Texte zur Vorlesung „Denkmalpflege und Bauforschung“ im HS 2015, FS 2016
„Denkmalpflege und Bauforschung
„Denkmalpflege und Bauforschung
Kartei Details
Karten | 106 |
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Sprache | Deutsch |
Kategorie | Geschichte |
Stufe | Universität |
Erstellt / Aktualisiert | 18.01.2017 / 06.01.2023 |
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Hartwig Schmidt
1) Erhalten historisch bedeutsamer Werke: Bauaufnahme Die Entwicklung der Methoden im 19. Jahrhundert
2) Zur Entwicklung denkmalpflegerischer Richtlinien seit dem 19. Jahrhundert „Die Charta von Venedig“
Messinstrumente
Erhalten historisch bedeutsamer Werke: Bauaufnahme Die Entwicklung der Methoden im 19. Jahrhundert, Hartwig Schmidt
haben in den letzten Jahren grosse Entwicklungen stattgefunden. Immer mehr kommen Lasergeräte und rechnergestützte systeme zum Einsatz, die mit hoher Schnelligkeit grosse Messgenauigkeiten erreichen. Detailaufnahmen werden immer noch mit traditionellen Methoden portraitiert, fast schon so präzise und sorgfältig wie im 19.Jh. Durch die Sanierung der historischen Altstadbereiche hat auch die Nachfrage nach Bauaufnahmen stark zugenommen.
Bauaufnahme
Erhalten historisch bedeutsamer Werke: Bauaufnahme Die Entwicklung der Methoden im 19. Jahrhundert, Hartwig Schmidt
ist die genaue Übertragung der dreidimensionalen Gestalt eines Bauwerks in massstabsgerechte Zeichnungen auf der Grundlage einer exakten Vermessung. Sie bestehen aus der geodätischen Vermessung und der graphischen Darstellung des Gemessenen, der Bauaufnahmezeichnung. Sie dient der Forschung als Grundlage für eventuelle Rekonstruktionen oder zukünftige Entwürfe.
photogrametriesche Messverfahren
Erhalten historisch bedeutsamer Werke: Bauaufnahme Die Entwicklung der Methoden im 19. Jahrhundert, Hartwig Schmidt
Photogrammetrie (seltener auch Fotogrammetrie oder Bildmessung) ist eine Gruppe von Messmethoden und Auswerteverfahren der Fernerkundung, um aus Fotografien und genauen Messbildern eines Objektes seine räumliche Lage oder dreidimensionale Form zu bestimmen. Im Regelfall werden die Bilder mit speziellen Messkameras aufgenommen.
Durch die photogrammetrische Messung können Pläne in verhältnismässig kleinem Aufwand in kurzer Zeit zeichnerisch dargestellt werden. Durchschnittswerte für Masse der Einzelglieder können mit hoher Genauigkeit errechnet werden. Die feinen Eigenschaften können genauer von Hand errechnet werden.
Das Kölner Domwerk wie die Marienburgblätter gehören zu den ersten monographischen Behandlungen mittelalterlicher Bauwerke.
Die Marienburg war neben dem Kölner Dom eines der frühsten Bauwerke des Mittelalters. Sie wurden als Nationaldenkmal angesehen, dessen Wiederherstellung als nationale Pflicht angesehen wurde. Man versuchte an eine Ideale, alt-deutsche Vergangenheit anzuknüpfen.
Das Kölner Domwerk
Erhalten historisch bedeutsamer Werke: Bauaufnahme Die Entwicklung der Methoden im 19. Jahrhundert, Hartwig Schmidt
Mit dem neu erwachten Interesse für das Mittelalter, kam auch das Interesse für diese Kirchen. 1808 begann Sulpiz Boisserée mit der Bauaufnahme des Domes in seinem augenblicklichen Zustand, um sie mit der Vollendung später gegenüberzustellen. 1813 konnte er den Kronprinzen Friedrich Wilhelm als Befürworter überzeugen. 1814 fand der hessische Baumeister Georg Moller den mittelalterlichen Aufriss des Nordturms. Der Dom wich mit zunehmender Höhe immer weiter vom Plan ab, was Boisserée z.T. zu kaschieren versuchte. Die noch nicht ausgeführten Bauteile entwarf er nach dem Vorbild der englischen und französischen Kathedralgotik.
