Diagnostische Psychologie
Inhalte der Vorlesung
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Set of flashcards Details
Flashcards | 273 |
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Language | Deutsch |
Category | Psychology |
Level | University |
Created / Updated | 21.07.2018 / 15.07.2024 |
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Interview
SKID I - Aufbau
1) Instruktionen für den Interviewer
2) Patienteninformationsblatt
3) Explorationsleitfaden
4) Optional: Screeningfragen
5) Interview, alle Bereiche durchlaufend
6) Diagnosenkodierung
Interview
Aufbau- Interview
- Aufbau der Interviewsektionen
- Kopfzeile (Sektion mit zugehörigem Buchstaben)
- Sektionsweise alphanumerische Anordnung der Fragen, wichtig für Sprungbefehle
- Dreispaltige Einteilung
Links: Interviewfragen, Anweisung an Interviewer
Mitte: zu beurteilende diagnostische Kriterien
Rechts: Kodierung, Entscheidungsboxen, Sprungbefehle
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Interview
Kodierung der Kriterien
- Jedes Kriterium enthält mindestens zwei der folgenden Kodierungen
- ? = Information ist unzureichend/zusätzliche Informationen sind notwendig
- 1 = nicht vorhanden ODER falsch
- 2 = unterschwellig vorhanden
- 3 = vorhanden oder richtig
- Kodierblatt ermöglicht Kodierung von
– Diagnosen
– Untertypen
– Art und Schweregrad
– Verlaufsform
– Remissionskriterien
- ICD-Nummer
Interview
SKID II
- Zwölf Persönlichkeitsstörungen erfasst
- Zunächst SKID-I-Interview einsetze
– Abklärung der Psychopathologie auf Achse I
- Erleichterte Anwendung des SKID-II
- Anwendung des SKID-II-Fragebogens
– Interpretation der Ergebnisse im Sinne einer ersten Orientierung
- Durchführung des SKID-II-Interviews
– Durchschnittliche Dauer 30 min
Interview
Interviews zur Eignungsdiagnostik
- Auswahlgespräche bei Hochschulzulassung
- im Hochschulrahmengesetz explizit vorgesehen
- geringere prognostische Validität (Nauels & Klieme, 1994)
- per Interview ausgewählten Studenten zeigen schlechtere Leistung in Zwischenprüfung als per Test oder per Test + Abinote ausgewählte Bewerber
- Weiteres Problem: bei standardisierten Interviews werden die Fragen schnell bekannt
Interview
Multimodales Einstellungsinterview (Schuler, 1992; Schuler & Moser, 1995)
- gibt Leitlinien für den Aufbau des Bewerbungsgespräch
- inhaltliche Ausgestaltung variiert je nach zu besetzender Stelle
- Aufbau und Auswertung in 8 Schritten
1. Gesprächsbeginn
- kurze, informelle Unterhaltung zur Schaffung einer freundlichen Atmosphäre
- keine Auswertung
2. Selbstvorstellung des Bewerbers
- in freier Form berichtet der Bewerber über seinen persönlichen und beruflichen Hintergrund
- Interviewer kann Schwerpunkte setzen
bisherige berufliche Erfahrungen
Ausbildung
Berufswahl
berufsbezogene Erwartungen
- Auswertung: 3-stufige Skalen für formale (z.B. Ausdruck) und inhaltliche (z.B. Einstellung zur Arbeit) Aspekte
3. Berufsinteressen und Berufswahl
- standardisierte Fragen
Berufswahl
Berufsinteressen
Organisations- bzw. Institutionswahl
Bewerbung
- Auswertung: 3-stufige verhaltensverankerte Skalen
4. Freies Gespräch
- dient der Auflockerung
- offene Fragen zu Selbstvorstellung oder Bewerbungsunterlagen
- Auswertung: summarische Eindrucksbeurteilung
5. Biographiebezogene Fragen
- aus Anforderungsanalysen abgeleitete Fragen
- Auswertung: 3- oder 5-stufige verhaltensverankerte Skalen
6. Realistische Tätigkeitsinformationen
- Informationen über Arbeitsalltag und Institution werden vermittelt
7. Situative Fragen
- knappe Schilderung von erfolgskritischen Situationen auf crititical-incident-Basis entwickelt
- „Was würden Sie tun?“
- Auswertung: 5-stufige Skalen
8. Gesprächsabschluss
- Bewerber erhält Gelegenheit, selber zu Fragen
- Zusammenfassung; weitere Vereinbarungen
Interview
Interviews zur Eignungsdiagnostik - Gütekriterien
Objektivität
- multimodales Einstellungsinterview: Beurteilerübereinstimmungen .71 bis .83 (Schuler, 1992)
- Metaanalyse zu Einstellungsinterview (McDaniel et al., 1994)--> strukturiertes Interview: .84; unstrukturiertes Interview: .68
Kriteriums-Validität
- verschiedene Metaanalysen (z.B. McDaniel et al., 1994)
- je nach Kriterium Validitätskoeffizienten zwischen .32 und .51
- bei standardisierten Interviews ist Validität höher als bei unstandardisierten Interviews
- bei nur einem Interviewer ist Validität höher als bei mehreren Interviewern
- bei verhaltensbeschreibenden Interviews (vergangenes Verhalten in realen Situationen) ist Validität höher als bei situativen Interviews (Verhalten in hypothetischen Situationen)
Konstruktvalidität
- Beurteilungen in Einstellungsinterviews korrelieren mit...
