M5- Einführung 1
Themenliste 2b: Siegler Kapitel 4- Vygotsky und die soziokulturellen Theorien
Themenliste 2b: Siegler Kapitel 4- Vygotsky und die soziokulturellen Theorien
Kartei Details
Karten | 18 |
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Sprache | Deutsch |
Kategorie | Psychologie |
Stufe | Universität |
Erstellt / Aktualisiert | 17.12.2019 / 28.01.2023 |
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Sozikulturelle Theorien
=Ansätze, die den Beitrag anderer Menschen und der umgebenden Kultur zur Kindesentwicklung betonen
• ein Großteil der Entwicklung findet in direkten Interaktionen von Kindern mit anderen Menschen statt (z. B. Eltern, Geschwistern, Lehrpersonen, Peers,…)
-> helfen Kindern dabei, die von ihrer jeweiligen Kultur geschätzten Fertigkeiten und Wissensinhalte zu erwerben
• Betonung der Interaktion
↔Piaget: Fokus auf eigene Bemühungen der Kinder beim Verstehen der Welt
Beispiele: o Mutter und Sadie bauen ein Spielzeug zusammen: Mutter bietet ihm nächste Schritte (Bauteile) im Dialog an, Kind fragt immer wieder nach, Mutter antwortet, erklärt Anweisung, leitet an....
=Sadie lernt Zusammenbau im zwischenmenschlichen Kontext
auch als Bsp. für gelenkte Partizipation
Kulturwerkzeige
• Kulturwerkzeuge -> menschliche Errungenschaften und von Menschen erfundene Produkte, die die kognitive Leistung erhöhen
o Interaktion ist eingebettet in einen kulturellen Kontext
o dazu zählen (mit relevanten Beispielen.):
Symbolsysteme → Sprache, mit denen man Gedanken wechselseitig vermittelt Gebrauchsgegenstände → Spielzeug und Bauanleitung
Fähigkeiten → Sprache, Verfahren um Zeichnungen zu interpretieren
Werte → Kultur schätzt es positiv ein, wenn Eltern mit Kindern so interagieren, dass Kinder etwas lernen
im Hintergrund wirken weitere Faktoren (technische, ökonomische, historische)
• Kinder als Lehrende und Lernende (Weiterentwicklung Vygotsky durch Tomasello)
Menschliche Wesen sind einzigartig auf zwei verknüpfte Arten und Weisen, die die Grundlage der Fähigkeit bilden, komplexe, schnell veränderliche Kulturen zu erschaffen
Neigung, anderen Mitgliedern der Spezies etwas beizubringen
Neigung, Unterweisungen zu beachten und daraus zu lernen
• Kinder als Produkte ihrer Kultur
o Prozesse, die Entwicklung anstoßen, kommen in allen Gesellschaften gleichermaßen vor
o Inhalte, die die Kinder lernen, variieren stark und formen das Denken der Kinder
gelenkte Partizipation (guided participation)
=Prozess, bei dem informierte Menschen (Experten) Aktivitäten so organisieren, dass Menschen mit geringeren Kenntnissen etwas lernen
dadurch Beteiligung auf einem höheren Niveau möglich als selbst
• oft in Situationen, in denen die explizite Absicht darin besteht, ein praktisches Ziel zu erreichen, dabei Lernen als Nebenprodukt
• Beispiele: o Interaktion Sadie mit Mutter: sie hält ein Teil des Spielzeugs so fest, dass Sadie ein anderes Teil hineinschrauben kann, zeigt auf relevanten Teil der Bauanleitung
Zusammenhang zwischen Sprechen und Denken bei Vygotsky inkl. „inneres Sprechen“ (hier auch Vergleich zu Piaget)
Kinder =
o soziale Wesen, geformt durch kulturellen Kontext, den sie ihrerseits mitgestalten (=zentrale Metapher der soziokult. Theorien)
o soziale Wesen, deren Schicksal aufs Engste verwoben ist mit dem anderer Menschen, die sich darum bemühen, ihnen beim Erwerb von Fähigkeiten und Kenntnissen zu helfen
↔ Piaget = kleine Wissenschaftler, die Welt aus eigener Kraft verstehen zu versuchen
• wollen an Aktivitäten teilnehmen, die in ihrer lokalen Umgebung vorherrschen