Anforderungen an die Bauaufnahme laut Armin van Gerkan
Erhalten historisch bedeutsamer Werke: Bauaufnahme Die Entwicklung der Methoden im 19. Jahrhundert, Hartwig Schmidt
- Anforderungen laut Armin von Gerkan (Ur-Vater der Bauaufnahmezeichnungen) von 1915!
Eine sorgfältige Darstellung der sichtbaren Oberfläche
- Eine unterschiedliche Darstellung des Baumaterials
- Die Unterscheidung von einzelnen Bauperioden
- Eintragen der Hauptmasse in die Bauaufnahmezeichnung
- Weiter zu beachten sind: Aufnahme der plastischen Formen, Erhaltungszustand,
Fundamente, Geländeform, Technik der Mauer, Baumaterialien
- Darstellungsmethode der Zeichnung :
- Umrisse, Quader in Strichen
- Schatten mit Tusche
- Materialien mit Innenschraffur kennzeichnen
- Bauperioden farbig hervorheben
- Erläuterung mit perspektivischen Skizze
Die Erhaltung der ‚vaterländischen Altertümer’
Schmidt, Hartwig: Zur Entwicklung denkmalpflegerischer Richtlinien seit dem 19. Jahrhundert – Die «Charta von Venedig»
Die Denkmalpflege des 19.Jh. bestand einerseits aus dem Schutz der „Vaterländischen Altertümer“ vor Zerstörung, andererseits aber auch aus der Wiederherstellung und Fertigstellung der nach der Säkularisation oft ruinös gewordenen Sakralbauten. Ziel war also nicht die Erhaltung der historischen Bausubstanz, sondern eine Rekonstruktion eines nicht mehr vorhandenen, ursprünglichen Zustandes. Die Denkmäler wurden als einheitlich konzipierte Kunstwerke begriffen und nicht als gewachsene Strukturen. Die Denkmalpflege war getragen von bauhistorisch bewanderten Architekten. Die ‚stilreinen’ Fertigstellungen (zB. August Reichensberger’s Fertigstellung des Kölner Doms & Paul Tornow’s Restaurierung der Kathedrale in Menz, etc.) bedeuteten aber auch die Zerstörung der historischen Spuren, der Geschichtlichkeit und des historisch Gewachsenen. Da der Umfang der denkmalpflegerischen Arbeiten im 19.Jh. beträchtlich war, weisen viele Baudenkmäler zum Teil erhebliche Eingriffe in die Substanz auf. Dabei wurde der urkundliche Wert der Bauten gründlich vernichtet und neue Bauwerke, oft hoher Qualität, hinterlassen.
„Grundregeln und Grundsätze beim Wiederherstellen von Baudenkmälern“, 1900
Schmidt, Hartwig: Zur Entwicklung denkmalpflegerischer Richtlinien seit dem 19. Jahrhundert – Die «Charta von Venedig»
Beschriebenes Vorgehen fasste Paul Tornow 1900, stark beeinflusst von Viollet-le-Duc’s Arbeitsweisen, in „Grundregeln und Grundsätze beim Wiederherstellen von Baudenkmälern“ zusammen. Ziel der Restaurierung war demnach die Wiederherstellung des ursprünglichen Zustands des Bauwerks, wobei die Entfernung jüngerer Bauteile und die Rekonstruktion nicht mehr vorhandenen legitim war. Künstlerische Individualität des restaurierenden Architekten war zu vermeiden.
