Entwicklungspsychologie Lektürekurs

= Entwicklungsabschnitte, in denen spezifische Erfahrungen maximale positive oder negative Wirkungen haben, also Perioden erhöhter Plastizität unter dem Einfluss spezifischer Bedingungsfaktoren

Nachweis ist forschungsethisch problematisch

Entwicklungsprobleme = Entwicklungsaufgaben einer Lebensperiode können nicht erfüllt werden (manifestieren sich z.B. als unzureichende Leistungen, Eheprobleme, Selbstwertprobleme,..)

Brandstädter (1985): Entwicklungsprobleme = Passungsprobleme

• fehlende Passung zwischen:
  • Zielen des Individuums
  • Potentialen des Individuums
  • Anforderungen des sozialen Umfelds
  • Angeboten in der Umwelt

• Phasen- und Stufenmodelle: empirisch nicht zutreffend, "engen den Entwicklungsbegriff in unfruchtbarer Weise ein"
• Umfasst größeres Spektrum an Veränderungsprozessen

Hypothese: Gewalt gegen Kinder tritt besonders häufig auf, wenn es nicht die eigenen Kinder sind

• Stiefväter besonders häufig Täter
• Infantizid: unter extremen Umweltbedingungen (z.B. Hungersnot) kann es dazu kommen, dass Mütter ihre eigenen Kinder töten, um ihr eigenes Leben zu retten und später noch gesunde Kinder zu bekommen (Reproduktionschancen insgesamt erhöhen) 

Ontogenese = Entwicklung eines Individuums über die Spanne seines Lebens hinweg

• Von Befruchtung der Eizelle bis zum Tod
• Bsp: Das Kind muss erst laufen lernen, bevor es Waffen, bzw Spielzeuge, beim Laufen benutzen kann

Phylogenese= Entwicklung von Arten über Generationen hinweg

• Bsp: Der Mensch konnte erst Waffen zur Jagd gebrauchen, nachdem das aufrechte Laufen auf zwei Beinen erlernt worden war

Adaptiver Wert von Kindheit und Jugend 

• Lange Entwicklung ermöglicht individuelle Adaption
  • Individuelle Anpassung an vorgefundene Umwelt möglich
  • Bes. wichtig: Vorbereitung auf Kooperation mit Artgenossen und Zurechtfinden in komplexen Sozialverbänden
• Entwicklung und Lernen notwendig, bevor erfolgreiche Reproduktion möglich ist
• Kindliches Spielen wichtig für Fähigkeitserwerb und Entwicklung sozialer und kognitiver Kompetenzen
• Ontogenetische Adaption: temporäre Funktionalität von Verhaltensweisen, die altersspezifisch auftreten
• Adaptiver Wert der „Unreife“: Kinder lernbereiter durch Überschätzung eigener Fähigkeiten
  • Ermöglicht Plastizität und Variation

Großmutter-Effekt

• Beitrag zum Überleben der übernächsten Generation
• Hilfe bei Geburt & Pflege von Kleinkindern
• Wissensweitergabe (z.B. Rezepte & Umgang mit Krankheiten)
• Unterstützung

Nestor-Effekt

• Ältere Mitglieder haben nützliche/nötige Erfahrungen --> gewinnt an Wichtigkeit bei seltenen, aber überlebenswichtigen Erfahrungen/Situationen (z.B. Katastrophen)
• Individuelles Gedächtnis ist der Wissensspeicher der Gemeinschaft
• Befund passend: Erinnerung an die Kindheit verblasst im hohen Alter langsamer als die Fähigkeit zur aktuellen Informationssicherung 
• Kognitive Pragmatik (=Nutzung verdichteter Erfahrungen eines Lebens) nimmt über die Lebensspanne zu

• Merkmale entstehen durch vielseitige Wechselwirkungen zwischen Genen und Umweltbedingungen und zwischen verschiedenen Genen selbst
• Physikalisch identische Gene können je nach Kontext verschiedene Funktionen übernehmen
• Evolution und Entwicklung stehen in einer Wechselwirkungsreaktion!

1. Adaption = selektive Erhaltung solcher Varianten einer Art, deren Fitness höher ist als die anderer Varianten

• Also Unterschiede innerhalb einer Art, die für eine höhere Reproduktionswahrscheinlichkeit sorgen 
• Selektive Erhaltung: Variante einer Art tritt in der nächsten Reproduktionsgeneration häufiger auf als andere Varianten
• Voraussetzung für Adaption: Merkmal, welches Reproduktionschancen verbessert, muss erblich sein!

2. Erblichkeit:

• Formal = hinreichende und differenzielle Ähnlichkeit von Vorfahren und Nachkommen
• Biologisch = Gene sind informationstragende Einheiten, die unter anderem den Aufbau von Proteinen regulieren, aus denen alle lebenden Organismen bestehen

3. Fitness = Passung einer (Variante einer) Art an die für sie relevante Umwelt

4. Selektion

= bei knappen Ressourcen werden sich einige Varianten einer Art mit größerer Wahrscheinlichkeit erfolgreich reproduzieren als andere.

fehlt

weiter Entwicklungsbegriff:

• Bezugnahme auf gesamte Lebensspanne
• von allgemeiner Entwicklung zu vielen differenziellen Entwicklungen
• von "normaler" Entwicklung zu Konstellationen/Dispositionen als Voraussetzung für Veränderung

enger Entwicklungsbegriff:

• unumkehrbare Schritte
• Frühere Stufe als Voraussetzung für die nachfolgende Stufe
• universell 

Fehlende Passung zwischen:

• Zielen des Individuums
• Potentialen des Individuums
• Anforderungen des sozialen Umfelds
• Angeboten in der Umwelt

Umwelt (Eltern) erkennt Wünsche, Interessen und Präferenzen und geht darauf ein (Umwelt reagiert auf Vveranlagung --> reaktiv)

Bsp.: Hanna liebt Einrad fahren und ihre Eltern melden sie daher bei der Akrobatik an

Experimente zur Prägung von Graugänsen auf Mütter/Menschen 

Prägung = kurzes Zeitfenster nach der Geburt, in welchem Reize der Umwelt dauerhaft in das Verhaltensrepertoire aufgenommen werden

absolute Stabilität = keine Veränderung feststellbar (für einzelne Individuen oder Durchschnitt der Population)

-> Bsp.: Körpergröße im Erwachsenenalter

relative Stabilität = Position der Individuen auf Verteilung eines Merkmals oder einer Leistung in ALterskohorte als Bezugsgruppe bleiben erhalten

Bsp.: IQ vom Grundschulalter bis ins Erwachsenenalter: vergleichsweise hohe und wachsende Positionsstabilität