Vorlesung Methoden 8 - SoSe
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Fichier Détails
Cartes-fiches | 37 |
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Utilisateurs | 10 |
Langue | Deutsch |
Catégorie | Psychologie |
Niveau | Université |
Crée / Actualisé | 08.01.2020 / 04.02.2023 |
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Warum meint Popper, die Wissenschaft müsse deduktiv vorgehen? Und tut sie das wirklich?
Wegen dem Induktionsproblem sollte man nur von fehlgeschlagenen Versuchen der Falsifikation sprechen, daher der Vorschlag der Bewährung von Theorien. Man beginnt mit Aufstellung einer allgemeinen Aussage (per Theorie-Verstand ausgeklügelt, daher Rationalismus), dann deduziert man Hypothesen, die man dann testet, um die allgemeine Aussage ggf. zu falsifizieren.
- Hierbei geht man deduktiv vor, wenn man jedoch von seinen Ergebnissen auf die Gesamtheit verallgemeinert geht man induktiv vor
Inwieweit ist der kritische Rationalismus eine skeptische Haltung?
Er nimmt an, dass Positivität hinsichtlich unseres Wissens nicht möglich ist, sondern nur eine Sammlung fehlgeschlagener Falsifikationen
Warum sollen laut manchen Wissenschaftstheoretikern keine theoriefreien Beobachtungssätze möglich sein? Erläutern sie diesen Punkt mit guten Beispielen.
Beobachtungen werden immer vor dem Hintergrund einer (idealerweise explizierten) Theorie gemacht. Wenn ich etwas beobachte, muss ich dabei auf irgendetwas achten
- mit jedem Satz wird eine Theorie unausgesprochen vorausgesetzt
--> weil jedes sprachliche System eine bestimmte Ordnung in die Welt bringt und damit eine gewisse "Theorie"
Was hat Popper gegen Carnaps Protokollsätze?
Statt objektiv gültiger Protokollsätze gibt es nur Basissätze, auf die sich Wissenschaftler letztlich per Konvention einigen
--> es kann für Popper keine "objektive Gültigkeit" geben, weil er ja keine Verifikationen mag
Warum sollten Forscher versuchen, ihre Theorien zu falsifizieren (statt sie zu beweisen)?
- Gefahr der Immunisierung (=alle Versuche, Theorien, religiöse oder säkulare Anschauungen durch Dogmatisierung gegen unvoreingenommene, kritische Überprüfung, gegen rationale Einwände abzuschirmen) wird vermindert
- wissenschaftliche Sätze sind unbegrenzte Allsätze, daher prinzipiell nie verifizierbar
- Forscher explizit zu maximaler Falsifikationsbemühung angehalten, um Theorien bewähren zu lassen
Was ist Poppers Standpunkt zum Status nicht beobachtbarer Sachverhalte? Und wie sieht das im Vergleich bei Carnap aus?
- nicht beobachtbare Sachverhalte werden von Theorien erklärt. Sie sind kausale Ursachen für beobachtbare Sachverhalte und sind wirklich vorhanden (Popper)
- Erkenntnis gründet auf Protokollsätzen bzgl. raum-zeitlich identifizierbarer Gegenstände/Ereignisse (Physikalismus) --> Erkenntnisse nicht aus unbeobachtbaren Sachverhalten
Was nennt man Immunisierung einer Theorie, und was hat das mit CP-Bedingungen zu tun?
Theoretisch genügt ein Gegenbeispiel, um ein Gesetz zu falsifizieren. Faktisch ist das in den empirischen Wissenschaftennicht so einfach, da man stets diskutieren kann, ob das Gegenbeispiel auch als solches zählt (genau dann spricht man von der Gefahr einer Immunisierung der Theorie). Man kann sich sicherlich stets mit den CP (Ceteris paribus --> unter sonst gleichen Bedingungen)-Bedingungen rausreden, wenn gegensätzliche Untersuchungsergebnisse auftauchen.
Was unterscheidet Lakatos‘ wissenschaftstheoretischer Ansatz von Popper?
- Er empfiehlt entgegen Popper eine explizite Theorieimmunisierung durch die Änderung der Hilfshypothesen und nicht des Theoriekerns.