--> ... Intelligenz zu .28 bis .41
--> ... soziale Fertigkeiten zu .46 bis .65
inkrementelle Validität
- Kriterium: Berufserfolg
--> Prädiktor: Intelligenz: .51
--> Intelligenz + strukturiertes Interview: .63
- Kriterium: Ausbildungserfolg
--> Prädiktor: Intelligenz: .56
--> Intelligenz + strukturiertes Interview: .59
Gutachten
Definition
- Ein Psychologisches Gutachten ist eine wissenschaftliche Leistung, die darin besteht, aufgrund wissenschaftlich anerkannter Theorien und Kriterien nach feststehenden Regeln der Gewinnung und Interpretation von Daten zu konkreten Fragestellungen Aussagen zu machen. Es handelt sich um die Antwort eines Experten, des Diplom-Psychologen, auf Fragen, zu denen er aufgrund seines Fachwissens, des aktuellen Forschungsstandes und seiner Erfahrung Stellung Ein solches Gutachten muss umfassen:
- die Fragestellung,
- die Untersuchungsverfahren,
- die relevanten Daten,
- deren Interpretation und
- die Schlussfolgerungen des Gutachters.
Gutachten
Felder
- Schule
- Universität / Hochschule
- Versicherungsträger
- Gesundheitswesen
- Öffentliche Verwaltung (z.B. Städteplanung, Namensänderungen)
- Arbeitsamt
- Verkehrsbehörden
- Kreiswehrersatzamt
- Gerichte
- …. Weitere Organisationen (Unternehmen)
Gutachten
Ethische Richtlinien der Föderation der Deutschen Psychologenvereinigungen (1998)
- Sorgfaltspflicht: Allgemein gilt, dass die Erstellung und Verwendung von Gutachten und Untersuchungsberichten von Psychologen größtmögliche sachliche und wissenschaftliche Fundiertheit, Sorgfalt und Gewissenhaftigkeit erfordert.
- Transparenz: Gutachten und Untersuchungsberichte müssen für die Adressaten inhaltlich nachvollziehbar sein.
- Einsichtnahme:
a) Sind Auftraggeber und Begutachter nicht identisch, kann das Gutachten bzw. der Untersuchungsbericht nur mit Einwilligung des Auftraggebers den Begutachteten zugänglich gemacht werden.
b) Psychologen sind gehalten, darauf einzuwirken, dass die Begutachteten ihr Gutachten bzw. den Untersuchungsbericht auf Wunsch einsehen können, sofern für sie kein gesundheitlicher Schaden zu befürchten ist.
c) Falls der Auftrag eine Einsichtnahme von vornherein ausschließt, müssen die Begutachteten vorab davon in Kenntnis gesetzt werden.
- Gefälligkeitsgutachten: Gefälligkeitsgutachten sind nicht zulässig, ebenso wenig die Abgabe von Gutachten, die Psychologen durch Dritte ohne eigene Mitwirkung erstellen lassen.
