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Einführung in die Soziologie

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Kartei Details

Karten 74
Lernende 17
Sprache Deutsch
Kategorie Soziales
Stufe Universität
Erstellt / Aktualisiert 08.03.2018 / 17.04.2023
Lizenzierung Kein Urheberrechtsschutz (CC0)
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Erläutern Sie in eigenen Worten, wie Schäfers den Begriff der Soziologie definiert, gehen Sie zudem darauf ein, was man unter dem „soziologischen Blick“ versteht.

Schäfers definiert die Soziologie als eine empirische Sozialwissenschaft, die die Strukturen des sozialen Handelns und die Formen der Vergemeinschaftung und Vergesellschaftung untersucht. Dies tut sie unter Berücksichtigung der Normen und Werte, sozialen Prozesse und Institutionen, die die Integration der Gesellschaft und den sozialen Wandel bewirken.

Die Soziologie greift dabei auf Erkenntnisse anderer Wissenschaften wie der Philosophie zurück.

Schäfers unterscheidet die Soziologie in drei Bereichen, der allgemeinen Soziologie, welche die grundlegenden Begriffe und Kategorien erarbeitet und die Aufstellung zusammenhängender Aussagesysteme über einzelne Bereiche der sozialen Wirklichkeit zum Ziel hat. Spezielle Soziologien, die sich den Objekten wie Familie und Gruppe, Arbeit und Beruf, zuwenden und sozialwissenschaftliche bzw. soziologische Methoden, um erforderliche empirische Daten zu erheben, aufzubereiten und zu interpretieren. (vgl. Schäfers, S. 14)

„Soziologischer Blick“ bedeutet für Schäfers, den „Anschein von erlebter sozialer Realität nicht mit der sozialen Wirklichkeit und ihren strukturellen Bedingungen zu verwechseln“ (Schäfers, S. 11). Der sozialen Wirklichkeit solle sich demnach immer mit reflektierter Distanzierung begegnet werden. Sie als veränderbar anerkannt und ihr und sog. Vor-Urteilen mit Wissen und begründeten Urteilen begegnet werden. (vgl. Schäfers, S. 11)

Erläutern Sie die Begriffe Hypothese, Theorie und Prognose.

Im Studienbrief "Einführung in die Soziologie: Felder des Sozialen, Sozialstruktur und Theorien" erläutert Herr Schäfers, bei einer Hypothese handle es sich um eine begründete Annahme über einen vermuteten Zusammenhang in dem zu untersuchenden Gegenstandsbereich. Diese vermuteten Annahmen gilt es anhand der Wirklichkeit mehrfach zu überprüfen und ihre Gültigkeit zu bestätigen (verifizieren) oder zu widerlegen (falsifizieren). Ein Beispiel für eine Hypothese wäre ein vermuteter negativer Zusammenhang zwischen dem Besitz der deutschen Staatsbürgerschaft und der Arbeitslosigkeit: Wenn eine Person nicht die deutsche Staatsbürgerschaft besitzt, wird sie mit geringerer Wahrscheinlichkeit einen Job bekommen.

 

Nach Schäfers lassen sich verschiedene verifizierte Hypothesen zu einer Theorie über Teile der Wirklichkeit ordnen, mithilfe derer, unter Angabe der notwendigen Bedingungen, das Auftreten eines bestimmten Phänomens erklärt werden kann. Als Beispiel sei hier die Theorie der sozialen Schließung zu nennen, die an Max Webers Konzepte der offenen und der geschlossenen Beziehung anknüpft. Während die offene Beziehung, wie der Name schon sagt, generell für jeden offen ist, ist die Partizipation an einer geschlossenen Beziehung an gewisse Bedingungen geknüpft und daher nicht allen Akteuren uneingeschränkt zugänglich. Die Theorie der sozialen Schließung beschäftigt sich mit Möglichkeiten der Akteure, durch Schließung offener Beziehungen bestimmte Chancen, Positionen oder Ressourcen zu monopolisieren und andere Personen(gruppen) von deren Nutzung bzw. von der Konkurrenz darum auszuschließen. Damit ist die Theorie sozialer Schließung eine mögliche Theorie, die die oben angenommene Hypothese unter entsprechenden Bedingungen (Vorliegen einer geschlossenen Beziehung aufgrund bestimmter Ausgrenzungsmechanismen, Ausländer als von diesen Ausgrenzungsmechanismen Betroffene) erklären könnte. Umgekehrt wäre die oben genannte Hypothese eine Möglichkeit, die Richtigkeit der aufgestellten Theorie empirisch zu überprüfen.

