Trainingswissenschaften JLU Müller
Beispielfragen aus VL
Beispielfragen aus VL
Fichier Détails
Cartes-fiches | 32 |
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Langue | Deutsch |
Catégorie | Sport |
Niveau | Université |
Crée / Actualisé | 21.03.2017 / 05.06.2024 |
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21. Erläutern Sie mit Hilfe eines sportwissenschaftlichen Lexikons oder des Beitrags von Güllich & Schmidtbleicher (1999) die folgenden Begriffe: Hyperplasie, Hypertrophie, intramuskuläre Koordination, intermuskuläre Koordination.
Hypertrophie: Unter Muskelhypertrophie wird die Vergrößerung der Muskelmasse verstanden. Durch ein Krafttraining hypertrophieren sowohl die ST- als auch die FT-Fasern, wobei die FT-Fasern ihren Querschnitt erheblich mehr vergrößern können als die ST-Fasern. Das Ausmaß der Querschnittszunahme hängt neben der genetischen Disposition vor allem von der Trainingsmethode und dem Trainingszustand ab. Im Verlauf der trainingsinduzierten Hypertrophie kommt es zu einer Zunahme von Dicke und Zahl der Myofibrillen.
Hyperplasie: Vergrößerung eines Gewebes oder Organs durch Zunahme der Zellzahl im Gegensatz zur Hypertrophie (gleiche Zellzahl). Die spekulativ diskutierte Vermehrung von Muskelfasern lässt sich zwar tierexperimentell belegen, wurde jedoch für den menschlichen Muskel nicht nachgewiesen.
Intramuskuläre Koordination: Das Zusammenspiel der einzelnen motorischen Einheiten eines Muskels. Die Abstufung der Kraft und der Verkürzungsgeschwindigkeit des Gesamtmuskels wird vom ZNS in Abhängigkeit von der Anforderung auf verschiedenen Wegen realisiert: Durch die Zahl und den Zeitpunkt der aktivierten ME (Rekrutierung und Synchronisation) und die Frequenz der Impulse der Motoneuronen (Frequenzierung).
Intermuskuläre Koordination: Die intermuskuläre Koordination bezieht sich auf das Zusammenwirken von verschiedenen Muskeln bei einem gezielten Bewegungsablauf. Sie wird auch in der Bewegungstechnik sichtbar. Neben den Agonisten müssen auch die Antagonisten (Gegenspieler) und die Synergisten (Mitspieler) in adäquater Form aktiviert werden. Die Bedeutung der intermuskulären Koordination für die Kraftentfaltung zeigt sich beim so genannten „Übertragungsverlust“. Wenn die Bewegungstechnik der (Kraft-) Trainingsbewegung nicht mit der Technik der Ziel- oder Wettkampfbewegung übereinstimmt, sind die Leistungsverbesserungen im Krafttraining nicht mit vergleichbaren Leistungsverbesserungen in der Zielbewegung. verbunden.
22. Welche Konsequenzen für die Trainingsplanung ergeben sich, wenn ein großes Kraftdefizit (s. Folie 34) festgestellt wird.
Ein großes Kraftdefizit (als Grenzwert wird häufig eine um 10 % verringerte Kraftleistung unter isometrischen gegenüber exzentrischen Muskelaktionen angesehen) zeigt an, dass die Muskulatur in der Lage ist, größere Kräfte zu produzieren wenn durch die bei exzentrischer Muskelarbeit zugeschalteten Reflexe eine stärkere Aktivierung erfolgt als bei rein willkürlicher Aktivierung wie z.B. unter isometrischen Bedingungen.
In diesem Fall können durch ein spezifisches Training sehr viel schneller Kraftzuwächse erreicht werden, indem die neuromuskuläre Aktivierung verbessert wird. Krafttraining, das auf eine verbesserte Aktivierung hinwirken soll erfordert größere Intensitäten als ein hypertrophieorientiertes Training.
23. Erläutern Sie das Phänomen des „Übertragungsverlusts“ beim Krafttraining.
Der Übertragungsverlust bezeichnet die Differenz zwischen dem in der Trainingsübung erreichten Leistungsfortschritt und dem in der Zielbewegung erreichten Leistungsfortschritt.
Eine deutliche muskelspezifische Kraftsteigerung bedingt nicht zwingend eine Steigerung der (sport-)motorischen Leistung. Diese kann nicht ohne ein zusätzliches Techniktraining erreicht werden. In der Konzeption eines anwendungsbezogenen Krafttrainings sind daher die Ziele eines muskelspezifischen und eines bewegungsspezifischen Krafttrainings zu berücksichtigen und zu integrieren. Wird z.B. die Trainingsübung Bankdrücken zur Verbesserung der Schnellkraft des m. triceps brachii benutzt, verbessert sich die Leistung im Bankdrücken. Aber diese Leistungssteigerung kann i.d.R. nicht unmittelbar auf die Kugelstoßleistung übertragen werden.
