Disziplingeschichte - Begriffe Einführungsstudium_10 Punkte
10 Punkteaufgaben
10 Punkteaufgaben
Kartei Details
Karten | 15 |
---|---|
Lernende | 12 |
Sprache | Deutsch |
Kategorie | Geographie |
Stufe | Universität |
Erstellt / Aktualisiert | 05.02.2017 / 08.02.2024 |
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30. Nehmen Sie Stellung zu folgender Aussage: „Raumplanung ist die demokratische Entwicklung alter und neuer Städte, Dörfer und Regionen, Länder, Ortschaften und Landstriche zu Lebensräumen für eine menschliche Gesellschaft.“ Welche(s) Planungsverständnis(se) wird bzw. werden darin deutlich und welche Herausforderungen ergeben sich daraus (10 Punkte)?
Gehört in die Zeit der 1960er und 1970er, als die Forderung nach einer stärkeren Demokratisierung der Raumplanung laut wurde.
Die Aussage widergibt das Planungsverständnis des Inkrementalismus. Eine solche Planung setzt auf weiche Strategien: Einzelmassnahmen wie Kooperieren, Verhandeln und Koordinieren. Man kam weg von der physischen Planung und fokussierte mehr auf das Management des Bestandes. Dabei konnte jeder nun seine Meinung einbringen.
Das Erfolgskriterium dieses Planungsverständnis ist die Zustimmung der Beteiligten. Ein solches Planungsverständnis ist dort angemessen, wo Menschen aktiviert werden sollen, wo es um Neuerungen und Änderungen von Verhalten und Mentalitäten geht.
Ein solches Planungsverständnis, dass auf kooperativen, konsensorientierter Moderation beruht, scheitert dort, wo die Macht ungleich verteilt ist oder gegensätzliche Interessen herrschen. Starke Interessen brauchen die Zustimmung der Schwachen nicht und gegensätzliche Interessen führen zu Blockaden.
Durch die Planungseuphorie, Planer können alles und richtig, wurden viele Einzelmassnahmen vorgenommen. Ohne übergeordnete Strategien zu verfolgen, war dieses Planungsverständnis zwangsläufig zum Scheitern verurteilt.
Konsens kommt also nur dort zustande, wo alle Akteure gleichermassen machtlos sind. Dies führt dazu, dass eine solche Planung bei machtvollen Interessen zurückweicht und Interessenkonflikte (z.B. Umverteilung) umgangen werden. So wird oftmals auf Projekte konzentriert, wo die Akteure kooperationsbereit, die Flächen verfügbar und die Themen weniger kontrovers sind.
Auch in den anderen Planungsverständnissen (Gott-Vater-Modell & prinzipieller Irrtumsvorbehalt) gibt es Utopien. Die Aufgabe einer kritischen Theorie der Planung ist es daher, ein Bewusstsein für die Widersprüche und Dilemmas der Planung wach zu halten, denn ein solches Bewusstsein ist notwendig für den Schutz gegen die autoritären Versuchungen der Planung.
Ein zielführenderes Planungsverständnis wäre der Perspektivische Inkrementalismus, der zwar auch aus vielen Einzelmassnahmen besteht, jedoch eine übergeordnete Strategie verfolgt.
29. Erläutern Sie den Wandel des Planungsverständnisses vor dem Hintergrund der disziplingeschichtlichen Entwicklung der Geographie (10 Punkte).
Den Anfang der Rauplanung findet man in den Städten der Antike. Bei der Planung der damaligen Städte ging es um Machtsicherung und Repräsentation.
Im Mittelalter gab es ein grosses Wachstum der Bevölkerung und Städte. Die religiöse und weltliche Welt haben sich die Städte „geteilt.“
Im Zeitalter des Industrialismus gab es ein noch grösseres Wachstum der Städte und eine grosse Landflucht. Die Städte waren sehr dicht und ohne wirkliche Planung.
