Informationsverarbeitung
1.11.16, Vorlesung 7, Entwicklungstheorie der Informationsverarbeitung
1.11.16, Vorlesung 7, Entwicklungstheorie der Informationsverarbeitung
Kartei Details
Karten | 20 |
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Sprache | Deutsch |
Kategorie | Psychologie |
Stufe | Universität |
Erstellt / Aktualisiert | 10.01.2017 / 25.04.2019 |
Weblink |
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zwei Hauptrichtungen der heutigen Forschung
- domänenspezifische Theorie
- informationstheoretische Theorie
domänenspezifische Theorie
Verständnis + Wissen bilden Forschungsgegenstand
bezieht sich somit auf Teilbereiche des Wissens von Kinder & Jugendlichen
-> Aufbau von Wissen in Sachegebieten (Kernwissen)
informationstheoretische Fragestellung
- Wie verarbeitet ein Kind eintreffende Informationen?
- Untersuchung von Prozessen der Informationsverarbeitung + Gedächtnisleistung
-> Entwicklung der Gedächtnisleistung
5 Grundannahmen zur Informationsverarbeitung
1. Kind verarbeitet Informationen anders als Jugendliche & Erwachsene - da Gedächtnis und Nervensystem noch nicht fertig ausgebildet
2. wichtige Funktionen zu Informationsverarbeitung und -speicherung noch nicht ausgebildet
3. Kind noch keine Strategien entwickelt, um Info.ver. zu steuern & kontrollieren
4. Entwicklungsschritt-Inhalt: lernen, wie man sein Wissen besser + schneller organisieren kann -> durch Entwickeln von Gedächtnis- und Lernstrategien
5. Basis dazu ist Metakognition (Denken über das eigene Denken)
Untersuchungsbeispiel dieser Forschungsrichtung
- von Mietzel G., 2002
- vier ähnliche/ gleiche Häuser -> Fragestellung: welche sind gleich?
- Fragestellung: Wie gehen die Kinder vor, um die Gleichheit zu untersuchen?
- 6jährige: nur kurz schauen, sagen sie sind gleich, strategielos, schauen sich nicht konkret Feld für Feld an
- 7-/8-jährige: systematisches Betrachten und Vergleichen der Häuser, kommen - erst nach einer Weile - auf die richtige Lösung
- Problematik: einige verstehen die Aufgabe nicht (schauen z.B. auf die Grösse), jüngere Kinder keine grosse Aufmerksamkeitsspanne + lassen sich leichter ablenken
Generelle Erkenntnisse aus der Untersuchung
- Aufmerksamkeitssteuerung bei Vorschulkinder stark eingeschränkt
- Aufmerksamkeit auf ein Element und Abwehr vor Ablenkung gelingt kaum
- junge Kinder: KEIN systematisches Vorgehen
Gedächtnismodell von Atkinson & Shiffrin (1968)
Informationseingang
-> sensorisches Gedächtnis (optisch, taktil, akustisch) - Zerfall
-> Kurzzeit- und Arbeitsgedächtnis - Erinnerte Informationen
-> Langzeitgedächtnis (bildet mit Kurzzeit- und Arbeitsgedächtnis einen Kreislauf)
Sensorischer Speicher/ Ultrakurzes Gedächtnis
alle Reize, die wir wahrnehmen
Leistung:
- wenige Sekunden
- sehr hohe Aufnahmekapazität
- kurze Merkzeit
- hohe Verlustrate
manchmal auch Nachbild auf Netzhaut (Zahlenfolge)
Kurzzeitspeicher/ temporäres Gedächtnis/ Arbeitsgedächtnis
Leistung:
- hohe Verlustrate
- max. 30 sek -> Durchgangsspeicher
- kurze Merkzeit
- Beschränkte Aufnahmekapazität: 7 chunks (abhängig von Motivation, Sinneinheit, Vorwissen)
Erw. 6-9 Einheiten, wenn Sinn verliehen werden kann sogar mehr (z.B. Regel oder Struktur)
Langzeitspeicher (das "eigentliche Gedächtnis")
Leistung:
- unbegrenzt aufnahmefähig
- dauerhaft
- Veränderung in Hirnstruktur (neue Synapsen, durchlässiger)
- Aufbau braucht Zeit -> geringe Zuflusskapazität
- bei Aktivierung anderer Speicher beteiligt
in Verbindung mit Kurzzeitgedächtnis: Vorwissen etc. beeinflusst Lernen und Aufnahme
Propositionen
Bausteine unseres Gedächtnis
kleinste abstrakte Wissenseinheit, die einen Sachverhalt beschreiben
Schemata & Skripts
Schemata: Wissensstrukturen, Prototyp für ein Objekt oder Subjekt
Skripts: Handlungsstrukturen, Prototyp für eine Handlung oder ein Ereignis
semantische Netzwerke
verknüpfte Schemata
mentale Modelle
auch subjektive Theorien genannt
umfassende persönliche Wissenskategorien
Behaltens- und Verarbeitungsspanne
- wichtiger Faktor für Reproduktion von Informationen
- abhängig von Geschwindigkeit mit der Informationen verarbeitet werden
- vergrössert sich im Laufe der Entwicklung
- