M5- Einführung 1
Themenliste Studienbrief- Fragen
Themenliste Studienbrief- Fragen
Kartei Details
Karten | 27 |
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Sprache | Deutsch |
Kategorie | Psychologie |
Stufe | Universität |
Erstellt / Aktualisiert | 17.12.2019 / 04.04.2024 |
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Was ist eine „empirische“ Wissenschaft?
Eine empirische Wissenschaft
--> arbeitet nicht rein argumentativ und denkerisch
--> erprobt die Gültigkeit von Theorien und daraus abgeleiteten Hypothesen in der "realen Welt".
- sie ist erfahrungsbasiert ("Erfahrungswissenschaft").
--> Mit Hilfe der Generierung und Auswertung von Daten werden vorher aufgestellte Hypothesen überprüft und daraus dann Schlüsse auf den Wahrheitsgehalt übergeordneter theoretischer Zusammenhänge gezogen.
Beispiele: Physik, Chemie, Biologie, empirische Sozialwissenschaft, Psychologie
- Psychologie ist keine normative Wissenschaft
Was ist ein psychologisches Konstrukt?
- Abstraktion von empirisch direkt beobachtbaren Untersuchungsgegenständen auf etwas "dahinter", das diese gedanklich verbindet oder erklärend hinter ihnen steht.
= eine gedankliche Hilfskonstruktion für die Beschreibung von Phänomenen, die der direkten Beobachtung nicht zugänglich sind, sondern nur aus anderen beobachtbaren Daten erschlossen werden können; sind nicht reine Gedankengebäude, beziehen sich auf Phänomene des menschlichen Verhaltens/ Erlebens, sind aber nicht mit diesen identisch
Das Konstrukt kann also immer nur indirekt erschlossen werden, weil man davon ausgeht, dass es sich in bestimmten beobachtbaren Sachverhalten / Daten ausdrückt, ohne damit voll erfasst werden zu können.
Beispiele: Intelligenz, Freundschaft, Trieb, Liebe
-- Konstrukte manchmal denselben Namen wie Alltagsbegriffe; Unterscheidung in Bedeutung nicht vergessen
Was bedeutet Operationalisierung?
- Vorgang, mit dem man ein theoretisches Konstrukt "messbar" machen will.
man muss definieren, welche empirisch erfassbaren Indikatoren für das Konstrukt man sinnvollerweise verwenden kann, um das Konstrukt möglichst in der Breite seiner Bedeutung weitgehend abbilden zu können.
-Außerdem gehört zur Operationalisierung die methodische Festlegung der Erhebungsmethode, der Messinstrumente und die Art der Datenauswertung.
Beispiel: Operationalisierung der Konstrukts "Angst" mithilfe von Messung der Hautleitfähigkeit
oder Pulsrate
-Mit der Operationalisierung hängt aber auch die Frage zusammen wie die erfassten Werte (hier die Hautleitfähigkeit) genau mit dem Konstrukt „Angst“ in Verbindung gebracht werden. In diesem Fall könnte es z. B. ein Anstieg der Ängstlichkeit in einer bestimmten Situation sein, die als eine Anstieg der Hautleitfähigkeit operationalisiert wird.
- Operationalisierung als spannende, vor allem kreative Aufgabe (häufig jedoch Bedienung an standardisierten oder etablierten Erhebungesmethoden)
Was sind die Vor- bzw. Nachteile einer Fragebogenuntersuchung?
Nachteile sind:
-Bei geschlossenen Fragen (Ratingskala1 bis 5 z.B.) lässt sich daraus nicht ablesen, was im Kopf des Befragten abläuft und ebenso wenig, ob dieselbe angekreuzte Zahl für unterschiedliche Menschen nicht unterschiedliche Bedeutung hat.
Und auch wenn man auf der Grundlage von Zahlen statistische Auswertungen vornehmen kann, müssen diese Zahlen psychologisch gesehen nicht immer valide (gültig) sein.
Neben den unterschiedlichen persönlichen Konstrukten, die in die Antworten einfließen und in der Auswertung nicht mehr sichtbar sind, spielen dabei auch ungünstige Antwortmuster wie "Ankreuzen der mittigen Kategorie als Notlösung bei Verständnisschwierigkeiten oder Unschlüssigkeit" eine Rolle.
Vorteile sind: Sie ist ökonomisch und erfordert weniger Zeit als z.B. Interviews; man kann sie einfach quantitativ auswerten und erhält in vielen Fällen reliable und valide Ergebnisse (wann sind Ergebnisse valide?)
Was sind display rules und wie können Sie erforscht werden?
Display rules sind " kulturell vorgeschriebene Regeln, die Menschen früh in ihrem Leben durch Interaktionen und Sozialisation mit anderen Menschen lernen."
-->Darstellungsregeln modifizieren d. den Ausdruck von Emotionen in Abhängigkeit vom soziokulturellen Umfeld und dem situativen Kontex, Der emot. Ausdruck kann abgeschwächt, verstärkt oder durch andere Emotionen maskiert werden
- Beispiel: freundliches Lächeln, auch wenn man ein enttäuschendes Geschenk erhält (um anderen nicht zu verletzten, manchmal auch bedanken); Enttäuschung lassen wir uns nicht ansehen
Entwicklung der Regulation des nonverbalen Ausdrucks
- Kinder zeigen Enttäuschung recht offen -> Es stellt sic die Frage, ab wann das Ausdrucksverhalten auf welche Weise reguliert wird? ("Untersuchungssituation: Das enttäuschende Geschenk"
- Ausdruck von Kindern wird beobachtet und ausgewertet
- 72 Kinder; Bedinungen: Qualität des Geschens (attraktiv; enttäuschend); SItuationstyp (sozial; nicht- sozial)
- Mikikkodierung: Filmmaterial könnte zum einen Versuchspersonen zur Einschätzung vorgelegt werden
-> Beurteilen auf deren emotionalen Gehalt (handelt es sich um attraktives oder unattraktives Geschenk?)
- alternativ: Mimikanalyse: Mimikkodiersystem FACS (Facial Action Coding System)
Erwartungen: Indikatoren für positive Emotionen sollten sich bei Erhalt des attraktiven Geschenkes unabhängig vomm Situationstyp finden -> zeichen des "wahren Lächelns" / bei Erhalt des unattraktiven Geschenks in der nicht- sozialen Bedingung: nicht
--> soziale Bedingung: es wurde Indikatoren positiver Emotionen- aber kein "wahres Lächeln"- erwartet
- Statistische ANalyse: Varianzanalyse
- drei Haupteffekte: 1. Alter: Jüngere Kinder: zeigen mehr positive Indiktoren als ältere
2. Situaitonstyp: in der sozialen Situaiton: mehr positive Indikatoren wurden gezeigt
3. Geschenkqualität: bei Erhalt des attraktiven Geschenks: mehr positive Indikatoren gezeigt
-> bei Interpretation: Interaktion berücksichtigen
- Mädchen zeigen mehr positives Verhalten in der sozialen als in der nicht- sozialen Situaiton (unabhängig von Geschenkqualität)
-Verhalten der Jungen war vom Situationstyp und von der Geschenkqualität beeinflusst (bei attraktivem Geschenk: Situationstyp kein Einfluss); unattraktives Geschenk: zeigten in der nicht-sozialen Situation weniger positives Verhalten
- Auswertung der Indikatoren für negative Emotionen: klarer Haupteffekt für die Geschenkqualität; Situationstyp spielt keine Rolle
Was bedeutet Generalisierung?
- man schließt auf Basis der Stichprobe auf die Grundgesamtheit
-„Generalisierung bezeichnet den Vorgang der Verallgemeinerung von Aussagen, die in der Regel auf einer geringen Anzahl gleichlautender Erfahrungen beruhen (Stangl, 2020).
- nur möglich, wenn Stichprobe tatsächlich eine Zufallsaufwahl einer wie auch immer definierten Grundgesamtheit darstellt: --> Repräsentativität
- Externe Validität muss gegeben sein
(Bsp. Schwierigkeit: Psychologiestudenten als VPs- leicht zugägnglich; jedoch oft nicht zu verallgemeinern)
Einschränkungen: Man kann Merkmale wie Alter/ Geschlecht zwar systematisch ausbalancieren, allerdings bei z.B. kultureller Zugehörigkeit/ sozioökonomischem Status: fast unmöglich
Was ist mit ökologischer Validität gemeint?
Nach Bonfenbrenner ist ökologische Validität das "Ausmaß, in dem die von den VPn einer wissenschaftl. Untersuchung erlebte Umwelt die Eigenschaften hat, die der Forscher voraussetzt"; d. h., dass kritisch zu hinterfragen ist, ob die in den mehr oder weniger artifiziellen Kontexten hergestellte Erkenntnis auch für dieses Phänomen draußen in der Welt gültig ist.
Ökologische Validität bedeutet also, inwieweit das Untersuchungsdesign möglichst natürlich ist
Was unterscheidet den nomothetischen vom idiographischen wissenschaftlichen Ansatz?
-> Frage nach der wissenschaftssystematischen Identität der Psychologie
-natur- und/ oder geisteswissenschaftlicher Zugehörigkeit
-Gesetzeswissenschaften/ Naturwissenschaften: nomothetische Wissenschaften vs. Idiographische Wissenschaften
(Existenz von Meinungen dagegen, diese Unterscheidung zu machen, da es auch in Naturwissenschaften idiographische Forschung gibt und umgekehrt)
Personen beklagen Verlust der Person in der Psychologie; oft fälschlicherweise schließen von interindividueller Variation auf intraindividuelle Variation -> von Gruppen auf Individuen generalisieren
- Nomothetisch bezeichnet eine Forschungsrichtung, bei der das Ziel wissenschaftlicher Arbeit allgemeingültige Gesetze sind
Ihre Methoden sind experimentell, die erhobenen Daten sind quantitativ
- Idiographisch ist eine Forschungsrichtung, bei der das Ziel wissenschaftlicher Arbeit die umfassende Analyse konkreter, also zeitlich und räumlich einzigartiger Gegenstände ist. Ihr Hauptanwendungsbereich sind die Geisteswissenschaften
Nomothetische Theorien abstrahieren von den Phänomenen->Dieses Denken ist typisch für die Naturwissenschaft
- Psychologie in erster Linie als idiographische Wissenschaft zu verstehen, in der auf Gesetze aufgrund von Einzelfallanalysen geschlossen wird
- Einzelfall lediglich als Analyseeinheit
Was kennzeichnet den „soziogenetischen“ Ansatz und welche Vertreter kann man ihm zuordnen?
