M5- Einführung 2
Themenliste 5b- Prosoziales Verhalen und antisoziales Verhalten
Themenliste 5b- Prosoziales Verhalen und antisoziales Verhalten
Kartei Details
Karten | 12 |
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Sprache | Deutsch |
Kategorie | Psychologie |
Stufe | Universität |
Erstellt / Aktualisiert | 29.01.2020 / 28.01.2023 |
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Prosoziales Verhalten
Entwicklung prosozialen Verhaltens
Unterschiedliche Verhaltensmuster in der frühen Kindheit erlauben die Vorhersage von gleichbleibenden Unterschieden, was das spätere prosoziale Verhalten betrifft (teilen, helfen, trösten).
Die Entwicklung prosozialen Verhaltens hat ihren Ursprung in der Fähigkeit, Empathie zu empfinden und Mitleid. Letzteres unterscheidet sich von Empathie durch die Sorge und Anteilnahme und nicht nur das bloße Empfinden.
-Kinder verfügen schon früh über eine "Vorstufe" (6 Monate) von Perspektivübernahme. Kleinkinder trösten, versuchen zu helfen, reichen Essen, wenn jemand traurig oder in Not ist. Selbst Säuglinge reagieren mit Unbehagen, wenn jemand traurig oder in Not ist. Vermutlich liegt das aber daran, weil sie nicht unterscheiden können, ob es ihr eigener Stress ist (Trost bei Mutter, wenn andere weinen). Das ändert sich im 2. Lbj, dann erkennen sie sich als ein von der Mutter und von anderen getrenntes Wesen
Prosoziales Verhalten entsteht im 2. Lebensjahr. Prosoziales Verhalten steigt ab dem 3. Lbj. an und nimmt in der Adoleszenz ab;
die Zunahme des prosozialen Verhaltens endet in der frühen und mittleren Adoleszenz, (anschließend scheint es sogar etwas abzunehmen), bevor es sich in der späten Adoleszenz und im frühen Erwachsenenalter wieder etwas verstärk
Biologische Faktoren und prosoziales Verhalten
Menschen allgemein sind wahrscheinlich evolutionär bedingt dazu geneigt, sich prosozial zu verhalten - einmal wegen der Reziprozität (Menschen, die anderen helfen, wird auch eher geholfen) und andererseits wegen der Vorteile prosozialen Verhaltens gegenüber Verwandten für die Weitergabe der verwandten Gene (die im Zusammenhang mit Empathie und Altruismus stehen). Dies erklärt aber noch keine Unterschiede im prosozialen Verhalten zwischen Individuen.
Genetische Unterschiede zwischen Menschen
Genetische Unterschiede zwischen Menschen können aber durchaus auch Einfluss auf intraindividuelle Unterschiede im prosozialen Verhalten haben. Dafür sprechen Ergebnisse von Befragungen und Beobachtungen in Zwillingsstudien, die vermuten lassen, dass genetische Faktoren im Laufe des Lebens einen immer höheren Anteil an den Unterschieden im prosozialen Verhalten erklären. - Es wurden auch bereits Gene identifiziert, die indirekt mit prosozialem Verhalten zusammenhängen könnten, vor allem über die Bildung von Oxytozin. Außerdem werden genetische Unterschiede wirksam im Temperament, das ja prosoziales Verhalten beeinflusst - z.B. indirekt über die Emotionsregulierungsfähigkeit, Sensibilität, Verhaltenshemmung u.a. Auch kognitive Faktoren spielen eine Rolle wie Theory of Mind.
Sozialisation prosozialen Verhaltens
Die wichtigste Sozialisationsinstanz ist zunächst die Familie. Sie fördert die Entwicklung von prosozialem Verhalten durch folgende Faktoren
siehe andere Karteikarten
1. Vorbild sein - Vermittlung von Werten.
Kinder imitieren prosoziales Verhalten insbesondere von Erwachsenen mit denen sie in einer positiven Beziehung stehen. Werte, die in einer Familie vermittelt und gelebt werden drücken aus, ob prosoziales Verhalten ausgedrückt wird und auch gegenüber wem. Hierzu Tabelle 14.2 Seite 546 "Retter und Zuschauer". Gefördert wird dies über Gespräche mit dem Kind, dem appellieren an "das Gute" und dem Explizieren der Gründe. (hierzu anonymes Spenden, siehe Lehrbuch)
2. Gelegenheiten geben
Das aktive Kind will mithelfen und sich einbringen. Wenn das Kind, freiwillige soziale Dienste erledigen kann, wie bswp. Arbeiten zum Nutzen anderer im Haushalt oder auch bspw. im Verein, dann erlebt es seine eigenen Fähigkeiten, erfährt soziale Belohnung und lernt, sich in andere hineinzuversetzen.
