Die Romania der frühen Neuzeit
Vorlesung Klausurvorbereitung
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Kartei Details
Karten | 159 |
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Sprache | Deutsch |
Kategorie | Französisch |
Stufe | Universität |
Erstellt / Aktualisiert | 28.12.2017 / 18.01.2021 |
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Inwiefern war das 16. Jhd in Italien gekennzeichnet von kontinuierlichen Invasionen fremder Mächte (1515- Rest des Jahrhunderts)?
- 1515: Schlacht von Marignano gegen Frankreich – Schweizer müssen Mailand räumen
- 1516: Vertrag von Noyon zwischen Franz I. (von Frankreich) und Karl I. von Spanien – Einigung über Status Quo
- 1525: Schlacht von Pavia – Mailand unter Karls V. bringt Mailand Gewalt
- 1527: Sacco di Roma – Plünderung Roms durch den Kaiser
- 1529: Vertrag von Cambrai (Damenfrieden): Spanien schließt Frieden mit Frankreich und dem Papst (Osmanen marschieren auf Wien zu)
- 1544: Frieden von Crépy, Franz I.: Verzicht auf Anspruch auf Neapel, erhält von Karl V. Bourgogne zurück.
- 1559: Philipp II., Frieden von Cateau-Cambrésis: spanisch-habsburgische Vormachtstellung in Europa + der Welt
- Fortdauer des habsburgisch-französischen Gegensatzes (Frankreich versucht in den folgenden 150 Jahren, sich aus der habsburgischen Umklammerung zu lösen. Gelingt endgültig erst unter Ludwig XIV.)
Was wurde im 16. Jhd u.a. zur Verteidigung der romanischen Sprachen eingesetzt?
Sprachendialoge
Was war der bekannteste und einflussreichste Sprachendialog des 16. Jahrhunderts und woher stammte er?
- Dialogo delle lingue
- publiziert 1542
- aus Italien
- von Sperone Speroni (Padova 1500-1588)
- getreues Abbild der zeitgenössischen Sprachdiskussion
Was ist das Thema von Speronis Dialogo delle lingue?
- primär: Gegensatz Lateinisch – Romanisch bzw. das Verhältnis des Italienischen zum Lateinischen
- sekundär: Auseinandersetzung zwischen den verschiedenen romanischen Varietäten
Welchen Standpunkt vertritt die Figur Bembo in Speronis Sprachendialog?
- voluntaristische Position
- wesentliches Element der neuen Sprachauffassung der Renaissance
- Vorzüge und Nachteile einer Sprache in ihrem Wesen nicht unveränderlich, sondern Sprache als Produkt bewusster Pflege und Gestaltung (wie eine Pflanze: wächgst von Natur aus wächst, braucht aber auch Pflege des Menschen, wenn dieser Blüten sehen und die gewünschten Früchte ernten möchte)
- Formel von der Verteidigung der Sprache (dazu nötig: Regeln, Sprachpflege…)
- Begriffspaar „lebend“ und „tot“ bzgl. auf Latein und die Volkssprachen („totes Latein“ – „lebendige Volkssprachen“)
- Sprache von Gott gegeben, aber durch den Menschen veränderbar
Welche Wirkung hatte Speronis Sprachendialog?
- größerer Einfluss in Frankreich als in Italien
- Lesen und Auswertung des Sprachendialogs durch eine Gruppe junger Dichter (später Pléiade) --> programmatisches Manifest: La deffence et illustration de la langue francoyse (1549) von Joachim Du Bellay
Worum geht es in Joachim du Bellays La deffence et illustration de la langue francoyse (1549) und inwiefern war diese Schrift wichtig?
- mehr oder minder getreue Übersetzung der Hauptgedanken aus Speronis Dialog (Plagiat):
- Argumente: Französische Sprache ist nicht so arm, wie viele meinen (besonders die Liebhaber des Lateinischen und des Griechischen), sondern kann Werke anderer getreu wiedergeben; nicht unfruchtbar, sondern kann auch eigene Werke schaffen („Früchte guten Erfindungsgeists“); dazu notwendig: Fleiß, Sprachpflege, Kultivation (konsequente Bearbeitung der Sprache), Sprachentwicklung noch nicht abgeschlossen, aber trotzdem geeignet für Wiedergabe relevanter Themen (Philosophie, Geschichte, Medizin, Dichtung, Rhetorik…) —> kann genauso Perfektion erreichen wie Latein oder Griechisch
- aber kein Dialog, sondern eine theoretische Abhandlung (Fehlen des die einzelnen Standpunkte relativierenden lebendigen Gegeneinanders der Meinungen)
- in zwei Bücher gegliedert: 1. deffence, also die Verteidigung der Volkssprache gegen das Lateinische; 2. illustration: literarischer Ausbau, Veredelung durch Wiederbelebung der dichterischen Formen + Inhalte der Antike
Wichtiger Einschnitt → Herausbildung eines eigenständigen Sprachbewußtseins in Frankreich
Warum spricht man bezüglich des neuen Sprachbewusstseins des 15. und 16. Jahrhunderts von einem dialektischen Widferspruch?