24. Definieren Sie die Begriffe Sollwert und Istwert in Bezug auf das Techniktraining und erläutern Sie deren Bedeutung für die Trainingssteuerung.
Ziel des Techniktrainings ist die Fehlerminimierung, d.h. die Verringerung von Soll-Ist- Diskrepanzen. Mit Hilfe von objektiv ergänzender Schnell- und Sofortinformation bekommt der Lernende ergänzend zu der eigenen subjektiven Bewegungswahrnehmung objektive Informationen über seine Bewegungsausführung bzw. sein Bewegungsergebnis (Ist-Wert). Dieser Ist-Wert wird mit dem Soll-Wert verglichen, d.h. Information darüber, wie die Bewegung idealerweise ausgeführt werden sollte. Die informationelle Beanspruchung des Übenden kann durch die Menge, den Zeitpunkt, die Detailliertheit und die Art der Darstellung dieser beiden Zusatzinformationen gesteuert werden.
Da sowohl die Wahrnehmung von Sportler als auch Trainer oft lückenhaft ist, greift man für beide Informationskategorien auf Messwerte (Zeiten, Höhen, Weiten, Kräfte) zurück, mit denen man dem Lernenden schnelle, objektive und eindeutige Rückmeldung geben kann.
Die Istwertinformation sollte unmittelbar nach Bewegungsende gegeben werden, bzw. in einem Zeitraum rückgemeldet werden, in dem noch ein subjektiver Eindruck der Bewegung präsent ist (20-30s nach der Bewegung).
25. Erläutern Sie, was man unter „objektiv ergänzender Schnell- und Sofortinformation“ versteht.
Beim Techniktraining / Koordinationstraining benötigt der Lernende im Allgemeinen Information darüber, wie die gerade zuvor vollzogene Bewegung abgelaufen ist (“Knowledge of Performance”) und / oder darüber zu welchem Ergebnis sie geführt hat (‘Knowledge of Result”). Zum Teil erhält der Lernende diese Information über die eigenen sensorischen Kanäle (visuell, akustisch, kinästhetisch) unmittelbar als sogenannte “Eigeninformation”. Diese Eigeninformation bildet den Ablauf und das Ergebnis aber nicht immer in allen Aspekten volllständig ab. So kann z.B. der Rumpfwinkel beim Startsprung im Schwimmen oft nur sehr ungenau selbst eingeschätzt werden. In diesen Fällen hat es sich als hilfreich erwiesen, wenn dem Übenden von außen “ergänzend” zu den defizitären Eigeninformationen zusätzliche Informationen über das relevante Bewegungsmerkmal bereitgestellt werden. Da der Übende manchmal bezweifelt, dass eine außenstehende Person das Merkmal besser erkennen kann, als er doch gerade selber “gespürt” hat, kann es von Vorteil sein, wenn das Merkmal durch ein objektives System gemessen oder vermittelt wird. Ein Video das zeigt, dass die Beine beim Skifahren in der Tat nur unzureichend gebeugt waren ist mglw. überzeugender als die Worte des vermeintlich eh voreingenommenen Skilehrers. Um dem Übenden zu ermöglichen die ergänzenden Rückmeldungen mit den nur flüchtig gespeicherten Eigeninformationen in Beziehung zu setzen, sollte die externe Information evtl. sofort oder ausreichend schnell nach Bewegungsende gegeben werden
26. Illustrieren Sie an einem Beispiel Ihrer Wahl, wie die Beanspruchung im Techniktraining variiert werden kann.
Die Lernprozesse die beim Techniktraining aufseiten des Übenden ablaufen erfordern die Verarbeitung einer Vielzahl von gleichzeitig oder zumindest in dichter Folge eingehendern Informationen aus verschiedenen sensorischen Kanälen. Die Menge und Dichte dieser Informationen belastet die informationsverarbeitenden Instanzen und führt in Abhängigkeit von der jeweils bei der Person vorhandenen Informationsverarbeitungskapazität zu unterschied- lichen Beanspruchungen. Alle Maßnahmen mit denen die Menge, die Dichte oder auch der Umfang der zu verarbeitenden Informationen verändert werden, beeinflussen die informatio- nelle Belastung und somit bei gegebener Leistungsfähigkeit auch die Beanspruchung.