In der Weimarer Republik wuchs die Rolle des Staates stark an und es gab erste überregionale Planungsansätze. Zur Zeit des Nationalsozialismus gab es eine einheitliche und flächendeckende Planung, das Ordnen von Räumen war eine wesentliche Komponente: So sollte im Zuge des „Generalplan Ost“ weite Teile der Gebiete im Osten Deutschlandes von der „minderwertigen slawischen Bevölkerung“ gesäubert und deutscher Siedlungsraum geschaffen werden.
In der Nachkriegszeit startete die Planungsforschung. Man sah die Chance in den zerstörten Städten neu anzufangen. Dabei war das Planungsverständnis ein geschlossenes Planungsmodell, einem sogenannten Gott-Vatermodell. Das heisst, um zu planen, musste man allwissend (vollständige Informationen), allmächtig (genug Mittel um das Geplante zu verwirklichen) und jenseits von Gut & Böse (ohne widersprüchliche Ziele) sein.
In den 60er und 70er Jahren gab es eine starke Desurbanisierung und den Wunsch nach einer stärkeren Demokratisierung der Planung. Die Planung wurde stark institutionalisiert, die Planung wurde pädagogisch und projektorientiert. Das Planungsverständnis war das des Inkrementalismus. Der Inkrementalismus zeichnet sich durch punktuelle Massnahmen, privatrechtliche Organisationsformen, informelle Verfahren, kleinschrittliche Veränderungen etc. aus. Das Erfolgskriterium ist die Zustimmung der Beteiligten, dabei fungierte der Planer nicht mehr als Raumingenieur, sondern als Moderator des Planungsprozesses. Ein drittes Planungsverständnis ist das des prinzipiellen Irrtumsvorbehalt. Planung ist nach diesem Verständnis in dem Masse rational, wie sie Irrtümer und Fehler erlaubt, ihre Ergebnisse also auch wieder zurückgenommen werden können.
28. Wählen Sie drei kartographische Projektionen aus. Vergleichen Sie diese, indem sie Projektionscharakteristika sowie Vor- und Nachteile der Projektion erläutern (10 Punkte).
- Karten können Macht, Wissen und Identität ausdrücken, sind jedoch meist durch Politik beeinflusst.
- Karten stellen geographische Dinge dar, man muss sich jedoch anschauen, wie sie dargestellt sind.
Mercator
- E: Winkeltreu, Achsentreu (Nordrichtung ist überall gleich), nicht flächentreu! Aufteilung in Längen- und Breitengrade, GoogleMaps
- V: Durch die Achsentreue eignet sich diese Karte für die Navigation und im Vermessungswesen
- N: Durch die Achsentreue entsteht an den Polen eine starke Verzerrung, wodurch die Karte nicht mehr flächentreu ist! Eurozentrisch zugunsten der Kolonialmächte, Norden erscheint viel grösser als Süden
- Bsp: Grönland (2,2MillKM2 ) und USA (9,8Millkm2) sind gleich groß
Mollweide
- E: Flächengetreu. Äquator und Mittelmeridian (oft der Nullmeridian) werden maßstabsgetreu als Geraden wiedergegeben. Breitenkreise werden als Geraden dargestellt, Meridiane als Ellipsen.
- V: Durch die geradlinigen, parallelen Breitenkreise eignet sich diese Karte hervorragend für die Klimaforschung und Biologieforschung.
- N: Mit zunehmendem Abstand vom Äquator und Mittelmeridian nehmen die Verzerrungen zu.
Peters
- E: Peters Verlagert Nullmeridian in die Beringstraße und zielt auf Flächentreue ab. Er lehnt die Mercatorprojektion als eurozentristisch ab. Dient als zeitgemässe Darstellung der Welt.
- V: Flächentreue, Achstreue, Lagetreue alle Kontinente sind somit miteinander vergleichbar.
- N: Formverzerrungen
->27. Betten Sie die Entstehung der Kritischen Geographie in einen gesellschaftlichen und disziplinhistorischen Kontext ein! Gehen sie dabei auch auf die Frage ein, warum sich die Geographie mit Machtprozessen beschäftigt! (10 Punkte)
Politische Geographie ist die Geographie räumlich ausgeprägter Machtprozesse. Während anfangs die Geopolitik zur Legitimierung von Macht verwendet wurde, setzt sich Politische Geographie heute kritisch mit Machtstrukturen auseinander. → Kritische Geographie.