- Einerseits: —> Wunsch nach Eigenständigkeit und (sprachlicher) Unabhängigkeit: Abgrenzung vom Latenischen
- Andererseits: --> Ausbau der romanischen Sprachen erfolgt weitgehend nach dem Modell des Latenischen: Annäherung/Hinwendung zum Latenischen
=> Die Volkssprache kann die klassische Sprache nur dann ablösen, wenn sie – zumindest ein Stück weit – so wird wie diese
Was war für die Volkssprachen notwendig, um mit dem Lateinischen konkurrieren zu können und in die bisher dem Lateinischen vorbehaltenen Domänen einzudringen? Wie wird dieses Problem gelöst?
- entsprechende Ausdrucksmittel, diese müssen erst geschaffen werden
- Öffnung für neue Einflüsse auf die Sprache
- --> das Lateinische als Quelle:
- für die Syntax, vornehmlich für komplexere Satzkonstruktionen
- für den Wortschatz --> gelehrte oder Buchwörter, als Entlehnungen nur oberflächlich an die romanischen Volkssprachen angepasst
- außer Latinismen auch Bereicherung durch andere Einflüsse: Gräzismen, Regionalismen bzw. Dialektalsten, Neologismen, Ableitungen /Neubildungen (explizit propagiert von den Dichtern der Pléiade --> Pierre de Ronsard)
Wozu rief Ronsard in seinem Abbregé de l’Art poëtique François (1565) auf?
- ermutigt zu Entleihungen aus anderen Sprachen zur Schaffung neuer Ausdrucksmittel
- Bereicherung der französischen Sprache
- ähnliche Äußerungen von Montaigne (1533-1592), großer Philosoph und Essayist aus Gascogne
Was bezeichnet der Begriff Italomanie in Bezug auf das Frankreich des 16. Jahrhunderts?
- großer kultureller Einfluss: italienische Autoren (z.B. Petrarca, Boccaccio) ins Französische übersetzt, Italienfeldzüge --> enger Kontakt mit Italien, Vorreiterrolle in der Renaissance (hohes Ansehen der auf dem Florentinischen basierenden italienischen Literatursprache, Vorbildfunktion)
- Heinrich II., der Sohn von Franz I., heiratet 1533 Cathérine de Médicis (1519-1589); in ihrem Gefolge kamen Scharen italienischer Höflinge und Intellektueller nach Frankreich und be- herrschten Hof, Kultur, Geistesleben
- Kulturelle Einflüsse spiegeln sich auch in der frz. Sprache wider: ca. 8000 Wörter aus dem Italienischen ins Französische, davon heute noch ca. 10% vertreten:
Insbesondere aus den folgenden Bereichen:
- Militärwesen: canon, alarme, escalade, cartouche etc.
- Finanzwesen: banqueroute, crédit, trafic etc.
- Umgangsformen: courtisan, disgrâce, caresse, escapade etc.
- Malerei: coloris, profil, miniature etc.
- Architektur: belvédère, appartement, balcon, chapiteau etc.
Wann kam es zur Kritik an dem starken italienischen Einfluss auf die Kultur und Sprache Frankreichs?
- verschärft sich nach der Bartholomäusnacht (24.8.1572): Ermordung zahlreicher Hugenotten auf Befehl von Cathérine de Médicis
- Henri Estienne und seine Deux dialogues du nouveau langage françois italianizé (1578)
Worum geht es in Henri Estiennes Deux dialogues du nouveau langage françois italianizé (1578)?
