06&07&08&09&10 Epidemiologie psychischer Störungen
Klinische Psych.
Klinische Psych.
Kartei Details
Karten | 52 |
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Sprache | Deutsch |
Kategorie | Psychologie |
Stufe | Universität |
Erstellt / Aktualisiert | 22.02.2018 / 02.03.2024 |
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Ätiologie und Pathogenese psychischer Störungen III: Neurobiologische Faktoren
Neurobiologie psychischer Störungen
- Alle normalen wie gestörten psychischen Prozesse sind an die Intaktheit neurobiologischer Prozesse (Reizübertragung, Neurotransmitter, Hormone, Proteine) gebunden.
- Hirnorganische Störungen verändern Bewusstsein, Wahrnehmung, Informationsverarbeitung, Gedächtnis, denken und Emotionen in oft dramatischer Weise.
- Auch psychische Störungen sowie akute Stresszustände weisen in der Regel Veränderungen neurobiologischer Prozesse und Funktionen auf.
- Diese Veränderungen können durch genetische Einflüsse, Lernerfahrungen oder Reizverarbeitung induziert und moderiert werden.
- Psychopharmakologisch wird versucht, diese Prozesse gezielt zu beeinflussen, z.B. durch Einsatz förderlicher (Agonisten) oder blockierender Substanzen (Antagonisten)
Effizienz der Signalübertragung – synaptische Struktur
Die Effizienz der Signalübertragung hängt vom Ausmaß der Rezeptorstimulation ab, d.h.
- von der Rezeptoranzahl, die zunehmen (Up-Regulation) oder abnehmen (Down-Regulation) kann
- der Verfügbarkeit der Transmittermoleküle
Bis zu 200mal in der Sekunde feuert eine Nervenzelle ihre Signale ab
Auf einen Stromstoß hin versammeln sich am Ende des Axons Kalzium-Ionen, und in Bläschen konzentrieren sich Neurotransmitter, chemische Botenstoffe
Sie überqueren den Spalt zur Nachbarzelle, bewirken dort eine Öffnung der Ionenkanäle
Der Fluss der geladenen Teilchen erregt die Dendriten – das elektrische Signal wird weitergegeben
Funktion einer Synapse
- Die Transmitter-Verfügbarkeit hängt u.a. ab: Vom Ausmaß der Herstellung (Synthese) und Freisetzung (Release) der Transmitter
- Der enzymatischen Inaktivierung im synaptischen Spalt
- Der Wiederaufnahme (Reuptake) in das präsynaptische Axonterminal
Drei Ebenen der Neurobiologie psychischer Störungen
Biochemische Aspekte -> Neurotransmitter
Neurophysiologische-/kognitive Aspekte -> Aufmerksamkeit, Gedächtnis, Emotion
Psychophysiologische Aspekte -> Reaktionsmuster, Schlüsselmechanismus Stress
Biogene Amine
Die bedeutsamsten Botenstoffe im ZNS sind:
Katecholamine: Dopamin (DA), Noradrenalin (NA) und Adrenalin (A)
Indolamin: Serotonin (5-Hydroxy-tryptamin, 5-HT)
Es gibt sehr viele unterschiedliche Dopamin- und Serotoninrezeptoren, die im Gehirn unterschiedlich dicht regional verteilt sind und mit bestimmten Verhaltensfunktionen korrelieren, Beispiele:
- Funktionale und morphologische Veränderungen des DA-Systems lassen sich bei Parkinson und verwandten neurologischen Erkrankungen, bei Schizophrenie und Suchterkrankungen finden
- Bei Ängsten spielt NA eine besondere Rolle
- Serotoninveränderungen sind bei einer Vielzahl von Störungen beteiligt, vor allem bei affektiven Störungen, aber auch bei Zwängen, Phobien, PTBS, Bulimie u.a.
Zusammenfassung: Neurobiologische Ätiologie-Modelle
- Alle psychischen Störungen haben eine neurobiologische Grundlage
- Neurotransmitter sind mit Sicherheit an allen kognitiven, affektiven und behavioralen Vorgängen beteiligt
- Psychische Störungen sind mit Abweichungen im Transmitterstoffwechsel assoziiert
- Aber sie werden nicht einfach durch einen Mangel oder Überschuss an bestimmten Neurotransmittern verursacht, die Pathomechanismen sind viel komplizierter!