Die Kritische Geographie als ein Teilgebiet der Politischen Geographie geht auf die Gründung von Nationalstaaten und die dadurch entstandene Geopolitik (Imperialismus, Kolonialismus, Nationalsozialismus) zurück. Nationalstaaten werden definiert durch ein Territorium (Raum, auf welchem die Gesetzgebung des entsprechenden Staates gültig ist) und eine Grenze, welche das Territorium um- und einschliesst. Die Exklusivität des Raumes wird zum Vorteil der einen und zum
Nachteil der andern konstruiert. Der Raumanspruch und die damit verbundene Ausgrenzung gehören zu den realsten Ausübungen von Macht.
Startpunkt geopolitischen Denkens: Friedrich Ratzel, Anthropogeographie und Politische Geographie (inhaltliche Füllung des abstrakten Raumbegriffes, Legitimation des Kolonialismus, Geo- Naturdeterminismus → Wachstum, Raum wächst mit Kultur, Natürlichkeit der Grenzen, Schule des Raumes als Anleitung der Politik) Rudolf Kjillén gründet 1924 Zeitschrift für Geopolitik.
Zusammen mit Sozialdarwinismus: Expansion (Migration), Territorium = Macht, Raum als Begriff wird nicht hinterfragt.
26. Erläutern Sie an Hand eines selbst gewählten Beispiels den Ansatz der Wahrnehmungsgeographie mit besonderen Blick auf die Konzeption von Raum und Gesellschaft. Gehen sie zudem auch auf Stärken und Schwächen des Konzeptes ein!
(10 Punkte)
Wahrnehmungsgeographie untersucht, wie Menschen geographische Räume wahrnehmen, wie sie Bedeutungen zuschreiben und wie sie der Umwelt Sinn geben. Sie beschreibt, analysiert und interpretiert die spezifischen Sichtweisen der Individuen auf der Welt. Sie erörtert deren Regelhaftigkeiten und diskutiert raum- und gruppenspezifische Wahrnehmungs- und Handlungsmuster.
Sie geht davon aus, dass Menschen Räume sehr subjektiv und individuell unterschiedlich wahrnehmen. Die Wahrnehmung und Bewertung sind Prozesse des Individuums.
Die Wahrnehmungsgeographie gehört zur Humangeographie, aber auch zur Wahrnehmungspsychologie.
Kevin Lynch schrieb 1960 in seinem Buch „Das Bild der Stadt“, in welchem er mit einer Studie die Lesbarkeit des urbanen Raumes in drei amerikanischen Städten untersuchte, dass die Entwicklung des Images der Städter zwar abhängig ist von der Wahrnehmung des Individuums, aber auch von Architekten und Planern gefördert werden könne.
25. Betten sie die Kritik und Forderungen, die die Studierenden auf dem Kieler Geographentag 1969 gegenüber der Geographie äußerten, in einen disziplinhistorischen und gesellschaftlichen Kontext ein und erläutern sie die Folgen des Kieler Geographentags für die Geographie nach 1969!
(10 Punkte)
Gesellschaftliche Kontext:
1933-1945: Keine nennenswerte Sozialforschung im deutschsprachigen Raum.
Ab 1945: Neubeginn der Sozialforschung mit Bezug zur Kritischen Theorie (Frankfurter Schule) und mit Bezug zur empirischen Sozialforschung.
1947: Etablierung des sozialwissenschaftlichen Blicks in der Geographie (Hans Bobek hält den Vortrag „Stellung und Bedeutung der Sozialgeographie“)
Disziplinhistorischer Kontext:
Seit dem 19 Jhdt (Afred Hettner) war die Länderkunde die führende Paradigma der Geographie. Nach 1945, vor allem in den 1960er Jahren geriet diese unter Beschuss weil sie der internationalen Geographie keine zeitgemässen Antworten mehr liefern konnte. Hans Bobek und Wolfgang Hartke haben mit ihren Werken früh die Länderkunde kritisiert.