- Forschungsprogramm sollte erst bei Konkurrenzprogramm mit höherem explanatorischem Gehalt aufgegeben werden
Wodurch ist der wissenschaftstheoretische Strukturalismus gekennzeichnet?
– Grundelemente von Theorien sind ohne empirischen Gehalt, stattdessen analytisch (stellen Vokabular/Metaphorik zur Verfügung)
– Theorien gar nicht veri-/falsifizierbar (= empirische Immunität)
– Ziel der Forschung: Erweiterung der Anwendungsbereiche, Einführung neuer Theorieelemente etc.
- Zirkelschluss als Hinweis auf Analytizität des Theoriekerns, der hier aber nicht als „verwerflich“ gesehen wird
Inwiefern ist der wissenschaftstheoretische Strukturalismus mengentheoretisch formuliert?
• Theoriekern (analytisch, nicht falsifizierbar, immunisiert)
– Inklusive aller denkbaren Anwendungen in der Empirie (das nennt man dann „Menge der Partialmodelle“)
• Menge der intendierten Anwendungen
– Ausdehnung = empirischer Fortschritt
• Menge der paradigmatischen Anwendungen
• Menge aller erfolgreichen Anwendungen (= empirischer Gehalt einer Theorie)
Empfiehlt der wissenschaftstheoretische Strukturalismus die Beseitigung einer Theorie bei erwartungswidrigen Ergebnissen (wie Popper)?
Nein, stattdessen Modifizierung der Axiome, Differenzierung der Anwendungsbereiche, Einführung neuer Theorieelemente (= theoretischer Fortschritt)
Welche Konsequenzen hat der wissenschaftstheoretische Strukturalismus für das Konzept der externen Validität und für die Inferenzstatistik?
• Externe Validität (Generalisierbarkeit; Campbell & Stanley, 1962) hier kein Gütemerkmal bzw. Ziel der Forschung!
• Vor diesem Hintergrund macht auch Inferenzstatistik eigentlich keinen Sinn, da man gar nicht auf Grundgesamtheiten schließen will (man erweitert mit jedem Experiment, das einen Effekt zeigt, bloß die Menge der erfolgreichen Anwendungen)
• Stattdessen ist das Ziel zu zeigen, inwieweit eine bestimmte Hypothese auch für die ausgewählte Stichprobe gilt, und dazu braucht man statistische Verfahren als Heuristik zur Entscheidungsfindung (statt zur Generalisierung auf Grundgesamtheiten)
Was ist der Unterschied zwischen Wundts Strukturalismus, dem Strukturalismus der französischen Philosophie und dem wissenschaftstheoretischen Strukturalismus (hier müsste man wohl recherchieren)?
- Strukturalismus, psychologische Richtung, die im Gegensatz zum Funktionalismus nach dem “Ist” und nicht nach dem “Wozu” fragt und betont, psychische Einheiten seien in besonderer Art miteinander verbundene strukturierte Elemente. Demnach sei das Verhalten nicht als isolierte Erscheinung, sondern vor dem Hintergrund eines systematischen Zusammenhangs zu betrachten, der seine Struktur bestimmt.
- Strukturalismu in der franz. Philosophie: wissenschaftsorientiertes Gegenkonzept zur Hermeneutik und der Sprachanalytischen Philosophie, der vor allem Anwendung in der ethnologischen Anthropologie von Claude Lévi-Strauss fand ; Sammelbegriff für interdisziplinäre Methoden und Forschungsprogramme, die Strukturen und Beziehungsgefüge in den weitgehend unbewusst funktionierenden Mechanismen kultureller Symbolsysteme untersuchen; er Strukturalismus behauptet einen logischen Vorrang des Ganzen gegenüber den Teilen und versucht, einen internen Zusammenhang von Phänomenen als Struktur zu fassen.
Was sind zentrale Annahmen von Kuhns Analyse des Wissenschaftsprozesses?
- Theorien werden nicht durch objektiv bessere ersetzt
- Theorien lösen sich eher ab wie Modeströmungen
- Theorien sind oft inkommensurable (und somit gar nicht empirisch gegeneinander testbar)
- Phasen der Normalwissenschaft werden abgelöst durch wissenschaftliche Revolutionen
Was verstand Kuhn unter „Paradigma“? Wie benutzen heute Psychologen den Begriff?
