BA 104 Grundbegriffe von Wissenschaft und Forschung
FHNW Olten, BA 104 Grundbegriffe von Wissenschaft und Forschung
FHNW Olten, BA 104 Grundbegriffe von Wissenschaft und Forschung
Set of flashcards Details
Flashcards | 53 |
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Students | 111 |
Language | Deutsch |
Category | General Education |
Level | Other |
Created / Updated | 21.10.2016 / 24.11.2019 |
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Definition von Disziplin
- Eine Disziplin richtet eine bestimmte Fragestellung an ein (für sie spezifisches) Formalobjekt
- Eine Disziplin verfügt über einen gewissen Bestand von Wissen, der als gesichert gilt und auch gelehrt und gelernt werden kann.
- Eine Disziplin verfügt über eine Ausbildungsstruktur, die neue Forschende in die wissenschaftliche Arbeit einführt und damit das Weiterbestehen der disziplinären Wissenserzeugung sichert.
- Eine Disziplin verfügt über ein bestimmtes Set von Forschungs-methoden, mit denen das Formalobjekt erforscht wird und eine Reihe von typischen Denkmustern, denen die Angehörigen der Disziplin dabei folgen.
- Disziplinen bilden eine scientific community
Verortung von Disziplinen
Eine Disziplin markiert einen bestimmten Arbeitszusammenhang in der Wissenschaft und der wissenschaftlichen Wissensproduktion
Diese Arbeitszusammenhänge sind Teilsysteme des Systems Wissenschaft (≠ Praxis)
Mehrere Disziplinen können zu Gruppen zusammengefasst werden: Naturwissenschaften; Sozialwissenschaften; Geisteswissenschaften
Abgrenzung Natur-, Sozial- und Geisteswissenschaften
Natur-, Sozial- und Geisteswissenschaften bezeichnen Gruppen von Disziplinen
Die Gruppierung der Disziplinen erfolgt entlang des Materialobjekts: Disziplinen der gleichen Gruppen verfügen über ähnliche Materialobjekte
Naturwissenschaften: belebte oder lebendige Materie
Sozialwissenschaften: Menschen in ihren sozialen Bezügen
Geisteswissenschaften: Kulturelle Objektivationen
Ausdifferenzierung von Wissenschaft
Die Wissenschaftsgeschichte zeigt
• eine laufende Differenzierung der wissenschaftlichen Tätigkeit in eine zunehmende Anzahl Disziplinen
• Unterteilung von Disziplinen in Subdisziplinen
• Fragmentierung von Wissen
Gegenbewegung:
Integration von Wissenschaft
- Hierarchisierung von Disziplinen
- Transdisziplinäre Konzepte
- Interdisziplinarität
- Pluri- oder Multidisziplinarität
Reflexionen zu Disziplinarität und Interdisziplinarität in der Sozialen Arbeit
• Das Ziel von Interdisziplinarität: Vollständigere Erfassung eines Gegenstandes/Problems
• Problematiken in der Sozialen Arbeit
– Selbstverständnis als Disziplin umstritten bzw. jung
– Missverständnis, Interdisziplinarität sei die blosse Rezeption und Nutzung des Wissens anderer Disziplinen
• Herausforderung
– Interdisziplinarität impliziert einen je eigenen Beitrag unterschiedlicher Disziplinen
– Interdisziplinarität setzt Disziplinen voraus
– SA muss ein positives Verständnis aufbauen, Disziplin zu sein
Ziel der Intervention Sozialer Arbeit
Je nach theoretischem Ansatz innerhalb der Sozialen Arbeit unterschiedlich formuliert:
- Lebensbewältigung (Böhnisch)
- gelingender Alltag (Thiersch)
- Subjektivität (Winkler)
- Erhöhung der Lebenschancen (Hornstein)
- Selbstbestimmte Lebensführung
Beobachtung
Mit Beobachten werden alle Aktivitäten bezeichnet, die zur Erfassung eines Forschungsgegenstandes eingesetzt werden.