- Vermutlich sind bei der Entstehung und Aufrechterhaltung psychischer Störungen viele und bislang noch nicht hinreichend untersuchte Prozesse und Transmittersysteme beteiligt
- Dabei stellt sich aus psychologischer Perspektive insbesondere die Frage nach der Moderierung und Auslösung (Triggering) derartiger Prozesse!
Perspektiven/ Neuro
Folie 18: Perspektiven
Interdisziplinäre Konvergenz: Die moderne neurobiologische Forschung überlappt sich in weiten Teilen mit der modernen klinisch-psychologischen und neuropsychologischen Forschung
- Die zentralen Annahmen der HPA-Achsen Modelle werden in nahezu identischer Weise von der Psychiatrie, der klinischen Neuropsychologie, der Neuropharmakologie und klinischen Psychologie genutzt
Reziprozität: Neurobiologische Prozesse bestimmen psychische Funktionen – aber psychische Vorgänge verändern umgekehrt auch neurobiologische Prozesse und Strukturen (Neuroplastizität)
Psychotherapie induziert über Lernvorgänge neurobiologische Veränderungen im Gehirn
Ätiologie und Pathogenese psychischer Störungen IV: Kognition und Stress
Folie 14: Stress
Stress = Reaktion des Organismus auf Bedrohung des inneren Gleichgewichtes
3 Phasen: a) Alarmreaktion, b) Widerstandsphase, c) Erschöpfungsphase
Biologische Funktion / Konsequenzen:
- kurzfristig: Energiemobilisierung zur Kampf-Flucht-Reaktion
- langfristig (anhaltende Stressbelastung): pathophysiologische Konsequenzen
Art und Ausmaß der Stressreaktion hängt von Stimuluscharakteristika ab:
- Intensität und Dauer der Belastungssituation führt zu bestimmter Ausprägung und Pathogenität der Stressreaktion (tier- u. humanexperimentelle Befunde)
- Life-Events: zeitliche. Koinzidenz zwischen schwerwiegenden Lebensereignissen führt zum Auftreten verschiedener Störungen
- Art der anhaltenden Stressoren (daily hazzles): z.B. Leistungsanforderungen, Mobbing, Paarkonflikte , haben unterschiedliche pathogene Potenz (Erkrankungswahrscheinlichkeit)
Stress und Störung
Stress kann als Konsequenz einer Störung entstehen oder ursächlich zur Entstehung von Störungen beitragen!
1. Stress als ursächliche Bedingung oder Risikofaktor für Entstehung und Verlauf psychischer Störungen:
- Genetische oder erworbene Vulnerabilität und akute Stressbelastung bedingen Störungsentstehung
2. Stress als Folge von störungsbedingten Belastungen:
- Beschwerden, Symptome und Funktionseinschränkungen der Störung selbst
- erforderlicher diagnostischer und therapeutischer Maßnahmen
- emotionaler Belastungen (Bedrohlichkeit, Ungewissheit)
- Beeinträchtigungen (Aktivität, Mobilität) im persönlichen und beruflichen Umfeld
Diathese-Stress-Modell
Diathese = konstitutionelle Disposition für eine körperliche Krankheit oder psychische Störung, auch jegliche Tendenz oder Neigung eines Menschen, auf eine besondere Weise auf Belastungen zu reagieren
--> angeborene/erworbene Vulnerabilität (Diathese) + Stressor + Entwicklung von körperlicher/psych. Störung
- Zentrale Annahme: zur Entwicklung einer Störung ist sowohl eine Diathese als auch Stress erforderlich!
Auswirkungen unterschiedlicher Stressarten
1. Traumatischer Stress
Extreme Belastungserfahrung (z.B. Kriegs- und Kampferfahrungen): Überlastung der Anpassungskapazität des Individuums, extreme Variationsbreite an Reaktionen: erfolgreiche Verarbeitung vs. psychische Störung (PTSD)
2. Mikrostressoren (Alltagsbelastungen)
Beeinträchtigung des Wohlbefindens (Befindenstrübungen), Erlebnisqualität: bedrohlich, kränkend, verlustbezogen oder frustrierend, eher mit belastungsbezogenen Beurteilungen als routinemäßigen Anpassungsleistungen verbunden
Alltagsbelastungen können Effekte größerer oder chronischer Belastungen verstärken
3. Chronische Belastungen
Längerdauernde Belastungen bzw. Folgen diskreter Ereignisse (z.B. langanhaltende Scheidungsbelastung), folglich massive Beeinträchtigung in Gesundheit und Befinden
Ätiologische Stress-Modelle
Auf welche Weise führen „normale“ Stressreaktionen zur Ausbildung (dauerhafter) psychischer Störungen?