Vertreter sind Georg Herbert Mead, Georg Simmel und Vygotsky. Mead´s Ansatz bezieht sich auf soziogenetische Gedanken zum Selbst. "Mind, self an society". "So wie ich mich anderen gegenüber verhalte, verhalte ich mir gegenüber". Simmel als Kulturpsychologe legt seinen Schwerpunkt darauf, wie Individuelles Kulturelles und Kulturelles Individuelles hervorbingen kann. "Indem wir die Welt herstellen, komplettieren wir unser selbst." Vygotsky´s Perpsektive ist eine kulturell-historische: der Entwicklungsprozeß als sozial geleitet aber personenseitig konstruiert
Was bedeuten „I“ und ME“ bei George Herbert Mead?
Beides sind Komponenten des Selbst, man könnte auch sagen "Phasen des Selbst", da sie zeitlich und inhaltlich in Beziehung stehen
- Unterscheidung zwischen I und ME, als unterscheidbare, jedoch aufeinander bezogene Phasen des Selbst
- Rollen, die wir in unserem Leben einnehmen: Dies ist ein uns zugänglicher Bereich= ME
- ME stellt die strukturelle, konventionelle und über die Zeit stabile Komponente des Selbst dar
- repräsentiert die internalisierten Haltungen „sozialer“ Anderer, als generalized other Gesellschaft an sich
-entsteht durch Rollenübernahme, vorrangig im kindlichen (Rollen-) Spiel, durch Kommunikation und andere symbolische Prozesse
- aus Haltung anderer mir gegenüber entnimmt man wichtige Merkmale seiner Rolle; aus Reaktion anderer kann man ableiten, wer man ist-? So wie sich andere mir gegenüber verhalten, so verhalte ich mich mir selbst gegenüber
- dynamische Komponente= I
-Wir reagieren immer wieder auf unsere eigenen Rollen und verändern und dadurch
- immer wieder neue, wechselnde Perspektive, die ich auf mich selbst und die Welt einnehme, ohne dass mir dies im gleichen Moment bewusst wäre
-ME ist also ursprünglich konventionell, während das I immer wieder Neuheit generiert
-I ist dabei reflexiv nicht unmittelbar zugänglich, sondern erst ex post facto
- als Teil eines eben durch das I restrukturierten ME
- ME repräsentiert die Vergangenheit, das I die irreversible Dynamik der Gegenwart, die zur Restrukturierung des ME in der Zukunft führt
-I ist nicht vorhersagbar
-I- individuelle Autonomie und Dynamik; Prozess, der die Strukturen durchbricht und verändert
- ME- aus sozialen Prozessen hervorgegangene Struktur; symbolische Struktur, die die Operation des I ermöglicht
--> beide sind essentiell für das Verständnis des Selbst
Was ist das „Kultivationsprinzip“?
--> George Simmel: beschäftigte sich mit der Frage, wie Individuelles Kulturelles und Kulturelles wiederum Individuelles Hervorbringen kann
- unterscheidet zwischen objektiver und subjektiver Kultur
- objektive Kultur ist für den sich entwickelnden Menschen nur insofern förderlich, als er sie in subjektive Kultur umsetzen kann -> nur dann trägt Kultur zur Vervollständigung der Entwicklung des Menschen bei
- ohne Kultur bleibt menschliche Entwicklung „stecken“, kann niemals ihre Potenziale ausschöpfen
- in einem Prozess der Kultivation kann der Mensch zu etwas werden, was er allein nicht zu werden vermag
- Kultivation ist ein wechselseitiger Prozess: Über die Kultivation der Welt, der Dinge, kultivieren wir uns selbst
- In dem Maße beispielsweise, in dem wir unsere Umgebung, unsere Wohnung, unser Äußeres gestalten, gestalten- kultivieren- wir uns selbst
- Indem wir Welt herstellen, komplettieren wir unser Selbst
- Rolle der materiellen Welt hat von Simmels Kultivationsansatz profitiert ( geliebte Objekte werden „Teil unseres Selbst“)
-Ausschlaggebend für Kultivation ist, dass die jeweilige (objektive) kulturelle Erfahrung an die persönliche Entwicklung angebunden wird. Einer Erfahrung "einen subjektiven persönlichen Wert" beizumessen, gehört zwar dazu, reicht aber allein noch nicht aus.
