Psychologische Diagnostik
Teil I
Teil I
Fichier Détails
Cartes-fiches | 25 |
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Langue | Deutsch |
Catégorie | Psychologie |
Niveau | Université |
Crée / Actualisé | 02.11.2017 / 20.02.2024 |
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Definition Psychologische Diagnostik von Schmidt-Atzert & Amelang (2012)
Psychologische Diagnostik ist...
- - eine Teildisziplin der Psychologie
- - dient der Beantwortung von Fragestellungen, die sich auf die Beschreibung, Klassifikation, Erklärung oder Vorhersage menschlichen Verhaltens und Erlebens beziehen
- - schließt die gezielte Erhebung von Informationen über das Verhalten und Erleben eines oder mehrerer Menschen sowie deren relevanter Bedingungen ein.
- - Die erhobenen Informationen werden für die Beantwortung der Fragestellung interpretiert.
- - Das diagnostische Handeln wird von psychologischem Wissen geleitet.
- - Zur Erhebung von Informationen werden Methoden verwendet, die wissenschaftlichen Standards genügen.
Etymologische Herkunft „Diagnostik“
aus dem Griechischen:
διαγι(γ)νώσκω, diagi(g)nósko - erkennen, unterscheiden, kennzeichnen, hervorheben
„Diagnose“: διάγνωσις, diágnosis - Unterscheidung, Entscheidung
Definition Psychologische Diagnostik nach Petermann & Eid (2006)
- Inhalte und Methoden der P. D. beziehen sich auf die regelgeleitete Sammlung und Verarbeitung von gezielt erhobenen Informationen, die für das Verständnis menschlichen Verhaltens und Erlebens bedeutsam sind.
- Aus den gewonnenen Informationen sollen Fragestellungen (eines Auftraggebers) bearbeitet und Entscheidungen getroffen werden.
- Prinzipien der Entscheidungsfindung müssen wissenschaftlichen Kriterien entsprechen.
- Schritte der Entscheidungsfindung müssen nachvollziehbar sein und die Schlussfolgerungen ethischen Standards genügen.
- Die Fragestellungen der Psychologischen Diagnostik können sich dabei auf die
• Beschreibung und
• Klassifikation,
• Erklärung,
• Vorhersage (Prognose) und
• Evaluation von Zuständen und/oder Verläufen beziehen.
Beantwortung von Fragestellungen:
- P. D. wird nicht zum Selbstzweck durchgeführt, sondern erfüllt einen Auftrag und soll eine vorher festgelegte Fragestellung beantworten.
- Sie hat die Aufgabe Entscheidungen und Interventionen vorzubereiten, bzw. abzusichern.
Regelgeleitete Sammlung und Verarbeitung
- Informationen werden nicht schematisch oder wahllos erhoben, sondern zielgerichtet.
- Dabei werden Standards zur Sicherstellung der Testgütekriterien beachtet (Objektivität, Reliabilität, Validität usw.).
- Die Beachtung der Standards und Gütekriterien beginnen bei der Auswahl geeigneter Tests (Validität), erstrecken sich über die gesamte Testanwendung und Auswertung (Objektivität), bis hin zur Datenintegration und -interpretation (was kann ein Test aussagen und was nicht)
Erfüllung wissenschaftlicher Kriterien:
- Abgrenzung zur Laiendiagnostik.
- Zur Bearbeitung, Auswertung und Interpretation der vorliegenden Informationen ist Fachwissen notwendig.
Dies betrifft auch schon im Vorfeld die Auswahl geeigneter Verfahren (aus einem Pool vieler möglicher Verfahren) um die Fragestellung adäquat beantworten zu können.
Insbesondere sollen Gütekriterien hierbei beachtet werden.
Beschreibung und Klassifikation:
- Beschreibung von Merkmalen und Merkmalsunterschieden des menschlichen Verhaltens und Erlebens.