Hypothese am Beispiel Depression:
Annahme: Depressionen sind fehlangepasste Stressreaktionen und führen zu (dauerhaften) Veränderungen im Transmittersystem des Gehirns,
z.B.
Noradrenalin-(Katecholamin-) Hypothese: depressiver Zustand ist durch Mangel; manischer Zustand ist durch Überschuss des Neurotransmitters Noradrenalin enstanden
Serotonin-Hypothese: übermäßige Erschöpfung der Serotonin-Menge
Diese Transmitterstörungen sind letztlich nur Ausdruck einer „molekularen Basisstörung“ (entsprechend einer durch molekulargenetische Prozesse gesteuerten Genexpression im Zusammenhang mit der HPA-Achse)
Diese Veränderungen können angeboren (Genetik) oder erworben (Läsion, Trauma) sein
Diathese-Stress-Modell
Je höher die Vulnerabilität, desto geringer die Stressbelastung, die ausreicht, um Störung auszulösen und umgekehrt!
Stress-Störungs-Zusammenhang
Chronische Aktivierung des Stress-Systems (hyperaktive HPA-Achse): Folge körperliche Erkrankung und/oder psychische Störungen
Belege: Bei depressiven Patienten massiv erhöhter Cortisolspiegel in Urin, Blut und Liquor, vergrößerte Nebenniere und Hypophyse, erhöhte Anzahl von CRF-produzierenden Neuronen im Hypothalamus und gesteigerte Aktivität des CRF-Gens (CRF-Produktion in jeder einzelnen Zelle deutlich erhöht!)
Bei Behandlung mit Psychopharmaka gehen diese Werte zurück!
Im Tierversuch ist depressive Symptomatik durch Einbringen von CRF ins Gehirn produzierbar!
Chronisch erhöhtes Cortisol-level: möglicherweise Zellzerstörung im Hippocampus (Beleg: verkleinerte Areale bei Langzeitdepressiven), wahrscheinlich depressionsfördernd (weil der Serotonin/Noradrelalinmangel verstärkt wird durch geringere Neuronenanzahl)
Analytische und deskriptive Epidemiologie
1. deskriptive Epidemiologie: Feststellung d. Krankheitshäufigkeiten/ -verteilung über Raum und Zeit in Abhängigkeit von Umwelt, Organismus und Persönlichkeit
- Ermittlung Erkrankungsraten
- Identifizierung allgemeiner Krankheitsrisiken und Risiko-/Schutzfaktoren
- deskriptive Querschnittsstudien (große Stichproben!)
2. analytische (genetische) Epidemiologie: Untersuchung von Entstehung, Verlauf und Ausgang von Erkrankungen (incl. Versorgung)
- Prüfung von Hypothesen über kausale Beziehungen zwischen Umweltfaktoren, Krankheit und Person (Ergebnisse der klinischen Forschung)
- Ermittlung von individuellen Krankheitsrisiken
- Längsschnittstudien (prospektiv-longitudinal, quasi-experimentelle Designs)
- Untersuchung der Versorgungsstruktur u. - qualität und Funktionsweise des Gesundheitswesens (administrative Epidemiologie, Versorgungsepidemiologie)
Was ist Epidemiologie? Definition
E. beschäftigt sich mit der räumliche und zeitlichen Verteilung sowie den Determinanten von Gesundheit, Krankheit, Morbidität und Mortalität in definierten Populationen.