- Stellungnahme zu Gutachten von Kollegen: Stellungnahmen zu Gutachten von Kollegen sind zulässig
Gutachten
Diagnostischer Prozess
siehe Folien
Gutachten
Ablauf
- Planung
– Fragestellung bestimmen und Annahmen ableiten --> Ist Herr X. arbeitsfähig, echte Unfähigkeit oder schauspielert er?
– Anforderungsprofil der Untersuchung
Z.B. Datenarten, Datenquellen auswählen --> Beobachtung, Interview, Gespräch, Testverfahren (IQ oder PK),…
– Hypothesen erstellen
Hypothesen bzgl. Daten, Ergebnissen --> Bestimmte Antworten im Gespräch, best. Muster von Ergebnissen in Tests –Konkreter Untersuchungsplan
- Durchführung der diagnostischen Untersuchung
- Ergebnisdarstellung
– Befund/Gutachten: Beantwortung der Hypothesen/Fragestellung --> Darin Vorschläge und Empfehlungen
Gutachten
Aufbau
- Titelseite – Absender, Addressat, Auftraggeber, Überschrift, Begutachtete Person, Datum, Gutachter
- Inhaltsverzeichnis und Zusammenfassung (fakultativ)
- Untersuchungsanlass – Warum?
- Fragestellung – Laut Auftrag
- Vorgeschichte (ggfs) – Nicht selbst gesammelte Infos und deren Quelle
- Psychologische Fragen/Hypothesen – Konkrete Hypothese zu Daten nach Inhaltsbereichen
- Untersuchungsmethoden
- Untersuchungsergebnisse
- Befund – Integration der Einzelbefunde
- Stellungnahme – Zur Fragestellung
- Empfehlungen (ggfs)
- Unterschrift
- Literatur
- Anhang (ggfs)
Gutachten
Anforderungen an ein Gutachten nach Zuschlag (1992)
- Ein Gutachten ist umfassend. Es soll alle für die Beantwortung der gestellten Frage(n) wesentlichen Details enthalten.
- Es wird grundsätzlich schriftlich erstellt.
- Das Gutachten soll für den Adressaten nachvollziehbar sein.
- Die zugrunde gelegten Beurteilungsmaßstäbe hat der Gutachter anzugeben (Transparenz).
- Sachverständiger nur für das Gebiet zuständig ist, für das er ausgebildet ist und Erfahrungen hat.
- Darlegung der Aufgabe, des Verlaufs und die Bewertung des Ergebnisses
- Abwägungsprozess eines Sachverständigen mit erforderlichen Kenntnissen anhand offengelegter Maßstäbe mit offengelegten Hilfsmitteln soll nachvollziehbar sein
Gutachten
Häufige Fehler
Fehlerhafter Sprachgebrauch:
- Nicht allgemeinverständlich
- Alltags- statt Standardsprache
- Kein indirekte Rede
- Kein Konjunktiv
- Wertende Sprache
Einführung und Testkonstruktion
Gesetzliche Rahmenbestimmungen psychologischer Diagnostik
- Schutz der Vertraulichkeit (§ 203 StGB)
1) Verletzung von Privatgeheimnissen
3) auch für Studierende
- § 53 StPO: Psychologen haben kein Zeugnisverweigerungsrecht!
- Personalfragebogen: §§ 94 und 95 des Betriebsverfassungsgesetzes: § 94 (1) „Personalfragebögen bedürfen der Zustimmung des Betriebsrates ...
- §95 (1) Richtlinien über die personelle Auswahl bei Versetzungen, Umgruppierungen und Kündigungen bedürfen der Zustimmung des Betriebsrates.