Am Beispiel Turnen am Schwebebalken ließe sich dies wie folgt illlustrieren:
Die Menge und Dichte der zu verarbeitenden Informationen steigt typischerweise an, wenn zunehmend mehr Teilbewegungen gleichzeitig ausgeführt werden (“Achte auch auf die Armführung, Hände gestreckt, Lächle”). Dies gillt auch wenn in einzelnen Informationskänalen angereicherte Informationen bereitgestellt werden oder die Präzisionsanforderungen erhöht werden (schmalerer Balken). Eine Reduktion der Beanspruchung kann z.B. dadurch erreicht werden, dass die Bewegung langsamer ausgeführt wird oder auch eventuelle negative Konsequenzen weniger gravierend ausfallen (Reduktion des psychischen Belastungsdrucks durch Verringerung der Höhe des Balkens).
27. Unter welchen Bedingungen ist ergänzende Istwertinformation besonders hilfreich?
Ergänzende Istwertinformation ist vor allem dann hilfreich, wenn sie Aspekte betrifft, die über die eigenen sensorischen Kanäle überhaupt nicht oder nur sehr ungenau aufgenommen werden können. Ursache für eine eingeschränkte Wahrnehmung kann sein, dass wir als Mensch prinzipiell keinen Sensor für diesen Aspekt haben. Anders als z.B. manche Zugvögel die das Magnetfeld der Erde “spüren” können und auch die Polarisation des Lichtes erfassen können, fehlt uns im Dunkeln bzw. bereits bei bedecktem Himmel Information darüber, in welche Richtung wir uns gerade bewegen. Eine Information von außen, d.h. wenn eine kundige außenstehende Person oder der Kompass uns unsere aktuelle Bewegungsrichtung mitteilt kann unmittelbar für Korrekturen genutzt werden.
Wir können Haltungen unseres eigenen Körpers sowohl durch kinästhetische Analysatoren (Stellungs- und Spannungsrezeptoren in Muskeln und Gelenken) als auch visuell erfassen, wobei der visuelle Kanal im allgemeinen genauere Einschätzungen erlaubt. Bewegungsanteile die sich außerhalb der Sichtfeldes, also z.B. in unserem Rücken abspielen, können normalerweise nur über die ungenauen kinästhetischen Empfindungen kontrolliert werden. Sorgt man in diesen Fällen durch Video oder auch nur durch den Einsatz eines Spiegels dafür, dass die visuelle Kontrolle möglich wird. kann dies das Erlernen der Bewegung unmittelbar erleichtern. Langfristig kann zudem von Vorteil sein, dass der zunächst ungenaue Kanal durch die zusätzliche Information zunehmend genauer kalibriert wird und präziser misst.
28. Beschreiben und erläutern Sie anhand geeigneter Beispiele die aktive und passive Beweglichkeit.
Als aktive Beweglichkeit bezeichnet man die größtmögliche Bewegungsamplitude in einem Gelenk, die eine Person aufgrund der Kontraktion der Antagonisten – und der dazu parallel verlaufenden Dehnung der Agonisten – realisieren kann. Beispiele sind die Weite des Spagats bei einem Spagatsprung oder das Vorhochschwingen des gestreckten Beines.
Als passive Beweglichkeit bezeichnet man die größtmögliche Bewegungsamplitude in einem Gelenk, die eine Person durch Einwirkung äußerer Kräfte (Partner, Zusatzgeräte) allein durch die Dehnung bzw. Entspannungsfähigkeit der Antagonisten erreichen kann. Die passive Beweglichkeit ist stets größer als die aktive Beweglichkeit.
Beispiele dafür sind die Wirkung der Schwerkraft beim Spagat auf dem Boden oder die Muskelkräfte eines Partners bei Dehnungsübungen. Als passive Beweglichkeit wird auch eingestuft, wenn die jeweilige Gelenkstellung mit Hilfe von Muskelkräften einer anderen Körperregion eingenommen wird, wie das beim Heranziehen des Rumpfes an die gestreckten Beine mit den Armen (Hechtlage) oder bei Dehnübungen für das Fußgelenk möglich ist.
29. Beschreiben und erläutern Sie akute und langfristige Dehnwirkungen unter Berücksichtigung der Begriffe Dehntoleranz und Habituation.
Bei einer Dehnung in konstanter Endposition (statisches Dehnen) kommt es über die Zeit zu kurzfristigen Anpassungseffekten. Die Reflexvorgänge, die über die Kontrolle von Längen- und Spannungsrezeptoren laufen und der Dehnung entgegen wirken werden nach und nach heruntergefahren.