Vertreter dieses Denkens waren Historismus Anhänger, Gegner z.B Georg Dehio
‚Gegen Mauermeisterschablone und Restaurateurgeschmack’
Schmidt, Hartwig: Zur Entwicklung denkmalpflegerischer Richtlinien seit dem 19. Jahrhundert – Die «Charta von Venedig»
Zu den Wichtigsten Entwicklungen der Jahre nach 1900 gehört die Ausweitung des Denkmalbegriffs vom Einzeldenkmal zum Bauensemble, die Betonung der räumlichen und städtebaulichen Qualitäten der historischen Städte und Landschaften. Neu gegründete Heimatschutzbewegungen setzten sich für die Pflege der überlieferten Bauweisen und der Erhaltung regionaler Eigentümlichkeiten ein. Diese Betrachtungsweise machte es möglich, dass nun an auch geschichtlich und künstlerisch weniger bedeutende Werke Denkmale werden konnten, wenn sie charakteristisch für eine bestimmte Region waren. Es fand eine Popularisierung denkmalpflegerischer Anliegen statt, wobei eine wiederum hauptsächlich ästhetische Betrachtungsweise Rekonstruktion statt Erhaltung der Originalsubstanz begünstigte.
Charta von Athen
Schmidt, Hartwig: Zur Entwicklung denkmalpflegerischer Richtlinien seit dem 19. Jahrhundert – Die «Charta von Venedig»
Ein erster Versuch international anerkannte denkmalpflegerische Grundsätze zu formulieren fand 1931 an der „Tagung für Denkmalpflege“ in Athen statt. Die resultierenden 10 Artikel wurden als die Charta von Athen bekannt. Neu war das starke Selbstbewusstsein der Architekten gegenüber den historischen Bauten, dass sich in der Forderung nach sichtbaren Ergänzungen deutlich ausdrückt. Beton und Stahlbeton werden als „modernes“ Baumaterial propagiert, mit dem sich für die Sicherung bis dahin unbekannte Möglichkeiten auftun sollten. Diese Methoden wurden bei der Restaurierung der Akropolis grossflächig angewandt. Die Hoffnung auf Beton als Konstruktionsmaterial, mit dem die wiederaufgebauten Ruinen unsichtbar stabilisiert werden können hat sich nicht erfüllt und führte zu vielen Schäden.
„Charta von Venedig“, 1964
Schmidt, Hartwig: Zur Entwicklung denkmalpflegerischer Richtlinien seit dem 19. Jahrhundert – Die «Charta von Venedig»
Als Grundlage für Restaurierungsmassnahmen war die Charta von Athen auf Grund der Heterogenität der einzelnen Artikel und der sehr allgemeinen Formulierungen nicht brauchbar. So wurde 1964 am “II. Internationalen Kongress der Architekten und Techniker in der Denkmalpflege“ die Charta von Venedig ins Leben gerufen. In den 16 Artikeln wird die Ausweitung des Denkmalbegriffs auf das städtische und ländliche Denkmalensemble hervorgehoben, die Betonung des Denkmals als historisches Dokument wieder etwas zurückgenommen und die Bedeutung des Denkmals als historisches und ästhetisches Objekt in den Vordergrund gerückt. Die ausgesprochene Technikgläubigkeit von Athen wird etwas revidiert und Stileinheit als Restaurierungsziel endgültig verworfen.
Reversibilität
Schmidt, Hartwig: Zur Entwicklung denkmalpflegerischer Richtlinien seit dem 19. Jahrhundert – Die «Charta von Venedig»
Würde die Charta von Venedig heute neu formuliert würde man Artikel 10 auf Grund schlechter Erfahrungen mit den modernen Festigungsmaterialien und chemischen Konservierungsmitteln enger fassen. Damit Verbunden wäre sicherlich die Forderung nach möglicher Reversibilität von Hinzugefügtem. Die Erfahrung zeigt zudem das grosse Risiko, welche die Anwendung von unerprobten Produkten bei der Konservierung mit sich bringt. Die Forderung der Reversibilität gehört auch zu den Prinzipien bei der seit 1979 andauernden Restaurierungsarbeiten der Akropolis. Dieses Prinzip basiert auf der Überlegung, dass ein Denkmal eine Quelle wissenschaftlicher Erkenntnis ist und der Möglichkeit, dass Fehler während der Vorstudien der Arbeiten gemacht werden können. Mit diesem Grundsatz verbunden ist eine umfassende Dokumentation aller Veränderungen.