• Theorien werden von Kuhn mit dem Begriff „Paradigma“ spezifiziert („konkrete Problemlösungen, die die Fachwelt akzeptiert hat“ bzw. „alles worüber in einer Wissenschaftsrichtung Konsens besteht“ --> schwammig definiert)
• Kuhns Beispiel: Mechanik-Gleichungen als Paradigma zur Lösung des Problems, wie eine Kugel auf der schiefen Ebene rollt
• Heutige Verwendung von Paradigma in Psychologie:
– entweder im Sinne von „typische Versuchsanordnung“ (z.B. „Posner‘s Cueing“, „Task Switching“)
– oder im Sinne einer allgemeinen theoretischen „Glaubensrichtung“ (z.B. Behaviorismus, Kognition/Informationsverarbeitung, „embodied cognition“, Neurowissenschaften)
Was nennen wir in der Wissenschaft „Zufall“?
- Wenn ein Ereignis (typischerweise aufgrund der Komplexität der Einflussfaktoren) nicht erwartbar/ berechenbar ist.
- Ein zufälliges Ereignis zeichnet sich (auch im natürlichen Sprachgebrauch) dadurch aus, dass es unerwartet und für uns bedeutsam (oder im Aufmerksamkeitsfokus) ist. Also zwei subjektive Momente: Unwissenheit und Interesse.
Ist es sinnvoll, in eine wissenschaftliche Erklärung eine Zufallskomponente einzubauen (z.B. normalverteilte Varianz in den Daten)?
Ja, man kann nie alles wissen und alles kontrollieren
Welche subjektiven Momente kennzeichnen den Zufall im natürlichen Sprachgebrauch? Erläutern Sie dies anhand von Beispielen.
Unwissenheit (unerwartet) und Interesse (bedeutsam)
- Interesse: Welche Zahl beim Würfelspiel oben liegt und welche Seite eines zu Boden gefallenen Brühwürfels oben liegt.
- Unwissenheit: Es ist kein Zufall, dass ein Raucher Lungenkrebs bekommt. Bei Unwissenheit der Risiken, könnte man es aber als einen Zufall sehen
Geben Sie Beispiele für positive und negative „Zufälle“, die vor dem Hintergrund persönlicher Pläne unerwartet sind.
- Positiver Zufall: Sechser im Lotto
- Negativer Zufall: Von Asteroid erschlagen
Wie reduzieren wir mit experimentellen Methoden den Zufall als Wissenschaftler? Inwieweit gibt es auch hier ein subjektives Moment?
Ziel: Zufallsreduktion durch isolierte Bedingungsvariation & Störvariablenkontrolle
- auch hier subjektives Moment: Welche Variable isoliere ich? Welches sind Randbedingungen (CP)?
- Zufall in Wissenschaft meist Symbol für „noch Unerklärtes“ (Zufall selbst erklärt nichts)
Wie wurde in der antiken Philosophie typischerweise mit dem Zufall umgegangen?
- Persönliches Interesse an nicht beeinflussbaren Variablen reduzieren (Todeszeitpunkt, Meinungen anderer etc.)
- Vgl. Stoa, Pyrrhonische Skepsis …
Was haben gebiaste Erwartungen mit dem Zufall zu tun?
- Retrospektiver Bias: im Nachhinein erscheint alles geplant.
- Post-hoc-Rationalisierungen
- Fundamentaler Attributionsfehler (intern > extern)
--> Tendenz der Unterschätzung des Zufalls
Was ist der fundamentale Attributionsfehler, und was hat er mit dem Zufall zu tun?
Er bezeichnet die Neigung, den Einfluss dispositionaler Faktoren, wie Persönlichkeitseigenschaften, Einstellungen und Meinungen, auf das Verhalten anderer systematisch zu überschätzen und äußere Faktoren (situative Einflüsse) zu unterschätzen.Da der Zufall ein äußerer Faktor ist wird er auch systematisch unterschätzt.