E. ergänzt klinische Befunde im Rahmen von biopsychosozialen Bedingungsmodellen.
Epidemiologische Kennwerte (Parameter)
- Prävalenz = Gesamtzahl (%) aller Krankheitsfälle in einer definierten Population zu einem bestimmten Zeitpunkt (Punktprävalenz) oder während einer Zeitperiode (Strecken-oder Periodenprävalenz) oder des Lebens von Personen (Lebenszeit oder lifetime-Prävalenz)
- Inzidenz = Häufigkeit d. Neuauftretens einer Krankheit in einem bestimmten Zeitraum (z.B. eines Jahres) unabhängig davon, ob die Krankheit noch besteht oder nicht (lifetime-Prävalenz = kumulative. Lifetime-incidence)
- „Wahre“ (=Feldstudie in der Bevölkerung) vs. „behandelte“ (administrative) Prävalenz (=Häufigkeit in Behandlungseinrichtungen) bzw. Inzidenz (entsprechend)
Zentrale Voraussetzung: genaue Definition der Bezugspopulation, repräsentative Stichprobe oder Totalerhebung, reliable Falldefinition, Wahl des adäquaten Designs
Der epidemiologogische Trias
Wirt: Person, Disposition, Physiologie, Genetik
Schädlicher Agens: Akute oder chronische, soziale, psychische, physikalische Belastung oder Noxe
Umwelt: Aktuelle, soziale und physische Umwelt
Was ist Epidemiologie? Definition
1. deskriptive Epidemiologie: Feststellung d. Krankheitshäufigkeiten/ -verteilung über Raum und Zeit in Abhängigkeit von Umwelt, Organismus und Persönlichkeit
- Ermittlung Erkrankungsraten
- Identifizierung allgemeiner Krankheitsrisiken und Risiko-/Schutzfaktoren
- deskriptive Querschnittsstudien (große Stichproben!)
2. analytische (genetische) Epidemiologie: Untersuchung von Entstehung, Verlauf und Ausgang von Erkrankungen (incl. Versorgung)
- Prüfung von Hypothesen über kausale Beziehungen zwischen Umweltfaktoren, Krankheit und Person (Ergebnisse der klinischen Forschung)
- Ermittlung von individuellen Krankheitsrisiken
- Längsschnittstudien (prospektiv-longitudinal, quasi-experimentelle Designs)
- Untersuchung der Versorgungsstruktur u. - qualität und Funktionsweise des Gesundheitswesens (administrative Epidemiologie, Versorgungsepidemiologie)
Epidemiologische Kennwerte (Parameter)
- Prävalenz = Gesamtzahl (%) aller Krankheitsfälle in einer definierten Population zu einem bestimmten Zeitpunkt (Punktprävalenz) oder während einer Zeitperiode (Strecken-oder Periodenprävalenz) oder des Lebens von Personen (Lebenszeit oder lifetime-Prävalenz)
- Inzidenz = Häufigkeit d. Neuauftretens einer Krankheit in einem bestimmten Zeitraum (z.B. eines Jahres) unabhängig davon, ob die Krankheit noch besteht oder nicht (lifetime-Prävalenz = kumulative. Lifetime-incidence)
- „Wahre“ (=Feldstudie in der Bevölkerung) vs. „behandelte“ (administrative) Prävalenz (=Häufigkeit in Behandlungseinrichtungen) bzw. Inzidenz (entsprechend)
Zentrale Voraussetzung: genaue Definition der Bezugspopulation, repräsentative Stichprobe oder Totalerhebung, reliable Falldefinition, Wahl des adäquaten Designs
Psychische Störungen in Deutschland
Bis 2000 keine bundesweiten Untersuchungen; auch international erst in der letzten Dekade besser untersucht (USA: ECA, NCS; WHO: „Global Burden of Disease“ Studien)
1.Bundesgesundheitssurvey 1998 (BGS98): nationale Erhebung des Gesundheitszustands Erwachsener (18-65) in Deutschland
2.Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland (DEGS): Deutscher Erwachsener Gesundheitssurvey (DEGS1): bundesweit repräsentative epidemiologische Studie (Robert Koch-Institut, TU Dresden), Daten erhoben zwischen 2008 und 2011, Alter 18-79 Jahre
DEGS1-Mental Health: klinisch-diagnostische Interviews (CIDI) + Fragebögen
Methodik des DEGS1-Mental Health
90-120 min. dauernde persönliche Zusatz-Untersuchung aller DEGS Teilnehmer möglichst zeitnah nach dem Kernsurvey (14 - 42 Tage)
Standardisiertes computerisiertes diagnostisches Interview (15 Sektionen, einschließlich neuropsychologischer Status) durch klinische Untersucher
Diagnostische Zusatzmodule, z.B. Psychosen, kognitive Beeinträchtigungen
Nicht-diagnostische Module, z.B. Inanspruchnahme, Persönlichkeit, Arbeitswelt, Lebensqualität
Verlaufsmodul (Modul für ehemalige BGS98 –Teilnehmer: Veränderung und Prädiktoren)
Ziel: umfassende Beschreibung psychopathologischer Symptome, Syndrome und Diagnosen psychischer Störungen sowie assoziierter Einschränkungen im Querschnitt und Verlauf
DEGS1-MH - Erfasste Störungsgruppen (ICD-10, DSM-IV)
- Körperlich- /substanzbedingte psychische Störungen, z.B. organisch wahnhafte Störungen
- Missbrauch und Abhängigkeit von Substanzen, z.B. Alkohol-, Nikotin-, Stimulantienabhängigkeit
- Psychotische Störungen: z.B. Schizophrenie, Wahnstörung
- Affektive Störungen: z.B. Major Depression, Dysthymie, Bipolare Störung
- Angststörungen: z.B. Panik, GAD, Agora-, Spezifische-, Soziale Phobie
- Stress-/Anpassung, z.B. Post-traumatische Belastungsstörung
- Zwangsstörungen, z.B. Zwangsgedanken, -handlungen
- Essstörungen, z.B. Bulimie, Anorexia nervosa
- Somatoforme Störungen, z.B. Hypochondrie, Schmerzstörung,
- Dissoziative Störung
Der Bundes-Gesundheitssurvey (GHS-MHS) - Psychische und somatische Morbidität
Anteil aller Untersuchten, die in den letzten 12 Monate die Kriterien für eine oder mehrere Störungsbilder erfüllten – ungeachtet von Dauer, Schwere und Behandlungsstatus!