Was bedeutet das Konzept der „Zone der nächsten Entwicklung“ von Lev Vygotsky?
Wie könnte dieses Konzept mit den im Lehrbuch genannten Prozessen „guided participation“ und „scaffolding“ zusammenhängen?
- Grundannahme, dass die ontogenetische Entwicklung vom Intermentalen zum Intramentalen verläuft
- das was zwischen MEnschen passiert (Sprache, Kommunikation, etc.) wird internalisiert und bildet so die Grundlage höherer (also nicht aller) psychischer Funktionen
- Kulturelle Werkzeige spielen eine wichtige Rolle (Sprache)
- Entwicklungsprozesse werden sozial „geleitet“, sind dabei aber kein Abbild der sozialen Welt, sondern werden personenseitig konstruiert
- Leitidee wird deutlich in seinem Konzept der Zone der nächsten Entwicklung:
Entwicklung spielt sich in einem Bereich, einer Zone zwischen Gegenwart und Zukunft ab-In dieser Zone der nächsten Entwicklung sind potenzielle Entwicklungspfade nur rudimentär angelegt
- Wie werden die Entwicklungspfade realisiert? Und durch wen?
- Kann sich auf zwei Wegen vollziehen: Durch individuelle Aktivität (Spiel im Kindesalter, Phantasie im Jugend- und Erwachsenenalter) und durch soziale Leitung (guided participartion, scaffolding)
- individuelle Aktivität ist obligatorisch (play -> S.47)
- Idee von Lehren- Lernen: sowohl die aktiven Versuche des Lernenden (individuelle Komponente) als auch die Versuche anderer, diesen eine bestimmte Richtung zu geben (Komponente des Lehrens)
- zu jedem Zeitpunkt ist die Entwicklung zukunftsorientiert, der exakte Weg der Entwicklung einer psychischen Funktion ist offen
-Welche Richtung: hängt von Person als auch von den Richtungsdirektiven sozialer anderer ab
-
Welches sind die Stadien der kognitiven Entwicklung nach Jean Piaget? Beschreibung!
-> Ergänzen: (zentralen Begriffen in Piagets Theorie (z. B. Zentrierung, Objektpermanenz, Volumenkonstanz bzw. Invarianzprinzip).)
Piaget benennt 4 Stadien der kognitiven Entwicklung: sensumotorisch, präoperational, konkret operational und formal operational.
Sensumotorisch: bis 2 Jahre; Säugling "denkt", indem er mit Augen, Ohren, Mund und Händen aktiv auf seine Umwelt einwirkt.
Präoperational: 2-7 Jahre; Vorschulkinder verwenden Symbole zur Repräsentation ihrer frühen sensumotorischen Entdeckungen. Das Symbolspiel entwickelt sich.
Konkret operational: 7-11 Jahre; "prälogisches" Denken; Objekte werden hierarchisch in Untergruppen geordnet, das Mengenverständnis und die Objektpermanenz gehören hier hin hin.
Formal operational: 11 plus; Fähigkeit zum abstrakten und formalen Denken
(siehe Kapitel im Siegler zu Piaget)
Was bedeutet Ontogenese?
Ontogenese (Lebensspanne) beinhaltet die Individualentwicklung von "der Wiege bis zur Bahre". -> - lässt sich nicht nur anhand des Lebensalters betrachten
Individualentwicklung beginnt bereits pränatal.
Das Ziel der klassischen ontogenetischen Persepktive ist die Beschreibung und Erklärung der mit dem Lebensalter einhergehenden "intraindividuellen Veränderungen und interindividuellen Unterschiede in intraindividuellen Veränderungen", d.h. wie der Einzelne sich im Vergleich zu anderen individuell entwicklet und veränder
In der Entwicklungspsychologie können ein enger (traditioneller) und ein weiter Entwicklungsbegriff unterschieden werden. Erläutern Sie diese!
- eng: Entwicklung als eine mit dem Lebensalter korrelierte universelle Reihe von Veränderungen mit aufeinander aufbauenden, qualitativ unterschiedlichen Stufen, häufig in Richtung eines höherwertig angenommenen Zielzustands (z.B. Laufenlernen)
- weit: Entwicklung als Veränderung eines aktiven Individuums im Kontext, das Umwelt mitgestaltet, die auch quantitativ und kontinuierlich verläuft, keinen festen Endzustand hat und von kulturellem/gesellschaftlichen Kontexten und interindividuellen Unterschieden abhängen kann (nicht universell). Außerdem ist Abbau auch Teil der Entwicklung.
Nennen und beschreiben Sie die Leitsätze einer Entwicklungspsychologie der Lebensspanne nach Baltes.
