Allgemeine Psychologie I
FHNW, Bachelor in angewandter Psychologie, 1. Semester, HS 18/19, Dozent Prof. Dr. Adrian Schwaninger
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Kartei Details
Karten | 29 |
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Lernende | 11 |
Sprache | Deutsch |
Kategorie | Psychologie |
Stufe | Universität |
Erstellt / Aktualisiert | 03.10.2018 / 14.03.2023 |
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Was ist allgemeine Psychologie?
- beschäftigt sich mit den psychischen Prozessen bei gesunden, erwachsenen Menschen, nicht dem Individuum oder in verschiedenen Lebensspannen
- Bildet die Grundlage für viele psychologische und andere sozialwissenschaftlichen Gebiete
In welche zwei grossen Teilgebiete wird allgemeine Psychologie unterteilt?
- Allgemeine Psychologie I: Psychische Grundfunktionen sind angeboren, laufen weitgehend automatisiert ab, brauchen kaum kognitiven Aufwand, wie Wahrnehmung, Sensumotorik, etc.
- Allgemeine Psychologie II: Höhere kognitive Prozesse sind nicht angeboren, sondern müssen erworben werden, laufen kontrolliert und bewusst gesteuert ab, benötigen kognitiven Aufwand, wie Denken, Sprache, Entscheiden, Lernen
Was ist Wahrnehmung?
Wahrnehmung ist ein Prozess, bei dem die sensorischen Informationen organisiert und interpretiert werden; dies ermöglicht uns, die Bedeutung von Gegenständen und Ereignissen zu erkennen.
Aufmerksamkeit der Wahrnehmung hängt stark vom Handlungsziel ab, die sensorischen Informationen werden automatisch gefiltert und konzentriert sich auf die relevanten Teile.
Reize können auch Doppeldeutig sein, es wird die wahrscheinlichere Information, die menschliche Wahrnehmung berücksichtigt den Kontext und "täuscht" allenfalls die Wahrnehmung verschiedener Grössen
Welche verschiedenen Formen der Auffassung zur Wahrnemung gibt es?
- Phänomenalismus (I. Kant)
- Phänomenologie (E. Husserl)
- Physikalismus (R. Carnap)
- Behaviorismus (J.B. Watson)
- Evolutionäre Erkenntnistheorie
- Kritischer Realismus (Bischof)
- Semantische Interpretation
- Leib-Seele (Geist-Gehirn) Problem
Was besagt der Phänomenalismus?
Phänomenalismus (I. Kant): Der Bereich möglicher Erkenntnis beschränkt sich auf die wahrgenommenen Phänomene, das Ding an Sich, die objektive Welt entzieht sich unserer Erkenntnis (Tisch als effektives Objekt vs. Tisch zusammengesetzt aus Atomen, welche zu 99% aus nichts bestehen.)
Was besagt die Phänomenologie?
Phänomenologie (E. Husserl): Philosophie der Bewusstseinsanalyse, Beschreibung der Phänomene, wie sie in ihrer reinen Gegebenheit dem unvoreingenommenen Betrachter sich zeigen
Was besagt der Physikalismus?
Physikalismus (R. Carnap): Psychische Vorgänge sind nicht allgemein fassbar, nicht nachprüfbar und sollte deshalb aus der Wissenschaft ausgeschlossen werden
Was besagt der Behaviorismus?
Behaviorismus (J.B. Watson): Bewusstsein ist kein definierbarer Begriff
Was besagt die Evolutionäre Erkenntnistheorie?
Evolutionäre Erkenntnistheorie: In der Evolution haben sich die Organismen und deren Wahrnehmungssysteme an die Umwelt angepasst und relevante Reize selektioniert, um Reaktionen adäquat zu steuern.
- Organismen und deren Wahrnehmungssysteme haben sich in der Evolution entwickelt und sich dabei an die Umwelt angepasst
- Da überlebenstechnisch nicht relevant, kann der Mensch nur einen Teil des elektromagnetischen Spektrums wahrnehmen
- Wahrnehmung auf den 1. und 2. Blick kann sehr unterschiedlich sein, als erstes werden vor allem Farben und Konturen erkannt, danach werden schnell Gesichter (auch versteckte) erkannt
Was besagt der Kritische Realismus?
Kritischer Realismus (Bischof): Die Wahrnehmung ist eine adaptive Rekonstruktion
Was besagt die Semantische Interpretation?
Semantische Interpretation: Bewusstseinsphänomene können als Bedeutung von physikalischen Gehirnprozessen interpretiert werden
Was besagt das Leib-Seele (Geist-Gehirn) Problem?
Leib-Seele (Geist-Gehirn) Problem: wie stehen psychische und physische Prozesse zueinander?