- Mögliche Merkmalsträger: Personen, Gruppen, Institutionen, Organisationen, Kulturen, Situationen, Umwelten, Interaktionen
- Betrachtung einer oder mehrerer Merkmalsausprägungen (u.U. eine Integration und Reduktion von Informationen notwendig)
Erklärung
- Ursachen von Verhaltens- und Erlebensweisen ausgemacht werden ausmachen (z.B. in der klinischen Diagnostik nicht nur aktuelle Zustände, sondern auch auslösende und vor allem aufrechterhaltende Bedingungen identifizieren)
Vorhersage (Prognose):
INTERindividuell vs. INTRAindividuell orientierte Prognosen:
Interindividuell:
- häufig Unterschiede (z.B. Persönlichkeitsmerkmale) untersucht , zur Vorhersage späterer Unterschiede (z.B. im Berufserfolg).Oft die Frage nach der „besten“ Passung oder Eignung im Vordergrund
- Bsp.: Berufseignungsdiagnostik; Frage nach geeigneten Selektionsstrategien.
Intraindividuell
- beziehen sich auf Vorhersage der Entwicklung einzelner Personen.
Bsp. Aufgabenfelder der klinisch-psychologischen Diagnostik u. a. Klärung von Heilungs- und Krankheitsprognosen mit und ohne Einbeziehung von Interventionsmaßnahmen (Indikationsstellung).
Evaluation von Zuständen/Verläufen:
- Evaluationsdiagnostik dient Bewertung des Interventionsverlaufs
- gibt zudem u.U. Hinweise auf Anpassung der geeigneten Interventionsmaßnahmen.
- dient Qualitätssicherung und Bewertung der Interventionsziele (Zielerreichungsdiagnostik).
Grundannahmen der psychologischen Diagnostik (nach Cohen & Swerdlik (2010))
- - Psychologische Traits (Eigenschaften) und States (Zustände) existieren.
- - Psychologische Traits und States lassen sich messen und quantifizieren.
- - Testbezogenes Verhalten kann nicht-testbezogenes Verhalten vorhersagen.
- - Tests und andere Beurteilungsverfahren haben Stärken und Schwächen.
- - Verschiedene Fehlerquellen sind Teil des Erhebungsprozesses.
- - Testen und Beurteilen kann in einer fairen und unverzerrten (Bias) Art und Weise durchgeführt werden.
- - Testen und Beurteilen haben Vorteil für die Gesellschaft.
1000. v.Chr.
Sui Dynastie (581–618) Tang Dynastie (618–907)
- Prüfungssystem zur Auswahl von Beamten:
- Kenntnisse über klassische Schriften, kriegerischer Fertigkeiten (Bogenschießen, Reiten etc.) sowie Interviews um die Fähigkeit zum Planen und Verwalten zu erfassen
1884
Sir Francis Galton
internationale Gesundheitsausstellung in London:
- Erster systematischer Versuch in der Neuzeit interindividuelle Unterschiede in geistigen Fähigkeiten zu messen.
- Menschen unterscheiden sich in Reaktionszeit, Tonhöhenwahrnehmung.
- Versuch biologische Grundlagen geistiger Fähigkeiten zu messen
1901
Clark Wissler
- erste systematische Validierungsstudie zu kognitiven Tests
- Kognitive Tests mit über 300 Studenten , wie sie Galton propagiert hatte Korrelation der Testleistungen mit Studiennoten. Die Korrelationen waren so niedrig (max. r = .16) als gescheitert galt.
1905
Alfred Binet und Theodore Simon
- veröffentlichen den ersten Intelligenztest.
- Entwickelt im Auftrag des franz. Unterrichtsministeriums um geistig zurückgebliebene Kinder zu entdecken, um sie angemessen zu beschulen.
- Schnell in anderen Ländern adaptiert und verbreitet.
- Aufgaben dienten zudem als Vorbild für andere Tests. Noch heute ist ein Nachfolgetest in Gebrauch!
1912
William Stern
- Stern prägt Begriff »IntelligenzQUOTIENT« mit der Formel:
Intelligenzquotient = 100 × (Intelligenzalter/Lebensalter).
- VORHER wurde lediglich das »Intelligenzalter« bestimmt, das angibt, welchen Entwicklungsstand ein Kind erreicht hat.
- HEUTE: IQ wird über die Abweichung vom Populationsmittelwert bestimmt.
