DUP, S.A., Grundwissen
Disziplin und Profession Sozialer Arbeit, FH Münster 19/20
Disziplin und Profession Sozialer Arbeit, FH Münster 19/20
Kartei Details
Karten | 24 |
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Sprache | Deutsch |
Kategorie | Soziales |
Stufe | Universität |
Erstellt / Aktualisiert | 01.01.2020 / 21.06.2023 |
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Definiere Soziale Arbeit:
Soziale Arbeit hat viele Bezugswissenschaften und lässt sich nicht über eine fachliche Definition zu anderen Disziplinen abgrenzen.
Es gibt viele Theorien und Konzepte Sozialer Arbeit, die sich nicht in eine Theorie zusammenfassen lassen! Da diese auf unterschiedlichen Wegen auf die Wirklichkeit zurück greifen, die nicht miteinander vereinbar sind.
Soziale Arbeit hat "viele Gesichter", deren Definitionen einzeln gefunden werden müssen und durch Fragen erschlossen werden müssen. Theorien die dies Abbilden wollen beschäftigen sich alle mit Fragen wie:
1.) Wer ist der Adressat?
2.) Was ist der Auftrag mit welchem Ziel?
3.)Welche Handlungsmöglichkeiten gibt es?
Schlagwörter zur Definition können nach Bendel sein:
Unterstützung - Menschen - Handlungswissenschaft - soziales Miteinander - Beziehungen von Menschen zu Menschen
S. 86, Definiere Antinomien nach der ersten Ebene, von Hippel (2011):
Antinomien sind bipolare, unauflösliche Spannungsfelder.
Die Aufhebung einer Antinomie wäre gleichsam die Aufhebung des pädagogischen Handelns.
Man kann nur reflektiv, dass fachliche Handeln an beiden Seiten der Antonomien ausrichten.
Dies bedeutet sich begründet, temporär und fallspezifisch für eine Antonomie zu entscheiden.
Was sind die 6 Antinomien auf der ersten Ebene nach von Hippel?
- Näheantinomie
- Sachantinomie
- Organisationsantinomie
- Kontrollantonomie
- Differenzierungs- und Selektionsantinomie
- Bildungsantinomie
Erläutere die Näheantinomie!
Nähe vs. Distanz
Nähe:
Aufbau von tragfähigen Beziehungen, ist die Basis für zielgerichtete Koproduktionen.
Welche Motivation haben Klient*innen auf ein Ziel hinzuarbeiten, welches nicht das eigene ist?
Distanz:
Professionelle Distanz um mit Abstand Lösungswege.
Nachkommen von Kontrollpflichten.
Beispiel:
Am Anfang mehr Beziehungsarbeit leisten um eine Basis zu bauen, nachher davon distanzieren, analysieren und Lösungen für Problematiken finden.
So kann zunächst kontraproduktives Verhalten des Klienten ohne Eingriff geduldet werden, wie Rauchen bei Jugendlichen oder Drogenkonsum von Abhängigen oder Diebstahl im Streetwork. Im Hinblick auf langfristige, wichtigere Ziele.
Erläutere Sachantinomie!
Sachorientierung vs. Orientierung an den lebensweltlichen Rahmungen der Adressat*innen
Sachliche Ausgestaltung (Strukturen, Personal, Finanzen) setzt Rahmen. Nicht alle Angebote die für die Arbeit mit Klient*innen sinnvoll sind können in Anspruch genommen werden.
Lebensweltliche Rahmung: ggf. sozialisationsbedingt 1 zu 1 Betreuung notwendig.
Hier gilt auszuhandeln wie beides bestmöglich berücksichtigt werden kann.
Erläutere Organisationsantinomie!
institutionaliserte Regeln vs. Offenheit und interaktiven, kommunikativen Prozessen
Regeln: Die Organisation gibt Handlungsregeln vor, wie z.B. bei gewalttätigen Verhalten von Klient*innen sanktioniert werden soll. Verantwortungen können der Fachkraft übertragen werden, so dass ein Rückfall des Klientes in alleiniger Verantwortung der Fachkraft liegt und nicht in auch in der Verantwortung des Klientes.
Kommunikative Prozesse: Hier würde die Fachkraft ggf. bei gewalttätigem Verhalten des Klientes, nicht sofort sanktionieren sondern erstmal in Koproduktion gemeinsam einen Lösungsweg erarbeiten.
Hier gilt es auszuloten zwischen Interessen und Vorgaben der Organisation und den Interessen und der Lebenswelt der Klient*innen.
Erläutere Kontrollantinomie!
Kontrolle vs. Hilfe
Große Schnittmenge zur Organisationsantinomie.