Längen- und Spannungsrezeptoren werden reizunempfindlicher, sie „gewöhnen“ sich praktisch mit zunehmender Dehndauer an die Spannung (Habituation) und vermindern ihre Entladungsfrequenz. Als Folge verringert sich der Widerstand der Muskulatur gegenüber einer Dehnung und ermöglicht dadurch eine vergrößerte Bewegungsreichweite. Diese Verminderung der Dehnungsspannung ist allerdings kurzfristig und reversibel. Die Dehnungsspannung erreicht bei Ausbleiben weiterer Muskelkontraktionen nach etwa einer Stunde wieder ihr Ausgangsniveau. Die Geschwindigkeit des Wiederanstiegs ist aber auch davon abhängig, wie die Muskulatur nach der Dehnbelastung beansprucht wird. Erfolgt z. B. unmittelbar nach dem Dehnen eine Muskelaktion, wird im Vergleich zu einer entspannten Ruheposition des gedehnten Muskels das Ausgangsniveau der Dehnungsspannung sehr schnell wieder erreicht.
Langfristige Veränderungen nach einem beispielsweise zehnwöchigem Dehntraining bestehen neben morphologischen Anpassungen in Muskeln und Bindegewebe in einer Veränderung psychischer Ressourcen. Psychische Ressourcen beziehen sich beim Dehnen auf die „Dehnbelastungsfähigkeit“ (oder Dehn- bzw. Schmerztoleranz). Durch ein zehnwöchiges Dehntraining wird eine erhöhte individuelle Toleranz gegenüber mechanischen Dehnbelastungen erreicht, was eine Rechtsverschiebung der Dehnungs- /spannungskurve nach sich zieht. Konkret bedeutet dies, dass bei höheren Gelenkwinkeln geringere Dehnungsspannungen auftreten, aber insgesamt eine höhere Dehnungsspannung toleriert werden kann und dadurch auch die Bewegungsamplitude vergrößert ist.
30. Sie leiten eine Trainingsgruppe 12-jähriger Basketballer und stehen vor der Entscheidung ob Sie in der Übergangsphase (Saisonende bis Sommerferien) verstärkt die konditionelle Leistungskomponente Ausdauer oder Schnellkraft trainieren sollen. Wie entscheiden Sie sich? Begründen Sie Ihre Entscheidung.
31. Der langfristige Leistungsaufbau erfolgt über die Stufen Allgemeine Grundausbildung, Grundlagentraining, Aufbautraining, Anschlusstraining, Hochleistungstraining. Geben Sie für eine Sportart Ihrer Wahl für jeden dieser Abschnitte jeweils eine charakteristische Trainingsübung / einen charakteristischen Trainingsinhalt an.
32. Folie 35 und Folie 40 (VL 10) widersprechen sich in einer zentralen Aussage. Benennen Sie die Diskrepanz zwischen den Aussagen in beiden Folien und nehmen Sie persönlich dazu Stellung.
4. Verdeutlichen Sie an einem Beispiel Ihrer Wahl den Unterschied zwischen „Einflussgröße“ und „Einflusshöhe“.
5. Nennen Sie jeweils ein Testverfahren, mit dem Sie bestimmen können, wie gut die Leistungsvoraussetzung einer Person in den Komponenten Kraft, Ausdauer, Schnelligkeit, Beweglichkeit und Koordination ausgeprägt ist.
6. Was besagt das Modell der „Superkompensation“ im Hinblick auf sportliches Training? Beschreiben Sie die wesentlichen Begriffe, die in diesem Konzept von Bedeutung sind (z.B. Belastung, Ermüdung, Erholung usw.). Was lässt sich durch das Modell erklären?
1. Erläutern Sie den Unterschied zwischen „Sport treiben“ und „Trainieren“.
Sporttreiben ist eine durchaus sinnvolle, möglicherweise aber unsystematische sportliche Betätigung. Die dabei auftretenden körperlichen Belastungen können zwar auch zu Beanspruchungen führen, die die Leistungsfähigkeit dauerhaft verändern, die Belastungen sind jedoch nicht primär darauf ausgerichtet, planmäßig bestimmte Wirkung herbeizuführen.
Trainieren hingegen ist eine systematische (meist über mehrere Trainingseinheiten/Wochen), planmäßige (Auswahl der Trainingsinhalte, Trainingsmittel und Belastungsgrößen) sportliche Betätigung, die eine gezielte Beeinflussung (Stabilisierung, Steigerung) der komplexen Leistung oder einzelner leistungsrelevanter Einflussgrößen (Ausdauer, Technik, etc.) zum Ziel hat.
2. Vergleichen Sie die in der Vorlesung verwendeten Trainingsdefinitionen und bewerten Sie deren Gültigkeit für die verschiedenen Anwendungsfelder von Training.
Definition 1 (Schnabel, Harre & Borde 1994) ist für verschiedene Anwendungsbereiche gültig und spricht sowohl die Beeinflussung der komplexen Leistung als auch einzelner Einflussgrößen an.
