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Theorie der Sozialpädagogik (Winkler)

DuP, Dummann/Mennemann, S.A., FH Münster

DuP, Dummann/Mennemann, S.A., FH Münster


Kartei Details

Karten 10
Sprache Deutsch
Kategorie Soziales
Stufe Universität
Erstellt / Aktualisiert 13.01.2020 / 01.06.2022
Lizenzierung Kein Urheberrechtsschutz (CC0)    (Einführung in die Soziale Arbeit, Hugo Mennemann, Jörn Dummann, 2. Auflage)
Weblink
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Was ist der Ausgangspunkt der Theorie der SP?

Eine Theorie ist ein „System von Ideen“ (Winkler) mit Anregungskapazitäten für die Praxis

• Theorie kann als ein „kategoriales Strukturnetz“ verstanden werden (Winkler)

• Wissensbestandteile einer Theorie lassen sich gleichsam als Operatoren einsetzen, als Werkzeuge des Denkens, als Reflexionsoperatoren (Winkler)

• Theorie dient der Generierung der Gedanken

Was ist die Idee hinter der TSP?

Eine Disziplintheorie lässt sich nicht schreiben über die AdressatInnen, die Handlungsfelder oder über ein Zusammenführen bestehender Theorien, sondern:

• Über die Bestimmung des Diskurses Sozialer Arbeit

• Der Diskurs lässt sich beschreiben mit Blick auf ...

Ø „geistige Energien“ (Nohl, Salomon, Winkler)

– systematischer Zugang

Ø Die historischen Wurzeln 

Was sind die zentralen Inhalte zum Systemischen Zugang und was steht dabei im Zentrum?

7 geistige Energien:

  1. Theologische Motiv
  2. Frage nach Strafe
  3. Problem der Arbeit
  4. Armut
  5. Welt des Pflegens und Heilens
  6. Politische Dimension
  7. Philosophische Pädagogik

Im Zentrum:

  • philosophische Pädagogik:
  • eine auf das allgemeine der Erziehungsvorgänge zielende Reflexion
  • – diese geistige Energie liegt den anderen zugrunde
  • Verständnis vom Menschen und Einflussmöglichkeiten auf diesen

Was sind zentrale Inhalte zum historischen Zugang hinsichtlich Pestalozzi?

Pestalozzi: „Soviel sah ich bald: Die Umstände machen den Menschen. Aber ich sah ebensobald: Der Mensch macht die Umstände; er hat eine Kraft in sich selbst, selbige vielfältig nach seinem Willen zu lenken. Sowie er dies tut, nimmt er selbst Anteil an der Bildung seiner selbst und an dem Einfluss der Umstände, die auf ihn wirken.“

1. Es ergeben sich die Inhalte: Mensch und Umstände; Diese begreift Winkler fachlich als zentrale Reflexionsoperatoren: „Subjekt“ und „Ort“ -> dialektisches Grundverständnis

2. optimistisches Menschenbild: Kraft im Menschen

3. Zentrale Inhalte – Historischer Zugang: Pestalozzi in Stans

• Zuerst gestaltet Pestalozzi das Kapuzinerinnenkoster

– Ortsgestaltung

• In der täglichen Arbeit ist Pestalozzi den Kindern und Jugendlichen alles: Vater, Mutter …

- „allseitige Besorgung“ Tag und Nacht – Beziehungsgestaltung als Grundlage von Wissenserwerb

• Pestalozzis Anliegen theoretisch formuliert: Auf der Grundlage der Ortsund Beziehungsgestaltung sollen die Kinder neue Aneignungspotentiale des Handelns und des Bewusstseins erwerben können.

Winkler: Subjekt und Ort (bei Winkler ist die Beziehung eine Unterkategorie zum Ort)

Nohl: Pädagogischer Bezug

Was sind zentrale Inhalte hinsichtlich wahrnehmen und handeln?

Soziallage = Reallage (Faktisches, gesells. Stellung, politische Rahmenbedingungen auf das Leben sowie Genetik, Charakter etc.) + Ideallage (subjektive Reflexionsform; Identität und projektive Vorstellung von Lebensweise, Lebensperspektive) (Winkler 1988, S. 274)

• Normativitätsmaßstab: Modus der Identität <-> Modus der Differenz (subjektbezogene Normativität <-> soziales Problem (S. Staub-Bernasconi))

• Modi der Differenz: absolut (Erstarrung des Subjekts; unterschiedliche Modi) und relativ (misslingende, „falsche“ Aneignung) (1988, S. 157ff.)