Kritik & Forderungen:
Landschafts- & Länderkunde haben keine Problemstellungen. Die Geographie als Länderkunde ist bloss eine Pseudowissenschaft und ist also unwissenschaftlich, problemlos und verschleiert Konflikte. Sie beschaffe nur Material (Daten) aber keine Lösung.
Die Geographie kann ihrem Anspruch, Länder zu beschreiben, nicht mehr gerecht werden, weil sich die Länder viel schneller verändern. Somit verliert es an Bedeutung und sollte abgeschafft und verwissenschaftlicht werden.
Folgen:
Nach dem Kieler Geographentag 1969 möchte man nicht mehr nur eine Naturwissenschaft sein, die nur beschreibt, sondern auch Lösungen zur Verfügung stellen.
- Paradigmenpluralismus, Geographie spaltet sich in verschiedene Richtungen
- Spaltung und Differenzierung der Physische Geographie & Humangeographie
- Völlige Ablehnung von Länderkunde
- Rückbesinnung auf die Länderkunde als wichtiges Element der Heimatkunde und Orientierung auf der ganzen Welt
- Regionale Geographie als Fortführung der Länderkunde
- Spatial Analysis (Raumstrukturforschung), Ablehnung der Länderkunde und Einbezug quantitativer Methoden
- Einbezug sozialwissenschaftlicher Theorien
24. Erläutern sie die Forschungsperspektive der Gender Geographien! Gehen sie dabei auch auf den Begriff Androzentrismus sowie auf den Zusammenhang von Geschlecht und Raum ein! (10 Punkte)
Die Gender Geographien befassen sich mit den geschlechterbedingten Ungleichheiten unserer Gesellschaften, den damit verbundenen Machtstrukturen und wie siech diese auf den Raum auswirken. (Macht –Raum –Geschlecht)
Als während der Industrialisierung Städte an Wichtigkeit gewannen, wurden Räume aufgeteilt in (öffentliche/produktions-/männliche) und (private/reproduktions-/weibliche) Räume. Die als naturgegebenen Geschlechterunterschiede wurden somit räumlich verankert resp. die Räume wurden vergeschlechtlicht. Frauen hatten keinen Zugang zu Männerräumen, Männer nur bedingten Zugang zu Frauenräumen. (Konstutition von Geschlechterverhältnissen und Raumstrukturen, formen sich in Wechselwirkung) Die Gesellschaft - und somit auch die Geographie - war (und ist) stark androzentristisch (andros = Mann) geprägt, das heisst, nur für Männer relevantes war auch für Wirtschaft, Politik und Wissenschaft relevant, Haushaltsarbeit (Reproduktionsarbeit) wurde nicht als Arbeit akzeptiert etc.
Im Androzentrismus stellt der Mann die Norm, das Normale dar, während die Frau das Andere ist, welches immer im Vergleich zum Mann, jedoch nicht souverän angeschaut wird. Öffentliche und private Räume sind oftmals von einer Heteronormativität geprägt.
Die zentralen Fragen der Gender Geographien betreffen die Frage nach dem Gender. So bezeichnet Sex das bei Geburt festgelegte biologische Geschlecht, während Gender die soziokulturell konstruierte Geschlechtsidentität einer Person beschreibt. Die Unterscheidung widerlegt die vermeintliche naturgegebene Übereinstimmung von Sex und Gender und die Annahme, dass Frauen „von Natur aus“ das „andere“ Geschlecht seien und Unterschiede zwischen Männern und Frauen ausschliesslich auf der „natürlichen, biologischen Ordnung“ beruhen.
Die Gender Geographien berücksichtigen jene individuum- und raumbildenden Aspekte, wie auch deren historischen Pendants, um letztendlich gegen die vorherrschenden androzentrischen Machtkonstrukte und den Geschlechterdualismus („es gibt nur zwei Geschlechter, man gehört von Natur aus einem an“) vorgehen und sie widerlegen zu können.