Definition 2 (Martin, Carl & Lehnertz 1991) ist stärker auf den Leistungssport ausgerichtet. Sie betrachtet insbesondere die Bewährungssituation „Präsentation im Wettkampf“.
Definition 3 (Hollmann & Hettinger 1990) erfolgt aus einer eher sportmedizinisch/ physiologischen Perspektive und bezieht sich vorwiegend auf physische Einflussgrößen der sportlichen Leistung und berücksichtigt nicht kognitive Einflussgrößen, die z.B. im Techniktraining oder beim mentalen Training angesteuert werden.
Dem Anwendungsfeld der Sporttherapie entspricht am ehesten Definition 1, da sie neben den physischen auch andere personale (mentale, soziale...) Aspekte des Trainings mit einbezieht. In allen drei Definitionen wird allerdings nur der Aspekt der Leistungssteigerung, nicht aber die Leistungsstabilisierung als Trainingsziel angesprochen, die gerade in der Sporttherapie und Prävention eine besondere Bedeutung hat.
3. Benennen und erläutern Sie zwei für Sie zentrale Fragen des Trainings (Konditionstraining oder Beweglichkeitstraining oder Koordinationstraining oder .....)
Wie finde ich die richtige Belastung für ein gesundheitsorientiertes Ausdauertraining?
Spezifische Belastungen des menschlichen Körpers führen zu spezifischen Anpassungen, d.h. nicht jede Art und Dosierung von Belastung führt zum gewünschten Ergebnis. Damit ergibt sich die Frage, welche Belastung geeignet ist, die Ausdauerleistungsfähigkeit einer bestimmten Person so zu beeinflussen, dass sich dies gesundheitsfördernd auswirkt.
Wie viele Wiederholungen sind im Techniktraining erforderlich, um eine Bewegung zu automatisieren?
Ziel des Techniktrainings ist es, eine Bewegungstechnik weitgehend resistent gegenüber Störeinflüssen durchführen zu können. Bis dieser Stand erreicht wird, ist eine Vielzahl von Übungsversuchen erforderlich. Um planen zu können, wie groß der zeitliche Vorlauf für das Techniktraining sein muss, sollte man die benötigte Anzahl von Wiederholungen grob abschätzen können.
7. Verdeutlichen Sie an einem Beispiel Ihrer Wahl den Unterschied zwischen Belastung und Beanspruchung.
Zwei Radfahrer fahren eine Stunde auf einer flachen Strecke mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 30 km/h. Fahrer A ist ein Straßenrennfahrer mit ca. 15.000 Trainingskilometern im Jahr, Fahrer B ist nicht spezifisch ausdauertrainiert. Nehmen wir zunächst an, dass keiner der beiden Fahrer den Windschatten des anderen nutzt, dann haben beide die gleiche Belastung, d.h. den gleichen von außen einwirkenden Luftwiderstand (bei Annahme gleicher Materialausstattung sowie vergleichbarer Körperstatur und Sitzhaltung auf dem Fahrrad), den sie überwinden müssen.
Die maximale Leistungsfähigkeit von Fahrer A bei einer einstündigen Belastung entspricht einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 38 km/h. Die maximale Leistungsfähigkeit von Fahrer B entspricht 31 km/h. Die Beanspruchung, d.h. das Verhältnis von Leistungsfähigkeit zu tatsächlicher Leistung, unterscheidet sich daher deutlich. Fahrer A ist weniger stark beansprucht als Fahrer B, was sich auch in einer niedrigeren Herzfrequenz von Fahrer A (140/min) zu Fahrer B (184/min) während der Fahrt bemerkbar macht.
In dem genannten Beispiel ist es sogar denkbar, dass Fahrer B auch dann eine höhere Beanspruchung als A erfährt, wenn seine Belastung wesentlich geringer als die von Fahrer A ausfällt, also z.B. in dem Fall, dass B im Windschatten von A fährt.
8. Nennen Sie mindestens drei verschiedene Indikatoren zur Erfassung der Trainingsbeanspruchung. Ordnen Sie diese den jeweiligen Komponenten der Leistungsfähigkeit zu.
Kraft: EMG-Aktivität: -> induktive Beanspruchungsmessung
Aerobe Ausdauer: Herzfrequenz -> induktive Beanspruchungsmessung
Anaerobe Leistungsfähigkeit: Laktatkonzentration. -> induktive Beanspruchungsmessung
Schnelligkeit: Verhältnis maximale Bewegungsfrequenz zu aktueller Bewegungsfrequenz -> deduktive Beanspruchungsmessung
Beweglichkeit: BORG' s RPE-Skala -> induktive Beanspruchungsmessung Koordination: Doppeltätigkeitsinterferenz -> induktive Beanspruchungsmessung
9. Formulieren Sie in eigenen Worten die Probleme des Superkompensationsprinzips.
Das Superkompensationsprinzip wurde abgleitet aus der Beobachtung, dass der Glykogengehalt der Muskulatur während einer Belastung absinkt, nach Belastungsende wieder ansteigt und das Ausgangsniveau dabei noch übertrifft. Dieses Prinzip wurde generalisiert und auch auf andere Komponenten der sportlichen Leistungsfähigkeit übertragen.
