfertigkeitenherausgebildet werden, ehe die komplexe Bewegungshandlung überhaupterfolgreich ausgeführt werden kann. Der Anstieg der zieladäquaten Leistung in der
Akquisitionsphase ist bei dieser Art der Anforderung eher verzögert, stufenförmigoder sprunghaft.
2- Lernplateau und regressive Phasen
Wenn man Lernverläufe hinsichtlich des relevanten Leistungskriteriums betrachtet,so kann man häufig Phasen entdecken, in denen eine Stagnation eintritt. Hierbeikann nicht zwingend geschlussfolgert werden, dass kein weiteres Lernen stattfindet.Vielmehr wird angenommen, dass es zu einer Umstrukturierung der bereits gelerntenKomponeneten kommt oder bestimmte leistungsdeterminierenden Faktoren zunächstin ihrer Entwicklung „nachziehen“ müssen.Im Extremfall kann es auch zu einem zeitweisen Rückgang der Leistung kommen.Im Hochleistungsbereich beobachtet man diese regressive Phasen oft, wenn Sportler Techniken oder Strategien umstellen, umLeistungsgewinne zuerzielen.
3- Grenzwerte (Limits) Grenzwerte in Leistungsparametern können sehr unterschiedliche Ursachen haben.
Anzeichen für die Annäherung an Grenzwerte ist die verlangsamte Zunahme der
Leistung. Auf jeden Fall bestimmen Alterungsprozesse und physiologische Ursachen
Leistungsgrenzen. Die Ursachen für die Grenzwerte des motorischen Lernens sind
jedoch unklar. Eine mögliche Erklärung besagt, dass die Variabilität des Lernenden
ab einem bestimmten Leistungsstandard (z.B. im Hochleistungssport) nicht mehr
ausreicht, um neue Bewegungsweisen zu lernen oder alte zu verändern.
4- Aufwärmeffekt und ReminiszenzÜben in der Praxis erfolgt nicht durchgängig, sondern ist im Allgemeinen von mehroder weniger kurzen Pausen unterbrochen. Nach jeder Pause kann man kurzzeitigLeistungsveränderungen (positive wie auch negative) beobachten, die über die obengenannten Phasen nicht erklärt werden können.
• Aufwärmeffekt: Häufig tritt nach Pausen anfänglich ein Leistungsabfall auf, ehedas alte Niveau wieder erreicht wird.
3 Phasen des motorischen Lernens nach MEINEL/SCHNABEL (1998):
1. Entwicklung der Grobkoordination,
2. Entwicklung der Feinkoordination und
3. Stabilisierung der Feinkoordination und Entwicklung der variablen Verfügbarkeit.
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