↔Piaget= darauf aus, physikalische, mathematische und logische Begriffe zu beherrschen, die zu jeder Zeit und an jedem Ort dieselben sind
• Betonung kontinuierlicher quantitativer Veränderungen im Denken
↔Piaget =qualitative Veränderungen im Denken
• Sprechen und Denken o =zwei Aspekte eines Ganzen
↔Piaget=unabhängig voneinander
Denken
=inneres Sprechen, das zum Großteil in Äußerungen wurzelt, die Erwachsenen den Kinder gegenüber kommunizieren
inneres Sprechen
= die dritte Phase bei der Internalisierung von Sprache über Kommunikation, Selbstgespräch und verbales Denken nach Wygotski. Kinder entwickeln ihre Fähigkeiten zur Selbstregulation und zum Problemlösen, indem sie sich selbst, die von den Eltern gehörten Anweisungen laut vorsagen oder im Selbstgespräch anweisen, was zu tun ist, bis sie in der letzten Phase Sprache und Denken verinnerlicht haben
drei Phasen
1. Verhalten des Kindes von der Kommunikation mit anderen Menschen gesteuert (wie im Bsp. mit Sadie und seiner Mutter)
2. Verhalten des Kindes von seinem eigenen Selbstgespräch gesteuert, in dem es sich laut vorsagt, was zu tun ist, so wie früher die Eltern
3. Kind steuert Verhalten durch inneres Sprechen (=Denken), macht mit unausgesprochenen Wörtern klar, was zu tun ist
o im Übergang von 2. zu 3. flüstert es oft vor sich hin und bewegt die Lippen
o Übergang von externem zu internem Sprechen vollzieht sich nicht nur mit fortschreitendem Alter, sondern mit zunehmender Erfahrung ->Kinder generieren bemerkenswert viele laute Selbstgespräche, wenn sie auf anspruchsvolle Aufgaben stoßen -> Ausmaß der Selbstgespräche sinkt mit dem Maß, in dem die Aufgabe beherrscht wird
o auch ältere Kinder und Erwachsene
Intersubjektivität; geteilte Aufmerksamkeit
= Das wechselseitige Verstehen in der Kommunikation zwischen Menschen.
• Vorstellung, dass eine effektive kommunikative Verständigung voraussetzt, dass sich die Beteiligten auf dieselben Inhalte beziehen und auf die Reaktionen und Mitteilungen des anderen reagieren
• Wurzeln der Intersubjektivität schon im frühesten Lebensalter erkennbar
o mit 2-3 Monaten sind Säuglinge lebhafter und interessierter, wenn Mütter auf die Aktionen ihrer Säuglinge reagieren (als bei alleinigen Aktionen)
o mit 6 Monaten können Kinder neues Verhalten allein durch die Beobachtung anderer
Menschen erlernen
> entwickelt sich weit über Kleinkindalter hinaus weiter
->diese Entwicklung bereitet Fähigkeit der geteilten Aufmerksamkeit vor
Geteilte Aufmerksamkeit
(bedeutet nicht, dass man seine Aufmerksamkeit auf zwei (oder mehr) bestimmte Dinge aufteilt, sondern seine Aufmerksamkeit MIT jemandem teilt, sozusagen das Gleiche fokussiert.)
= Ein Prozess, bei dem soziale Partner ihre Aufmerksamkeit bewusst auf einen gemeinsamen Gegenstand / Bezugspunkt in der äußeren Umwelt richten.
(steht im Zentrum der Intersubjektivität)
• Auftreten geteilter Aufmerksamkeit auf verschiedene Weise sichtbar:
o zwischen 9 - 15 Monaten richten Kinder ihre Aufmerksamkeit bewusst auf die selben Gegenstände wie ihre Sozialpartner verfolgen Änderungen im Blickverhalten der Partner, passen eigene Blickrichtung an, lenken Aufmerksamkeit von Erwachsenen aktiv auf Objekte
• erhöht Fähigkeit der Kinder, von anderen Menschen zu lernen
Beispiel geteilter Aufmerksamkeit: Lernen von Sprache
Wenn Erwachsene versuchen einem Kind zu erklären, wie man ein Objekt nennt, dann kann das Kind dies besser lernen, wenn das Kind dasselbe Objekt anschaut wie der Erwachsene. Im Umkehrschluss lernt das Kind die Bedeutung des Objekts nicht so gut (oder vermutlich gar nicht), wenn es sich auf etwas anderes konzentriert.