- Dualismus: Psychisches und physisches sind substanziell verschieden
- Interaktionismus: Psychisches und physisches sind substanziell verschieden und können sich gegenseitig beeinflussen
- Parallelismus: Psychisches und physisches sind substanziell verschieden und verlaufen parallel ohne eine kausale Relation zwischen ihnen
- Monismus: Psychisches und physisches sind nicht substanziell verschieden
- Identitätsansicht: Psychisches und physisches sind zwei Aspekte derselben Sache, sie erscheinen bloss verschieden
- Sir Francis Crick: jegliches Erleben und Verhalten ist lediglich das Ergebnis von Gehirnaktivität
- Für diese Theorien ist ein Leben nach dem Tod theoretisch möglich
Prozesse der Wahrnehmung
- Empfindung: Prozess, bei dem unsere Sinnesrezeptoren und unser Nervensystem Reizenergien aus unserer Umwelt empfangen und darstellen
- Wahrnehmung: Prozess, bei dem die sensorischen Informationen organisiert und interpretiert werden; dies ermöglicht uns, die Bedeutung von Gegenständen und Ereignissen zu erkennen.
- Obwohl wir aus analytischen und deskriptiven Gründen Empfindung und Wahrnehmung getrennt definieren, sind beide in Wirklichkeit Bestandteile eines kontinuierlichen Prozesses.
- Transduktion: Umwandlung einer Energieform in eine andere; Im sensorischen Bereich die Umwandlung von Reizenergien (wie Sehreize, Töne und Gerüche) in Nervenimpulse, die unser Gehirn interpretieren kann
- Bottom-up-Verarbeitung (aufsteigende, datengesteuerte Informationsverarbeitung): Analyse, die mit den Sinnesrezeptoren beginnt und aufsteigend bis zur Integration der sensorischen Information durch das Gehirn erfolgt.
- Top-down-Verarbeitung (absteigende, konzeptgesteuerte Informationsverarbeitung): Informationsverarbeitung, gesteuert durch höhere mentale Prozesse, beispielsweise wenn wir Wahrnehmungen aufgrund unserer Erfahrungen und Erwartungen interpretieren.
Wie wird die Schwelle definiert?
Was ist sensorische Adaptation?
- Verminderte Sensibilität als Folge konstanter Stimulation
- Konzentration auf informative Veränderung ohne Ablenkung durch Gerücke, etc.
Psychophysik: Welche der folgenden Aussagen zur absoluten Schwelle ist falsch?
Welche dieser Aussagen ist nicht auf die sensorische Adaption zurückzuführen?
Beim Betrachten des Bildes laufen verschiedene Prozesse im Gehirn ab. Diese führen dazu, dass wir das Bild als den Hals einer Giraffe erkennen können. Welche Aussage zur Bilderkennung ist falsch?
Wie werden Farben wahrgenommen?
- Das von Objekten reflektierte Licht ist der Reiz beim Sehen
- Licht besteht aus verschiedenen Wellen elektromagnetischer Energie, die Wellenlänge bestimmt den Farbton
- Die Intensität des Lichtes (Energiemenge von Lichtwellen, entspricht Amplitude) bestimmt die Leuchtkraft der Farben
- Beim Mischen von Farbstoffen spricht man von subtraktiver Farbmischung
- Je mehr Farbstoffe zusammengemischt werden, je weniger Licht kann zurückreflektiert werden
- Mischen von rot, blau und gelb führt zu braun oder schwarz
- Additive Farbmischung entspricht dem Mischen von verschiedenen Lichtwellen
- Mischt man die Lichtstrahlen aller drei Primärfarben (rot, grün, blau) so erhält man weisses Licht
Wie sieht die Physiologie des Auges?
- Das Licht tritt durch die Hornhaut des Auges (Kornea) ein.
- Durch die Iris, einen Muskelring, wird die Größe der Pupille eingestellt, durch die das Licht ins Auge eintritt. Dies ist abhängig von der Lichtmenge aber auch von Gefühlszuständen.
- Wegen optischen Eigenschaften der Linse werden Objekte auf Retina (Netzhaut) verkehrt abgebildet.
- Die Fovea ist der Bereich des schärfsten Sehens auf der Retina, weil dort die Dichte von Rezeptoren am höchsten ist und vor allem Zapfen vorkommen (siehe unten).
- In der Retina wird Lichtenergie in Nervenimpulse umgewandelt (Transduktion).
- Nach der Kodierung in der Retina gelangen die Nervenimpulse über den Sehnerv ins Gehirn.
Wie wird das Licht im Auge verarbeitet?
- Es gibt zwei Arten von Rezeptoren: Stäbchen (Sehen bei wenig Licht) und Zapfen (Farbsehen)
- Störung des Farbensehens, z.B. Rot-Grün-Schwäche ist genetisch bedingt und geschlechterspezifisch, ca. 8% aller Männer haben Störungen des Rot-Grün-Sehens, nur ca. 0.4% aller Frauen haben diese Störung, bei Stäbchenmonochromaten sind alle 3 Zapfentypen beeinträchtigt. Diese Menschen leiden wegen der höheren Empfindlichkeit der Stäbchen unter Blendung
- Dunkeladaptation: Nach ca. 5 Minuten übernehmen die Stäbchen das Sehen, nach ca. 20 Minuten erreichen sie ihre maximale Lichtempfindlichkeit
Was ist der Blinde Fleck?
- An der Stelle, wo der Sehnerv das Auge verlässt, sind keine Rezeptorzellen vorhanden.
- Dadurch entsteht der blinde Fleck.
