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Ethik und Philosophie der Biologie V3

Wie handle ich richtig? Deontologische Theorien 07.10.2019

Wie handle ich richtig? Deontologische Theorien 07.10.2019


Kartei Details

Karten 10
Sprache Deutsch
Kategorie Philosophie
Stufe Universität
Erstellt / Aktualisiert 28.12.2019 / 12.09.2022
Lizenzierung Keine Angabe
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Begriff Deontologisch

Terminologie: „deon“ griechisch: Pflicht, das Gesollte. Eine ethische Theorie, die grundlegend von Pflichten/Verpflichtungen ausgeht, heisst „deontologisch“. Wir sprechen statt einer deontologischen ethischen Theorien auch einfach von einer deontologischen Ethik.

Genaue Definition: Eine ethische Theorie heisst deontologisch, wenn die Richtigkeit einer Handlung nach ihr nicht bloss vom Wert der Konsequenzen abhängt (dann Gegenteil von Konsequentialismus)

 

Deontologische Ethik:
bezeichnet eine Klasse von ethischen Theorien, die den moralischen Status einer Handlung nicht nur anhand ihrer Konsequenzen bestimmt. Bestimmte Handlungen können daher als intrinsisch gut oder schlecht bezeichnet werden 

  • Begriff des kategorischen Imperativs
  • "Imperativ" nach Kant
  • "kategorisch/hypothetisch" nach Kant
  • Beispiele

[besser machen]

Das oberste Prinzip wird von Kant „kategorischer Imperativ“ genannt. (Damit ist ein Prinzip gemeint, mit dem man in jeder Situation entscheiden kann, welche Handlungsoption richtig ist)

Kants Thesen:

  • aus einem kategorischen Imperativ folgt moralische Norm. Diese Normen gelten kategorisch, d.h. unabhängig von dem, was der Akteur will.
  • es gibt letztlich nur einen einzigen kategorischen Imperativ.
  • lässt isch in unterschiedlichen Formulierungen ausdrücken, die aber letztlich gleichbedeutend sind: Universalisierungsformel und Zweck-Mittel-Formel.

 

Imperativ: Für Kant ist ein Imperativ ein Satz, der ausdrückt, dass etwas praktisch notwendig ist. (Imperativ ist ein Befehl, etwas, dass notwendig ist, also ist mit praktisch notwendig eine notwendige Handlung gemeint?)

Hypothetischer Imperativ: Steht unter der Bedingung eines gegebenen Ziels. (notwendig um ein Ziel zu erfüllen.)
Bsp.: Wenn du heute noch nach Genf willst, musst du jetzt zum Zug gehen.
 

Kategorischer Imperativ: Steht nicht unter der Bedingung eines gegebenen Ziels. (geht nicht darum ein Ziel zu erfüllen, allgemein notwendig.)
Bsp.: Du musst Menschen in Not helfen.

Universalisierungsformel

Verletzung vollkommener und unvollkommener Pflichten nach der Universalisierungsformel

Die Universalisierungsformel

“handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde.”

  • “Maxime”: Vorsatz einer Person, der eine gewisse Allgemeinheit hat und daher öfter angewandt werden kann (z.B. Müll aus dem Fenster werfen.).
  • “daß sie ein allgemeines Gesetz werde”: Universalisierung: Man stellt sich vor, dass jeder nach dieser Maxime handelt.

Bsp. Verletzung vollkommener Pflicht: Maxime: "Verprechen nicht halten."

Bsp. Verletzung unvollkommener Pflicht: Maxime: "Ich helfe anderen Menschen in Not nicht."

Zweck-Mittel-Formel

Verletzung vollkommener und unvollkommener Pflichten

Die Zweck-Mittel-Formel

“Handle so, dass du die Menschheit sowohl in deiner Person, als in der Person eines jeden andern, jederzeit zugleich als Zweck, niemals bloß als Mittel brauchest"

Kant: Jeder Mensch ist ein Selbstzweck. Daher muss er und daher müssen die Zwecke, die er sich setzt, angemessen berücksichtigt werden.