• wie erfolgreich Säuglinge dem Blick anderer Menschen verfolgen, sagt spätere Wortschatzentwicklung und Sprachentwicklung vorher
Soziale Stützung (scaffolding)
= Ein Prozess, bei dem eine kompetentere Person (Expert*in) zeitweilig ein Rahmengerüst bietet, welches das Denken des Kindes auf einer höheren Ebene ermöglicht, als das Kind es selbst bewältigen könnte. Das Lernprozess des Scaffoldings wird mithilfe der „ Zone der proximalen /nächsten Entwicklung“ (ZNE) durchgeführt. Die ZNE bezeichnet die Distanz zwischen der aktuellen und der potenziellen Entwicklung eines Kindes. In der aktuellen Entwicklungsphase kann das Kind selbständig Aufgaben lösen, wogegen in der potenziellen Entwicklungsphase besitzt das Kind die Fähigkeiten, die schwierigere/ neue Aufgabe (die über dem aktuellen Fähigkeitsniveau liegen) zu lösen, das bedarf allerdings der Unterstützung (Scaffolding). Der Lernprozess nach Vygotsky soll sich immer an der ZNE richten. Es gibt immer die Zone der nächsten Entwicklung
• Lernen eines Kindes wird durch soziale Stützung gefördert, indem eine Situation gestaltet wird, die es Kindern ermöglicht, auf einem höheren Niveau zu denken, als sie es aus eigener Kraft können
Ablauf einer "idealen" sozialen Stützung
1. Ziel einer Aufgabe wird erklärt 2. Mögliche Lösungswege werden aufgezeigt 3. Hilfestellung bei den schwierigsten Aufgaben / Teilhandlungen
Zielsetzung der sozialen Stützung
Graduell abnehmende (oder leichter werdende) soziale Stützung, damit ein Kind lernt, diese Aufgabe auch ohne fremde Hilfe zu bewältigen
-> je besser soziale Stützung beschaffen, desto besser wird Lernerfolg für Kind
-> je mehr die Lehranstrengungen sich an der oberen Leistungsgrenze der kindlichen Fähigkeiten ausrichten, desto besser wird der Lernerfolg des Kindes sein
Abgrenzung zur gelenkten Partizipation
beide Prinzipien/Methoden fokussieren sich darauf, Lernen zu ermöglichen, in dem sie etwas tun
• soziale Stützung enthält mehr explizite Anweisungen und Erklärungen
• gelenkte Partizipation fokussiert sich auf zunehmend aktivere und verantwortlichere Rollen der involvierten Kinder.
Aufbau des autobiografischen Gedächtnisses (als weitere, wichtige Methode der sozialen Stützung)
Autobiografisches Gedächtnis = Erinnerungen an eigene Lebenserfahrungen einschließlich eigener Gedanken und Gefühle.
• Kinder werden aufgefordert, sich an selbst erlebte Ereignisse aus der Vergangenheit zu erinnern, die zu einer bestimmten Zeit an einem bestimmten Ort geschahen.
• Informationen über Ziele, Intentionen, Emotionen und Reaktionen des Kindes, die mit diesen Ereignissen zusammenhängen
> Kohärentere Schilderung des eigenen Lebens
Beispiel: Eine Mutter kommentiert die Äußerung ihres Kindes "Vogel wegfliegen" vielleicht mit einer Erwiderung: "Ja, der Vogel ist weggeflogen, weil du so nah an ihn herangegangen bist; da hat er sich vor dir gefürchtet." -> Diese Art der Rückmeldung hilft Kindern, sich an bestimmte Ereignisse und deren Kerninformationen zu erinnern. Ebenso wird dabei ein Kausalzusammenhang zwischen Geschehnissen hervorgehoben. -> Kinder, bei denen der ausführliche, autobiographische Stil Anwendung findet, erinnern sich besser an solche Geschehnisse als Kinder, bei denen dieser Stil nicht angewandt wurde
Beispiele aus der Untersuchungs- und Lebenspraxis
noch ergänzen!
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