„Carta del Restauro“, 1987
Schmidt, Hartwig: Zur Entwicklung denkmalpflegerischer Richtlinien seit dem 19. Jahrhundert – Die «Charta von Venedig»
In der Carta des Römer Restaurierungsinstituts finden sich ebenfalls die Forderung nach Reversibilität der eingebauten Konstruktionen und der in das Bauwerk eingebrachten Materialien.
„Guidelines fort he Management of World Cultural Heritage Sites“, 1990
Schmidt, Hartwig: Zur Entwicklung denkmalpflegerischer Richtlinien seit dem 19. Jahrhundert – Die «Charta von Venedig»
- Baut auf Charta von Venedig auf
- Fügt noch die Reversibilität hinzu die dort fehlt
Epistemische Objekte
Epistemische Objekte - was sind sie und was macht sie so wertvoll?- Abel, Günter
sind das, worauf sich in den Wissenschaften, in der Philosophie und in anderen Künsten unsere epistemische, d.h. unsere wissens-und erkenntnisorientierte Aufmerksamkeit und Neugierde, unsere Wissens- und Denkanstrengungen richten. Damit sind auch Fragen nach Grenzen und Möglichkeiten des Wissens und Erkennens verbunden oder der Veränderung und Transformation von Wissen.Jedes dieser Objekte hat einen materiellen Objektaspekt (“Virus” als Erreger) und einen Epistemikaspekt.
Breuer, Tilmann, Titel und Jahr?
Kunstwissenschaft – Bauforschung – Denkmalpflege, in: Bamberger Universitätsreden, H. 4 (1999)
Kunstwissenschaft
Breuer Tilmann- Kunstwissenschaft- Bauforschung- Denkmalpflege
Die Kunstgeschichte, veraltet auch Kunsthistorik, oder Kunstwissenschaft, ist die Wissenschaft von der historischen Entwicklung der bildenden Künste und ihrer ikonographischen, ikonologischen wie auch materiellen Bestimmung. Sie untersucht und beschreibt ebenso die kulturelle Funktion der Kunst hinsichtlich ihrer künstlerisch-anschaulichen Gegebenheiten, wie auch den Schaffensprozess von Künstlern.
Bauforschung
Breuer Tilmann- Kunstwissenschaft- Bauforschung- Denkmalpflege
Mit Bauforschung bezeichnet man die wissenschaftliche und analytische Beschäftigung mit Bauwerken. Dabei gibt es zwei Bereiche, die mit diesem Begriff bezeichnet werden und die sich mit ihren Methoden und Zielen voneinander unterscheiden: Die Allgemeine Bauforschung und die Historische Bauforschung. Unter Allgemeiner Bauforschung versteht man die wissenschaftlich-technische, funktional-analytische oder rational-bauwirtschaftliche Auseinandersetzung mit Wohnungen oder Gebäuden und deren Planung, Nutzungsbedingungen im Einzelnen oder im baulichen, räumlichen oder städtebaulichen Kontext. Die Historische oder auch Archäologische Bauforschung beschäftigt sich mit der Geschichte eines Gebäudes als einer vorwiegend technischen und konstruktiven, oder auch kunsthistorischen Baugeschichte.
Denkmalpflege
Breuer Tilmann- Kunstwissenschaft- Bauforschung- Denkmalpflege
Als Denkmalpflege bezeichnet man die geistigen, technischen, handwerklichen und künstlerischen Maßnahmen, die zur Er- und Unterhaltung von Kulturdenkmälern erforderlich sind. Denkmalschutz dagegen sind die rechtlichen Anordnungen, Verfügungen, Genehmigungen, Auflagen oder Untersagungen, die Denkmalpflege sicherstellen.
Abel, Günter, Titel und Jahr?
Epistemische Objekte – was sind sie und was macht sie so wertvoll?, in: Hingst, Kai-Michael; Liatsi, Maria (Hg.): Pragmata. Tübingen 2008
Dehio, Georg
Verhandlung über Vorbildung zur Denkmalpflege, in: Vierter Tag für Denkmalpflege. Erfurt 25. und 26. September 1903
Dvorák, Max
Katechismus der Denkmalpflege (1915), in: Huse, Norbert (Hg.): Denkmalpflege. Deutsche Texte aus drei Jahrhunderten. München 1996
Was ist Katechismus?