Diese Generalisierung wurde allerdings vorgenommen, ohne im Einzelfall zu überprüfen, ob alle relevanten physiologischen Parameter den durch das Modell unterstellten belastungsbedingten Verlauf tatsächlich aufweisen. Damit bleibt unklar, ob es in allen Fällen überhaupt einen Rückgang der Leistungsfähigkeit (Ermüdung) geben muss, damit die Superkompensation erreicht wird, oder ob nicht auch das Nachklingen einer „Aktivierung“ dafür verantwortlich sein kann. Ferner bleibt im Rahmen des Superkompensationsprinzips unspezifiziert, wie groß die Ermüdung sein muss und damit vor allem auch, ob die Ermüdung in wiederholten Superkompensationszyklen die gleiche, eine größer oder eine geringere Tiefe erreichen muss, um optimale Trainingswirkungen nach sich zu ziehen.
Zudem wird im Rahmen des Superkompensationsprinzips das Quantitätsgesetz des sportlichen Trainings nicht berücksichtigt. Die Trainingswirkung durch die Superkompensation soll nämlich unabhängig vom erreichten Leistungsniveau eintreten, d.h. laut Modell sollte eine unbegrenzte lineare Fortsetzung der Leistungsentwicklung zu beobachten sein. Das Superkompensationsprinzip ist auch dann nur bedingt als Grundlage der Trainingsplanung verwendbar, wenn man von dem quantitativen Aspekt (Wie groß muss die Belastung sein?) absieht und ausschließlich die zeitliche Vorhersage nutzen will (Wann muss die nächstfolgende Trainingsbelastung erfolgen?).
Da nicht zu erwarten ist, dass alle physiologischen Parameter den zeitlichen Verlauf der Wiederherstellung nach einer Belastung haben, ergibt sich nämlich das Problem der Heterochronizität. Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass einer der physiologischen Parameter (A) eine erneute Trainingsbelastung nach 3 Tagen erfordern würde, während andere Parameter (B, C) bzw. Leistungskomponenten nach 2 Tagen überkompensiert vorlägen und nach 3 Tagen wieder ihr Ausgangsniveau erreicht hätten, so dass bei einem Training im Drei-Tagesabstand keine Trainingswirkungen hinsichtlich der Komponenten B und C mehr auftreten sollten.
10. Erläutern Sie anhand der idealisierten Herzfrequenz-Verläufe die trainingspraktische Bedeutung der Unterscheidung von Belastung und Beanspruchung.
(a) unter der Annahme, dass die maximale HF für beide Personen bei 200 Schlägen/min liegt; (b) unter der Annahme dass Person A eine maximale HF von 200 Schlägen/min, Person B eine maximale HF von 180 Schlägen/min hat.
11. Wählen Sie eine Trainingsmethode Ihrer Wahl und drücken Sie das geforderte Trainingsprogramm einmal belastungs- und einmal beanspruchungsorientiert aus. Orientieren Sie sich dabei an Ihrer eigenen persönlichen Leistungsfähigkeit.
In der Vorlesung wurde als Beispiel für ein beanspruchungsgesteuertes Training die Pyramidenmethode im Krafttraining vorgestellt.
Die beanspruchungsbezogene Beschreibung der Trainingsmethode erfolgte dabei wie folgt:
5x 75%; 4x80%; 3x85%; 2x90%; 1x95%; 1x100% der Maximalkraft
Bei einer Maximalleistung im Bankdrücken von 70 kg entspricht dies somit konkreten Belastungen von:
5x 52,5 kg; 4x56 kg; 3x59,5 kg; 2x63 kg; 1x66,5 kg; 1x70 kg
12. Sie wollen in einer Schulklasse ein beanspruchungsorientiertes Ausdauertraining durchführen. Welche Schwierigkeiten treten dabei auf?
Wenn man annimmt, dass die Ausdauerleistungsfähigkeit der Schüler einer Klasse im Allgemeinen sehr unterschiedlich ist, ergibt sich, dass eine für alle Schüler gleiche Belastungsvorgabe (Die gesamte Klasse läuft geschlossen auf der Laufbahn, alle haben die gleiche Geschwindigkeit) unterschiedliche Beanspruchung der Schüler zur Folge hat.
