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Kartei Details
Karten | 37 |
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Sprache | Deutsch |
Kategorie | Allgemeinbildung |
Stufe | Grundschule |
Erstellt / Aktualisiert | 20.02.2018 / 18.06.2018 |
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Resilienzforschung:
drei Typen von Schutzfaktoren
individuelle Eigenschaften
• familiäre Charakteristika
• außerfamiliäre Unterstützungssysteme
Familiäre Charakteristika
• stabile Beziehungen, emotionale
Unterstützung
• Zufriedenheit der Mutter mit ihrer
Lebenssituation
Außerfamiliäre Unterstützungssysteme
• Frühförderung von Kindern
• familienergänzende Kinderbetreuung von
hoher Qualität
• institutionelle vielseitige Bildungsangebote
Resilienz
Aufgaben der Netzwerke
• Frühen Zugang zu Hilfen schaffen
• Stärkenorientierter Einbezug der Eltern
• Lebenslaufbegleitende Unterstützung bis zur Einmündung in
den Arbeitsmarkt
• Sozialraum als unterstützendes Setting
• Aufwertung des Sozialraums als „strukturell 2. Heimat“
• Bessere Qualifizierungs- und Weiterbildungsmöglichkeiten
der Fachkräfte
• Einsatz von ehrenamtlichen Tätigkeiten
• Verbesserte Vernetzung und Abstimmung der Angebote
Resilienz
Entwicklungsempfehlungen
• Im Übergang zur Elternschaft allen Eltern Zugangswege zu
Hilfsangeboten eröffnen und diese vernetzen;
• Zügiger Ausbau von Krippen, Familienzentren und
Schulkinderbetreuung mit unbedingtem Vorrang in
belasteten Stadtteilen;
• Mehr und gut qualifiziertes Personal an FAZen, Kitas
und Schulen mit hohem Anteil an armen Kindern;
• Hausaufgaben- und Ferienbetreuung vor allem an
Schulen mit hohen Armutsquoten bedarfsgerecht und
wohnortnah ausweiten;
• Eltern Zugang zu Ausbildung und Arbeitsmarkt eröffnen
Abschlüsse, Studium, Ausbildung
1,5 Millionen jüngere Menschen im Alter zwischen 25 und 35 Jahren verfügten 2011 über
weder über einen berufsqualifizierenden Abschluss noch waren sie aktuell in Schule, Studium oder Ausbildung.
Retraditionalisierung:
77 Prozent der Frauen im Alter zwischen 35 und 39 Jahren werden von ihrem
Partner in Richtung des Minijob-Einstiegs oder des Minijob-Verbleibs gestärkt oder gedrängt.
Retraditionalisierung:
Teil 2
Drei Viertel aller verheirateten Frauen mit Minijob sind neben ihrer Erwerbstätigkeit für alles (!), was mit Haushalt und Kindern zusammenhängt, allein zuständig.
MERKE: Traditionelle Arbeitsteilungsmuster
werden durch Minijobs massiv verstärkt.
Folgen von Inkonsistenzen und Fehlanreizen in der Lebenslaufpolitik
Keine langfristige Sicherung des Lebensunterhalts möglich!! (Zwei
Drittel der erwerbstätigen Frauen in Deutschland verdienen in
Deutschland nicht genug, um ihre Existenz langfristig zu sichern)
Die Hälfte der Frauen ist nicht einmal in der Lage, sich und ein
Kind kurzfristig finanziell eigenständig zu versorgen – schon gar
nicht für Zeiten ohne eigenes Einkommen vorzusorgen
Nur jeder vierten Frau gelingt es überhaupt, langfristig für sich und
ihre Kinder den Unterhalt zu erwirtschaften
Frauen als Familienernährerinnen
In rd. 20 % aller Familien mit Kindern ist
die Frau hauptverantwortlich für den Lebensunterhalt.
• mittlere Bildungsabschlüsse und
Niedrigeinkommen sind überdurchschnittlich
häufig („Working poor“)
Nettoeinkommen von Familienernährerinnen im Paarbeziehungen (2007)
„Nicht zuletzt aufgrund von betrieblicher Rücksichtslosigkeit gegenüber Fürsorgearbeit ist die Gruppe der Familienernährerinnen von geringer Planbarkeit und wenig betrieblichem Mitspracherecht betroffen. Die gestiegenen
Anforderungen der Arbeitswelt − zumal in personenbezogenen Dienstleistungen, in denen viele Frauen
beschäPigt sind − müssen vor dem Hintergrund zunehmender Familienernährerinnen-Haushalte kritisch betrachtet werden.“
Fatale Folgen:
Frauen, die ab ihrem 35. Lebensjahr einen 400-Euro-Job ausüben bis sie 2045 in Rente
gehen, erwerben darüber einen Rentenanspruch von insgesamt 142 Euro.