Katechismus der Denkmalpflege - Max Dvorak
- Lehrbuch für den christlichen Glaubensunterricht, das in Fragen und Antworten angelegt ist
- Glaubensunterricht für Katechumenen (1)
1. Die möglichste Erhaltung der Denkmäler in ihrer Bestimmung und Umgebung, und
2. in ihrer unverfälschten Gestalt und Erscheinung.
Er empfahl zudem eine ständige Fürsorge, wodurch weitgehende Restaurierungen oft vermieden werden können. Er prangerte die Praxis an, dass man in den meisten Fällen über die notwendigen Erhaltungsmassregeln hinausgehe, und mit willkürlichen Veränderungen die historische Bedeutung zerstöre. Ein übermaltes altes Wandgemälde sei als historisches Denkmal praktisch wertlos und kann mit einer Fälschung gleichgesetzt werden. So wurde nach den historistischen „unsichtbaren“ Ergänzungen nach 1900 die Kenntlichmachung und Ablesbarkeit der hinzugefügten Teile gefordert.
Enzensberger, Hans-Magnus
Vom Blätterteig der Zeit. Eine Meditation über den Anachronismus, in: Zickzack. Frankfurt a. M. 1997
Gefahren, die alten Denkmäler drohen
Vom Blätterteig der Zeit. Eine Meditation über den Anachronismus, Enzensberger
1. auf Unwissenheit und Indolenz
2. auf Habsucht und Betrug
3. auf mißverstandenen Fortschrittsideen und Forderungen der Gegenwart
4. auf unangebrachter Verschönerungs- und Neuerungssucht, künstlerischer Unbildung oder Verbildung.
Anachronismus
Vom Blätterteig der Zeit. Eine Meditation über den Anachronismus, Enzensberger
- falsche zeitliche Einordnung
- durch die Zeit überholte Einrichtung
Aber laut
Enzensberger ist Anachronismus kein vermeidbarer Fehler, sondern eine Grundbedinung der menschlichen
Existenz.
“Bäcker-Transformation”
Vom Blätterteig der Zeit. Eine Meditation über den Anachronismus, Enzensberger
Die Bäcker-Transformation (englisch baker's map) wurde nach dem Vorgang des Teigknetens benannt: Ein Teig wird auf die doppelte Länge gezogen und dann zusammengefaltet. Diese Prozedur wiederholt sich, bis eine gute Vermischung entstanden ist. Zwei hypothetische Teilchen im Teig (punktförmig angenommene "Rosinen"), die ursprünglich nahe beisammen waren, sind nach mehrfacher Anwendung dieser Transformation weit voneinander entfernt.
Mit der Bäcker-Transformation lässt sich auf einfache Weise veranschaulichen, wie aus dem Zusammenspiel von Strecken und Falten chaotisches Verhalten entsteht.
Bäcker Transformation in der Praktik
Vom Blätterteig der Zeit. Eine Meditation über den Anachronismus, Enzensberger
Er macht darauf aufmerksam, wie alte Trends immer wieder aufleben, wie zum Beispiel Moden, Möbel,
Musikrichtungen
Es gibt kein Motiv, von dem man sicher sein könnte, dass es nicht irgendwann wieder
auftaucht. Natürlich tauchen sie immer in anderen Zusammenhängen und Kompositionen auf, aber ein
beliebiger Punkt im Blätterteig kommt auch nur sehr unwahrscheinlich wieder an dem exakt gleichen Punkt
an und er wird ständig mit neuen anderen Punkten in seiner näheren Umgebung konfrontiert, so dass sich
niemals die gleiche Konstellation wiederholen kann.
Frodl-Kraft, Eva
Ist der geltende Denkmalbegriff wissenschaftlich fundierbar?, in: Österreichische Zeitschrift für Kunst und Denkmalpflege 30 (1976)
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