Inflation

- Die Inflationsrate wird vom Statistischen Bundesamt in Wiesbaden monatlich aus dem Verbraucherpreisindex (VPI) anhand eines repräsentativen Warenkorbs ermittelt. Der VPI misst monatlich die durchschnittliche Preisentwicklung aller Waren und Dienstleistungen, die private Haushalte in Deutschland für Konsumzwecke kaufen. Zur Berechnung verwendet man einen "Warenkorb", der ca. 700 Güterarten umfasst und sämtliche von privaten Haushalten in Deutschland gekaufte Waren und Dienstleistungen repräsentiert. Der VPI dient zur Messung der Geldwertstabilität.

- Zudem wird der "Harmonisierte Verbraucherpreisindex" (HVPI) einheitlich in der EU/EWU erfasst.

- Ziel des HVPI: internationaler Vergleich von Preisänderungen und Zusammenfassung der Gesamtinflationsrate für Europa

- HVPI dient der EZB als Indikator zu Beurteilung der gesamtwirtschaftlichen Preisstabilität innerhalb der Eurozone

Inflationsrate in %: HVPI aktuell - HVPI Vorjahr / HVPI Vorjahr * 100 = Inflation in %

Schwachpunkte des Messverfahrens sind z.B.:

• Qualitätsänderungen bzw. neue Produkte führen zu Messproblemen
• Warenkörbe teilweise nicht realistisch, da diese nicht jedes Jahr angepasst werden
• Durchschnittsverfahren, das nicht für jeden Menschen/Haushalt gilt
• Statistische Ungenauigkeiten der Erfassung

Nachfrageseitige Inflationsursachen:

1. Steigende Nachfrage durch privaten Konsum / "Nachholeffekt des Konsums" → Nachholen der Kaufkraft nach Krisen (Corona, Krieg)
2. Steigende Nachfrage durch Investitionen der Unternehmen bspw. zur nachhaltigen Produktion → Elektromobilität
3. Anhaltend hohe Staatsnachfrage bspw. Konjunkturprogramme, zukünftige Aufrüstung, Investitionen in Klimaschutz und Energiewende
4. Hohe Exportnachfrage
5. EZB bringt mehr Geld in Umlauf

Angebotsseitige Inflationsursachen:

1. Höhere Lohnforderungen / Lohn-Preis-Spirale → Steigende Löhne = höhere Kosten für Unternehmen = höhere Preise ⇒ Gewerkschaften fordern wiederum höhere Löhne usw.
2. Gewinninflation / Gierinflation → Unternehmen kalkulieren mit höheren Gewinnerwartungen
3. Importierte Kosteninflation → v.a. bei importierten Rohstoffen (Ölpreisschock, Gas)
4. Inflationserwartungen → verfestigen sich diese, wird dies allgemein in die Preise einkalkuliert

Indikatoren für einen vorübergehenden Anstieg der Inflationsrate:

• Einmaliger Aufholeffekt / "Nachholeffekt des Konsums" nach Krisen (Corona, Krieg)
• Gestörte Nachfrage in vielen Wirtschaftsbereichen bspw. pandemiebedingt durch Lockdowns 

Indikatoren für einen dauerhaften Anstieg der Inflationsrate:

• Jahrelange expansive Geldpolitik der EZB
• Geopolitische Spannungen infolge des russischen Angrifftskriegs in der Ukraine lassen wenig Hoffnung auf eine kurzfristige Beruhigung an der Preisfront → Energie-/Rohstoff- und Nahrungsmittelpreise sind weltweit stark steigend!
• Unternehmen mit entsprechender Preissetzungsmacht nutzen die Gelegenheit auch weiterhin, um ihre Gewinne zu steigern

Negative Folgen von Inflation:

• Sparer erleiden Wertverlust
• Real verfügbares Einkommen sinkt, da dieses meist erst später angeglichen wird

Vorteile für Staat und Schuldner:

• Höhere Einnahmen aus Einkommensteuer
• Schulden sind real weniger wert

Negative Folgen der Deflation:

• Konsum sinkt
• Weniger Investitionen seitens der Unternehmen
• Wirtschaftsleistung sinkt
• Entlassung von Mitarbeitern
• Realer Wert von Schulden steigt und führt zu Kreditausfällen und ggf. zu Bankenkrisen

Allgemeine Ursachen für Inflation:

• Erhöhung der Geldmenge durch EZB → dadurch Geld weniger wert
• Verknappung des Angebots → dadurch Preissteigerungen und Entwertung des Geldes (bspw. Öl in wichtigen Ölexportnationen wie Saudi Arabien oder Russland)
• Starke Steigerung der Nachfrage durch Konsum oder Staatsnachfrage (s. nachfrageseitige Inflationsursachen)
• Lohn-Preis-Spirale (s. angebotsseitige Inflationsursachen)