Eine solche belastungsorientierte Form des Trainings ist organisatorisch einfach, jedoch kann die, durch das gewählte Lauftempo induzierte, individuell unterschiedliche Beanspruchung sowohl wegen Unter- als auch Überforderung mglw. bei einigen Schülern nicht trainingswirksam sein.
Eine Vorgabe, dass alle Schüler in einem individuellen Tempo laufen, das an dem induktiven Beanspruchungsparameter Herzfrequenz orientiert ist und in einem bestimmten Bereich (z.B. 160 S/min) liegt, erhöht mglw. die Trainingswirkung, ist jedoch organisatorisch etwas schwieriger durchzuführen. Ein erhöhter Aufwand ergibt sich in folgenden Punkten:
Der Lehrer müsste wissen, wo die max. Leistungsfähigkeit der einzelnen Schüler liegt, um Trainingsvorgaben ableiten zu können, d. h., er müsste einen Ausdauertest mit allen Schülern machen, der Zeit kostet und einen gewissen organisatorischen Aufwand darstellt.
Der Lehrer, bzw. die Schüller müssen die HF kontrollieren können. Dies erfordert entweder eine Pulsuhr (Kostenaufwand), oder jedes Kind misst nach der Belastung seinen eigenen Puls manuell (Fehlerrate). Da es in Schulklassen aufgrund der Heterogenität nicht möglich sein wird, eine mittlere Belastung zu finden, die alle gleich beansprucht, muss der Lehrer unterschiedliche Trainingsgruppen bilden, was zu organisatorischen Problemen führt.
- der Gruppenbetrieb wird unübersichtlich
- es ist schwierig, das Einhalten der verschiedenen Belastungen zu kontrollieren
- die Leistungsheterogenität wird damit hervorgehoben, was zu Diskriminierung/Demotivierung führen kann.
16. Nachdem Peter Pauer sein letztes Tennismatch nach einem Leistungseinbruch im dritten Satz nach über 2 Stunden Spielzeit verloren hat, sucht sein Trainer nach Möglichkeiten das Problem zu beheben. Er entscheidet sich dazu, die Grundlagenausdauer durch ein spezifisches Lauftraining zu verbessern („Ziel- und Normensetzung“). Nachdem Peter Pauer bisher im Coopertest eine Strecke von 3000m erreicht hat, soll er nun über 12 Wochen ein Lauftraining mit 3x pro Woche 10 km in jeweils 45 Minuten absolvieren („Trainingsplanung“). Die Pulsuhr zeigt, dass er während der Trainingsläufe im Mittel eine Herzfrequenz von 158 S/min hat („Trainingsdurchführung“). Nach Ende der Ausdauertrainingsperiode erreicht Peter Pauer bei einem erneuten Cooper-Test 3150m („Trainingsergebnis“). Eine Woche danach verliert er erneut im dritten Satz. Wie beurteilen Sie diesen Fall im Hinblick auf die Trainingssteuerung?
Die Beantwortung der Frage orientiert sich an dem Schema auf Folie 55 der Vorlesung. zum Thema „Trainingssteuerung“. Die Fallbeschreibung schließt mit der Feststellung, dass auch nach dem Training unter vergleichbaren Bedingungen eine erneute Niederlage aufgetreten ist, d.h., die Frage, ob das gewünschte Wettkampfergebnis eingetreten ist, muss mit "Nein" beantwortet werden.
Die darauf folgende Frage nach der tatsächlichen Trainingsbeanspruchung ließe sich wie folgt beantworten. 10 km in 45 Minuten entsprechen einer durchschnittlichen Laufgeschwindigkeit von 13,3 km/h. Dieser deduktive Beanspruchungsparameter liegt etwas über der in der Tabelle in Folie 58 angegebenen optimalen Trainingsgeschwindigkeit von 13,1 km/h (Peter ist im Test ja 3000m gelaufen). Da wir keine Information über die maximale Herzfrequenz von Peter Pauer haben, können wir seine Trainingsbeanspruchung über den induktiven Parameter Herzfrequenz nicht abschätzen. Die gewählte Dauermethode (45 Minuten bei relativ konstanter Laufgeschwindigkeit) kann aber als geeignet zur Verbesserung der Grundlagenausdauer angesehen werden. Dies wird in dem geschilderten Fall auch darin sichtbar, dass sich die gewünschte Trainingswirkung (Verbesserung im Coopertest) tatsächlich eingestellt hat.