Kriegt also der Kettenraucher einen husten, ist das kein Zufall, denn er ist selbst schuld. Bekommt aber jemand husten, weil er angehustet wurde, ist das ein Zufall, da er ja machtlos war.
Inwiefern unterschätzt ein Bias Zufallskomponenten in unserer persönlichen Biographie?
Durch den retrospektiven Bias erscheint im nach hinein alles als geplant „das musste ja so kommen“,da man ja immer das Ende mit im Blick hat.
Welcher Zusammenhang besteht zwischen der Wahrnehmung eines Ereignisses als Zufall und dem Problem der Willensfreiheit?
Kriegt der Kettenraucher einen husten, ist das kein Zufall, denn er ist selbst schuld. Bekommt aber jemand husten, weil er angehustet wurde, ist das ein Zufall, da er ja machtlos war. Unter Annahme der Willensfreiheit, ist im ersten Fall kein Zufall zu sehen. Subjektive Komponente bei Ursachenzuschreibungen (vs. Zufallszuschreibungen) können sogar zu psychischen Problemen führen. Externale Attribution tendenziell besser für psychische Gesundheit.
Inwieweit kann ein Bias, der zur Unterschätzung des Zufalls führt, auch psychische Probleme auslösen?
Heraushebung einer dem eigenen Willen unterliegenden Vorbedingung für ein Ereignis kann für Schuldgefühle sorgen. „Wenn ich meinen Freund nicht beschimpft hätte, wäre er eher gegangen und nicht vom Dachziegel erschlagen worden.“
Nennen und skizzieren Sie mindestens sechs Wahrheitstheorien.
Kohärenztheorie (Neurath, Quine): Aussage lässt sich widerspruchfrei in ein Satzsystem einfügen; jeder Satz verweist auf das gesamte Sprachgefüge (Theorie), in dem er auftritt (Holismus)
Pragmatismus: Wahrheit im Zusammenhang mit praktischer Nützlichkeit (Dass wir zum Mond fliegen können, belegt die Wahrheit der Sätze in Mechanik/Maschinenbau)
Konsenstheorie (Habermas): Wahr ist ein Satz, wenn Geltungsansprüche diskursiv eingelöst werden können
Gebrauchstheorie (später Wittgenstein): Die Bedeutung des Begriffs „wahr“ erschließt sich aus dem Gebrauch des Wortes in verschiedenen Kontexten
Satzwahrheit vs. Sachwahrheit (Hegel, Heidegger): „ein wahrer Freund“
Korrespondenztheorie (Aristoteles, Thomas von Aquin): Übereinstimmung von Denken und Sache (Realität)
Abbildtheorie (früher Wittgenstein): Sprache bildet Sachverhalte in der Welt ab
Redundanztheorie (Frege, Ramsey): Wahr sind Sätze, bei denen es redundant ist zu behaupten, dass sie wahr sind: „Es ist wahr, dass 5 eine Primzahl ist“ = „5 ist eine Primzahl“
Performative Theorie (Strawson): Wahrheit einer Aussage behaupten heißt, eine Möglichkeit (Gedanken, Proposition) in eine Wirklichkeit (Behauptung) zu überführen
Semantische Theorie (Tarski): Der Satz „Schnee ist weiß“ ist wahr genau dann, wenn Schnee weiß ist (Unterscheidung von Objekt- und Metasprache)
Was unterscheidet in der Wissenschaftstheorie Metatheorien von Methodologien?
Metatheorien sind Theoriestrukturen und Wirklichkeitsverknüpfungen. Methodologien sind Normen zum Erkenntnisvorgang. Beide sind unterschiedliche Prinzipien der Wissenschaftstheorie.
Was unterscheidet in der Wissenschaftstheorie aprioristische von quasi-empirischen Herangehensweisen?
Apriostische Herangehensweisen klären, wie Theorien und Forschung sein sollten. Quasi-empirische Herangehensweisen zeigen, wie Wissenschaft wirklich funktioniert.
Beide sind Prinzipien der Wissenschaftstheorie.
Was sind Aufgaben der Wissenschaftstheorie?
- Systematische Rekonstruktion von Theorien der Einzelwissenschaften
- Nachweis von Unklarheiten, Problemen etc.
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