Hilfe: Hilfe zur Selbsthilfe, Partizipationshilfe und Vermeiden von Almosenhilfe basieren auf dem Ansatz zur Lebensweltorientierung.
Den Klient*innen sollen innerhalb ihrer Lebenswelt Problemlösungsstrategien eröffnet werden, welche sie selbst als Ziele aushandeln und umsetzen.
Kontrolle: Demgegenüber stehen Kontrollinstanzen wie (Recht/Träger/Institutionen)
Diese sollen z.B. eine Selbst- oder Fremdgefährdung (z.B. Kindeswohlgefährdung §8a SGBVIII) oder einen erzieherischen Kontext in der Schule gewährleisten.
Erläutere Differenzierungs- und Selektionsantinomien!
Homogeniseren vs. Differenzieren:
Gleichbehandeln: Innerhalb einer Gruppe sollten Klient*innen gleichbehandelt werden um ein Gerechtigkeitempfinden herzustellen.
Differenzierung: Neues Kliente welches in eine Gruppe kommt, benötigt ggf. aufgrund komplexer Problemlagen mehr Aufmerksamkeit, um tragfähige Beziehungen aufzubauen.
Gruppeninteresse vs. Einzelinteresse
Erläutere Bildungsantinomien!
Allgemeinbildung(non-formal) vs. pädagogischen Handelns(informelle):
Schulische Bildung = formale Bildung: Lehrpläne, vermittelt was allgemein wichtig ist zu wissen
Allgemeinbildung = Non formale Bildung, ist das was freiwillig ohne Anleitung darüber hinaus vermittelt wird. Z.B. fragt ein Kind eine Fachkraft nach einem Rat.
Informelle Bildung (Pädagogisch) geht einen Schritt weiter, dies bedeutet ohne das Klientel über Ziele aufzuklären ein Setting zu erstellen, in dem sich Fähigkeiten und Wissen entfalten kann.
Z.B. kann es nachlässig rüberkommen Kindern zu wenig Spielzeug auszuteilen, ein pädagogischer Hintergrundgedanke könnte sein, dass Kinder es lernen müssen mit wenigen Ressourcen umzugehen und Teilen zu lernen bzw. Kreativität zu entfalten.
Diese Antonomie muss nicht zwangsläufig im Widerspruch bestehen, sondern kann sich sogar gut ergänzen. Es obliegt jedoch der Fachkraft, das pädagogische Ziel fachlich vertreten zu können und nicht aus den Augen zu verlieren.
Welche Fehlerquellen können im Umgang mit Antinomien entstehen?
- Entscheidung für eine Seite um eindeutige Position zu vertreten.
- Ignoranz oder Vermeidung einer Seite der Paradoxie: Widersprüchlichkeit wird geleugnet. Dies kann passieren, wenn diese subjektiviert werden.
Was sind die 6 Charakteristika (Eigenschaften und Kennzeichen) Sozialer Arbeit?
- Dienstleistung
- Doppeltes Mandat
- Subjektive Wirklichkeitskonstruktion
- Handlungsregulation
- Koproduktion
- Technologiedefizit/fachliche Autonomie
Erläutere doppeltes Mandat, Tripelmandat!
- Beschreibt Verantwortlichkeit ggü.Klient*innen und gesellschaftlichen Auftraggeber
- Gesellschaftlicher Auftraggeber:
- gesellschaftlich definiert
- institutionell organisiert
- weitestgehend gesetzlich festgelegt
- Verantwortung für deren Mittel
- Klientel:
- Bedürfnisse
- Probleme
- Tripel: STAUB BERNASCONI
- fachliche Orientierung an den Menschenrechten
- Viertes:
- Effizienzgedanke, Wirtschaftlichkeit
GESELLSCHAFT (GESETZE) - ORGANISATION (WIRTSCHAFTLICHKEIT) - ADRESSAT (BEDARF IM FALL) - EIGENE FACHLICHKEIT (DISZIPLIN; ETHIK; MENSCHENRECHTE)
Erläutere subjektive Wirklichkeitskonstruktion!
Paul Watzlawick:
- Wirklichkeit ist ein subjektives Konstrukt, ausnahmslos jede Wahrnehmung ist subjektiv.
- Wahrnehmung liefert niemals ein Abbild der Realität
- zentrale These des Konstruktivismus
- Nicht unbedingt Veränderung der Situation sondern, Schaffen neuer Sichtweisen und Perspektiven
- Subjektive Einschätzungen sollen in Koproduktion in positive Betrachtungen transformiert werden
Konsequenzen des Konstruktivismus:
- Toleranz für die Wirklichkeit unserer Mitmenschen entwickeln, denn ihre sind genau so richtig und berechtigt wie unsere
- Wir sind absolut verantwortlich! Wer selbst konstruiert ist auch selbst dafür verantwortlich.