3. Disziplin und Erziehungsstil
in konstruktiver, unterstützender Erziehungsstil, der von Liebe geprägt ist und dabei klare Regeln setzt, konsequent ist und das Kind durchaus auch fordert, scheint das Beste zu sein: autoritativer Erziehungsstil. Die Qualität der Eltern-Kind-Beziehung ist durch Wärme gekennzeichnet, wobei das Kind Konsequenz und Grenzen lernt.
Um die Entwicklung prosozialen Verhaltens zu fördern, sollen Eltern die Kinder "disziplinierend" anleiten. Ihnen rationale Argumente für das Helfen nennen, die Folgen des Verhaltens aufzeigen und den Kindern so helfen, die Perspektive anderer einzunehmen und sich zu orientieren. Das alles in einem vernünftigen aber gefühlsbetonten Tonfall, damit die Aufmerksamkeit des Kindes erhalten bleibt und die positive Beziehung. Nicht-Helfen darf nicht bestraft werden.
Zudem sollen Kinder auch außerhalb der Familie unterschiedlichste Gelegenheiten erhalten, prosoziales Verhalten zu üben. Interventionsprogramme liefern den Nachweis, dass die genannten Punkte einen positiven Einfluss auf die Entwicklung des prosozialen Verhaltens haben. Siehe hierzu Exkurs. 14.2 Seite 549 im Lehrbuch
Antisoziales Verhalten- die Entwicklung von Aggression und anderen antisozialen Verhaltensweisen
Aggression – Verhalten, das darauf abzielt, andere zu schädigen oder zu verletzen.
- treten schon recht früh auf
- Konflikte, wer Gegenstand haben darf: schon im Alter von weniger als 12 Monaten
- Körperliche Aggression: mit 1 1/2 bis zum Alter von 2 oder 3; danach sinkt mit wachsenden sprachlichen Fähigkeiten die Häufigkeit dieser Aggressionsformen und verbale Aggression steigt an
- Häufigste Ursachen der Aggression in den Jahren vor Schuleintritt: Wem gehört was; Streitereien zwischen Geschwister
-> instrumentelle Aggression
Instrumentelle Aggression – Aggression, die durch den Wunsch motiviert ist, ein konkretes Ziel zu erreichen.
- manchmal setzen Kinder in diesem Alter auch Beziehungsaggression ein -> zielt darauf ab, anderen zu schaden, indem man ihre Peer- Beziehungen schädigt (Peers von Spiel ausschließt)
- Rückgang körperlicher Aggression: verschiedene Faktoren
-> zunehmende Fähigkeit zum verbalen Lösen von Konflikten und zur Kontrolle der eigenen Gefühle und Handlungen
-> eine kleine Gruppe von Kindern entwickeln im Grundschulalter allerdings sehr schwerwiegende Probleme mit ihrer Aggression; zeigen in der frühen Adoleszenz solche Probleme
- Aggressives Verhalten bei jüngeren Kindern in der Regel instrumentell
- in der Grundschule beruht es eher auf Feindseligkeit (Wunsch, jemand anderen zu verletzten)
- auch verdeckte Formen antisozialen Verhaltens treten in der Kindheit auf -> dieses scheint auch besserer Prädiktor für drei oder vier Jahre später zu erwartende Verhaltensweisen zu sein
- mittlere Adoleszenz: schwere Gewaltanwendungen steigen deutlich an; ebenso Eigentumsdelikte und Statusverstöße (wie Trinken/Schwänzen)
-Gewaltverbrechen erreichen bei Jugendlichen von 17 Jahren ihr Maximum
- männliche Jugendliche und Erwachsene weit häufiger verwickelt in gewalttätige Handlungen
Biologische Faktoren
- ihre exakte Rolle noch nicht geklärt
- Zwillingsstudien: scheinbar liegt antisoziales Verhalten in der Familie
- genetisches Erbe spielt eher in der frühen Kindheit und im Erwachsenenalter eine Rolle als in der Adoleszenz (hier tragen Umweltfaktoren wesentlich zu Aggression bei)
- die genetischen Einflüsse bei der proaktiven Aggression größer
- Erscheinungsformen genetischer Wirkung:
-> schwieriges Temperament
-> hormonelle Faktoren (nicht eindeutig) – Testosteronspiegel
-> neurologischen Defizite; wirken sich auf Aufmerksamkeit und Fähigkeit zur Regulation aus
à Biologische Korrelate: in der Regel weder notwendige noch hinreichende Bedingungen für das aggressive Verhalten von Kindern; können alles Risikofaktoren sein, hängt aber noch von zahlreichen anderen Faktoren ab, ob Kind aggressiv wird oder nicht
Die Sozialisation von Aggression und antisozialem Verhalten
- bei antisozialen Kindern tatsächlich eine schlechtere Erziehungsqualität festzustellen als bei anderen Kindern
- ist nicht geklärt, in welchem Ausmaß schlechte Erziehung und ein ungeordnetes Zuhause für antisoziales Verhalten verantwortlich sind, aber es ist klar, dass sie einige Faktoren einschließen, die solches Verhalten begünstigen.
