Öffentliches Baurecht und Instrumente der Raumplanung
Dr. Stefan Scherfer
Dr. Stefan Scherfer
Kartei Details
Karten | 80 |
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Sprache | Deutsch |
Kategorie | Recht |
Stufe | Universität |
Erstellt / Aktualisiert | 06.05.2025 / 19.05.2025 |
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Welche drei Erschliessungsebenen gibt es?
- Grunderschliessung
- Versorgung eines grösseren zusammenhängenden Gebiets mit den übergeordneten Anlagen (Hauptstrassen, Eisenbahnlinien, industriellen Werken, Hochspannungsleitungen und Umsetzerstationen, Abwasserreinigungsanlagen)
- Groberschliessung
- Versorgung eines grösseren zusammenhängenden Gebiets mit den übergeordneten Anlagen (Hauptstrassen, Eisenbahnlinien, industriellen Werken, Hochspannungsleitungen und Umsetzerstationen, Abwasserreinigungsanlagen)
- Feinerschliessung
- Gemäss Art. 4 Abs. 2 WEG der «Anschluss der einzelnen Grundstücke an die Hauptstränge der Erschliessungsanlagen mit Einschluss von öffentlich zugänglichen Quartierstrassen und öffentlichen Leitungen».
Was ist die koordinationsplficht im Baubewilligungsverfahren?
wo Bauvorhaben Bewilligungen, Konzessionen Zustimmungen oder Genehmigungen von mehreren Behörden bedürfen
Was ist der Koordinationszweck im Baubewilligungsverfahren?
Inhaltliche und zeitliche Abstimmung der erforderlichen Verfügung und Entscheide und Beschleunigung des Verfahrens
Wie lange ist die Verwirkungsfrist von Bauten die wiederrechtlich erstellt wurden?
5 Jahre
hier gilt die Frist nicht:
- wenn die Wiederherstellung einen bundesrechtlich geregelten Sachverhalt betrifft (etwa Bauten ausserhalb der Bauzone)
- wo aufgrund von Spezialbestimmungen ein Abbruch auch noch später verlangt werden kann
- wo das öffentliche Interesse zwingend die Beseitigung des rechtswidrigen Zustands verlangt (z.B. bei aktueller oder drohender
Gewässerverschmutzung, bei Gefahr für Leib und Leben usw.) - Bundesrechtliche Maximalfrist von 30 Jahren («Ersitzung» gilt gemäss Bundesgericht nicht bei nicht zonenkonformen Bauten ausserhalb
der Bauzone. Aber: Vorschrift anwendbar mit RPG 2: Art. 24f revRPG)
Welche Rechtsschutz Instanzen gibt es?
- Gemeindebehörde
- gegen Baubewilligung
- Baurekursgericht
- Rekurs innert 30 Tagen nach Zustellung Bauentscheid
- Verwaltungsgericht
- Verwaltungsgerichtsbeschwerde innert 30 Tagen nach Zustellung Entscheid
- Bundesgericht
- Beschwerde in öffentlich rechtlichen Angelegenheiten innert 30 Tagen nach Zustellung Entscheid
Wie gross muss der räumliche Abstand bei Bauprojekten sein?
100m
Welche Beschwerderechte gibt es?
- Allgem. Beschwerderecht Gemeinden
- Behördenbeschwerde
Welche Formen der Enteigung gibt es?
formelle und materielle Enteignung
Was ist eine formelle Enteignung?
Dauernder oder zeitweiser Entzug von Grundstücken oder von darauf bezüglichen dinglichen oder persönlichen Rechten zugunsten öffentlicher
Werke oder zugunsten anderer, durch das Interesse der Allgemeinheit gerechtfertigter Zwecke
Was ist eine materielle Enteignung?
Dem Eigentümer wird durch raumplanerische Massnahmen der bisherige oder ein voraussehbarer künftiger Gebrauch seines Grundeigentums
untersagt oder besonders stark eingeschränkt, weil ihm wesentliche aus dem Eigentum fliessende Befugnisse entzogen werden, was im Ergebnis
einer Enteignung gleichkommt
Was kann enteignet werden?
- Grundstücke
- dingliche Rechte an Grundstücken (z.B. Dienstbarkeiten)
- Nachbarrechte
- Obligatorische Rechte von Mietern und Pächtern an den von der Enteignung erfassten Grundstücken
Was sind die Voraussetzungen für eine Enteignung?
- Formellgesetzliche Grundlage
- Öffentliches Interesse
- Erforderlichkeit
Welche zwei Entschädigungsgrundsätze der Enteignung gibt es?
Objektiver Vermögensschaden
- Verkehrswert
- Inkonvenienzen
- Bei Teilenteignung: auch Minderwert des Restgrundstücks sowie
- Anrechnung werkbedingter Vor- und Nachteile
Subjektiver Vermögensschaden
- fällt in Betracht wenn höher als objektiver Vermögensschaden
- Kapitalisierter Nutzen, der durch die Enteignung entgeht
- Inkonvenienzen
Was ist eine Auszonung?
Zuweisung eines in einer RPG-konformen Bauzone gelegenes Grundstück zum Nichtbaugebiet
Was ist eine Abzonung?
Reduktion der Überbauungsmöglichkeiten innerhalb einer Bauzone z.B. durch
- Reduktion Ausnützungsziffer
- Reduktion der Geschosszahl
- Vergrösserung von Mindestabständen
- Baulinien
was regelt das öffentliche Baurecht?
- Raumplanung
- Baupolizei
- Natur- und Heimatschutz
- Enteignung
- Umweltrecht
Was ist Raumplanung?