Lebenslange Entwicklung -->
- Ontogenerische Entwicklung= Lebenslanger Prozess
-keine Altersstufe nimmt eine Vorrangstellung ein
- während der gesamten Entwicklung können sowohl kontinuierliche als auch diskontinuierliche Prozesse auftreten
Multidirektionalität-->
Richtung der ontogenetischen Veränderung variiert nicht nur zwischen Verschiedenen Verhaltensbereichen, sondern auch innerhalb derselben Verhaltenskategorie
- manche Verhaltensweisen können in ein und denselben Entwicklungsabschnitt Wachstum und andere Abbau zeigen
-->Entwicklung als Gewinn und Verlust
-Entwicklung immer Gewinn und Verlust (Wachstum und Abbau)
- Plastizität:
- Psychologische Entwicklung: durch hohe intraindividuelle Plastizität gekennzeichnet
- Entwicklungsverlauf variiert in Abhängigkeit von ihren Lebensbedingungen und Lebenserfahrungen
- Hauptaufgabe der Forschung: Ausmaß der P. und deren Grenzen zu untersuchen
-->Geschichtliche Einbettung
Ontogenerische Entwicklung variiert in Abhängigkeit von historisch- kulturellen Bedingungen
- Ablauf ist stark von vorherrschender sozio- kulturellen Bedingungen einer geschichtlichen Ära und deren spezifischen Verlauf geprägt
--> Kontextualismus
- Jeder individuelle Entwicklungsverlauf resultiert aus der Wechselwirkung dreier Systeme von Entwicklungseinflüssen:
altersbedingten, geschichtlich bedingten und nicht normativen
-->Multidisziplinäre Betrachtung:
Psychologische Entwicklung muss auch im Kontext anderer Disziplinen gesehen werden, die sich mit menschlicher Entwicklung beschäftigen
- „rein“ psychologische Betrachtung kann die lebensspannende Entwicklung nur ausschnittsweise repräsentieren
Was ist das SOK-Modell nach Baltes?
selektive (Ziele auswählen, die wir verwirklichen wollen) Optimierung (Mittel suchen, um gewähltes gut zu tun) mit Kompensation (flexible Reaktion auf Verlust, finden neuer Wege, z. B. wenn das Erreichen angestrebter Ziele mit den verfügbaren Mitteln nicht mehr möglich ist)
-Selektion: wir wählen aus den vorhandenen Lebensmöglichkeiten diejenigen aus, welche wir verwirklichen wollen
-Optimierung: wir suchen geeingnete Mittel, um das Gewählte möglichst gut zu tun
- Kompensation: Wen Mittel wegfallen reagieren wir darauf flexibel
--> z.B. Konzertpianist, 80 Jahre: Repertoire verringert; diese Stücke mehr üben als vorher; weil er nicht mehr so schnell spielen kann: verlangsamt sein Tempo
--> weniger Ziele beschränken, diese energisch verfolgen und dabei geeinete innere und äußere Ressourcen zur Kompensation suchen
Warum ist „Alter“ keine unabhängige Variable im eigentlichen Sinne?
- Menschen sind lebende Systeme
- Lebende Systeme= offene Systeme, die vom ständigen Austausch mit ihrer Umwelt abhängen
- offene Systeme kennen keine wirklich stabilen Zustände
- Alter kann nichts erklären; Alter ist „kausal impotent“
- Alter ist kein explizites Konstrukt (Kind geht nicht in die Schule, weil es 6 Jahre alt ist)
à die mit dem Alter einhergehenden oder korrelierten Faktoren, die „eigentlich“ für bestimmte Entwicklungsergebnisse verantwortlich sind
- Warum kommt es zu inter- und intraindividuellen Unterschieden/Veränderungen? à Bedingungen können intern oder extern lokalisiert werden
- können additiv wirken bzw. miteinander interagieren
Welchen Stellenwert hat das „Alter“ in der entwicklungspsychologischen Forschung?
Zeit ist die zentrale Dimension der Entwicklung. Fragen nach Entwicklung machen notwendig, sich mit der Dimension der Zeit zu beschäftigen. Um etwas zu verstehen, reicht es nicht, zu wissen, dass es existiert, ich muss vielmehr wissen, wie es funktioniert.
Dem Alter als den "bestimmten Orten es zeitlichen Kontinuums" kommt in der ontogenetischen Betrachtung eine große Rolle zu
- Entwicklung wird meistens in der Abhängigkeit zum Alter betrachtet
- Alter keine "richtige Variable" -> Niemand kann das Alter variieren
- nur ein Vergleich der Zustände; die Fragen nach den Entwicklungsprozessen ist nicht beantwortet
-> Die Psyche kennt nicht die künstliche, physikalische Dimension des Alters
Querschnittmethode: Beschreibung, Vor- und Nachteile, Begründung für ihren sehr häufigen Einsatz!