Einführung und Testkonstruktion
Rahmenbedingungen - Spannungsfeld psychologischer Diagnostik
- wirtschaftliche
- technische
- kulturelle
- soziale
Rahmenbedingungen
Einführung und Testkonstruktion
Wortbedeutung "Diagnostik"
Griechisches Verb [diagignosko]: „Zum unterscheiden geschickt“
1. genau erkennen, bemerken, unterscheiden
2. jurist: entscheiden
3. sich entscheiden, beschließen
Einführung und Testkonstruktion
Historische Definitionen "Diagnostik": Wellek, Dieterich, Hörmann, Leichner,
- Wellek (1955): – Methodenlehre im Dienste der Praktischen Psychologie
- Dieterich (1973): – Hat das Ziel, Personen richtig zu beurteilen
- Hörmann (1964): – Hat das Ziel, zu erfahren, wie sich Menschen voneinander unterscheiden
- Leichner (1979): – Ermittlung interindividueller Differenzen von Personen unter standardisierten Bedingungen: Erleben, Verhalten
Einführung und Testkonstruktion
Definition "Diagnostik" - Jäger und Petermann (moderne Lehrbuchdefinition)
„Psychologische Diagnostik ist das systematische Sammeln und Aufbereiten von Informationen mit dem Ziel, Entscheidungen und daraus resultierende Handlungen zu begründen, zu kontrollieren und zu optimieren. ... Man gewinnt damit psychologisch relevante Charakteristika von Merkmalsträgern und integriert gegebene Daten zu einem Urteil (Diagnose, Prognose). Als Merkmalsträger gelten Einzelpersonen, Personengruppen, Institutionen, Situationen, Gegenstände.“
Einführung und Testkonstruktion
Definition "Diagnostik": Amelang und Schmidt-Azert (moderne Lehrbuchdefinition)
„Psychodiagnostik ist eine Methodenlehre im Dienste der Angewandten Psychologie. Soweit Menschen die Merkmalsträger sind, besteht ihre Aufgabe darin, interindividuelle Unterschiede im Verhalten und Erleben sowie intraindividuelle Merkmale und Veränderungen einschließlich ihrer jeweils relevanten Bedingungen so zu erfassen, dass hinlänglich präzise Vorhersagen künftigen Verhaltens und Erlebens sowie deren evtl. Veränderungen in definierten Situationen möglich sind.“
Einführung und Testkonstruktion
Erster zentraler Teilaspekt: Erkennen, bemerken, unterscheiden
- Genaue Messung der Psyche (engl. mind)
--> Eigenschaft oder Zustand
- Beispiele:
- Leistungsfähigkeit eines künftigen Mitarbeiters (Fall 1, Herr Mario B.)
- Depressivität eines Patienten (Fall 2, Frank K.)
- Leistungsfähigkeit einer Schülerin (Fall 3, Juliane F.)
Einführung und Testkonstruktion
Zweiter zentraler Teilaspekt: Entscheiden, beschließen
- Prognose über Psyche abgeben
---> Basis: Eigenschaften und Zustände
- Maßnahmen ableiten
- Beispiele:
- Einstellung des Mitarbeiters
- Arbeitsfähigkeitsbeurteilung
- Schulempfehlung
Einführung und Testkonstruktion
Probleme psychologischer Diagnostik
Konstrukt / Messgegenstand nicht direkt beobachtbar
Analogie Körpergröße
Einführung und Testkonstruktion
Grundvoraussetzungen psychometrischer Tests
- Differenzierung
- Standardisierung
- Objektivität
- Reliabilität
- Validität
Einführung und Testkonstruktion
Grundvoraussetzungen: Differenzierung
Merkmalsträger unterscheiden sich in diagnostisch relevanten Verhalten maximal
- Beispiel differenzierende Items: 17x3+5= .... (bei Intelligenztests)
- Beipiel nichtdifferenzierender Items: 1+1= ... (bei Intelligenztests)
Einführung und Testkonstruktion
Funktion nichtdifferenzierender Items
- Eisbrecher
- Übungsitems
- Verschleierung der Messintention
Einführung und Testkonstruktion
"Schwierigkeit" von Items
Prozentzahl der Probanden, die Item ankreuzen bzw. richtig beantworten
Einführung und Testkonstruktion
Welche Itemschwierigkeit fördert Differenzierbarkeit?
- mittlere Itemschwierigkeit
- aber: für die Differenzierung in Randbereichen der Merkmalsausprägung sind einige leichte/schwere Items sinnvoll
- Bsp. Intelligenztest: um zwischen einem IQ von 130 und 140 unterscheiden zu können, muss ein Test auch schwere Items enthalten
Einführung und Testkonstruktion
Grundvoraussetzungen: Standardisierung
Konstanthalten von situativen Bedingungen
wird gefördert durch
- Gleichheit des Materials
- Gleichheit der Instruktionen
- Genaue Anleitungen zur Durchführung und Auswertung
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