Elterliche Bestrafung
- viele Kinder, deren Eltern sie streng, aber nicht misshandelnd körperlich bestrafen, neigen zu Problemverhalten in den frühen Jahren
, zu Aggression in der Kindheit und zu Kriminalität im Jugend- und Erwachsenenalter
- besonders dann, wenn Eltern emotional kalt und strafend erziehen; wenn Eltern- Kind- Bindung unsicher ist; wenn Kinder schwieriges Temperament haben
- variiert zwischen verschiedenen kulturellen und ethnischen Gruppen
(Kinder erleben in manchen Fällen diesen autoritären Erziehungsstil tendenziell als beschützend und fürsorglich)
- jedoch hohe WSK, wenn misshandelnde Bestrafung mit der Entwicklung antisozialer Verhaltenstendenzen einhergeht, unabhängig von der ethnischen Gruppe à scheint zu Formen sozialer Kognitionen zu führen, die mit Aggression zusammenhängen (Unterstellung feindlicher Absichten oder die Annahme, dass Aggressionsverhalten Problemlösungen ermöglicht und positive Folgen hat)
- misshandelnd strafende Eltern liefern Kindern Vorbild für aggressives Verhalten -> Regen zur Nachahmung an
- Kinder neigen zu Unausgeglichenheit und Wut, so dass sie weniger aufmerksam auf die Anweisungen oder Wünsche ihrer Eltern achten und weniger motiviert sind, sich so zu verhalten, wie ihre Eltern es gern hätten
- reziproke Beziehung zwischen dem Verhalten der Kinder und dem strafenden Erziehungsverhalten der Kinder und dem strafenden Erziehungsverhalten ihrer Eltern
à Kinder mit hohen Ausprägungen an antisozialem Verhalten (wie Gefühl- und Gewissenlosigkeit, Unehrlichkeit oder die Neigung, andere zu manipulieren) oder mit geringer Selbstregulation rufen häufig strenge Erziehungsmaßnahmen hervor
à eine strenge Erziehung verstärkt das Problemverhalten der Kinder
Sozioökonomischer Status und antisoziales Verhalten bei Kindern
- Kinder aus einkommensschwachen Familien: In der Regel aggressiver und antisozialer
- deutlich, wenn Familien der Armut entkommen -> Kinder weniger aggressiv
- viele Gründe, die verantwortlich sein könnten:
- größere Zahl der Stressoren
- Stress in der Familie und Gewalt in der Wohnumgebung
- häufig damit verbunden, dass Kind bei alleinerziehendem Elternteil lebt; bei minderjähriger Mutter geboren
- einkommensschwache Eltern häufiger ablehnend gegenüber dem Kind und zeigen weniger Wärme
- eher inkonsequente, drohende und harter Erziehungsstil; beaufsichtigen die Kinder in geringerem Umfang
- zusätzlich: Existenz und Präsenz von Banden in armen Wohnvierteln; Fehlen von Jobs für Jugendliche; wenige Gelegenheiten in Form von Vereinen und Jugendeinrichtungen
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