- H. Estienne: Humanist, Philologe und Buchdrucker
- für die pureté, die Reinheit des Französischen
- persifliert den übermäßigen Gebrauch von Italianismen in der Sprache der Höflinge
- absichtliche Verwendung übermäßig vieler Italianismen --> Verspottung
- Die Bereicherung kann also zu weit getrieben werden und stößt dann auf Kritik, denn sie steht im Widerspruch zur geforderten “Reinheit” der Sprache → Purismus
- erste Anzeichen von Purismus deuten auf eine Umorientierung hin, die sich zunächst gegen Italianismen wendet
Inwiefern kam es zu einem Umschlag von einer Offenheit für neue Einflüsse auf die Volkssprache zur Kritik fremder Einflüsse?
- Bereicherung zu weit getrieben; Kritik: zu viele fremde Einflüsse stehen im Widerspruch zur geforderten “Reinheit” der Sprache → Purismus
- erste Anzeichen von Purismus (z.B. Henri Estienne) --> Umorientierung, zunächst gegen Italianismen
- später wird auch die Verwendung von Latinismen kritisiert, Warnungen vor einer Latinisierung der Sprache
- Sprachpflege führt letztlich zur Gründung von Sprachakademien:
- 1582/83, Italien: Accademia della Crusca
- 1635, Frankreich: Académie française – “donner des règles certaines à notre langue et à la rendre pure”
- 1713, Spanien: Real Academia Española: “Limpia, fija y da esplendor”
Welches ist das älteste bekannte Dokument in rumänischer Sprache?
- Brief von Kaufmann Neacşu Lupu aus Câmpulung an den Stadtrichter von Braşov
- vom 29. oder 30. Juni 1521
- in kyrillischer Schrift
- enthält Informationen über einen bevorstehenden osmanischen Angriff auf die Walachei und möglicherweise auch auf Siebenbürgen
- 1894 vom Kronstädter Archivar Friedrich Wilhelm Stenner entdeckt, im Staatlichen Archiv von Braşov aufbewahrt
Was versteht man unter dem Begriff "Vulgärlatein"?
das Lateinische, wie es im Römischen Reich gesprochen wurde (im Gegensatz zur klassisch-lateinischen Schrift- und Literatursprache)
Inwiefern ist das Lateinische keine tote Sprache?
Es hat nicht immer schon romanische Sprachen gegeben. Die Gallier sprachen gallisch, die Iberer iberisch, die Römer lateinisch, die Franken germanisch. Die romanischen Sprachen setzen das Lateinische fort .
Warum sind die romanischen Sprachen entstanden?
Warum ist das Lateinische nicht geblieben, wie es war?
Romanisierungsprozess: die von den Römern eroberten Völker (u.a. Falisker, Osker, Umbrer, Etrusker, Ligurer, Räter, Kelten oder Gallier, Iberer, Keltiberer) übernehmen das Lateinische (die Sprache der römischen Eroberer, Soldaten, Siedler), und zwar in seiner gesprochenen Form, das sog. Vulgärlatein → Sprachwechsel, aber Wegentwicklung vom schriftsprachlichen Standard
3. Jahrhundert: Niedergang des römischen Reichs. Völkerwanderung + weitere Auseinandersetzungen: seit dem 4./5. Jahrhundert: röm. Reich wird durch eine Reihe germanischer Reiche (Franken, Westgoten, Ostgoten, Langobarden, Burgunder ) erobert--> germanische Sprachen → kein Sprachwechsel, aber Sprachen der Germanen haben Einfluß auf das Vulgärlateinische
Welche drei Hypothesen erklären die Entstehung der Vielfalt der romanischen Sprachen?
- Substrathypothese: Entstehung der rom. Sprachen aus den Substratsprachen – aus den Spuren, die die untergegangenen Sprachen der eroberten vorrömischen Völker im Vulgärlatein hinterlassen haben
- Superstrathypothese: Entstehung verschiedener romanischer Sprachen zum großen Teil aus den Superstratsprachen – aus den Spuren, die die Sprachen der germanischen Eroberer im Vulgärlatein hinterlassen haben
- Romanisierungshypothese: Vielfalt der romanischen Sprachen vor allem durch Unterschiede in Verlauf und Intensität des Romanisierungsprozesses
Ab wann können wir die Weiterentwicklung des Lateinischen als Französisch, Italienisch, Spanisch etc. bezeichnen?
Das gesprochene Latein, das von den vorrömischen Völkern übernommen und adaptiert wird, entwickelt sich im Laufe des Romanisierungsprozesses immer stärker vom schriftsprachlichen Standard weg, so daß es irgendwann nicht mehr als bloße Varietät des Lateinischen angesehen werden kann.
