Vorlesung Methoden 3 - WiSe
Vorlesung Methoden 3 - WiSe
Vorlesung Methoden 3 - WiSe
Set of flashcards Details
Flashcards | 29 |
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Students | 13 |
Language | Deutsch |
Category | Psychology |
Level | University |
Created / Updated | 14.01.2020 / 02.02.2023 |
Licencing | Not defined |
Weblink |
https://card2brain.ch/box/20200114_vorlesung_methoden_3_wise
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Erläutern Sie anhand eines stichhaltigen Beispiels den Sinn qualitativer (gegenüber quantitativen) Verfahren.
Wenn ich wissen will, warum jemand ein Müsli kauft, kann ich schlecht einen quantitativen Frageborgen aushändigen, auf dem Argumente bewertet werden sollen, die ich mir selbst ausgedacht habe. Qualitative Verfahren erlauben es, durch inhaltsanalytische Verfahren Kategorien zu bilden, die dann weiter quantitativ vermessen werden können
Was sind Vor- und Nachteile inhaltsanalytischer Verfahren (z.B. basierend auf Interviews)?
- Vorteil: relevante Kategorien werden von der untersuchten Person generiert (nicht von Untersucher vorgegeben)
- Nachteil: subjektive Komponenten z. B. was ist relevant? Wie definiert man die Kategorien? etc
Mit welchem Argument könnte man behaupten, qualitative Forschung sei Teil der quantitativen Forschung?
Qualitative Forschung als Untermenge der quantitativen?
–O.g. Sichtweise entspricht quantitativer Forschung (nominalskalierte Daten = Häufigkeiten)
–Nur: Betonung auf Kategoriengewinnung (als Voraussetzung der Erhebung quantitativer Daten)
Andere Auffassung:
–rein textbasierte Forschung (ohne das Ziel, Zahlen zu generieren): vgl. „verstehende Wissenschaft“ ( SS)
Noch eine andere Auffassung:
–Theoretischer Fortschritt (Finden von Metaphern/Theorien, z.B. auch auf der Basis bestehender Daten): Viele Theorien/Modelle sind Ergebnis qualitativer Überlegungen vor dem Hintergrund quantitativer Daten
Vor welchem (wissenschafts-)theoretischen Hintergrund haben sich qualitative Verfahren entwickelt?
- Hermeneutik (gr. „Auslegekunst“, ursprünglich bezgl. religiöser Texte): z.B. Dilthey: Verstehen als Methode der Geisteswissenschaften
- Phänomenologie (Erfassung der Dinge, wie sie uns als reines Phänomen im Bewusstsein erscheinen, vgl. E. Husserl)
- Aristoteles: causa finalis (vs. causa efficiens)
- Introspektion als Methode: z.B. Würzburger Schule (lautes Denken / Inhaltsanalyse als Methoden; z.B. bei Befragung von Menschen, wie sie zu einem Urteil kommen)
- Symbolischer Interaktionismus, sozialer Konstruktivismus (auch sozial konstruierte „Realitäten“ können sehr real in ihren Folgen sein, vgl. Mead, 1934)
- Kritische Psychologie (gg. empirisch-analytischen / „szientistischen“ Ansatz, da triviale Ergebnisse, mechanistisches Menschenbild (falsche theoretische Metaphern), wenig an Werten orientiert etc., vgl. z.B. Holzkamp, 1972)
Was haben Metaphern mit qualitativen Verfahren zu tun?
- Metaphern bestimmen unsere Sicht auf das
Leben (Alltag & Wissenschaft)
- allgemeiner Metaphernbegriff (in nahezu jedem Satz stecken Metaphern, diese sind oft unbewusst und unausweichlich)
- Metaphern wirken sich (auch unbewusst) auf Wahrnehmung, kognitive Prozesse, Entscheidungen und Handlungen aus
- Kategorienbildung erfolgtmeist mit Hilfe von Metaphern --> Interpretation und Analyse der Ergebnisse vor dem Hintergrund von Metaphern
- Die Auslegekunst (Hermeneutik) ist ein theoretischer Hintergrund der qualitativen Forschung
Was haben qualitative Verfahren mit der causa finalis/dem Verstehen/der Introspektion/der Würzburger Schule zu tun?
- alles threoretische Hintergründe von qualitativen Verfahren
- causa finalis: Ansatz von Aristoteles immer nach dem versteckten Zweck zu fragen; z.B. Ohren um zu hören; Zweck meist nicht durch quantitative Forschung erfahrbar
- Verstehen: Dilthey legte dar, dass "Verstehen" die den Geisteswissenschaften vorrangige Methode war, die Dinge zu untersuchen. Anstelle von Beschreiben
- Introspektion als Methode der Würzburger Schule: lautes Denken und Inhaltsanalyse als Methoden
Nennen Sie mindestens fünf konkrete qualitative Methodenansätze.
- qual. Einzel- oder Gruppeninterviews/-fragebögen (typischerweise leitfadenbasiert)
- qual. Inhaltsanalyse
- moderierte qual. Gruppendiskussionen
- Rollenspiele
- teilnehmende Beobachtung (Einzelfall, Gruppen) im Feld (Achtung: „going native“?)
- non-reaktive Verfahren
- Biografieforschung
- Selbsterfahrung/-beobachtung
- Quellenstudium (Verhaltensspuren)
- projektive Persönlichkeitstests
- Grid-Techniken zur Erfassung persönlich relevanter Konstruktsysteme (Kelly, 1955)
Was unterscheidet experimentelles von nicht-experimentellem Vorgehen, und was ist der Vorteil
Experiment: gilt als das ideale Hypothesenbeurteilungsverfahren
--> ermöglicht Testung kausaler (statt bloß korrelativer) Hypothesen: Schluss auf Ursache (in Gestalt der UV), die zeitlich der Wirkung immer vorgelagert (oder gleichzeitig) sein muss (sonst logischer Widerspruch, vgl. „Bem-Studie“)
1. aktives Eingreifen eines Experimentators in das Geschehen (systematische UV-Variation)
2. Ausschalten von Störvariablen (SV)
nicht-experimentelles Vorgehen:
(z.B. Korrelationsforschung)
Beobachtung ohne Eingreifen
schwierigere Kontrolle möglicher Störvariablen
--> aber: nicht immer vermeidbar!