• Handeln zwischen den beiden Akteuren: Von einer auf dem Rücken liegenden „9“ zu einer „8“; Beziehung der Handlungskategorie „Ort“ untergeordnet bei Winkler (1988, S. 272)

• Auflösungsmöglichkeiten des Ortes (S. 316 ff.)

– Anton Makarenko: Wechsel des Ortes, „leere Orte“ („Päd. Poem“)

– Maud Mannoni: Oszillationsmodell

– Karl Wilker: Herstellung eines neuen Ortes bei gleichzeitiger Öffnung 

Was ist Kritik an der Theorie der Sozialpädagogik?

Umfangreich wissenschaftlich verortete Disziplintheorie

• Unterbelichtung der Bedeutung der Beziehung; vgl. Herman Nohls Bezug auf Pestalozzi:

„Pädagogischer Bezug“ ggf. als 3. Reflexionsoperator

• Fachliche Festlegung auf Subjekttheorien; im Zentrum steht die Sozialpädagogik (ó andere Zugänge; Sozialarbeit): kontrafaktische Unterstellung von Freiheit, Gestaltungsmöglichkeiten

• Unterbelichtung sozialwissenschaftlicher Ansätze, Fürsorgetheorien, gesellschaftlich geschaffener sozialer Probleme 

Was sind Grundlagen subjektorientierter Theorien?

Subjektstatus wird allen Menschen (seit der Moderne) zugesprochen

Ø Angenommene anthropologische Bezugspunkte: Vernunft und Freiheit

Ø Der tätige, zu steter Selbstverbesserung fähige Mensch

Ø Pestalozzi: „ … auch der allerelendste ist fast unter allen Umständen fähig, zu einer alle Bedürfnisse der Menschheit befriedigenden Lebensart zu gelangen.“

Ø Subjekt kann nicht ohne Gesellschaft gedacht werden (dialektisches Denken)!

• Der Subjektivitätsstil ist unterschiedlich: die jeweilige Art und Weise, in der Welt zu sein (Bewusstseins- und Handlungsformen)

Der je eigene Subjektivitätsstil …

Ø wird Referenzobjekt (sozial-)pädagogischer Handlung

Ø umfasst Bewusstseins- und Handlungsformen

• Subjektorientiertes, (sozial-)pädagogisches Handeln

Ø ist optimistisch und menschenfreundlich

Ø fordert zur Selbstaktivität heraus

Ø sucht ressourcenorientiert die Entwicklungspotentiale des anderen

Grundannahme:

Mensch handelt/lernt in sozialer, räumlicher Umgebung:

der hilfesuchende und offensichtlich hilfsbedürftige Mensch wird in Abhängigkeit zu seinem sozialen und räumlichen Umfeld und von gesellschaftlichen Strukturen thematisiert (Kategorie „Subjekt“)

• Handlungskategorien sind der „Ort“ und die „Pädagogische Beziehung“

• Soziale Arbeit gestaltet Lebens-Orte, um Aneignung zu ermöglichen: Sicherheit und Anregung (Kategorie „Ort“)

• Die Beziehungsgestaltung ist die Grundlage situativen Handelns (Kategorie „Pädagogischer Bezug“)

Was bedeutet Empowerment hinsichtlich subjektorientierter S.A.?

  1. Die Defizitorientierung wird durch die Ressourcenorientierung ersetzt.
  2. Der Kreislauf erlernter Hilflosigkeit wird durchbrochen und damit die Idee der „Hilfe zur Selbsthilfe“ realisiert.
  3. Das entmündigende Klientenbild des hilfsbedürftigen Objekts wird durch jenes des reflektiert handelnden Subjektes ersetzt.
  4. Der Klient wird vor sozialpädagogischer Behütung bewahrt, damit sich Entwicklunspotentiale frei entfalten können.
  5. Die Expertenmacht gegenüber den Klienten wird relativiert und ihm kooperativ auf gleicher Augenhöhe gegenübergetreten.
  • Fünf zentrale Elemente des Empowerments als Selbstverständnis und Grundhaltung subjektorientierter Sozialer Arbeit