 

Zusätzlich zu dieser erklärenden (explikativen) Funktion kommt Theorien auch eine prognostische Funktion zu. Als Prognose bezeichnet Herr Schäfers die Vorhersage der Beschaffenheit eines Objekts/Ereignisses in einer angegebenen Zukunft. Theorien können also auch künftige Entwicklungen erklären, sofern die entsprechenden Bedingungen egeben sind.

Nennen Sie die vier Funktionen von Institutionen. Geben Sie ein Beispiel für eine Institution, die diese Funktionen erfüllt.

Bernhard Schäfers orientiert sich im Studienbrief "Einführung in die Soziologie: Felder des Sozialen, Sozialstruktur und Theorien" an Hermann Gurkenbiehls Definition von Institutionen, wonach Institutionen eine "Sinneinheit von habitualisierten Formen des Handelns und der sozialen Interaktion" darstellen (vgl. Studienbrief "Einführung in die Soziologie: Felder des Sozialen, Sozialstruktur und Theorien", dort S. 85), also aus den wichtigsten Normen und Werten einer Gesellschaft entstammen, welche sie dann wiederum durch Institutionalisierung festschreiben. Darauf basierend fasst Schäfers vier Funktionen von Institutionen zusammen:

Basierend auf der Entstehung der Institutionen aus den Normen und Werten der jeweiligen Gesellschaft schließt Schäfers, dass Institutionen esrtens die Erfüllung von Grundbedürfnissen der Individuen der jeweiligen Gesellschaft gewährleisten. 

Institutionen verbinden zweitens die persönlichen Bedürfnisse der Mitglieder einer Gesellschaft und gesellschaftliche Erfordernisse.

Die Institutionalisierung der wichtigsten Werte und Normen einer Gesellschaft bietet den Mitgliedern der jeweiligen Gesellschaft drittens einen verbindlichen Orientierungs- bzw. Handlungsrahmen. 

Auf diesem Handlungsrahmen basierend setzen Institutionen viertens dem von gesellschaftlichen Normen und Werten abweichendem Verhalten Einzelner Grenzen. 

Ein gutes Beispiel für eine Institution, die all diese Funktionen erfüllt, ist die Ehe. Entstanden aus den habituellen Formen des Zusammenlebens unter Menschen gewährleistet die Institutionalisierung der Ehe den Individuen die Erfüllung von Grundbedürfnissen (Liebe, Intimität, geregeltes Zusammenleben), während der Fortbestand und die Stabilität der Gesellschaft durch die mit der Ehe verbundenen Privilegien gesichert werden. Durch die Einbettung in einen institutionellen Handlungsrahmen ist beispielsweise u. a. die Form der Eheschließung klar geregelt. Als mögliche Sanktion im Fall von abweichendem Verhalten Einzelner könnte man beispielsweise die Scheidung als Maßnahme nennen. 

Die Ehe ist zudem ein interessantes Beispiel, um zu beobachten, wie Institutionen sich im Zeitverlauf wandeln können, in diesem Fall von einer rein kirchlichen Institution zur standesamtlichen Trauung bis hin zur aktuellen Diskussion über das Modell der "Ehe für alle".

Unterscheiden Sie entlang den von Max Weber vorgenommenen Differenzierungen Verhalten, Handeln, soziales Handeln und soziale Beziehung.

In seinem Werk "Wirtschaft und Gesellschaft" hat Max Weber zahlreiche soziologische Grundbegriffe definiert. Unter anderem definiert er das Verhalten als "äußeres oder innerliches Tun, Unterlassen oder Dulden" (Max Weber, Wirtschaft und Gesellschaft, 1922, Erster Teil: Die Wirtschaft und die gesellschaftlichen Ordnungen und Mächte, I. Soziologische Grundbegriffe, § 1. Begriff der Soziologie und des "Sinns" sozialen Handelns). Verhalten ist also nicht mit einer bewussten Absicht verbunden und Max Weber zufolge auch eher reaktiv (vgl. Max Weber, a. a. O., dort unter I. Methodische Grundlagen, 2. Sinnhaftes Handeln). Ein typisches Beispiel für Verhalten wäre das Atmen oder das Nase-Kratzen. 