Frauen im Alter
• ein langfristiger Trend zur Annäherung eigenständiger
Renten von Frauen und Männern nicht in Sicht!
• Folge der aktuellen Rentenreformen, zielen auf Absenkung des Standardrentenniveaus von 67 % auf 58,5 % im Jahr 2030 in der GRV.
• Durch die allgemeinen Kürzungen der 1. Säule verlieren auch alle für Frauen wichtigen Ausgleichselemente (z. B. für Kindererziehung oder Pflege) an Gewicht
Welche Arten von Armut gibt es?
Absolute Armut: Es fehlt an den Grundvoraussetzungen, um Gesundheit und die physische
Funktionsfähigkeit zu erhalten.
Relative Armut: Berücksichtigt Unterschiede zwischen den Lebensbedingungen bestimmter
Gruppen und der Mehrheit der Bevölkerung. Referenzgröße: die Gesellschaft, in der arme
Personen/Haushalte leben.
Verdeckte Armut: Darunter wird im Allgemeinen der Nichtbezug von Sozialhilfe trotz
potentieller Anspruchsberechtigung verstanden. Verdeckt arme Personen müssen also mit
einem Einkommen auskommen, das unterhalb des vom Gesetzgeber formulierten soziokulturellen
Existenzminimums liegt.
Die in den beiden letzten Jahrzehnten empirisch konstatierte Ausbreitung von Armut ist:
a) Ergebnis struktureller Defizite in den bestehenden sozialen Sicherungssystemen und
b) sie steht in Zusammenhang mit einem sozialökonomischen Strukturwandel, der veränderte
gesellschaftliche Rahmenbedingungen für Verarmungsprozesse schafft.
Sozialpolitik: vorsorgender Sozialstaat
Ziele
Maßnahmen
Ziele:
• Gewährleistung von Chancengleichheit durch
frühzeitige Befähigung („Verwirklichungschancen“)
• Reduzierung von Nachsorge und sozialen Folgekosten
Maßnahmen
• Investition in Prävention
• Vernetzung wesentlicher Politikfelder sowie
ehrenamtlicher und hauptamtlicher Akteur_innen
• hochwertige, institutionenübergreifende und
lebenslaufbegleitende Unterstützungsstrukturen
Armutsbericht Bundesregierung
Die Bundesregierung hat Ende Januar 2013 den Vierten Armuts- und Reichtumsbericht (4. ARB) im Bundeskabinett verabschiedet.
Der rund 500 Seiten starke Bericht ist in Verbindung mit den umfangreichen Begleitstudien ein regierungsamtliches Dokument. Er zeigt, wie sehr sich in Deutschland die Lebenslagen in den letzten Jahren auseinander entwickelt haben.
Privatvermögen BRD
Die Privatvermögen in Deutschland sind sehr ungleich verteilt. So verfügen die Haushalte in der unteren Hälfte der Verteilung nur über gut ein Prozent des gesamten Nettovermögens, während die vermögensstärksten zehn Prozent der Haushalte über die Hälfte des gesamten Nettovermögens auf sich vereinen. Der Anteil des obersten Dezils ist dabei im Zeitverlauf immer weiter angestiegen.
Die in den letzten zehn Jahren insgesamt gesunkenen Reallöhne bedeuten für Niedriglohnempfänger/innen, dass ihre Löhne unter Berücksichtigung der Preisentwicklung faktisch sogar stark gesunken sind.
• Die soziale Schere geht auch innerhalb der Arbeitnehmerschaft auseinander. Die guten Konjunkturjahre 2010 und 2011 sind dabei an den Geringverdienern weitgehend komplett vorbeigegangen.
Löhne der personennahen Dienstleistungen
Die Zunahme von nicht armutsfesten Löhnen ist nicht – wie es der Entwurf des 4. ARB versucht – durch den Hinweis auf den wirtschaftlichen Strukturwandel und auf die sinkende Tarifbindung triftig zu erklären.
• Gerade die Branchen, die nicht im internationalen Wettbewerb stehen, wie z.B. die personennahen Dienstleistungen, weisen überdurchschnittlich häufig die niedrigsten Löhne aus
Armutsquoten für Kinder
Während im Dritten ARB die Armutsquoten für Kinder laut EU-SILCDaten14 angeblich unterhalb der
Erwachsenenarmut lagen, ist jetzt die besondere Armutsbetroffenheit von Kindern (18,9 Prozent im Vergleich zu einer allgemeinen Armutsquote von 15,1 Prozent, Mikrozensus 2011) zweifelsfrei herausgestellt.
