Einführung in die Soziologie - UNIBE
Einführungsvorlesung Soziologie bei Christian Joppke an der Universität Bern - HS18
Einführungsvorlesung Soziologie bei Christian Joppke an der Universität Bern - HS18
Kartei Details
Karten | 91 |
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Lernende | 20 |
Sprache | Deutsch |
Kategorie | Soziales |
Stufe | Universität |
Erstellt / Aktualisiert | 20.01.2019 / 18.09.2024 |
Weblink |
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Ethnizität
Anders als in der volkstümlichen Vorstellung ist es nicht eine gemeinsame Kultur, die die Menschen zu einer ethnischen Gruppe zusammenfasst, sondern sie soziale Handlung der Selbstabgrenzung. Sie glauben von sich, dass sie gemeinsame Merkmale besitzen und werden von anderen auch so gesehen
Ethnizität in Allgemeinen
Ea (gemäss M.Weber): «subjektive(r) Glaube an eine Abstammungsgemeinsamkeit…, ganz einerlei, ob eine Blutsgemeinsamkeit objektiv vorliegt oder nicht»
Also: zwei Merkmale zentral für Ea:
- 1.Bezug auf kollektiven Ursprung (askriptiv)
- 2.subjektiv, nicht objektiv (dies unterscheidet Ethnizität von Verwandtschaft, die stets objektiv feststellbar ist; aber: Bezug auf Verwandtschaft ist kontrovers)
Modernistische Ansätze (Nation und Nationalismus)
Logik der Industrialisierung (E.Gellner): Industrialismus erfordert kulturelle Homogenität, kontextfreie Kommunikation, und Exo-Sozialisierung → Nationalismus als Trick, dies zu generieren
Staatszentrierte Theorie (M.Mann): Geopolitische Rivalität verstärkt sowohl «infrastrukturelle Macht» des Staates als auch Kompetenz u. Ansprüche der Gesellschaft →die mobilisierte Gesellschaft konstituiert sich als «Nation»
- «imagined communities» (B.Anderson): «the nation…is an imagined political community-and imagined as both inherently limited and sovereign»
Primordialer Ansatz (Nation und Nationalismus)
- vormoderne Ursprünge der Nation («Ethnien»)
- verweist auf Unterschiede zwischen Nationen
- «ethnic cores» (Eigenname, Ursprungsmythos, gemeinsame Geschichte, homeland)
- «lateral-aristokratische Ethnien»: dynastisch, von politischen Eliten geprägt (England, Frankreich, Kastilien)
- «vertikal-demotische Ethnien»: völkisch, über Klassengrenzen hinweg, von Intellektuellen geprägt (Diasporas, Grenzethnien)
«zivile» v. «ethnische» Nation als zentrale Unterscheidung der Nationalismusforschung
- zivile Nation (Frankreich): von Staat zur Nation (territorial u. durch politische Werte definiert): ein staatliches Zentrum inkorporiert die Peripherie und schafft so die Nation
- ethnische Nation (Deutschland): von der Nation zum Staat (Nation ist ethnokulturell—durch Sprache, Brauch, Abstammung—definiert): eine bereits existierende Nation erstrebt einen Staat
Aber: «zivil» und «ethnisch» sind besser als analytische Kategorien zu verstehen (eine jede Nation muss beide Momente enthalten). Nach dem 2. Weltkrieg: «zivil» dominiert über «ethnisch»
Pluri-Ethnizität
stellt Problem der Integraion. Integration ist ein soziologischer Grundbegriff aber eher im Hinblick auf
- Funktionale Integration
- Institutionalisierung des Klassenklonfliktes
In der Politik wird «Integration» zumeist auf Immigranten bezogen; dieser Integrationsbegriff wandert von der Politik in die Sozialwissenschaft
Staatliche Antowrt auf Pluri-Ethnizität
- Physische Auslöschung und Vertreibung (Juden)
- Segregation (Apartheid)
- Assimilation als erzwungene Anpassung (Americanization)
- Integration: Zweiseitige Anpassung - eigene Kultur nicht aufgeben jedoch an Kernstruktur der Gesellschaft anpassen - Hauptantwort liberaler Staaten
- Multikulturalismus: Förderung von kulturellen Differenz durch Staat und Grundelemente der Integration werden beibehalten
Klassische ökonomische Migrationstheorie
geht davon aus, dass Lohnunterschiede Migration verursacht
3 Annahmen
- Migration findet zwischen diskreten, nicht verbundnen Einheiten wie Regionen oder Gesellschaft statt
- Migranten sind die treibende Kraft
- Migration ist individuell und durch rationale Kosen-Nutzen Kalkulation motiviert, man geht dort hin wo man am meisten verdient.