- Im Alltag bemerken wir den blinden Fleck nicht, weil die Augen sich ständig bewegen und das eine Auge das aufnimmt, was dem anderen entgeht.
Welche Unterschiede beim Sehen gibt es zwischen den Spezies?
Weshalb sieht eine Katze nachts viel besser als ein Mensch? Mindestens aus 2 Gründen:
- Sie kann die Pupillen weiter öffnen und mehr Licht hereinlassen.
- Sie hat einen höheren Anteil an lichtempfindlichen Stäbchen.
- Nachteil: Da die Katze nur wenig Zapfen hat, kann sie weder Einzelheiten noch Farben so gut sehen wie wir.
- Manche Nachttiere wie Kröten, Mäuse, Ratten und Fledermäuse besitzen eine Retina, die fast völlig aus Stäbchen besteht. Deshalb sehen sie auch bei schwachem Licht noch sehr gut. Allerdings sehen diese Tiere wahrscheinlich nur sehr wenig Farben, da ihnen die Zapfen in der Retina fehlen.
Wie funktioniert die sensorische Adaptation im Cortex beim Sehen?
- Doppelgegenfarbenneurone reagieren auf Farbkontrast zwischen Zentrum und Umgebung des Inputs vom Auge im visuellen Cortex.
- Farbkonstanz: Farbkonstanz ist die Fähigkeit, bekannte Gegenstände auch unter stark wechselnden Lichtverhältnissen, die die von den Gegenständen reflektierten Wellenlängen verändern, mit gleichbleibender Farbe wahrzunehmen.
- Farbkonstanz ist ein Beleg dafür, dass unsere Farbwahrnehmung nicht nur vom betrachteten Gegenstand abhängt, sondern auch von seiner Umgebung.
- Dank den Berechnungen unseres Gehirns sehen wir die Farben des Lichts, das von jedem Gegenstand reflektiert wird, im Verhältnis zu den Gegenständen in seinem Umfeld.
- Wenn sich der Kontext nicht ändert bleibt die Farbkonstanz erhalten.
- Verändert sich jedoch der Kontext, wird die gleiche Farbe unterschiedlich wahrgenommen, weil das Gehirn die Farbe eines Gegenstandes in Relation zu seinem Kontext berechnet (z.B. relevant für Künstler, Innenarchitekten und Modedesigner).
- Verschiedene Merkmale eines Stimulus werden gleichzeitig in spezialisierten neuronalen Netzwerken in verschiedenen Gehirngebieten analysiert.
Wofür sind der dorsale und ventrale Strom beim Sehen zuständig?
- Dorsale Strom leitet die Impulse der Retina weiter und signalisiert Örtlichkeit, wie kann etwas gegriffen werden (Ortsunterscheidung)
- Ventraler Strom leitet die Impulse der Retina weiter und signalisiert, was es ist (Objektunterscheidung)
- Doppelte Dissoziation, da zwei Regionen für zwei verschiedene Aufgaben zuständig sind
- Schädigung im ventralen Strom verursacht unter anderem Schwierigkeiten beim Lesen
- Schädigung im dorsalen Strom bereitete Schwierigkeiten, eine Karte zu einem Briefkastenschlitz auszurichten
- Der Dorsale Strom ist verantwortlich, die Handlung für den aufgenommenen Reiz zu initiieren
Wie kann man die Wahrnehmung "Sehen" zusammenfassen?
- Wahrnehmungen entstehen aus der Wechselwirkung zwischen vielen Neuronensystemen, die jeweils eine einfache Aufgabe ausführen.
- Die Verarbeitung beginnt in den mehrfachen neuronalen Schichten der Retina, anschließend übermitteln die 6 Mio. Zapfen und die 120 Mio. Stäbchen der Retina ihre Informationen über die bipolaren Zellen an die Ganglionzellen.
- Die Impulse wandern entlang der Axonen der Ganglionzellen, die den Sehnervbilden, zum Thalamus und weiter zum visuellen Kortex.
- In der Sehrinde (primärer visueller Kortex, V1) reagieren Merkmalsdetektoren auf die besonderen Merkmale eines visuellen Reizes.
- Die übergeordneten Zellen eines höheren Niveaus führen diese gesammelten Daten zusammen, um sie dann in anderen Arealen des Kortex zu verarbeiten.
- Im dorsalen Strom wird räumliche Information verarbeitet, was füR die Steuerung der Visuomotorik wichtig ist (Wo/Wie Strom).
- Im ventralen Strom wird v.a. Form und Farbe verarbeitet für die Wahrnehmung und Erkennung von Objekten (Was Strom).
- Wenn die sensorischen Signale die unterschiedlichen Verarbeitungsniveaus durchlaufen (bottom-up), werden sie von unseren Annahmen, Interessen und Erwartungen beeinflusst (top-down).
Welche der folgenden Aussagen zur Physiologie des Auges ist falsch?
Welche der folgenden Aussagen ist falsch?
Stäbchen und Zapfen im Auge sind verantwortlich für das Tag- und Nachtsehen. Welche der folgenden Aussagen ist hinsichtlich der Stäbchen und Zapfen falsch:
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