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Allgemeine II - Einfach gefragt

Übertragung auf Alltagsbeispiele

Übertragung auf Alltagsbeispiele


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Flashcards 10
Language Deutsch
Category Psychology
Level University
Created / Updated 07.05.2020 / 13.11.2020
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6. Herr Dilemma stöhnt: „Mein Job ist wirklich öde, aber die Arbeitskollegen sind super und ich lebe gerne in Würzburg. Jetzt hat mir mein Chef eine tolle Stelle in Gießen angeboten. Die Stadt gefällt mir aber überhaupt nicht und Pendeln ist keine Option. Was soll ich nur tun?“

Stichwörter: Konflikttypologie

Nach Lewin ist ein Konflikt eine Situation, in der mehr als eine Kraft in unterschiedliche Richtungen wiederstreitend auf eine Person wirkt (Gleichgewicht anziehender und abstoßender Kräfte). Die Auswirkungen auf das Verhalten sind oft Immobilität (wie hier im Beispiel) oder schnell abwechselndes, widersprüchliches Verhalten. Feldtheoretisch bleibt die Spannung als dynamisches Element im Personenmodell so lange bis das Bedürfnis befriedigt ist. Hier im Beispiel liegt ein doppelter Annäherungs-Vermeidungs-Konflikt vor, da das Verhalten von zwei Objekten beeinflusst wird, von denen jeweils sowohl anziehende als auch abstoßende Kräfte ausgehen. Dieser Konflikt ist schwer zu lösen und dies wäre nur durch eine Valenzverschiebung möglich. Das bedeutet, dass eine Verschiebung auf mehr oder weniger ähnliche Ersatzobjekte stattfinden muss, da dieses Objekt nicht erreicht werden kann z.B. Gießen lieben lernen, neue und erfüllende Aufgaben im alten Job finden.

7. Fräulein Temptatio klagt: „Es ist ja nicht so, dass ich nicht abnehmen will, aber ich kann einer Schokolade einfach nicht widerstehen. Ich bin von Natur aus eine Naschkatze.“

Stichwörter: Versuchung; Diskontierungsmodell;

Eine Versuchungssituation beschreibt die Konkurrenz zwischen einem geringeren, aber sofort realisierbarem Anreiz (smaller-sooner, SS, hier Süßigkeiten) und einem hohen, aber erst später realisierbarem Anreiz (larger-later, LL, hier gute Figur). Man gibt somit bei SS-Dominanz nach, wenn der Wert eines kurzfristigen Anreizes, den des LL übersteigt kritischer Zeitraum: SS rückt zeitlich näher, Wert zieht gleich und ist dann größer als der des LL (Hyperbolic Discounting). Süßigkeiten sind zeitlich näher als gute Figur (in ferner Zukunft), somit widerstehen der Versuchung bei kritischer Nähe.

8. Nach dem Brexit will auch die österreichische Regierung das Volk über einen Austritt aus der EU abstimmen lassen. Herr Strache wirbt für einen Öxit. Bundeskanzler Kern wirbt dagegen für einen Verbleib in der EU. Welche Strategie würden Sie den Politikern für ihren Wahlkampf jeweils empfehlen?

Stichwörter: Prospect Theory; Framing-Effekte

Laut der Prospect Theorie von Kahnemann und Tversky bewirken dieselbe quantitative Ergebnisveränderung im Bereich von Verlusten bewirkt eine stärkere subjektive Nutzenänderung als bei Gewinnen (looses loom larger than gains). Gleichzeitig beschreiben Framing-Effekte Phänomene, dass unterschiedliche Formulierungen einer Botschaft bei gleichem Inhalt das Verstehen des Empfängers unterschiedlich beeinflussen, da die Verlustkurve (Nutzenfunktion) im Vergleich zur Gewinnkurve steiler verläuft (was den Konsistenzpostulaten widerspricht, die voraussetzen, dass die Entscheidung, die präferiert wird, auch einen höheren Nutzenwert hat und somit vorgezogen werden muss). Aus diesen theoretischen Gründen würde ich dem Bundeskanzler ein Gewinn Framing empfehlen, indem er betont welche Vorteile ein Verbleib in der EU für Österreich hat und somit auf die Risikoscheu der Bürger setzt. Herrn Strache würde ich zum Öxit ein Verlust Framing empfehlen, das die negativen Folgen eines Verbleibs in der EU betont und somit die Risikogeneigtheit der Bürger ansprechen soll, dem Beitritt zuzustimmen

à bin ich mir unsicher! Hab das nicht verstanden mit dem Gewinn/Verlust Framing siehe auch Frage mit Lobbyist der Tierschutzorganisation

9. Herr Narcissus/Bravo behauptet: „Gegen ein Lob gibt es doch nichts einzuwenden, auch wenn es nicht immer der Wahrheit entspricht. Meine Arbeitskollegin ist zum Beispiel sehr hässlich. Trotzdem erzähle ich ihr immer, wie sie hübsch sie heute aussieht. Und mein Frau: ihre Kochkünste sind eine Katastrophe! Das Kochen ist zwar für sie nur eine lästige Arbeit, aber trotzdem hört sie es gerne, wenn ich ihr ein Lob für die gut (J) gesalzene Suppe ausspreche. Ich kann daran nichts Falsches erkennen!“

Stichwörter: Selbstwert-Sicherung; Self-Verification

  • Die Selbstwertsicherung bezeichnet das Bestreben, die personalen Identität durch defensive Prozesse (z.B.selbtswertdienlicher Attributionsbias) nach einer Bedrohung des Selbst zu sichern. Laut dem self-enhancement wollen sich Menschen in einem positiven Licht sehen, weswegen sie nach Feedback und Umwelten suchen, die ein positives Selbstbild nahelegen.