- einfachste, schnellste Art
- Stichproben werden von Individuen aus verschiedenen Altersgruppen mit demselben Instrument zu einem bestimmten Zeitpunkt jeweils ein einziges Mal im Hinblick auf eienn Merkmalsbereich untersucht
- Lebensalter als UV; die mit dem Instrument erfasste Ausprägung des Merkmalsbereiches als AV
- Unterschiede werden auf Unterschiede des Alters zurückgeführt
- Diese werden unter Rückgriff auf andere, eigentlich interessierende Ursachen erklärt
- weit über 90 Prozent der entwicklungspsychologischen Untersuchungen, die Vergleich verschiedener Altersgruppen anzielen, bedienen sich dieser Methode
- Zeitspanne zwischen Durchführung und Ergebnis sehr kurz
- Einfacher, Versuchspersonen zu gewinnen
- unter methodischen Gesichtspunkten spricht nur wenig für die Querschnittmethode
Zwei Nachteile:
1. Unterschiedliche Stichproben sollen sich nur im Alter systematisch unterschieden
-Kohorten können mit Alterseffekten konfundiert sein -> Unterschiede, die mit dem Alter nichts zutun haben (z.B. Generationsunterschiede)
2. Querschnittsmethode sagt nichts über individuelle Entwicklungsverläufe aus- intraindividuelle Veränderung
- es sind verschiedene Gruppen von Individuen in verschiedenen Altersstufen Bezugspunkt und nicht das Individuum in seinen zeitlichen Veränderungen
-
-Es liegen nur Angaben über Altersdifferenzen zwischen verschiedenen Stichproben vor. à Man schließt aus den altersspezifischen Mittelwerten auf die „typischen“ Entwicklungskurven.
- Inwieweit die Durchschnittskurve die individuellen Entwicklungsverläufe beschreibt, bleibt offen
àweder die Erstellung von intraindividuellen Entwicklungsfunktionen noch die Analyse interindividueller Unterschiede in den intraindividuellen Veränderungen möglich.
à keine Daten über die Richtung der in den einzelnen Altersgruppen erfolgenden individuellen Veränderungen, sondern nur über die interindividuelle Streuung einer Variablen in den einzelnen Altersgruppen.
-So können hypothetisch ganz unterschiedliche individuelle Veränderungsverläufe bei einer Querschnittanalyse zum gleichen Ergebnis führen.
Längsschnittmethode: Beschreibung, Vor- und Nachteile, Begründung für ihren seltenen Gebrauch!
-
- Methodischer Königsweg der Entwicklungspsychologie
- altershomogene Stichprobe wird über die Zeit/ über das fortschreitende Lebensalter hinweg mehrfach hinsichtlich der Ausprägung eines Merkmalsbereiches mit demselben Instrument untersucht
- Lebensalter als UV; gewonnenen Datenwerte als AV
- erlaubt also individuelle Entwicklungsverläufe nachzuzeichnen
- sobald individuellen Werte über das Alter hinweg gemittelt werden: gleiche Problemtik wie bei Querschnittsuntersuchung
- sehr zeitaufwendig, oft Abwarten über Jahre
- Wiedergewinnung der gleichen Vps schwierig
- Verzerrungen durch Ausscheiden von Vps
- Problem der Zufallsstichprobe -> Meist nur motivierte Personen, die sich melden
- Auftreten von Testeffekte; Übungseffekte; Sättigungseffekte
- Kohortenspezifität oder Generationsspezifität -> stellt Generalisierbarkeit auf andere Generationen/ Zeitspannen in Frage
Um Fehler von Längs- und Querschnittsstudien zu kontrollieren: Kombinationsmöglichkeiten zur Kontrolle einzelner Fehlerquellen (werden in der entwicklungspsychologischen Forschung kaum genutzt)
- Beispiel für Kombination aus Längs- und Querschnitt: DEAS- Deutsche Alterssurvey
Der Deutsche Alterssurvey (DEAS) ist eine bundesweit repräsentative Quer- und Längsschnittbefragung von Personen, die sich in der zweiten Lebenshälfte befinden (d.h. 40 Jahre und älter sind).
Insgesamt werden die Interviewten zu folgenden Themenbereichen befragt:
Arbeit und Ruhestand Generationen, Familie und soziale Netzwerke Außerberufliche Tätigkeiten und ehrenamtliches Engagement Wohnen und Mobilität Wirtschaftliche Lage und wirtschaftliches Verhalten Lebensqualität und Wohlbefinden Gesundheit und Gesundheitsverhalten Hilfe- und Pflegebedürftigkeit Einstellungen, Normen und Werte
Konzept der Entwicklungsaufgabe: Erläuterung und kritische Diskussion!