23. Erläutern Sie anhand eines selbstgewählten Beispiels den Ansatz der Neuen Kulturgeographie!
Erklären sie in diesem Kontext auch das Begriffspaar Cultural Studies und gehen sie zudem auf die Bedeutung des Cultural Turns in der Geographie ein! (10 Punkte)
Der älteste Ansatz der Kulturgeographie ist, dass es auf der Welt enorme kulturelle Unterschiede gibt, also die Beschreibung der unterschiedlichen Lebensformen von Volk zu Volk, von Landschaft zu Landschaft etc.
Der klassische geographische Ansatz bestand darin, kulturelle Lebensformen auf naturräumlichen Elementen zurückzuführen, z.B. Wirtschaftsformen (Jäger – Sammler) → Geo-/Raumdeterminismus
Jedoch wurde dieses traditionelle Verständnis zunehmend kritisiert. In der Neuen Kulturgeographie gilt:
- Die Abhängigkeit der Kultur von den naturräumlichen Bedingungen verschwindet (industrielle und urbanisierte Zivilisation hat sich von den natürlichen Ressourcen gelöst). Die Raumgebundenheit von Kulturen wird mehr angezweifelt → Migration, Globalisierung, Medien...
- „Kultur ist etwas Dynamisches, das sich im Kontakt mit anderen Kulturen wandelt und ein sprachliches Konstrukt, das nicht an sich existiert, sondern erst über Sinnzuweisungen und Praktiken der einzelnen Menschen
Neue Frage: Existiert überhaupt noch eine naturgegebene Zusammenhang zwischen Kultur und Natur?
Man nannte diese Entwicklung der Geistes- und Sozialwissenschaften, die in der 2. Hälfte des 20. Jhdts aufblühte, „Cultural Turn“. Es ist die Erkenntnis, dass Kultur sich auf Handlungen und Prozessen beruht. Es ist nicht nur das Produkt der Oberschicht (hoher Geister), sondern aller Menschen.
Zu den Cultural Turns zählen:
-Linguistic Turn
-Performative Turn
-Postcolonial Turn
-Spatial Turn
Die Cultural Turns haben die Kulturwissenschaften (Cultural Studies) und die Geographie wesentlich beeinflusst. Seit 1990 prägen sie das wissenschaftliche Arbeiten und eröffnen völlig neue erkenntnistheoretische Zugänge, um Kultur und Raum zu erforschen.
Die Cultural Studies sind übrigens ein Forschungsfeld der Sozial- & Geisteswissenschaften und vereint die Soziologie, Kulturathropologie, Kommunikationswissenschaft, Literatur- und Filmtheorie. Sie erforschen die Bedeutung von Kultur als Alltagspraxis und einzelne kulturelle Erscheinungen im Zusammenhang mit sozialstrukturellen Merkmalen
(Ethnie, Geschlecht, Schicht, ….)
21. Erläutern sie anhand eines selbstgewählten Beispiels die 2 wesentlichen Prinzipien, die sich im Zuge der Postkolonialen Geographien für die Forschung entwickelt haben! (10 Punkte)
1. Die kolonialen Machtverhältnisse sind noch nicht überwunden. Ex-Kolonien sind nur politisch befreit, werden aber immer noch von eurozentrischen Sichtweisen beherrscht. Europäische Sprachen und das Christentum wurde eingeführt während die alte Kultur grossteils zerstört wurde.
2. Die Kolonisation hat auch Spuren bei den Kolonisierenden hinterlassen.
Bsp: Rassismus. Die weisse Hautfarbe ist in vielen Ländern das Schönheitsideal. Weisse Touristen werden auch gerne gesehen und teilweise wie Halbgötter verehrt. Umgekehrt empfinde man es als rassistisch, wenn z.B. ein Afrikaner in Europa als Exot behandelt wird, weil man meint, dass man auf ihn herabschauen würde. Das Konzept „weiss = schön, farbig = hässlich“ hat sich in vielen Köpfen manifestiert.
->19. Erläutern Sie den Begriff Diskurs aus einer poststrukturalistischen Perspektive und diskutieren sie die Bedeutung dieses Konzepts für die Geographie anhand eines Beispiels (10 Punkte)!