• Besonders Kinder in Alleinerziehenden-Haushalten sind weit überdurchschnittlich vom Armutsrisiko erfasst. Im
Jahr 2011 betrug die Armutsgefährdung von Alleinerziehenden-Haushalten 42,3 Prozent im
Vergleich zu einer allgemeinen Armutsgefährdung von 15,1 Prozent.
Armutsrisikoquote
Neben die ungleiche Entwicklung der Bruttolöhne tritt eine abnehmende Armutsvermeidung durch Sozialtransfers.
Konnte 1998 die Armutsrisikoquote durch staatliche Eingriffe um knapp 45 % gesenkt werden, so gelang dies 2009 nur zu einem Drittel.
• Die Armutsvermeidung durch Sozialtransfers hat im Zeitablauf stark nachgelassen. Im Ergebnis wächst die
soziale Ungleichheit sowohl durch ein Auseinanderdriften der Löhne als auch durch abnehmende staatliche Umverteilung.
Zunahme dauerhafter Armut
• Gravierend ist die Zunahme dauerhafter Armut:
• So waren 1998 „nur“ 4,7 % der Einkommensarmen auch in mindestens zwei der drei Vorjahre arm, im Jahr 2009
traf dies bereits auf 8,5 % der Einkommensarmen zu. Armutsgefährdungsquoten für ausgewählte Jahre (in %)
Als armutsgefährdet galt nach Angaben des Statistischen Bundesamts in Wiesbaden im Jahr 2013, wer weniger als 979 Euro im Monat zum Leben zur Verfügung hat.
Armutsentwicklung in Deutschland
• SOEP-Datenanalyse belegt: Abstiege aus Zonen des gesicherten Wohlstandes in verfestigte Armut kommt praktisch gar nicht vor.
• Dagegen lassen sich eine Zunahme von Abstiegen aus der Zone der Prekarität in verfestigte Armutslagen sowie eine deutliche Zunahme des Verbleibs in der Zone verfestigter Armut erkennen.
Armutsentwicklung in Deutschland
„Gesundheit ist ähnlich wie die Bildung zu einer sozialen Frage geworden. Soziale Herkunft, sozial-ökonomische Verhältnisse sowie soziale Umwelten prägen maßgeblich die Chancen auf gesundes Leben und Aufwachsen.“
Die strukturelle Überwindung insbesondere von Kinder- und Familienarmut ist der relevanteste Beitrag zur Herstellung von Bildungs- und Gesundheitsgerechtigkeit.
Zunehmende Polarisierung der Lebenschancen von Kindern und Familien
Zitate
Kinder aus Haushalten, die auf staatliche Unterstützung angewiesen sind, erleben einen anderen
Alltag wie Gleichaltrige aus Haushalten mit gesicherten Einkommen
„Ein Leben in Armut erfordert eine überdurchschnittliche Kraftanstrengung von den Familien“. (Andresen/Galic 2015)
„Umfang und Folgen von Armut in Kindheit und Jugend werden nach wie vor politisch unterschätzt.“ (G. Holz 2015)
Geburten 2007:
Lediglich 90 von 1000 Neugeborenen waren Kinder von Müttern mit einem
akademischen Abschluss;
539 Babys stammen von Müttern ohne Erwerbseinkommen und weitere 217 Babys von Müttern
mit Geringverdienst – mehr als 75 % des gesamten Nachwuchses werden im Bundesdurchschnitt von Müttern
in benachteiligten Lebensverhältnissen geboren.
(G. Heinsohn 2008)
Studie "Chancenspiegel„ (Bertelsmann-Stiftung 2012)
Hessen, Brandenburg, Hamburg und Bremen benachteiligen Kinder aus Familien mit wenigen Büchern - mit der Maßeinheit Bücher pro Haushalt bestimmen Bildungsforscher die sogenannten Bildungsnahen oder eben Bildungsfernen. In den genannten Ländern bleiben bildungsferne Schüler über zwei Lernjahre hinter den Kindern aus Familien mit über 100 Büchern zurück.
• Bayern, Baden-Württemberg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein bevorzugen besonders stark die Kinder der sogenannten "oberen Dienstklasse". Das bedeutet: Kinder aus akademisch gebildetem, reichem Elternhaus bekommen dort, bei gleicher Leistung, sechsmal so große Chancen aufs Gymnasium wie Arbeiterkinder.
Erwerbseinkommen 1995-2005
Zwischen 1995 und 2005 ist der Anteil der Menschen, die in Haushalten ohne jedes
Erwerbseinkommen leben, in der Bundesrepublik Deutschland auf 19,4 Prozent angestiegen – der höchste Wert innerhalb der OECD.
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