  • Die Theorie der Selbstverifikation behauptet hingegen, dass Personen das Bestreben haben, alle zu ihrem Selbstkonzept gehörigen Überzeugungen zu verifizieren, und zwar unabhängig davon, ob diese Überzeugungen positiv oder negativ sind.

  • Das zeigt sich im Aufsuchen einer selbstbestätigenden Umgebung, die den Überzeugungen bzgl. des Selbstkonzepts entsprechen.

  • Studien belegen diese Idee des Strebens nach einer Bestätigung selbstbezogener Überzeugungen, selbst wenn hierdurch negative Eigenschaften der eigenen Person bestätigt werden. Offenbar geht es bei selbstregulatorischen Prozessen nicht nur darum, sich möglichst gut zu fühlen, sondern vor allem darum, ein bestimmtes inhaltliches Bild der eigenen Person aufrechtzuerhalten, das dem eigenen Leben Orientierung und Sinn verleiht.

  • Die Frage, ob das Verhalten von Hr. Narcissus richtig oder falsch ist, hängt also davon ab, wie die Frauen sich selbst betrachten. Wenn sich die Arbeitskollegin selbst als hässlich betrachtet oder sich seine Frau selbst als schlechte Köchin sieht, sollten sie laut der Self- Verification-Theorie die realen Meinungen, die das Selbstbild bestätigen, bevorzugen.

  • Hingegen ist sein momentanes Verhalten dann angebracht, wenn beide Frauen eine positive Sicht auf sich haben oder vorallem die Gefühle der Frauen handlungsleitend sein sollten.

  • Hier gibt es jedoch noch weitere Punkte, die zu beachten sind: So sind z.B. nur selbstrelevante Aspekte für das Selbstbild und den Selbstwert entscheidend, was bei seiner Frau und der Kompetenz „Kochen“ nicht unbedingt der Fall zu sein scheint.

Herr Submissus klagt: Mein Nachbar ist Bodybuilder. Seitdem er diese Anabolika schluckt, ist der extrem aggressiv mir gegenüber. Wenn ich ihn im Stiegenhaus treffe, dann schaut er mich so herausfordernd an, dass ich am liebsten weglaufen würde. Ich weiß gar nicht mehr, wie ich mich verhalten soll.

Stichwörter: Zusammenhang zwischen Testosteron und Aggression; Challenge- Hypothese

zwei Verhaltens-Effekte, die durch Hormone verursacht werden:

  • Im Interaktionsmodell treffen die personalen Faktoren und die situativen Faktoren aufeinander und führen zu einer Verhaltensmotivation: Hr. Submissus zeigt ein Bedürfnis nach körperlicher Unversehrtheit, Harmonie und ein Anschlussmotiv. Dieses Motiv interagiert bei der Begegnung mit dem Nachbarn mit einer wahrgenommenen Bedrohung, woraus sich eine Motivation zur Flucht ergibt. Physiologisch kommt es zu einer Ausschüttung von Cortisol, aber auch Noradrenalin und Adrenalin, die widerum die Fight-or-Flight-Reaktion generieren.

  • Die Aggression des Nachbarn könnte hormonell durch den erhöhten Testosteronspiegel erklärt werden. Da Anabolika häufig aus dem Sexualhormon Testosteron gebildet. Dieses fördert nicht nur das Muskelwachstum, sondern auch das Dominanzstreben und die Aggression.

  • Anzunehmen ist, dass der Nachbar ein starkes Leistungs-oder Machtmotiv hat, das mit der Situation, in der er den Nachbarn trifft, interagiert und Dominanzverhalten motiviert. Anabolika dürfen aber nicht pauschal als Aggressionsgrund herangezogen werden.

Herr Cupido meint: „Das Zölibat ist wider der Natur des Menschen. Es ist doch eine Tatsache, dass sexuelle Bedürfnisse angeboren sind. Diesen zu entsagen, widerspricht somit den eigenen Anlagen und diesen Widerspruch kann man(n) auf Dauer auch nicht leben.“

Stichwörter: nature vs. nuture; Triebtheorie; Wechselwirkung Person-Situation

  • Laut der Triebtheorie ist ein Trieb eine allgemeine, unspezifische Quelle der Verhaltensenergetisierung, eine Druckvariable, die Verhalten von innen anschiebt und deswegen unausweichlich ist.