Laut Michel Foucault ist Diskurs eine grosse Einheit (Gesellschaft, Gruppe, Unternehmen...), die eine gemeinsame Organisation hat und regelt, was zu einem bestimmten Zeitpunkt sagbar ist über einen Gegenstand. Diskurse können Wissensbegründungen sein, gesellschaftliche Praktiken, Formen der Machtverhältnisse oder Formen der Subjektivität. Sie sind Praktiken, die systematisch Gegenstände bilden, von denen sie sprechen. Sie können Macht produzieren und befördern oder schwächen.
Beantwortung der Frage:
Der Diskurs kann als Aussagesystem / Denkstil betrachtet werden, der Dinge sagbar, respektive unsagbar macht. Er ermöglicht gewisse Dinge (definiert Normen).
Aus poststrukturalistischer Sicht kann sich ein Diskurs über die Zeit verändern. Denn die Bedeutung von Zeichen ist von sozio –kulturellen Prozessen in der Gesellschaft abhängig. Der Diskurs beinhaltet keine Individuen sondern nur Institutionen.
Das momentan vorherrschende Thema ist die Flüchtlingspolitik. Wer bestimmt den hegemonialer Diskurs? Die Medien berichten viel über die Politik von Merkel im Bezug auf Flüchtlinge. Erst vermeldete Merkel, dass jeder Flüchtling in Deutschland willkommen ist. Der Ansturm war enorm und es gab die ersten kritischen Stimmen. Nach der Silvesternacht kippte die Stimmung laut
Medien. Die Übergriffe am Kölner Bahnhof förderte den Diskurs stark. Scheinbar wurde da eine imaginäre Grenze bei der deutschen Gesellschaft überschritten. Die offene Haltung, welche Deutschland zu Beginn der „Krise“ hatte, scheint, so durch die Medien vermittelt, mittlerweile ins Gegenteil gefallen zu sein.
Durch den Diskurs (Sprachliche Praktika) wird die Welt sinnhafter und verständlicher. Die Diskurse wirken auf die Gesellschaft und beeinflussen unser Denken stark. Anhand des Beispiels der Begriff Flüchtling. Zu Beginn war klar, die Flüchtling brauchen einen Ort um sicher zu sein. Bei den ersten Problemen und den folgenden, änderte sich die Haltung gegenüber der Personengruppe. Einen Paradigmawechsel findet statt. Die Haltung ist rational nicht verständlich, denn eigentlich sollte man Menschen in Not helfen.
20. Erläutern sie den (1.) Ansatz der Postkolonialen Geographien. Gehen sie dabei auch auf Edward Saids Konzept des (2.) Orientalismus ein und diskutieren sie die (3.) Bedeutung dieser Ansätze für die Entwicklung der Geographie nach 1945 ein!
(10 Punkte)
1. Kritische Auseinandersetzung mit noch wirksamen kolonialen Strukturen in Politik, Kultur, Wissenschaft und internationalen Beziehungen.
Ist die Beschäftigung mit kolonialer Geschichte, Nationalismus, Rassismus und Sexismus und zielt auf die Produktion von Gegendiskursen ab.
Fokus auf Machtkonstellationen von Herrschenden – Beherrschten (Differenzen wie Rasse und Geschlecht basieren auch heute noch auf dieser kolonialen Unterscheidung).
Es geht darum, dass die kolonialen Machtverhältnisse bis heute nicht überwunden und die Gegenwart nur formal dekolonialisiert ist. Gegen vorherrschenden Ethno- und Eurozentrismus.
Es gibt auch indirekte koloniale Erfahrung
2. Das zentrale Konzept postkolonialer Kritik. Beschreibt eindrücklich die asymmentrischen Machtstrukturen zwischen dem Blick ‘des Westens’ auf ‚den Orient’.
Bilder über jemanden und etwas legitimieren nicht nur die Unterdrückung der unzivilisierten, zügellosen Welt, sondern trägt vor allem zur eigenen Identitätsbildung bei.