-> geht auf Robert Havighurst zurück
- menschlicher Lebenslauf lässt sich auch durch die in bestimmten Phasen auftretenden zentralen Themen beschreiben
- dies geschieht durch das Konzept der Entwicklungsaufgabe
- Entwicklungsaufgabe= Aufgabe, die sich in einer bestimmten Lebensperiode des Individuums stellt
- Erfolgreiche Bewältigung: führt zu Zufriedenheit und Erfolg; ein Versagen zu Unzufriedenheit, Ablehnung durch die Gesellschaft und Schwierigkeiten bei der Bewältigung späterer Aufgaben
- Unterscheidung von 3 Quellen der Entstehung einer Entwicklungsaufgabe:
Physische Reife, kultureller Druck (Erwartungen der Gesellschaft) und individuelle Zielsetzung oder Werte
-> lassen sich heute fassen als
1. Individuelle Leistungsfähigkeit (inkl. Körperlicher Entwicklung)
2. soziokulturelle Entwicklungsnorm
3. individuelle Zielsetzung in einzelnen Lebensbereichen
- somit beinhaltet Entwicklung ein lebenslanges Überwinden von Problemen, wobei ein Individuum eine aktive Rolle bei der Gestaltung eingeräumt wird
- folgende Entwicklungsperioden im Erwachsenenalter
Frühes Erwachsenenalter: 23-30 Jahre
- Heirat, Geburt von Kindern, Arbeit/Beruf, Lebensstil finden
Mittleres Erwachsenenalter (31-50 Jahre)
- Heim/ Haushalt führen
- Kinder aufziehen
- berufliche Karriere
Späteres Erwachsenenalter (51 Jahre und älter)
- Energien auf neue Rollen lenken
- Akzeptieren des eigenen Lebens
- eine Haltung zum Sterben entwickeln
-> keine universelle Gültigkeit, was 1948 im westlichen Kontext für Erwachsene gegolten hat
- immer im Kontext gesehen --> Entwicklungaufgabe in bestimmten Kontexten ist keine Beschreibung der menschlichen Entwicklung allgemein:
Wissen ist also lokal und zeitgebunden
- heute muss man daher nicht nur ein einziges Mal einen "Lebensstil" finden, sondern zyklisch immer wieder neu
Erik Eriksons Theorie stellt sicherlich den umfassendsten Versuch dar, den gesamten Lebenslauf entwicklungspsychologisch aus „psychosozialer Sicht“ (in Abgrenzung zu Freud) zu konzipieren.
Was sind die Kernaussagen und Kernbegriffe seines Ansatzes? (genauer: siehe Zusammenfassung: Tabelle)
- Er gliedert auch den Lebenslauf in dominante Themen, die er als Krisen konzipiert
- Diese müssen im Rahmen eines gelungenen Lebensweg bewältigt werden
- es müssen sowohl negative, als auch positive Erfahrungen in den Phasen gemacht werden, es sollten aber die positiven überwiegen
- Kind nicht sexuell motiviert, sondern entwickelt Selbst in sozialen Beziehungen
1. Vertrauen vs. Misstrauen/: Welt und persönliche Bedürfnisse stimmen überein, aber nicht immer können andere Personen sofort reagieren
2. Autonomie/Selbstzweifel: Selbstständigkeit und Umgang mit Versagen (sozial unterstützt)
3. Initiative/Schuldgefühl: Realität erkunden, Rollen ausprobieren, aber auch Grenzen kennenlernen
4. Werksinn/Minderwertigkeit: etwas Nützliches leisten / mit anderen kooperieren, Misserfolge und Erfolge kennenlernen, grundlegende Kompetenzen erwerben.
5. Identität/Identitätsdiffusion: kohärentes Selbst nach Nebeneinander verschiedener Rollen
6. Intimität/Isolierung: Partnerschaft, statt Isolierung
7. Generativität/Stagnation: zukünftige Werte schaffen, statt Langeweile und Selbstverwöhnung
8. Integrität/Verzweiflung: Leben akzeptieren, statt Bedauern es falsch gelebt zu haben; auch: durch produktive Arbeit einen Sinn in der Karriere, Familie und Gemeinschaft finden
Beschreiben Sie die Methode zur empirischen Erfassung von Identität und Identitätsentwicklung von James E. Marcia!
Marcia wollte das abstrakte Konstrukt der Identität operationalisieren und griff dabei zur Methode des halbstrukturierten Interviews.
-Dabei stützte er sich stark auf Gedanken zur Identität von Erik Erikson:
Erikson hatte in seinen theoretischen Überlegungen zur Identität einerseits Facetten der Identität berücksichtigt, die sich auf die Entwicklung von Identität und die Suche danach (Exploration) sowie die Festlegung (Commitment) in bestimmten Lebensbereichen auf ein Selbstbild beziehen. Andererseits hatte er aber auch das Konzept der "Selbstgleichheit" als Komponente der Identität berücksichtigt, d.h. die Selbstkontinuität und Kohärenz über die Zeit trotz äußerer Veränderungen. Die Selbstgleichheit als Teilaspekt der Identität ließ Marcia bei seiner Operationalisierung außen vor.
Die Identitätkonstruktion bezieht sich nach Marcia auf bestimmte "Kontexte" bzw. "Domänen" (politische u. religiöse Überzeugungen, berufliche Orientierung, später wurden weitere hinzugefügt). In diesen Bereichen findet die Exploration von Identitätsentwürfen statt
sowie die Festlegung/das Commitment - beides kann schwächer oder stärker erfolgen. Der sogenannte Identitätsstatus ergibt sich dann aus der Kombination von hohem bzw. niedrigem Commitment und hoher bzw. niedriger Exploration
Das halbstrukturierte Interview, das Marcia entworfen hat und das später weiterentwickelt wurde, heißt "Identity Status Interview" (ISI). Für die unterschiedlichen Domänen und Altersgruppen gibt es vorgefertigte Interviewfragen. (]: Welche Befunde oder auch Probleme werden im Zusammenhang mit diesem Ansatz diskutiert?)
