Fachbereich Heilpädagogik - Klassifikation und terminologische Klärung

Heilpädagogik: Bezog sich zunächst auf die Versorgung und Erziehung von Menschen mit geistiger Behinderung. Entstand als Kritik an der bestehenden Pädagogik die Kinder und Jugendliche mit Behinderung nicht berücksichtigte
Kritik: Begriffliche UneindeutigkeitàHP wäre nicht eindeutig pädagogisch bestimmt und würde aufgrund ihrer starken Orientierung an der Medizin zu einer Heilbehandlung krankhafter Zustände durch pädagogische Mittel.

Sonderpädagogik/erziehung: Wegen der Inhaltlichen Ungenauigkeit des Begriffs Heilpädagogik und das Intensive Ausbauen der Sonderschulen.
Kritik: Besonderheit, Andersartigkeit von behinderten Menschen trat stärker in den Vordergrund.

Behindertenpädagogik: In den 70 er Jahren in den alten Bundesländern. Der Behinderten Pädagoge liegt ein pädagogisches Verständnis von Behinderung zugrunde.
Kritik: Gefahr der Verabsolutierung von Behinderung, der Zuschreibung des Behinderten Status.-->Folge Diskriminierung und Stigmatisierung.

Rehabilitationspädagogik: In der DDR verwendet, als Zweig der Pädagogischen Wissenschaft. Psychische & physisch geschädigte Kinder und Erwachsene unter dem Aspekt der Rehabilitation.
Kritik: Der Begriff Rehabilitation bleibt im Kontext schulischer Erziehung unzureichend, weil Förderung und Unterrichtung von Kindern und Jugendlichen eine erstmalige Befähigung, also Habilitation und nicht Rehabilitation ist.

Heilpädagogik = Pädagogik unter erschwerten Bedingungen. (Haeberlin)

Es gibt 9 verschiedene Fachrichtungen
- geistige Behinderung
- Körper Behinderung
- Lernbehinderung
- Sprachbehinderung
- Hörschädigung (Schwerhörigkeit und Gehörlosigkeit)
- Sehschädigung (Sehbehinderung und Blindheit)
- Erziehungsschwierigkeit(Verhaltensstörungen)
- Schwerstbehinderten Pädagogik
- Krankenpädagogik (chron. Erkrankungen wie z.B Krebs, Epilepsieàaktivitätseinschränkungen & Entwicklungshemmung, darum brauchen sie erzieherische Unterstützung)

Als Behindert gelten Personen, die infolge einer Schädigung ihrer körperlichen, seelischen oder geistigen Funktionen soweit beeinträchtigt sind, dass ihre unmittelbare Lebensverrichtung oder ihre Teilnahme am Leben der Gesellschaft erschwert werden. (Bleidick 1999)

Kritik:

• Definition sagt nicht: behindert sind jene Personen, welche... sondern als behindert gelten jene Personen welche...
• Der Begriff Behinderung wird vom Begriff Schädigung getrennt. Wenn jedoch eine Schädigung besteht ist eine Behinderung die Folge davon. Jedoch kann man nicht immer auf eine Schädigung zurückgreifen wie z.B Lernbehinderung
• Zwischen Körperlichen-, seelischen- und geistiger Behinderung wird unterschieden. Eine Möglichkeit auf Abgrenzung zwischen Behindert und nicht behindert wird verzichtet.
• Behinderung hat eine individuelle & soziale Seite. Weil sie sagt: Erschwerung der unmittelbaren Lebensverrichtung oder/und der Teilnahme am Leben der Gesell. vorliegen müsse, wenn bei einer beeinträchtigten Funktion von einer daraus folgenden Behinderung gesprochen wird.
• Beeinträchtigung von psychischen und physischen Funktionen / der Begriff Behinderung ist weiter zu differenzieren. Z.B Nach Schweregrad oder Formen

- Das individuelle Modell (medizinische Modell):
Beruht auf bio-medizinischem Ansatz. Behinderung wird als körperliche, psychische oder geistige Beeinträchtigung einer Person verstanden, aus der Einschränkung der gesellschaftlichen Partizipation folgt. Logik von Ursache und Wirkung: Behinderung ist Resultat einer Beeinträchtigung (Krankheit führt zu Beeinträchtigung). Ziel ist Heilung oder Eingliederung in die Gesellschaft.

- Das soziale Modell:
Reaktion auf das erste, eher medizinische Modell. Sieht Behinderung als Ergebnis einer gesellschaftlichen Ursache der Behinderung liegt in diesem Modell ausserhalb des Individuums. Dieses Modell verwirft Ansatz der Heilung als Ideal à Förderung der vorhandenen Kapazitäten um Autonomie im Alltag zu ermöglichen. Fordert ebenfalls Beseitigung physischer und sozialer Barrieren. Umwelt & Dienstleistungen anzupassen.

-Die interaktiven Modelle (dynamischer Ansatz):
Die neue internationale Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit (International Classification of Functioning, Disability and Health ICF) der WHO. Sieht individuelle und umweltbezogene Faktoren. Interaktion zwischen div. Faktoren führen zur Behinderung. Modell versucht den individuellen Determinus des medizinischen und den externen des sozialen Modells zu überwinden.

ICIDH und ICF sind Klassifikationsschemas zur Definierung von Behinderungen. ICIDH wurde 1980 ins Leben gerufen, das ICF ist die neue Version und ist im Jahr 2001 entstanden.

Neuste Klassifikation ICF = Behinderungsbegriff / Oberbegriff zu jeder Beeinträchtigung den eine Person ist Funktional gesund, wenn – vor dem Hintergrund ihrer Kontextfaktoren / Hat nicht die Krankheit im Vordergrund, sondern die Folgen.

Im Verständnis hat sich in den letzten 20 Jahren ein Perspektivenwechsel vollzogen. Das Augenmerkt richtet sich nicht länger allein auf die Organische Schädigung, sondern stärker auf die Soziale Konsequenzen. Der Gesamte Lebenshintergrund wird berücksichtigt. ICF mehr Ressourcen als Defizitorientiert.

Behinderung ist das Resultat einer komplexen Wechselwirkung zwischen den Komponenten des Körpers und der Komponente von Aktivitäten und Partizipation sowie den Kontextfaktoren.

Unter Pädagogischer Perspektive liegt dann eine Behinderung vor, wenn der Erziehungsprozess behindert wird. Eine Schädigung wird dann pädagogisch bedeutsam, wenn sie zur Folge hat, dass die Erziehung mit den üblichen Mittel nicht erfolgreich ist. Das Wort „behindert“ erhält damit eine neue Bedeutung: nicht das Individuum, sondern seine Erziehung ist behindert. Unter pädagogischer Perspektive bezieht sich der Begriff Behinderung nicht nur auf die gehemmte Entwicklung, sondern ebenso auf die behinderte Erziehung. (Haeberlin 1998)

Beispiel: Ein gehörloses Kind, kann nicht mit den üblichen auditiven Mitteln erzogen und unterrichtet werden, sondern es muss nach anderen Mitteln gesucht werden.