Wann genau man das, was normalerweise gesprochen wurde, nicht länger als Latein bezeichnen konnte, weil es sich so stark verändert hatte, ist schwer zu sagen, denn es gibt bis heute Kontinuität zwischen dem gesprochenen Latein (oder Vulgärlatein) und den aktuellen romanischen Sprachen. Die Verständigung zwischen den Generationen war nie unterbrochen
Welche Zeitspanne behandelt die Periode vom Vulgärlatein zu den romanischen Sprachen?
von grauer Vorzeit bis zu den ersten Schriftzeugnissen in romanischen Sprachen.
Was waren die ersten Schriftzeugnisse in den rom. Sprachen?
Altfranzösisch – Straßburger Eide, les Serments de Strasbourg (842)
Altitalienisch (volgare) – Eidesformeln, Placiti campani (960-963)
Altspanisch – Glossen, Glosas Emilianenses, Silenses; Noticia de kesos (10. Jh.)
Frühe Schriftzeugnisse gibt es auch im Okzitanischen
Alle frühen romanischen Texte sind in einen lateinischen (Haupt-)Text eingebettet.
Als man auf die Idee kam, etwas in den neuen romanischen Sprachen aufzuschreiben, waren sie im mündlichen Gebrauch bereits lange verbreitet
Wann war der Untergang des römischen Reichs?
476
Welchen Zeitraum bezeichnet man gemeinhin als Mittelalter?
ca. 500-1500
Welchen Zeitraum bezeichnet man gemeinhin als frühe Neuzeit?
~ 16. und 17. Jh.
Was waren bedeutende Ereignisse und Entwicklungen in der frühen Neuzeit, die sich auch auf die romanischen Sprachen auswirkten?
- Renaissance: Wiedergeburt; kulturelle Wiederannäherung an die Antike
- Humanismus: Weltanschauung, die auf die Philosophie der Antike zurückgreift; Mensch im Zentrum des humanistischen Weltbilds.
- Reformation: kirchliche Erneuerungsbewegung in enger Verzahnung mit dem Humanismus, größere Verantwortung des Menschen, direkteres Verhältnis zu Gott
- Buchdruck: technische Voraussetzung für die rasche Verbreitung neuer Ideen
- Entdeckung Amerikas: Beginn der Kolonialisierung
- Abschluß der Reconquista, der Wiedereroberung der Iberischen Halbinsel durch die katholischen Könige
- Vertreibung der Juden von der Iberischen Halbinsel
Wie lässt sich die sprachliche Situation in der Romania des Mittelalters charakterisieren?
Diglossiesituation: Koexistenz zweier Sprachen mit komplementären Funktionen in der Gesellschaft:
- Dialekte der neuen romanischen Sprache (= low variety oder L, vgl. Nähesprache): alltägliche Kommunikation gebraucht werden
- das Lateinische (= high variety oder H, vgl. Distanzsprache): (fast) alleinige Schriftsprache verwendet wird, spielt wichtige Rolle in Schule, Kirche, und Verwaltung
Wie verlief die Entwicklung der romanischen Sprachen im Mittleralter?
Prozess: romanischen Volkssprachen dringen ganz allmählich in die zunächst dem Lateinischen vorbehaltenen Domänen ein
Was sind die Galloromania? Wann setzte bei ihnen die Verschriftung ein?
Altfranzösisch, Altokzitanisch: Verschriftung vergleichsweise früh, frühe erste literarische Blütezeit (im 12. Jahrhundert: Heldenepen und höfischer Roman im Norden, Trobadorlyrik im Süden)
Wie verlief die Emanzipation der romanischen Idiome im Gebiet des heutigen Italien?
- eher schleppend
- zu literarischen Zwecken wird die Volkssprache erst im 13. Jahrhundert verwendet – nach dem Vorbild anderer volkssprachlicher Literaturen jenseits der Alpen (der französischen und der okzitanischen)
- Mitte des 13. Jahrhunderts: Toskana: Dichtung im volgare für das gebildete Bürgertum (Dolce stil nuovo nach dem Vorbild der sizilianischen Schule und der Provenzalen)
- Prosaübersetzungen mit zahlreichen Modifikationen von altfranzösischen, altokzitanischen, lateinischen und orientali- schen Vorlagen (volgarizzamenti)
- Il Novellino: älteste italienische Novel- lensammlung, nach 1250 in der Toskana zusammengestellt
- mystische und geistliche Lyrik (Francesco D’Assisi)
- didaktische und allegorische Dichtung (Brunetto Latini)
- 1265: *Dante Alighieri
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