Diese Aktivitäten werden auch als „Messung“ bezeichnet
Beobachten umfasst verschiedene Vorgehensweisen:
– Messen im engeren Sinne (Ausdehnung, Gewicht, Temperatur, Zeit)
– Befragen
– Verfolgen von Verläufen und Aktivitäten vor Ort/ Augenschein
Begriffe/Kategorien
Begriffe sind sprachliche Bezeichnungen für Wirklichkeitsaus- schnitte.
Sie sind
• definiert, in ihrem Gehalt, also klar umrissen
• theoretisch eingefärbt
Begriffe/Kategorien sind notwendige Instrumente zur Benennung von Realitätsausschnitten: Nur über Begriffe vermittelt können wir uns Realität vergegenwärtigen, sie beobachten, sie beschreiben und auf Entstehung und Verläufe hin untersuchen.
Die Wahl von Begriffen/Kategorien, mit denen wir uns an einen Gegenstand heranbegeben, ist deshalb bedeutsam:
Sie lenken unsere Wahrnehmung des Gegenstands und unsere Vorannahmen über Zusammenhänge und Regularitäten bereits vor dem eigentlichen Beobachten in eine bestimmte Richtung.
Hypothesen
„Hypothesen“
sind wörtlich „Unterstellungen“.
Es handelt sich dabei um Vermutungen und Annahmen zu einem Sachverhalt, zu einem Zusammenhang oder zu Kausalitäten,
die zwecks Überprüfung formuliert wurden – aber noch nicht überprüft oder erhärtet sind. (Seiffert 1991 S. 159)
Thesen
„Thesen“ sind Aussagen zu einem Sachverhalten, zu Zusammen- hängen und Kausalitäten, die geprüft wurden – und sich einstweilen bewährt haben.
Es handelt sich um die gemäss dem jeweils gegebenen Stand der Forschung jeweils besten Aussagen zu einem Sachverhalt, zu Zusammenhängen und Kausalitäten.
„Thesen“ sind deswegen aber nicht einfach gültig. Sie können – und sollen – stets weiteren Prüfungen unterzogen werden.
Theorien
„Theorien“sind komplexe Aussagensysteme
• über Sachverhalte
• Zusammenhänge
• Kausalitäten
in die mehrere Thesen eingegangen sind.
Gesetze
Mit „Gesetz“ wird ein allgemeiner Satz bezeichnet. Allgemeine Sätze bzw. Allsätze umschreiben nicht einzelne, individuelle Begebenheiten, sondern Sachverhalte, die unter allen uns bekannten Umständen (also überall und uneingegrenzt)
Gültigkeit haben.
Das Muster von Gesetzen lautet: „Immer wenn A gegeben ist, folgt B
Regularitäten
Im Bereich von Sozialwissenschaften ist nicht von „Gesetzen“ auszugehen, da Sozialwissenschaften Menschen und ihr Handeln betrachten, also Subjekte, die in der Lage sind, sich und ihre Umwelt (bis zu einem gewissen Mass) zu verändern, also immer wieder neue Realitäten zu schaffen.
Regelmässig auftretende Zusammenhänge sind deshalb nie unter allen Umständen auftretende Zusammenhänge. Diesem Umstand trägt der Begriff der „Regularität“ Rechnung.
Das Muster von Regularitäten lautet:
„Je häufiger (stärker, grösser etc.) A gegeben ist, desto häufiger (stärker, grosser etc.) folgt B“
Gegenstand der Untersuchung
Menschen in ihren sozialen Bezügen
Menschen als «Subjekte» verfügen über die Fähigkeit, sich und ihre Umwelten – in einem gewissen Mass – zu gestalten.