N = 7221 Personen (18-65)
Körperliche Erkrankungen: ohne Bagatellerkrankungen (z.B. Erkältung)
Psychische Erkrankungen: einschließlich Schlafstörungen (>4 Wochen) und Nikotinabhängigkeit
Beispiele: Nikotinabhängigkeit + kardiovaskuläre Krankheit oder Diabetes, Hypertonus + Major Depression)
- Nur jeder 4. Bundesbürger frei von Krankheit!
Prävalenzraten psychischer Störungen (Der Bundes-Gesundheitssurvey - GHS-MHS)
Lebenzeit: 42, 6%
12-Monate Prävalenz: 31,1%
1-Monats Prävalenz: 19,8%
Häufigkeit psychischer Störungen in Deutschland (DEGS1-MH)
12-Monats-Diagnosen psychischer Störungen (18-79 Jährige)
- Jedes Jahr sind 27,7% der Bevölkerung von mindestens einer Störung betroffen (95% KI: 26.3-29.2; einschließlich Nikotinabhängigkeit: 34,4%)
33% der Betroffenen sind Frauen, 22% der Betroffenen sind Männer
44% haben mindestens zwei psychische Diagnosen, 22% haben mindestens vier psychische Diagnosen
Junge Erwachsene sind am häufigsten betroffen (46% der 18-79 Jährigen)
Alters- und Geschlechtsverteilung- 12-Monatsprävalenz (DEGS1-MH)
- Psychische Störungen am häufigsten bei jungen Menschen (18-34) und weniger häufig bei Älteren
Die häufigsten psychischen Störungen in der Bevölkerung
- Angststörungen 15,3%
- Unipolare Depression 7,9%
- Alkoholstörungen 4,3%
- Somatoforme Störungen 3,5%
- Psychotische Störungen 2,6%
- Bipolare Störungen 1,5%
- Körperlich bedingte psychische Störungen 1,2%
- Anorexia Nervosa 0,7%
- Frauen leiden am häufigsten an Angststörungen, Depressionen, Somatoformen Störungen, Essstörungen
- Männer leiden häufiger an Sucht-/Alkoholstörungen
Diagnostische Prävalenz = Behandlungsbedarf?
Obwohl die Vergabe einer jeden CIDI/DSM-IV Diagnose voraussetzt:
- definierte Symptomkriterien (incl. Minimalmerkmale der Dauer, Schwere, Frequenz) + klinisch bedeutsames Leiden
- Symptombedingte Einschränkungen und Behinderungen
- und/oder aktives professionelles Hilfesuchverhalten
ist eine derartige Gleichsetzung höchst problematisch!
Weitere Faktoren: Motivationales Stadium des Patienten, psychosoziale Rahmenbedingungen, Verfügbarkeit von „first-line treatments“, Merkmale des Therapeuten/Dienstes, Wirtschaftlichkeitskriterien, etc
Trotzdem kann wissenschaftlich begründet bei jeder der Diagnosen von einem zumindest „niederschwelligen“ Interventionsbedarf in bestimmten Phasen der Störung ausgegangen werden
Versorgung psychischer Störungen
Inanspruchnahme von Personen mit Störung (self-report. Fälle mit einer Lifetime-Diagnose einer psychischen Störung):
Stationär 13.0%, Ambulant 34.4%, Hausarzt 13.6%, Psychiater/Nervenarzt 11.8%, Psychotherapeut 19.4%
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