1917/18
Robert M. Yerkes
- Entwicklung und Einsatz des ersten Gruppentests (Army Alpha & Beta Examination).
- Testentwicklung um Rekruten zu untersuchen (geistig inkompetente aussondern und die Platzierung optimieren).
- Z.B. rechnerisches Denken, Synonyme-Antonyme, Analogien sowie sprachfreie Aufgaben.
- Mitarbeiter konstruierten später Intelligenztests für den Bildungsbereich oder die Wirtschaft. Die Army-Tests dienten auch vielen anderen Testautoren als Vorbild.
1917/18
Personal Data Sheet
- Entwicklung des ersten modernen Persönlichkeitstests (Personal Data Sheet)
- Der Fragebogen diente ebenfalls zur Beurteilung von Rekruten.
- bestand aus 116 nach empirischen Kennwerten ausgewählten Fragen, die mit »ja« oder »nein« zu beantworten waren.
- Damit sollten neurotische Rekruten entdeckt werden, um sie dann gründlich psychiatrisch zu untersuchen.
- Fragebogen war Vorbild für andere Persönlichkeitsinventare.
1921
Hermann Rorschach
- Der Rorschachtest wird publiziert.
- Der Schweizer Psychiater Hermann Rorschach veröffentlichte den ersten projektiven Test, der später nach ihm benannt wurde.
- Jede der zehn Tafeln zeigt Gebilde, die aus schwarzen oder farbigen Tintenklecksen bestehen. Die Testperson soll angeben, was das sein könnte.
- Damit wurde ein völlig anderes Testkonzept verfolgt als mit den Persönlichkeitsfragebogen in den USA.
1939
David Wechsler
- Der erste Wechsler-Test erscheint.
- David Wechsler publiziert die »Wechsler-Bellevue Intelligence Scales«.
- Er hatte nicht die Absicht, völlig neuen Test zu entwickeln. Items sind teilweise stark angelehnt an die Binet und Army-Alpha- und Beta-Tests.
- NEU: war Wechslers Formel zur Berechnung des Intelligenzquotienten!
Anwendung & Nutzen psychologischer Diagnostik:
Klinische Psychologie
- Erkennen und genaue Bestimmung von psychischen Störungen
- Patienten werden dadurch einer Therapie zugeführt, die ihre Lebenszufriedenheit und eventuell ihre berufliche Leistungsfähigkeit verbessert und eventuell ihre Suizidgefährdung reduziert.
Anwendung & Nutzen psychologischer Diagnostik:
Personalpsychologie
- Potenzialanalyse (Starken und Schwächen von Mitarbeitern erkennen)
- Gezielte Förderung der Mitarbeiter durch Einsatz, der ihren Fähigkeiten gerecht wird; Personalentwicklungsmaßnahmen zur Behebung von »Schwächen«.
Anwendung & Nutzen psychologischer Diagnostik:
Pädagogische Psychologie
- Schullaufbahnberatung (Schule, Schulform oder Klasse finden, in denen ein Schuler mit seinen Fähigkeiten, Interessen und Persönlichkeitsmerkmalen einen guten Abschluss erreichen wird)
- Höhere Lebenszufriedenheit der richtig platzierten Schüler, eventuell später bessere Berufschancen, effizienter Einsatz der Ressource Schule.
Anwendung & Nutzen psychologischer Diagnostik:
Forensische Psychologie
- Straftäter erkennen, die ein hohes Risiko aufweisen, nach ihrer Entlassung wieder schwere Straftaten zu begehen
- Gesellschaft wird vor schweren Straftaten geschützt; Straftäter erfährt eventuell weitere Behandlung, die ihm später ein straffreies Leben ermöglicht.
Anwendung & Nutzen psychologischer Diagnostik:
Verkehrspsychologie
- Verkehrseignung von Personen überprüfen, die wegen Trunkenheit am Steuer oder anderer Delikte ihren Führerschein verloren haben
- Gesellschaft wird vor gefährlichen Verkehrs-teilnehmern geschützt; Betroffenen wird eventuell ein Weg aufgezeigt, wie sie an sich arbeiten können, um wieder eine Fahr-erlaubnis zu erhalten.
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