Konsequenzen für Sozialwissenschaften:
– Involviertheit der Forschenden/keine vollständige Objektivität
– Reaktivität der Untersuchten
Soziale Arbeit
Ein Prozess in dem in einer Abfolge von Schritten in einer Kooperation der Professionellen mit der Klientin/dem Klienten das Problem, das gemeinsam definiert wurde, auf ein gemeinsam vereinbartes Ziel hin bearbeitet wird (Schnurr 2005)
Prozessmodel Kooperative Prozessgestaltung
- Situationserfassung
- Analyse
- Diagnose
- Zielsetzung
- Interventionsplanung
- Interventionsführung
- Evaluation
Professionswissen
Professionswissen bezeichnet die Wissensbasis, auf die Professionelle der Sozialen Arbeit in ihren beruflichen Handlungsvollzügen zurückgreifen. Es umfasst:
Theoriewissen und Ergebnisse empirischer Forschung
Reflexionen über Ziele und ethische Reflexionen
Methodenwissen, Handlungswissen
Evaluationswissen, Wissen über Auswirkungen von Interventionen
Organisationswissen und lokales Wissen
Erfahrungswissen, berufliche Routine
Biografische Vorerfahrungen
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Soziale Arbeit und Wissenschaft
Die Wissenschaft Sozialer Arbeit stellt Wissen zur Verfügung, um Praxis Sozialer Arbeit zu
• analysieren
• reflektieren
• mit Wissen zu fundiere
• weiterzuentwickeln
Funktionen des Alltagswissen
- Orientierung
- Planung
- Handlung
- Kommunikation Interaktion
Alltägliche Beschreibung
ist subjektiv, spiegelt die Sicht der Erzählenden wieder
ist persönlich, an individuellen Bedürfnissen orientiert
ist wertend
ist spekulativ
ist unsystematisch
ist naiv, Vorurteile werden nicht reflektiert
ist einseitig, nur ein Aspekt des Erlebens wird beschrieben
Wissenschaftliche Beschreibung
- weniger subjektiv
- weniger individuell
- weniger wertend
- nicht spekulativ
- systematisch
- nicht naiv, sondern die Methode reflektierend
- weniger einseitig
Wissenschaftliche Erkenntnisse
- sind vorläufig
- sind kritisierbar
- sind diskursiv, d. h. auf Kommunikation angelegt sind historisch mitbedingt
- sind gesellschaftlich und kulturell mitbedingt
Scientific Community
besteht aus den Angehörigen der Gemeinschaft der Wissenschaftler/- innen eines Fachs / einer Disziplin
ist der Ort der Diskussion und Fortentwicklung von Methoden, Forschungs- ergebnissen und Gültigkeitsfragen
Kennzeichen wissenschaftlicher Kommunikation
Zwangloser Zwang des besseren Arguments (Rationalität, Begründungsverpflichtung, Logik der Argumentation, Kritik)
Nicht abschliessbare Dynamik des Erkenntnis- prozesses
Regulatives Prinzip der Wahrheit (bzw. Gültigkeit)
Unterschieden zwischen Alltagswissen und wissenschaftlichem Wissen
Die Unterschiede in den alltagspraktischen und wissenschaftlichen Wissensformen sind nicht im
Sinne eines Werturteils zu verstehen, d. h. wissenschaftliches Wissen ist nicht als moralisch besser, wertvoller oder hierarchisch höher einzustufen.
Die drei Bereiche von „Sozialer Arbeit“
- Soziale Arbeit als Wissenschaft (=Disziplin)
- Soziale Arbeit als Praxis (= Profession)
- Soziale Arbeit als Ausbildung (= Lehre)
Wissenschaft
Wissenschaft ist das System des durch Forschung und theoretische Diskussion gebildeten, begründeten, geordneten und (vorläufig) gesichert gehaltenen Wissens.
Diskussionen um Soziale Arbeit als Wissenschaft und Forschung
Ausgangslage: Zuwachs an Forschung in der Sozialen Arbeit „Take-off-Phase empirischer Forschung in dem
kombinierten Bereich der Sozialarbeit/Sozialpädagogik“ (Otto/Oelerich/Micheel 2003, S. 3)
Konsens
Für die Verwirklichung einer guten oder gar besten Praxis (best practice) ist die angemessene Berücksichtigung von Wissenschaft und Forschung eine notwendige, wenn auch nicht hinreichende Bedingung
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