- als demokratischer Vorgang, um eine bestimmte Raumordnung zu erreichen
- als Abstimmen aller raumwirksamen – d.h. die Nutzung des Bodens und die Besiedlung des Landes beeinflussenden – Tätigkeiten (vgl. Art. 1 und 2 RPV)
Was ist Raumplanungsrecht?
- als Gesamtheit aller Normen, welche die Raumplanung zum Gegenstand haben (RPG, RPV, kantonale Planungs- und Baugesetze, Baureglemente) [nominales Raumplanungsrecht]
- als Gesamtheit aller Normen, welche raumbedeutsam sind (also auch USG, NHG, WaG, GSchG usw.) [funktionales Raumplanungsrecht]
Was ist öffnetliches Baurecht?
- als Gesamtheit aller (öffentlich-rechtlichen) Normen über das Bauen,
namentlich zu
− Zonenkonformität
− Art und Mass der Nutzung
− Gebäudedimensionen
− Grenz- und Gebäudeabstände
− Ästhetik- und andere Schutzvorschriften
Was ist Baupolizeirecht?
als Gesamtheit aller Normen betreffend die Kontrolle der Bauausführung und das Sanktionieren widerrechtlicher Bauten
Was ist Umweltschutzrecht?
- i.e.S. als Gesamtheit aller Normen der Umweltschutzgesetzgebung (USG, LSV, LRV usw.)
- i.w.S. als Gesamtheit aller Normen, die den Schutz der Umwelt und der Ressourcen bezwecken (nebst dem USG samt Vollzugserlassen auch das NHG, GSchG, WaG usw.)
- besonderes Umweltschutzrecht: jene Umweltschutznormen, die im Verfahren des öffentlichen Planungs- und Baurechts zu berücksichtigen und durchzusetzen sind
Was ist Enteignungsrecht?
- formelle Enteignung für die Erstellung von öffentlichen Werken
- materielle Enteignung als Folge von z.B. raumplanerischen Eigentumsbeschränkungen
Was sind die Grundsätze der Verwaltungstätigkeit?
Gesetzmässigkeit
- Öffentlich-rechtliche Pflichten dürfen nur gestützt auf eine gesetzliche Grundlage auferlegt werden
- Kein Widerspruch gegen ranghöheres Recht
Betätigung des Ermessens
- Relativ erhebliche Entscheidungsbefugnis der Behörden, wenn diese vom Gesetz eingeräumt wird
- Grenze, wo Entscheid offensichtlich unhaltbar ist, mit der tatsächlichen Situation in klarem Widerspruch steht, eine Norm oder Rechtsgrundsätze verletzt oder in stossender Weise dem Gerechtigkeitsgedanken zuwiderläuft (BGE 112 Ia 119)
Rechtsgleichheit
- Gesetze müssen auf alle Menschen gleich angewendet werden (Art. 8 und 29 Abs. 1 BV)
- Grundsatz der Gesetzmässigkeit geht vor
Verhältnismässigkeit
- Staatliche Handlungen müssen zur Erreichung des Ziels notwendig sein
- Staatliche Handlung muss das mildeste Mittel dazu darstellen
- Zweckproportionalität
Was sind die Ziele der Raumplanung?
- Haushälterische Bodennutzung
- Trennung von Bau- und Nichtbaugebiet
- Schutz natürlicher Lebensgrundlagen (Boden, Luft, Wasser, Wald etc.)
- Sicherung Erholungs- und Naturflächen
- Erhaltung genügenden Kulturlandes, insbes. Fruchtfolgeflächen
- Schaffung räumlicher Voraussetzungen für die Wirtschaft
- Immissionen
- Schaffung kompakter, in ihrer Ausdehnung begrenzter Siedlungen
- Siedlungserneuerung
- Verdichtung
Was sind die Grundzüge des Planungsrecht?
- Planungspflicht in Bezug auf raumwirksame Aufgaben
- Koordinationspflicht von Bund, Kantonen und Gemeinden
- Richtplan-Pflicht für "Vorhaben mit gewichtigen Auswirkungen auf Raumund Umwelt" auf Ebene Richtplanung (Art. 8 Abs. 2 RPG)
- Planungspflicht auf Ebene (Sonder-) Nutzungsplanung
Welche drei Planungsgrundsätze gibt es?
- Landschaft
- Siedlungen
- öffentliche Bauten und Anlagen
Was regelt die Planungsgrundsätze?
Schonung der Landschaft
- insbes. Erhaltung der FFF
Siedlungsgestaltung und Siedlungsbegrenzung
- Zweckmässige Zuordnung von Wohn- und Arbeitsgebieten
- angemessene ÖV-Erschliessung (2014 neu)
- Bessere Nutzung von Brachen, Verdichtung der Siedlungsfläche (2014 neu)
- Verschonung der Wohngebiete vor schädlichen oder lästigen Einwirkungen
- Öffentliche Bauten: Sachgerechte Standorte
Was regelt der Art. 4 Information und Mitwirkung?
Bevölkerung
- ist seitens der Planungsbehörden über Ziele und Ablauf der Planung zu informieren (Information)
- und in die Planung einzubeziehen (Mitwirkung)
Was bewirkt das Raumplanungsrecht?
- die Raumplanung
- die Erschliessung
- die Bauordnung
Wer ist zuständig für welche Sachpläne?
- Richtplan - Kanton
- Nutzungsplan - i.d.R. Gemeinde
- Baubewilligungen - Gemeinde (ausserhalb der Bauzonen - Kanton)
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