Davon unterscheidet er das Handeln, das im Gegensatz zum reinen Verhalten mit einem subjektiven Sinn verbunden ist. Weber zufolge erforscht die Soziologie im Gegensatz zu anderen Wissenschaften nicht den objektiven "richtigen" Sinn, sondern beschäftigt sich mit dem subjektiv gemeinten Sinn, den der Handelnde seinem Handeln zuschreibt (Max Weber, a. a. O., dort unter I. Methodische Grundlagen, 1. Sinn). Eine typische Handlung wäre es, wenn ich mir eine Tasse Tee zubereite, weil ich durstig bin.

Soziales Handeln wiederum unterscheidet sich Max Weber zufolge vom bloßen Handeln insofern, als dass der damit verbundene subjektive Sinn sich auf das (erwartete) Verhalten anderer bezieht und sich in seinem Ablauf daran orientiert (vgl. Max Weber, a. a. O., dort unter II. Begriff des sozialen Handelns). Eine soziale Handlung wäre es also beispielweise, wenn ich jemanden begrüße. 

Eine soziale Beziehung definiert Weber als "ein seinem Sinngehalt nach aufeinander gegenseitig eingestelltes und dadurch orientiertes Sichverhalten mehrerer" (vgl. Studienbrief "Einführung in die Soziologie: Felder des Sozialen, Sozialstruktur und Theorien", dort S. 46). Der Unterschied zum sozialen Handeln besteht also darauf, dass nun nicht mehr eine Person handelt, sondern dass mehrere Personen miteinander interagieren bzw. aufeinander bezogen handeln. Dabei macht es Weber zufolge keinen Unterschied, ob die Handelnden untereinander solidarisch sind oder nicht. Ein Beispiel für eine soziale Beziehung wäre eine Freundschaft.

 

Was versteht Weber unter Idealtypen? Begründen Sie, inwiefern Idealtypen als soziologische Methode verstanden werden können.

Max Weber versteht unter dem Begriff „Idealtypen“, dass die Soziologie Typen entwickeln muss, die als ideal gelten, aber nicht im Sinne von perfekten Typen, eher als Typen, entlang derer sich die Soziologie als Wissenschaft ausrichten kann. Die Soziologie soll sich, so Weber, immer darauf konzentrieren, die Chance zu ergreifen, dass solche Typen gefunden werden, um damit die von ihr erfassten Regelmäßigkeiten sozialen Handelns zu untermauern. Damit soll erreicht werden, dass relevantes Handeln in einem Regelmaß gefunden, erkannt und beschrieben wird. Als Beispiele für Idealtypen nannte Weber das Handwerk, die Stadt im Mittelalter und der Antike, Imperialismus und Individualismus. Dies sei Bestätigung der Wissenschaftlichkeit der Soziologie. Die Herausbildung von Idealtypen soll eine Richtschnur, eine Methode darstellen, wie im Sinne der Erkenntniskritik soziologische Aussagen gewonnen werden können und die Sicherheit ihrer Aussagen gewährleistet werden kann. Insofern können die Idealtypen als Methode anerkannt werden, denn Weber erkannte, dass nach mit dem sinnhaften Verstehen sozialen Handelns auch eine Schwierigkeit in der ursächlichen Auslegung desselbigen besteht. Dieser Schwierigkeit tritt Weber mit den Idealtypen als Methode wissenschaftlich entgegen.

Quelle: Bernhard Schäfers: Einführung in die Soziologie S.24

Welche konstitutiven Merkmale sind nach Weber kennzeichnend für den Staat? Zeigen Sie dies an einem Beispiel.

Ein Staat muss nach Max Weber ein begrenztes geografisches Gebiet sein, in dem allgemeine Regeln gelten die von einem politischen Verband kommen/Herrschaftsverband. Der Verwaltungsstab sorgt für die Einhaltung der Ordnung durch die Androhung oder Anwendung physischer Gewalt. Dabei darf nur der Verwaltungsstab/ gebildetes Beamtentum in dem Staat physischen Zwang anwenden und hat dazu eine Legitimation, um die Ordnung kontinuierlich umzusetzen und aufrecht zu erhalten. 

Nehmen wir als Beispiel den Deutschen Staat. Deutschland hat eine klar gezogene geografische Grenze zu seinen Nachbarländern. Es gibt nicht nur einen politischen Verband, sondern mehrere Herrschaftsverbände die sich zu einer Regierung zusammen geschlossen haben und Gesetzentwürfe und die Leitlinie der Politik entscheiden. Die Verwaltung setzt die verabschiedete Gesetze um. Die Polizei als Teil der Executive achtet darauf, dass die Gesetze eingehalten werden und hat die Legitimität physischen Zwang anzuwenden, wenn ein Verstoß gegen die Ordnung vorliegt. Somit hat der Staat das Gewaltmonopol inne um seine Verfassung zu schützen. 