Damit konzentriert sich die Frage auf den Bereich der Ziel und Normensetzung. Ist das vermeintliche Defizit in der Grundlagenausdauer wirklich dafür verantwortlich, dass Spiele, insbesondere im dritten Satz, verloren gehen? Aufgabe des Trainers ist daher, das Anforderungsprofil und Leistungsprofil des Athleten diesbezüglich erneut kritisch gegenüber zu stellen. Dabei könnte sich z.B. (diese Erkenntnis ist genauso fiktiv wie das gesamte Beispiel) zeigen, dass es in den beiden geschilderten Spielen kaum längere Ballwechsel gegeben hat. Beide Gegner von Peter Pauer haben in den ersten beiden Sätzen seine Rückhandschwäche erkannt und im dritten Satz fast nur noch auf diese Seite serviert.
17. In der obigen Abbildung ist der Verlauf der Bestleistungen im Kugelstoßen der Frauen für die Jahre 1960-2000 abgetragen. Im Allgemeinen geht man davon aus, dass es durch Weiterentwicklung von Trainingsmethoden zu einer immer besseren Ausschöpfung der Adaptationsreserven von Sportlern kommt. Somit sollte ein, wenn auch zunehmend geringerer Anstieg, der Leistung erwartet werden können. Welche Erklärung haben Sie für die aufgezeigten Phasen (Effektfunktion) mit Stagnation, steilem Anstieg, Stagnation, Rückschritt und erneuter Stagnation.
Im Bereich der 20 Weltbesten in einer Sportart sollten die Athleten zu finden sein, deren genetisch festgelegte maximale Leistungsfähigkeit absolute Spitzenwerte erreicht. Diese Personen stellen die Spitze einer Grundgesamtheit von (in vielen Sportarten) mehreren Millionen Konkurrenten dar. Man sollte also nicht erwarten, dass sich das Niveau dieser genetisch limitierten Leistungsvoraussetzungen in einem evolutionär kurzen Zeitraum von wenigen Jahren verändert hat. Zudem kann man davon ausgehen, dass bei diesen Spitzenathleten durch das systematische Training, welches sie durchlaufen haben, die Adaptationsreserven nahezu vollständig ausgenutzt worden sind. Es kann aber nicht ausgeschlossen werden, dass mit verbesserten Trainingsmethoden mglw. eine immer noch stärkere Ausnutzung der Adaptationsreserven möglich ist, womit Leistungsfortschritte erklärbar wären.
Interpretiert man den steilen Anstieg in den Jahren 1968-1976 in diesem Sinne, müsste man davon ausgehen, dass sich in diesem Zeitraum die Trainingsmethoden entscheidend verbessert haben. Die Alternativerklärung, dass sich innerhalb eines Zeitraumes von 8 Jahren plötzlich genetisch besser ausgestattete Sportler mit höherer maximaler Leistungsfähigkeit entwickeln konnten erscheint unwahrscheinlich. Interpretiert man in diesem Sinne den Leistungsabfall im Jahr 1988, müsste man annehmen, dass ab diesem Zeitpunkt plötzlich erfolgreiche und bewährte Trainingsmethoden nicht mehr eingesetzt wurden. Warum sollten diese in Vergessenheit geraten?
Es gibt jedoch noch eine andere Erklärungsmöglichkeit für die Daten, die vielleicht näher liegt. Berücksichtigt man, dass ab Mitte der 60er Jahre anabole Steroide im Sport eingesetzt wurden und dass es ab dem Jahr 1988/1989 verschärfte Dopingkontrollen im Training der Athleten gab, kann man die dargestellte Kurve als mglw. schlagenden Beweis für die Wirkung anaboler Steroide im Hinblick auf Kraftleistungen interpretieren. Durch die Dopingmittel wird die Adaptationsreserve über das genetisch festgelegte Niveau hinaus vergrößert.
18. Worauf führen Sie die Unterschiede im sportlichen Leistungsvermögen zurück, die zwischen verschiedenen Personen bestehen?
Um eine bestimmte sportliche Leistung erbringen zu können, muss der Sportler Anforderungen in unterschiedlichen Leistungskomponenten wie z.B. Kraft, Ausdauer, Beweglichkeit usw. bewältigen. In Abhängigkeit von den Zielen und Aufgaben in der betrachteten Bewährungssituation können dabei unterschiedliche Komponenten die maximal erreichbare Leistung limitieren. Je besser die leistungsrelevanten Fähigkeiten bei einer Person ausgeprägt sind, umso größere Leistungen kann sie erreichen. Die individuelle Ausprägung der Leistungskomponenten bei einer Person hängt von zwei Gruppen von Faktoren ab. Von genetischen und von Umweltfaktoren. Die genetischen Faktoren bestimmen den Rahmen, in dem sich die Ausprägung der relevanten Komponenten verändern kann. Die aktuelle Ausprägung hängt darüber hinaus davon ab, in welchem Umfang vorausgegangene Umwelterfahrungen, zu denen auch Training gehört, die Entwicklung der Leistungsfähigkeit gefördert haben.
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