Konsequenz als Fachkraft:
- Keine Geringschätzung der Wirklichkeitswahrnehmung des Klientel, z.B. Messiewohnung kann durchaus schutzbietender Raum und Wohlfühlatmosphäre für das Klientel bedeuten
- Nicht die eigene Wahrnehmung für die einzig Wahre halten
- alle Wahrnemungen erfassen und deuten
- alle Sichtweisen als gleichwertig betrachten
- sich selbst und die eigene Wahrnehmung immer wieder reflektieren
Erläutere Handlungsregulation!
Gefahr von Gefühlen leiten zu lassen. Professionelle Distanz herstellen - betrachten und analysieren - dann empirische Ergebnisse, geeignete Methoden
Fachkraft im Handeln reguliert und reflektiert, mittels: Selbstreflexion, kellegialer Beratung oder Supervision.
Modell der erwartungsbezogenen Handlungsregulation; Bewertungsschema/-prozess:
- ruhende Motive
- aufgrund eigener Lebenserfahrungen (Sozialisation) bilden sich motivbezogene Erwartungen, Interessenbefriedigung
- Erwartungen in aktuell wahrgenommenen Situationen vs. früheren Handlungsergebnissen (Zielerfolgen)
Beschreibe den Regulationsprozess und die Konsequenzen für Fachkräfte!
Regulationsprozess:
Automatisierte Handlungsregulation: aktuell Wahrgenommene = eigene motivbezogene Erwartungen = routinemäßig ausgeführte Handlungen werden fortgesetzt.
Emotionale Handlungsregulation: aktuell Wahrgenommene ungleich motivbezogenen Erwartungen, löst dies Emotionen aus. Emotionen haben Einfluss auf die Person-Umwelt-Relation, auch die Emotionen unseres Gegenübers.
Volitionale Handlungsregulation: Volition bezeichnet eine bewusste, willentliche Umsetzung von Zielen und Motiven in Resultate durch zielgerichtetes Handeln. Dies erfordert Überwindung von Handlungsbarierren durch Willenskraft. Wenn keine Routine oder eindeutige Handlungsimpulse vorhanden sind, so kann sich die Person dazu entscheiden eine motivdienliche Handlung auszuwählen und auszuführen.
Eine Regulation von volitionalen Handlungen ist kaum möglich , denn in diesem Fall wird eine Entscheidung bewusst in Abwägung von Argumenten und Konsequenzen getroffen. Die Unterstützung könnte in einer Darstellung neuer Handlungsoptionen liegen, welche die Person nicht kennt oder ausblendet.
Konsequenz der Fachkräfte:
- Diagnosen stellen können inwieweit Klient*innen in der Lage sind unterschiedliche Formen der Handlungsregulationen anzuwenden
- müssen den Kontext analysieren, inwieweit er Emotionen auf beiden Seiten hervorrufen kann
- sollten den Kontext entsprechend nutzen oder ggf. auf Interventionen verzichten
- selbst reflektiert haben um eigene Handlungsregulationen steuern bzw ganz unterbinden zu können
Erläutere Koproduktion!
Auch Interaktion oder Kooperation.
Zielaushandlung: Welche Motivation hat ein Mensch ein Ziel zu verfolgen welches nicht das eigene ist?
Umgehung von Sanktionen um so ein langristiges, nachhaltigeres Ziel zu erreichen.
Rückfall in alte Muster ist so geringer.
Zielformulierung mittels SMART Formel.
Gemeinsames Ziel and das sich sowohl Klientel als auch Fachkraft halten.
Es geht nicht darum einer Meinung zu sein, sondern um das Aushandeln.
Klient*innen müssen als Profis iherer Lebenswelt akzeptiert werden. Autonimie und Nutzenerwartungen der Adressat*innen müssen berücksichtigt werden.
Erläutere Technologiedefizit/fachliche Autonomie!
Mensch ist zu komplex, als dass Technik ihn erfassen kann.
Keine Methode ist 1zu1 auf einen anderen Fall übertragbar.
Jeder Fall muss neu betrachtet werden.
Aufgrund des Fehlens von Kausalketten, wird sozialer Arbeit ein Technologiedefizit zugeschrieben.
Empirische Sozialforschung bietet Grundlage und Vergleichbarkeitsbasis für eine Fortführung positver Ergebnisse, trotzdem muss jeder Einzelfall neu überprüft werden. Also lediglich Aufeigungn von Möglichkeiten.