Was versteht man unter einer sozialen Rolle? Erläutern Sie den Zusammenhang von Rollendistanz, Rollenwandel und Rollenkonflikt

Ein jedes Individuum hat eine soziale Position inne. Die er im Gefüge der sozialen Struktur einnimmt. Zu diesen Positionen kommen auch verschiedene Rollen die ein Individuum zu spielen hat.  Dies sind Bündel von Normen und Verhaltenserwartungen. Diese soll der Rolleninhaber erfüllen. Die soziale Rolle erlaubt es erst das ein aufeinander bezogenes, zielorientiertes Handeln geschieht. Die soziale Rolle wird als der aktive Teil angesehen, während die  Position ein ergänzender Teil ist.  Beide sind von nöten. 

Ein jeder hat an seiner Position verschiedene Rollen zu erfüllen, das nennt man Rollen-Set, der soziale Status umfasst beides. Sowohl die Rollen als auch die Positionen eines Individuums. Im Laufe des Sozialisationsprozesses erlernen Individuen Rollen einzunehmen. Dies ist zuerst eine Fremdrolle, aber es soll daraus eine Eigenrolle entstehen. Das geschieht mittels der Rollendistanz das soll heißen, das das Individuum welches eine Rolle mit all ihren Erwartungen (Normen, Werte, Sprache) gelernt hat nun aus einer Distanz heraus diese betrachtet. Dabei hat das Individuum die Möglichkeit eine Abwandlung über einzelne Rollenerwartungen oder Anforderungen durchzusetzen. Das weitere einüben der veränderten Rollenerwartung führt zu einer Rollenveränderung, also zum Rollenwandel. Der Rollenkonflikt ist gekennzeichnet durch widersprüchlicher Rollenerwartungen die ein Rolleninhaber ausgesetzt ist. Er lässt sich in zwei Arten einteilen. Zum einen den Intrarollenkonflikt, hier liegt der Konflikt innerhalb einer Rolle durch die verschiedenen Rollenpartnern ausgelöst. Bei dem Interrollenkonflikt handelt es sich um einen Konflikt zwischen mehreren Rollen, die ein Individuum einnimmt. Die sich gegenseitig blockieren bzw.eine Ausführung der Rollen erschweren.

 

In welchen drei Hinsichten hat sich das Verhältnis von Familie und Arbeit seit Beginn des 20. Jahrhunderts gewandelt?

In Bezug auf das 20 Jahrhundert hat sich die Gesellschaft laut Schäfers im Hinblick auf Familie und Beruf verändert. Er führt drei Betrachtungsweisen an, die dafür verantwortlich sind. Die bürgerlich-industrielle Gesellschaft und die proletarische Familie waren stark vertreten. Zunehmend gab es Familienbetriebe, sie wurden vererbt. Kaum eine freie Berufswahl, oft war der Arbeitssitz vom Wohnsitz kaum getrennt. Dies war auch auf dem Land der Fall so Schäfers. Durch die Industrialisierung und Verstädterung gewannen Fabriken an Bedeutung als Arbeitgeber. Man zog vermehrt in die Stadt und so vollzog sich die erste Trennung zwischen Arbeit und Wohnbereich. Es kam zu einer "bürgerlichen Kern- und Kleinfamilie" (Schäfers, 2017, 65). Es gab weniger Kinder und der Einfluss der Eltern auf die Erziehung und Vermittlung von Arbeits- und Berufsqualifikationen schrumpfte. Die Frau sollte nach Möglichkeit nicht arbeiten und an das Haus gefesselt sich um den Nachwuchs kümmern und die Hausarbeit als ihre Bestimmung wahrnehmen. Während der Mann den Verpflichtungen von Arbeit nachging um die Familie zu ernähren. Bei der proletarischen Familie wuchs ebenfalls das Bedürfnis nach einer Trennung zwischen Arbeitsplatz und Wohnbereich und ebenfalls sehnte man sich danach das die Frau nicht arbeiten gehen musste. Eine weitere Veränderung trat mit der Reduktion der Arbeitszeit 1970 auf. Die 48 Stunden und 6-Tage-Woche wurde abgeschafft. Dadurch hatten die arbeitenden Familienmitglieder mehr Zeit für ihre Familienangehörigen. Dies bezog sich auch auf die Ferienzeiten der Schulkinder und führte auch zu veränderten Freizeitaktivitäten. So laut Schäfers, der sich auf Heidi Rosenbaums Werk "Formen der Familie" 1982 stütze.