Je nach den mit dem Interview erhobenen Ausprägungen von Exploration und Commitment in den einzelnen Domänen ergibt sich daraus dann ein Identitätsstatus:
-> eine übernommene Identität: hohes Commitment ohne vorangegangene Exploration
-> eine erarbeitete Identität: Commitment folgt einer Exploration
-> Moratorium: Es wird exploriert, ohne dass es zu einem Commitment kommt
-> Identitätsdiffusion: weder durch Exploration noch durch Commitment charkterisiert; es dominiert Desinteresse und Beliebigkeit
Probleme im Rahme des Identitätsstatus- Ansatzes: Allgemeiner Identitätsstatus oder Kontextspezifität? Kohärenz als Artefakt? Identitätsstatus oder Identitätsentwicklung? (siehe Zusammenfassung)
Welche Erhebungsmethoden zur Erfassung von „Identität“ gibt es?
Neben dem Versuch von Marcia, Identität über ein halbstrukturiertes Interview zu erfassen, gibt es auch Fragebögen zur Identität. Dabei kann man unterscheiden in Fragebögen, die den Identitätsstatus direkt erfragen wollen, und Fragebögen, die indirekt arbeiten, indem sie die Dimensionen "Commitment" und "Exploration" erheben.
Beispiele für die letztere Vorgehensweise sind die Utrecht-Groningen Identity Development Scale II und der Ego Identity Process Questionaire. Beide Fragebögen enthalten Items zu Commitment / Festlegung wie z.B. "I habe definitely decided on the occupation I want to pursue" und Items zu Exploration wie "I have tried to learn about different occupational fields to find the best one for me".
Einen direkten Ansatz verfolgt der Extended Objective Measure of Ego Identity Status II. Dort sind die Items so formuliert, dass die Testperson direkt Auskunft über ihren Identitätsstatus in einer bestimmten Domäne geben kann, z.B. "It took me a long time to decide but now I know for sure what direction to move in for a career"
Kulturvergleich vs. Kulturpsychologie: Hauptunterschiede?
- es lassen sich 2 Hauptströmungen ausmachen: kulturvergleichende Psychologie und Kulturpsychologien
- kulturvergleichende Psychologie: Ansätze, die nach DIfferenzen oder Gemeinsamkeiten (Universalien) psychischer Funktionen zwischen "Kulturen" suchen
- Kultur hier in Form einer oder mehrerer Variablen
- solcher Kulturbegriff ist statisch und verdinglichend; impliziert die Annahme Kultur sei eine homogene Einheit
- primäres Ordnungskonzept für Beschreibung: Zugehörigkeit zu verschiedenen Kulturen, konzipiert als Länder oder Nationen - es werden Unterschiede/Gemeinsamkeiten erwartet
--> Trugschluss, nämlich von aggregierten, also gemittelten Daten auf reale Individuen generalisieren zu können, bereits zuvor nachdrücklich hin
- Kultur oft als UV
Kulturpsychologie: Fragestellung, auf welche Weise die Person in ihrer Konstruktion der Lebenswelt, in ihrem Handeln und in ihrem psychischen Funktionieren ganz allgemein mit Kultur „in Verbindung“ steht
-Fokus auf Bedeutungs- und Sinnstrukturen in einem mehr oder weniger explizit handlungstheoretischen Rahmen, der die Kulturpsychologie von der kulturvergleichenden Psychologie unterscheidet
- Kultur als integraler Bestandteil psychischer Funktionen und Strukturen; nicht als externer Faktor im Sinne einer UV
- Kultur als fluide, flüchtig, implizit
- Individuum in seiner Subjektivität existiert und stellt Dreh- und ANgelpunkt kulturpsychologischer Forschung dar
Kultur als ein handlungsrelevantes, transindividuelles Wissens-, Zeichen- oder Symbolsystem besteht aus
(1) kollektiven Zielen, die Individuen situationsspezifisch konkretisieren und als Akteure übernehmen und verfolgen können;
(2) kulturspezifischen Handlungsregeln, insbesondere bestimmten sozialen Normen (Aufforderungs- bzw. Bewertungsnormen oder Werten);
(3) einem kulturspezifischen Reservoir an Geschichten, durch die die Angehörigen einer Kultur ihre Identität, ihr kollektives und individuelles Selbstund Weltverständnis bilden, artikulieren und tradieren
Diese Ziele, Regeln, Normen und Werte sowie Geschichten, die in einer Kultur kursieren und das Handeln bestimmen sind im Handeln häufig implizit und allenfalls in der Form von Spuren oder Anzeichen präsent.
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