3. Bevormundung, heutiges Abgrenzungsmerkmal: Religion, wie funktioniert ein Staat?
->18. Betten Sie die Institutionalisierung der Geographie als wissenschaftliches Fach in einen gesellschaftlichen und disziplinhistorischen Kontext ein. Gehen Sie dabei besonders auf die Rolle der Kartographie bei der Entstehung der Geographie als wissenschaftliches Fach ein!
(10 Punkte)
- Vor der Institutionalisierung spricht man von der klassischen Geografie.
- Geografie wird ab dem 18. Jhdt. institutionalisiert und hängt stark mit der Aufklärung, welche ebenfalls ab dem 18 Jhdt. beginnt, zusammen.
- Sie wird geprägt vom Einfluss der Naturwissenschaften, entwickelt sich als empirische Wissenschaft und bedient politische Interessen. England, Frankreich aber auch Deutschland benötigten als Folge der Industrialisierung (Beginn Anfang des 19. Jhdt.) mehr Rohstoffe, dies führte zu neuen Formen des Imperialismus und des Kolonialismus.
- Die Expeditionsgeografie spielte dabei eine wichtige Rolle, es wurden Expeditionen in Zusammenarbeit mit geografischen Gesellschaften organisiert.
- Die praktische Anwendbarkeit der Geografie zeigte sich in der Vermessung der neuen entdeckten Gebiete und der Kartierung der Verkehrswege und der Bodenschätze.
- “Die richtige Beurteilung der Natur des Landes und seiner Bewohner ist die notwendige Grundlage für die richtige Verwertung.“
- Weiter bildeten sie Kolonialbeamte aus.
- Die Geografie lieferte zudem ideologische und wissenschaftliche Legitimation für die Ausbeutung der Kolonialgebiete. „Wenn kein wirtschaftlicher Nutzen herausspringt, so sind die Kolonien ein Luxus, der volkswirtschaftlich nicht zu rechtfertigen ist.“
- Durch die Rechtfertigung bekam die Geographie auch politische Macht. So gewann die Geografie an Wichtigkeit und damit kam es zur Etablierung von geografischen Lehrstühlen an Universitäten.
- Die Themen der ersten Studien dieser Lehrstühle vielen zusammen mit den Interessen der Kolonialmächten (Expeditionsgeografie...), die politisch-strategische Verwendbarkeit der Geografie wurde in den Vordergrund gestellt.
- Die Geographie konnte sich bei der Nationalsozialisierung Deutschlands politisch profilieren und die Wichtigkeit ihres Tätigkeitsfeldes erneut unter Beweis stellen.
- Wichtiger Name Karl Haushofer mit seiner Geopolitik. Seine Geographie hatte eine nationalsozialistische Ideologie. So erkärte sich die Geographie bereitwillig zur Produktion von anwendungsorientiertem Wissen durch Wehrgeographie, Kriegsgeographie, Ostkunde und (Lebens-)Raumplanung.
->22. Erläutern Sie anhand eines selbstgewählten Beispiels das länderkundliche Paradigma der Geographie! Gehen sie dabei auch auf die Stärken und Schwächen des Konzeptes ein (10 Punkte)!
Beispiel: Afrika hungert, weil es dort nicht regnet! Dass nicht alle Gebiete Afrikas die gleiche Fruchtbarkeit haben, und Hungersnot auch mit Armut und Überbevölkerung zu tun haben, lässt die Länderkunde aus. Sie vereinfacht und reduziert eine breite Sichtweise auf einen «gemeinsamen» Nenner.
Die Länderkunde vertritt die Ansicht nach einer Einheit zwischen Region und Mensch mit dem Gegenstand Raum. Sie beschreibt Gebietseinheiten in unterschiedlichen Massstabsebenen als einmalig in Zeit + Raum. Darstellung des Landes als Gesamtheit aller in ihm vorkommenden Phänomene: Länder, Regionen sind Container mit Inhalt und jeweils spezifisch. Räume werden zu realen Containern, in denen alles vorhanden ist (Klima, Gestein, Gewässer und auch Menschen mit bestimmten natürlichen Eigenschaften).
