EH - Berufsethik und hermeneutisches Fallverstehen

"Moral" kommt aus dem Lateinischen (moralis) und bedeutet "die Sitte betreffend".

Moral bezieht sich auf unser ganz konkretes Handeln. 

Orientierung an Bestrafung und Gehorsam. 

Als richtig erscheint ein Verhalten, das der Vermeidung von Strafe dient. Unterordnung unter Macht gilt als Wert an sich. 

Instrumentell-relativistische Orientierung:

Richtig ist eine Handlung, wenn sie Bedürfnisse befriedigt. 

Orientierung am "Guter Junge/Gutes Mädchen"-Modell:

Richtig ist, was Zustimmung findet, wobei die Vorstellungen vom erwarteten Verhalten noch recht stereotyp sind. 

Orientierung an Gesetz und Ordnung:

Soziale Ordnung, Wohlfahrt der Gesellschaft und Gesetze bilden den Orientierungsrahmen. Richtiges Verhalten heißt, seine Pflicht zu tun und für die gegebene soziale Ordnung um ihrer selbst willen einzutreten. 

Orientierung an sozialen Vereinbarungen:

Es besteht ein Bewusstsein, dass persönliche Werthaltungen relativ sind. Erkenntnis: Notwendigkeit von Konsens und Übereinkunft. Gesetze sind zu respektieren, sollten aber im Zuge moralischer Reflexion ggf. revidiert werden. 

Orientierung an allgemeingültigen ethischen Prinzipien:

Richtiges verhalten basiert auf selbstverantwortlichen Gewissensentscheidungen für grundlegende Prinzipien (Gerechtigkeit, Menschenwürde, Solidarität usw.)

Merkmale:

• Fähigkeit zur Reflexion; Urteils- und Diskursfähigkeit
• Fähigkeit zur Begründung eigener moralischer Orientierungen
• Fähigkeit, moralische Probleme in der beruflichen Praxis zu erkennen
• Mut, auch tatsächlich moralisch gut zu handeln

• Utilitarismus
• Pflichtethik (Deontologischer Ansatz)
• Tugendethik
• Situationsethik (Kontextualismus)

Charaktereigenschaften.

Beispiele:

Empathie, Vertrauenswürdigkeit

Pflichten (Regeln, Gebote)

Beispiele:

Selbstbestimmung respektieren, Ehrlichkeit, im Interesse des Klienten handeln

Analyse von Nutzen und Schaden

Deontologische Theorien 

sind Ethiktheorien, die an Gesetzmäßigkeiten und Pflichten ausgerichtetet sind. Beipiele: Immanuel kant, John Rawls

Konsequentialistische Theorien

sind Ethiktheorien, in denen es primär um die Auswirkungen (Konsequenzen) einer Hahndlung geht. Beispiel: der Utilitarismus von John Stuart Mill

• Folgenorientierung
• Nutzen vs. Schaden
• Summenkalkulation
• Universalismus

Ethischer Grundsatz:

Das größte Glück der größten Zahl

(the "greatest-happiness-principle")

• Handlungen sind dann richtig, wenn sie die Tendenz haben, Glück zu befördern und dann moralisch falsch, wenn sie die Tendenz haben, das Gegenteil von Glück zu bewirken
• Utilitarismus soll als ein universales Prinzip, unabhängig von religiösen oder politischen Dogmata, eine Grundlage für das moralische Leben sein

1. Ausgangspunkt: Persönliche Interessen, eigene Wünsche und Werte

2. Welche Interessen, Wünsche und Werte haben andere Personen, die von der Entscheidung betroffen wären?

3. Interessensabwägung: Jene Entscheidungen sind moralisch, welche die besten Konsequenzen für alle Betroffenen haben

1. Das Prinzip des Respekts vor der Autonomie
2. Das Prinzip des Nicht-Schadens
3. Das Wohltuns-Prinzip
4. Das Prinzip der Gerechtigkeit

• Kompetenz: Der Klient muss über bestimmte Fähigkeiten verfügen (kognitiv, emotional, verbal)
• Freiwilligkeit: Die Zustimmung darf nicht unter Zwang/Manipulation erfolgen
• Informiertheit: Der Klient muss über die Art der Behandlung/Folgen/Alternativen aufgeklärt werden
• Zustimmung: Eine Intervention darf erst erfolgen, wenn der Klient seine Zustimmung erklärt hat

• Fähigkeit, eine kompetente und vernünftige Entscheidung zu treffen
• Adäquates Verständnis der Informationen
• Emotionale Stabilität
• Verpflichtung ggü. dem nichteinwilligungsfähigen Klienten/Patienten
• Freisein von Interessenskonflikten

Eingriffe in die Selbstbestimmung des Klienten/Patienten sind gerechtfertigt, wenn

• der Zustand der Person eine autonome Entscheidungsfähigkeit ernsthaft begrenzt
• eine Handlung übereinstimmend zum Wohle des Klienten erfolgt

• Jeder Person zu gleichen Anteilen
• Jeder Person entsprechend ihren Bedürfnissen
• Jeder Person entsprechend ihrer Leistung
• Jeder Person entsprechend ihrem Beitrag
• Jeder Person entsprechend ihrem Verdienst
• Jeder Person gemäß den Austauschprinzipien des freien Marktes

• Autonomie
• Wohlwollen
• Nicht-Schaden
• Solidarität
• Gerechtigkeit
• Effektivität

Hermeneutik ist die Lehre bzw. die Theorie des Verstehens und Auslegens menschlicher Ausdrucksformen

Es ist die Theorie vom Interpretieren von Texten, Kunstwerken, wörtlicher Rede usw.

Der Ursprung jeder Hermeneutik ist die Erfahrung, dass das Ausgedrückte niemals mit dem Auszudrückenden identisch ist.

Der jeweils auszudrückende Sinn (durch Sprache, Körperaudruck, Symbolik) bleibt immer hinter dem Ausdruck (in Rede, Mimik, Gestik) zurück. 

Hermeneutik ist etwas Offenes und Prozesshaftes. 

Es gibt kein vollkommenes Verstehen: Teile des Gesagten, des Gezeigten, des Dargestellten bleiben immer unverstanden. 

Verstehen ist das "Wiederfinden des Ich im Du", d.h. nicht nur Empathie für den anderen zu empfinden ist ausreichend, sondern auch die Tatsache, sich selbst zu verstehen. 

Zentraler Gegenstand der Hermeneutik ist somit das sinnhafte Verstehen bzw. das verstehensmäßige Auslegen von Phänomenen. 

• Hermeneutik hilft, sich in andere hineinversetzen zu können
• sie trägt dazu bei, zu versuchen, Klienten besser zu verstehen
• sie fordert dazu auf, eigene Annahmen zu überdenken
• Hermeneutisches Vorgehen hilft also, sich nicht von Stereotypen leiten zu lassen