Entscheidungsfindungen aus Analyse der gegebenen empirschen Möglichkeiten, sowie selbstreflektierter Sozialisationserfahrungen. -> daraus entwickelt sich die fachliche Autonomie
Erläutere kurz die wichtigsten Fakten zur "Sozialen Arbeit" im Mittelalter!
- religiös geprägt
- arm zu sein ist von Gott gewollt
- Reiche kauften sich vom Fegefeuer frei, um in den Himmel zu kommen -> Almosen an Arme
Eräutere kurz die wichtigsten Fakte zu Neuzeit!
- ab 13 Jahrhundert
- Armut nicht mehr gottgewollt sondern selbst verschuldet
- Kirche gibt Ablassbriefe aus, dies ersetzt die Almosen
- Folge: ausgepräftere Armut
Sozialdisziplinierung:
- Ansatz: Erziehung zu Arbeit, Fleiß, Ordnung, Pünktlichkeit
Absolutismus:
- kleine absolutistische Oberschicht durch Steuern aus Volk finanziert
"schwarze Pädagogik": August Herrmann Francke
- Erbsünde, Boshaftigkeit aller Menschen muss gebrochen werden
- lückenlose Kontrolle, Glaube an staatliche Bedürfnisse orientiert
- z.B. wird ausgebildet was der Staat gerade benötigt, Stärken und Schwächen etc. werden dabei nicht berücksichtigt
Erläutere kurz die wichtigsten Punkte der Aufklärung!
- 1650-1800
- Martin Luther: Infragestellung der Ablassbriefe, Widerstand gegen den Klerus
- Rene Descartes: Ich denke also bin ich.
- Immanuel Kant: Wahrnehmung ist abhängig vom Einzelnen, trotzdem gibt es Wirklichkeit, sie kann jedoch nicht unabhängig von den menschlichen Bedingungen wahrgenommen werden
- Menschenbild/Haltung ggü Armut:
- Armut hat einen Grund, nicht unbedingt selbst verschuldet
- Wandel des Menschenbildes - Individuum steht nicht mehr unbedingt unter Gesellschaft
- keine gottgegebenen Ständegesellschaft
- -> hin zur Philantrophie (menschenfreundliches Denken und Handeln)
- Ziel:
- Selbstbestimmung
- Gleichheit
- vorher Herrscher:
- folgsam
- hörig
- unmittelbarer Nutzen für Herrscher und ggf. Gesellschaft
- Aufklärer:
- Eigenständigkeit
- Selbstständigkeit
- mittelbarer Nutzen für die Gesellschaft
Erläutere kurz im Zuge der Aufklärung die wichtigsten Punkte von Pestalozzi!
- Pestalozzi:
- Ansatz der Wohnstubenerziehung
- bedürfnis und ressourcenschonende Pädagogik
- der Mensch ist in all seinen psychischen und physischen Bedürfnis zu behandeln
- drei Stufen der sittlichen Erziehung
- Weitherzig machen, Vetrauen
- sittliches Handeln
- Reflexion
- schon sehr fortschrittlich für die Zeit und übertragbar zum 21 Jahrundert:
- tragfähige Beziehungen aubauen
- Mandatswahrnehnung
- Reflexion
Erläutere kurz die wichtigsten Punkte der Elberfelder Systems!
Elberfelder System 1853:
- System mit Ehrenamtlichen
- bedürfnisorientiert: Mensch rückt in den Mittelpunkt
- Dezentralisierung
- Vermeidung von Dauerleistungen
- Ursprung des Streetworks
- Beginn der Definition der S.A.
- Weiterentwicklung durch das Straßburger System 1905
Erläutere kurz die S.A. im Sinne von Alice Salomon!
- Anfang bis Mitte 20Jahrhundert
- erste soziale Frauenschule in Berlin
- liberale Sozialreformerin
- Wegbereiterin S.A. als Wissenschaft
- Einfühung des Begriffs Sozialdiagnostik
Soziale Arbeit muss ein Beruf werden!
Wie definierte sich der deutsche Staat ab den 50er Jahren und welche Konsequenzen hatte dies?
- Einführung des Sozialstaats
- Gleichheit
- Freiheit
- Solidarität
- Entwicklung von Konzepten betreffend
- Recht
- Institutionen
- Professionen
- Akzeptanz gesellschaftlicher Probleme als staatliche Aufgabe
Verschmelzung von ursprünglicher Sozialpädagogik (Subjektbezogene Erziehung), und ursprünglicher Sozialer Arbeit (Arbeit mit Arrmut, Verelendung und Ausgrenzung)
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