  • Bsp. 1: Wenn ich einen anderen Menschen z.B. bestehle, dann gebrauche ich ihn bloss als Mittel zur Befriedigung meiner Wünsche. Ich nutze ihn aus. Der bestohlene Mensch wird nicht als solcher respektiert, sondern instrumentalisiert.
  • Bsp. 2:  Ein schwer verletzter Motorradfahrer wird in ein Krankenhaus eingeliefert. Seine Organe sind aber gesund, und er kann wieder vollständig geheilt werden. Im Krankenhaus befinden sich auch fünf Patienten, die alle unbedingt auf unterschiedliche Spendenorgane angewiesen sind.
    • H1: Die diensthabende Ärztin „opfert“ den Motorradfahrer; die Organe werden an die fünf Patienten weitergegeben.
    • H2: Die Ärztin operiert den Motorradfahrer, die anderen Patienten bekommen keine Spenderorgane von ihm.
    • Kant: Mit H1 wird der Motorradfahrer instrumentalisiert und seines Selbstzweckcharakters beraubt. Daher darf die Ärztin den Motorradfahrer nicht „opfern“. Sonst verletzt sie eine vollkommene Pflicht.
    • Die Ärztin hat zwar auch Hilfspflichten, aber diese sind unvollkommen und daher weniger wichtig.

Rechte: Struktur

Grundlegende Struktur:  S hat ein Recht auf R. (S: Rechtssubjekt, R: Inhalt des Rechtes)

Beispiele:

  • Rechtssubjekte sind meist einzelne Menschen, teilweise aber auch Vereine, Unternehmen etc., eventuell auch Tiere (s. unten)
  • Rechte: Recht auf Leben, Recht auf Arbeit (umstritten)

Rechte: Zusammenhang zu Pflichten

Idee: Entwickle eine Auffassung der allgemeinen Ethik, die von Rechten ausgeht.

=> Rechten korrespondieren Pflichten. (Meine Rechte sind deine Pflichte, deine Rechte sind meine Pflichten.)

Idee: Entwickle eine Auffassung der allgemeinen Ethik, die von Pflichten ausgeht: deontologische Ethik

  • Naturrechte
  • Vertragstheorie der Moral (Rechte als Teile eines Vertrags bzw. Kontraktualismus)

Naturrechte:

  • Vertreter: John Locke (1632-1704)
  • Idee: Der Mensch hat von Natur aus Grundrechte. Diese ergeben sich aus dem Wesen des Menschen, insbesondere seiner Vernunftnatur (der Mensch als das „animal rationale“, das vernünftige Lebewesen).
  • Welche Rechte der Mensch hat, kann durch Vernunft eingesehen werden.

Kontraktualismus:

  • Vertreter: T.M. Scanlon (geb. 1940)
  • Grobe Idee: Die Moral ist eine Art Vertrag, den wir implizit geschlossen haben oder implizit schliessen sollten, weil er jedem Menschen nützen würde.
  • Gegenbild: «Naturzustand»: keine Geltung der Moral.
  • Rechte: Der Vertrag gibt den Menschen Rechte wie das Lebensrecht. Begründung: Ein System von Grundrechten hilft jedem Menschen.

Anwendung auf Tiere:

  • Anthropozentrismus

Frage: Dürfen wir Tierversuche durchführen, z.B. um das menschliche Gehirn besser zu verstehen?Erste Antwort der deontologischen Ethiken: Ja.
Beispiel: Zweck-Mittel-Formel von Kant: Durch Tierversuche werden keine Menschen instrumentalisiert.
 

Antrhopozentrismus:

  • Hintergrund: Die deontologische Ethik ist in der Regel klar auf den Menschen zentriert (anthropozentrisch).
  • Definition: Eine ethische Theorie ist anthropozentrisch, wenn sie nur Menschen intrinsischen Wert bzw. Rechte zugesteht.
  • Die Zweck-Mittel-Formel des kategorischen Imperativs bezeichnet zum Beispiel nur den Menschen als Selbstzweck.
  • Trotzdem kann sich eine anthropozentrische Ethik gegen Tierquälerei aussprechen. Die Begründung ist dann indirekt: Es werden z.B. Menschenrechte verletzt, wenn Tiere gequält werden.