Positiv: Stellt eine raumbezogene Ordnung und Klassifizierung geographischer Studien her. Hettner reduziert die Komplexität durch raumbezogene Darstellungen (Komplexreduktion). Es entsteht eine Homogenisierung und Stereotypisierung von Mensch und Raum. Das länderkundliche Schema ist stark vereinfacht und somit leicht in den Schulunterricht zu integrieren. Hettners Ziel war die Stärkung der Geographie als wissenschaftliches Disziplin, die nicht nur beschreibt, sondern auch erklärt und ein definiertes Forschungsziel hat.
Kritik: Es sind nur Beschreibungen und Verortung von sozialen Phänomenen („Was ist wo und wie viel gibt es davon?“) Landschaft wird als das eigene Forschungsobjekt definiert. Legitimiert eindeutig das raumbezogene Denken. Räume sind reale Container in denen alles vorhanden ist. Es ist somit eine Beschreibung der unverwechselbaren Einzigartigkeit eines jeden Raumes.
Alfred Hettner: Etabliert Länderkunde, die vom 19.Jhd. bis Ende des 2. Weltkrieges verfolgt wurde. Gegendenker zu Ferdinand von Richthofen, Stärkung der Geographie als wissenschaftliche Disziplin, Kausalforschung
17. Erklären Sie das Begriffspaar Imaginative Geographien und diskutieren sie die Bedeutung dieses Konzeptes für die Geographie (10 Punkte)!
Verfechter?
- In der Imaginativen Geographie geht es um die Wahrnehmung und das daraus bildende Verständnis einer Kultur, Gesellschaft, Land oder Volk.
- Wie funktioniert die Wahrnehmung der Imaginative Geographie? Denn jeder Mensch hat eine sehr indiviuelle Art der Wahrnehmung.
- Ist EDWARD SAID`s (1978) zentrale Konzept postkolonialer Kritik und der Begriff für den konstruierten Unterschied zwischen ‚Uns’ und ‚den Anderen’!
- Said beschreibt die asymmetrischen Machtstrukturen zwischen dem Blick ‚des Westens’ auf ‚den Osten’ – so genannter «Orientalism». Repräsentationen sind nicht Ergebnisse kognitiver Beobachtung, sondern Spiegelung von Wunsch, Fantasie oder Vorurteile des Betrachters.
- Blick auf jemand / etwas muss immer vor dem Hintergrund des eigenen Kontextes beleuchtet werden.
DEREK GREGORY (1994) - führt den Begriff im Zuge seiner Arbeit „Geographical Imaginations“ in den Kanon der Humangeographie ein.
16. Erklären Sie den Begriff Paradigmenpluralismus. Diskutieren sie den Einfluss des Paradigmenpluralismus auf das Verständnis von Raum in der Geographie! Gehen Sie dabei auf die Pflichtlektüre von Ute Wardenga „Raum- und Kulturbegriffe in der Geographie“ ein (10 Punkte)!
- Eine Gleichzeitigkeit von natur- und sozialwissenschaftlichen Ansätzen, die im Zusammenhang mit der Raumdiskussion laut Ute Wardenga in vier unterschiedliche Raumkonzepte differenziert betrachtet werden können.
- Es handelt sich hierbei um eine realistische (Raum als Container), systemorientierte (Raum als System von Lagebeziehungen), wahrnehmungsbasierte (Raum als Sinneswahrnehmung und Anschauungsformen) und konstruktivistische (soziale, technische und gesellschaftliche Konstruktionen) Perspektiven.
- Räume werden in der modernen Geographie zwar anhand unterschiedlicher Raumkonzepte betrachtet, jedoch muss man immer berücksichtigen, dass es noch andere Perspektiven gibt.
- Raum ist somit je nach Betrachtungsweise nicht statisch, sondern wandelbar.
- War eine Folge des Kieler Geographentages 1969 - Abschaffung der Länderkunde
Gerhard Hard - Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen – Gegen eine Aufspaltung der Geographie – Wird in Deutschland eher abgelehnt, im englischsprachigen Teil
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