Soziologische Migrationstheorie
Migration geschieht in Systemen mit vorherigen Kontakten zwischen Sender und Empfänger. Empfanggesellschaften verursachen Immigration, Gründe dafür sind:
- Staaten: z.B. Gastarbeiterabkommen
- Duale Arbeitsmärkte: Migranten nemhen nicht am Kernarbeitsmarkt sonder am peripheren teil
- Globaler Kapitalismus: man will in die reiche Welt fahren von der man gehört hat
- Global cities: bspw. New York ist Hauptsitzt vieler multinationaler Konzerne
Soziologische Migrationstheorien können erklären:
- Warum Migration hoch-strukturiert ist: nicht die Ärmsten wander aus; Migration findet zwischen speziellen Ländern statt (Gastarbeiterabkommen)
- Warum Migration sich von Konjunkturzyklen abkoppelt: Migration ist ein sich selbst verstärkender Prozess, da sie in Netzwerken eingebunden ist und die Leute dorthin gehen wo Arbeit (und Bekannte) gibt.
Merkantilismus (Migration)
(16- 18 Jh.) Migration durch Kolonialisierung, Sklaverei und religiöse Flüchtlinge. Da Bevölkerungsknappheit herrschte, konnte nicht einfach jeder der wollte das Land verlassen.
Liberalismus (Migration)
(19. Jh.) Europäer wandern nach Nordamerika aus. Durch die Entstehung des Industriekapitalismus, die Überbevölkerung und den Freihandel verliessen viele das Land
Protektionismus (Migration)
(20. Jh.) Migration von Gastarbeitern, einer post-kolonialen Migration und die klassische Migration nach Nordamerika ging weiter. Mit Ausnahme des Kommunismus konnte man das Land verlassen wenn man wollte, der Zutritt wurde jedoch eingeschränkt, da die Wohlfahrtsstaaten nicht mehr allen Einwanderern Geld geben wollte.
Globale Ära (Migration)
(21. Jh.) Unterschiedung zwischen Einwanderungs- und Auswanderungsland hinfällig. Durch die Globalisierung kommt es zu einer Migration von Süd nach Nord, intra-Nord (Eliten) und Süd nach Süd/Ost, also zu einer hochgradigen Diversifikation.
Dimensionen von Staatsbürgerschaft
- Staatsbürgerschaft als Status: welche die formale Staatsmitgleidschaft und der Zugang zu ihr kennzeichet
- Staatsbürgerschaft als Rechte: welche die formale Kapazitäten und Immunitäten verknüpft mit einem solchen Status betrachtet
- Staatsbürgerschaft als Identität: welche sich auf die Verhaltensaspekte von individuellem Handeln und das Verstehen von ihnen als Mitgleider eines Kollektivs bezieht.
Definition Soziologie nach Simmel
- Verhältnisse, nicht Träger oder Inhalte sind Gegenstand der Soziologie
- Es geht um die Formen der Wechselwirkungen innerhalb einer Gruppe und nicht den Inhalt
Definition Soziologie nach Weber
Eine Wissenschaft, welche soziales Handeln deutend verstehen und dadruch in seinem Ablauf und seinen Wirkungen ursächlich erklären will
- Handeln: Verhalten mit subjektiven Sinn
- Soziales Handeln: Handeln auf das Verhalten anderer bezogen
- Handlungstheorie: Soziologie muss aus Perspektive der Handelnden Welt erklären
- Methodologischer Individualismus: mit Individuum beginnen, nicht mit Kollektiv
- Verstehende Soziologie: Ausgangspunkt ist Verstehen sozialen Handelns und Sinnhaftigkeit des Verhaltens
Definition Soziologie nach Durkhein
Wissenschaft der sozialen Fakten (Maxime: `soziale Fakten als Dinge behandeln`).
