D2 - Prekäre Arbeitsverhältnisse

Begriff kommt aus französischer Arbeitssoziologie (Bourdieu)

--> Tiefgreifender Wandel der Arbeitswelt, Zunahme an Arbeitsplätzen mit zu geringer Einkommenssicherheit, nicht existenzsichernd

• Verknappung von Arbeit und wachsende Konkurrenz um dieses knapp "Gut"
• Zunehmende Spaltung zwischen Drinnen und Draussen der Arbeitsgesellschaft
  • Inklusion/Exklusion
• Normalisierung von zuvor als "atypisch angesehenen Arbeiten
  • je mehr prekäre Bedingungen, umso normaler
• Bastel-Erwerbsarbeit und -Erwerbsbiographien
  • zerstückelt, kurze Arbeitsverhältnisse
• Zunahme befristeter Arbeitsverhältnisse
• Zunahme Zeitarbeit
• Zunehmende Schein-Selbständigkeit (DHL etc.)

• Leitkonzept für die Thematisierung der aktuellen sozialen Frage
• Was daran ist neu?
  • früher ja auch sehr prekär, während Fabrikarbeit
  • aber durch langen Prozess wurde Ware Arbeitskraft abgesichert (Sozialversicherungen) --> Dekommodifizierung
  • Stabile, sozial abgesicherte abhängige Vollzeitbeschäftigung
  • Verwundbarkeit: diese Sicherungen werden uns wieder stückweise weggenommen

• Arbeit als Prozess individueller Selbst-Bestätigung und Identitätsbildung und als Zugang zu den wesentlichen materiellen und immateriellen Ressourcen
• bietet Handlungs- und Lebenschancen
• Prekarisierung als Quelle genereller Verunsicherung und Gefahr

Durch Unsicherheit

• Zeitliche Unsicherheit
  • Temporärjobs, Arbeit auf Abruf
• Ökonomische Unsicherheit
  • umsatzabhängiger Lohn, unfreiwillige Teilzeitarbeit
• Schutz-Unsicherheit
  • Sozialversicherungen, Verletzung von Arbeitsbedingungen

Wenn relative Hauptunsicherheit (zeitlich, ökonomisch, fehlender Schutz) vorhanden ist, die weder erwünscht noch finanziell abgegolten wird.

• Wenn bei Vollzeitstelle hochgerechnetes Jahreseinkommen unter dem Schwellenwert von netto 36k + Risikoprämie liegt oder wenn zwei oder mehr Hauptunsicherheiten gegeben sind und das Jahreseinkommen unter Schwellenwert von 60k Netto + Risikoprämie liegt

Schwierig zu erfassen

• jedes 10. Arbeitsverhältnis war 2001 potentiell prekär
• SECO 2017: 2,5 % aller Erwerbstätigen 2016 in prekären AV
• Datenlage sehr dünn, hohe Dunkelziffer

• Frauen (Arbeit auf Abruf)
• Jüngere Personen (unter 25 Jahre)
• Personen mit unterdurchschnittlicher Bildung
• Ausländische Arbeitskräfte (Leiharbeit)

• Arbeitgeber nutzen Verhandlungsmacht aus
• Prekäre Arbeitsverhältnisse vermeiden, dass es noch mehr Arbeitslose gibt

• Grundeinkommen
• Schwankungen beim Lohn durch Springer-Dasein wird durch Staat ausgeglichen

Prekarisierung der/des

• Arbeitsverhältnisses - Schwächung der arbeits- und sozialrechtlichen Absicherungen
• der materiellen Lebensbedingungen (Einbussen Lebensstandard)
• im Generationenzusammenhang (Intergenerationelle Abstiegsmobilität)
• als soziale Abwertung und Disqualifizierung (Inflation Bildungstitel)

Prekarisierung bezeichnet einen Prozess mit vielen Facetten und Dimensionen, die sich häufig überlagern und wechselseitig verstärken. Der aus ihnen resultierende Zustand der Prekarität hat materielle und symbolische Konsequenzen, ökonomische, gesellschaftliche und kulturelle Ausdrucksformen und trifft den Menschen in seiner gesamten Existenz.

• Arm ist, wer in einem Haushalt lebt, dessen Einkommen unter der Armutsgrenze liegt
• Arm ist, wer nicht über die finanziellen Mittel verfügt, um die für ein gesellschaftlich integriertes Leben notwendiger Güter und Dienstleistungen zu erwerben