    • Sexualität wird von Herrn Cupido als ein solcher Trieb verstanden. Da ein unbefriedigter Trieb als unangenehmer Zustand der Anspannung erlebt wird, dessen Reduktion man aber als befriedigend und lustvoll empfindet, sollte Triebdruck also früher oder später so groß sein, dass man der Sexualität nicht auf Dauer entsagen kann.

    • Heutzutage ist aber anzuzweifeln, ob ein derartiges Triebenergiekonzept überhaupt noch benötigt wird. Dafür gibt es zu viele Kritikpunkte.

  • Nach der Nature-Idee sind sexuelle Bedürfnisse genetisch bedingt und angeboren, in der Nurture-Perspektive nur erlernt. Man ist sich in der Forschung einig, dass weder nature noch nurture alleine Verhalten erzeugen können.

  • Vielmehr scheint ein interaktionistisches Modell der Motivation der Befundlage besser zu entsprechen.

    • Laut dieser Idee besitzt eine Person ein Sexualmotiv, das erst durch eine Situation mit relevantem, erregendem Stimulus als Anreiz in eine Motivation und Sexualverhalten münden kann.

    • Wie es bei Instinkttheorien kritisiert wurde, so kann also auch hier angeführt werden, dass jedes menschliche Verhalten erfahrungsabhängig, lernabhängig und modifizierbar ist.

Herr Catharsis rät: „Aggressionen müssen raus, das weiß doch jedes Kind. Besser auf einen Sandsack einprügeln als auf seine Frau. Mir hilft es jedenfalls, wenn ich Stress mit der Familie habe und Dampf ablassen muss.“

Stichwörter: Katharsis-Hypothese; Emotionsregulation;

  • Laut der auf Freuds Ideen der Triebdruckreduktion aufbauenden Katharsis-Hypothese reduziert das Ausleben von Triebimpulsen den Triebdruck. So sollte also das Ausleben aggressiver und gewalttätiger Handlungen (z.B. im Kampfsport) Aggression im Alltag verringern. Die Ursprünge eines postulierten Aggressionstriebes findet man laut Freud im ES und wird als Destrudo bzw. Thanatos bezeichnet.

  • In einigen Studien wurden jedoch sehr inkonsistente Ergebnisse gefunden, die eine zur Hypothese gegensätzliche Befundlage postulieren, nach der das Ausleben von Aggression häufig zu noch mehr Aggression führt.

    • Gründe hierfür sind Desensibilisierung, Habituation und das Entstehen aggressiver Scripts.

  • Viel wichtiger und im Fokus des Forschungsinteresses ist die Kompetenz zur Emotionsregulation. Damit bezeichnet man alle Wege und Mittel der Einflussnahme darauf, welche Emotionen man hat, wann man sie hat und wie man Emotionen erlebt und ausdrückt. Hierfür gibt es unterschiedliche Antriebe und Strategien.

  • Diesbezüglich fand man eine große Effektivität einiger Regulationsstrategien. Dabei hat sich aber auch gezeigt, dass z.B. die Reaktionskontrolle zwar reduzierende Effekte auf die Intensität der erlebten Emotion hat, aber zugleich zu einer erhöhten kardiovaskulären Aktivität führt. Deshalb sind vor allem kognitive Strategien, wie das Appraisal, effektive Ärger-Management- Strategien.

Frau Ratio meint: “Der Mensch ist ein vernunftbegabtes Wesen. Sein Handeln richtet sich immer danach, was ihm den maximalen Vorteil bringt. “

Stichwörter: Homo Oeconomicus; alte/neue Erwartungsnutzentheorie und ihre Beschränkungen

Die alte Erwartungsnutzentheorie (Neumann&Morgenstern) versteht sich als normatives Modell der Entscheidungsfindung.

  • In der klassischen Nutzentheorie sieht man den Menschen als Homooeconomicus, der sich rein rational und wohlinformiert, geradezu mit mathematischer Genauigkeit, immer für die Handlungsalternative mit dem höchsten subjektiven Nutzen entscheidet. Handlungsentscheidung werden also im Sinne der Nutzenmaximierung und nach formal logischen Rationalitätsaxiomen getroffen.

  • Sie beachtete jedoch nicht die Subjektivität von Einschätzungen oder die Abhängigkeit der Einschätzungen von Wert und Erwartung. Zudem werden die Einflussfaktoren nicht vollständig beachtete und irrationales Verhalten kommt zu kurz.

  • Diese Idee entspricht also zwar dem Ansatz von Frau Ratio, hat jedoch keine empirische Gültigkeit.

Die neue Erwartungsnutzentheorie (Prospect Theory nach Kahneman&Tversky) ist deskriptiv und berücksichtigt psychologische Faktoren und daraus entstehende Diskrepanzen zwischen Subjektivität und Realität.

  • Dieser Ansatz erkennt die Irrationalität menschlichen Verhaltens, die z.B. in der Dollar-Auktion oder dem Diktator-Spiel deutlich wird, viel besser und revidiert die traditionelle Sichtweise auf einen rational entscheidenen Menschen.