- Soziale Fakten: extern, zwanghaft (bei Nichbeachtung: u.a Strafe, moralische Ablehnung, Missverstehen) unsichtbar (Formen der Solidarität via Rechtsformen messbar)
- Soziologie als objektive Strukturtheorie (von Vorurteilen und Ideologien freimachen)
- methodologischer Holismus: Gegenteil von Weber, bei Kollektiv beginnen
- Einfluss auf die moderne Systemtheorie (Parsons, Luhmann)
5 Schlüsselbegriffe der Soziologie
- Sozialstruktur
- Soziales Handeln
- Kultur
- Macht
- Funktionale Integration
Sozialstruktur
Sozialstruktur is das Grundgerüst der sozialen Organisation einer Population, das Muster von Beziehungen, Position und Mengen von Individuen. Struktur bestimmt die Möglichkeiten, die den Individuen offen stehen und diese beeinflusst wiederum die Struktur
- Beziehungen: Institutionen (von mikro (Ehe) bis makro (Bildungssystem))
- Position: Status und Rolle (Mutter, Präsident, Pfarrer etc)
- Mengen: Individuenmengen in verschiedenen Katgorien (Bevölkerungsgrösse, Raten (x>65), Gruppengrössen, Minderheiten etc.)
Soziales Handeln
Soziales Handeln ist bewusstes, am Verhalten anderer orientierter Verhalten.
-> Können Gruppen handeln? Joas ja, Weber nein (methodologische Ansätze)
Kultur
funktionales Äquivalent vom Instinkt der Tiere
Den Lebensstil von Menschen prägen Muster des Denksens, Verstehens, Bewertens und Kommunizieren.
Beispiele: Sprache, Moral, Technik, Fertigkeiten -> alles was nicht natürlich vorgefunden sondern druch soziale Beziehungen erlernt wurde).
2. Kulturbegriffe
- Anthropologisch: Lebensweisen von Gruppen/Gesellschaften
- Humanistisch: nicht Lebensweise einer Gruppe sondern Subsystem (Kunst, Musik, Literatur)
Dimensionen von Kultur
- Kognitiv: Fertigkeiten, Wissen
- Moralisch: Werte
- Ästhetisch: humanistischer Kulturbegriff (Kunst, Musik, Literatur)
Macht
jede Chance, innerhalb einer sozialen Beziehung den eigenen Willen auch gegen Widerstreben durchzusetzen, gleichviel worauf diese Chance besteht
Herrschaft: sonderfall von Macht, Chancen für einen Befehl bestimmten Inhalts bei angebbaren Personen Gehorsam zu finden - legitime Form der Macht.
traditionelle Herrschaft: alle folgten schon immer, also folge ich auch charismatische Herrschaft: glaube an besondere Qualitäten des Herrschers rational legale Herrschaft.
Bürokratische Herrschaft: mit Verwaltungsstab ausgeübt
Patrimoniale Herrschaft: gleichsam Herrschaft durch pers. HH und pers. Untergebene
Funktionale Integration
Joas: Interpendenz der Teile eines sozialen Systems, so dass das, was in einem Teil geschieht, die anderen Teile beeinflusst und seinerseits von ihnen beeinflusst wird.
Historischer Kontext der Soziologie
Doppelte Revolution
- Industrielle Revolution (brachte Modernisierung und beschleunigter Wandel)
- Demokratische Revolution (Gesellschaft wurde in Politik miteingebunden)
Zentrale Frage der Soziologie
- USA: Urbanisierung
- Europa: Armut und soziale Frage
Okzidentale Rationalisierung (Weber)
Soziologie muss versuchen, Handlungen von dem Stanpunkten des Akteurs zu verstehen, das heisst über das objektv beobachtbare Verhalten hinaus, subjektive Gedanken und Gefühle analysieren, die de einzelnen Handlungen zugrunde liegen
Karl Marx - Klassiker der Soziologie
- Klassenkampf: primäre Ursache des sozialen Wandels
- Wichtigstes Merkmal der Industriegesellschaft: kapitalistische Struktur, Interessen der Kapitalisten und des Prolerariats im Widerspruch zueinander
- Alles soziale Handeln von der in ökonomischen Produktion und Klassen beziehungen wurzelnden Sozialstruktur geprägt
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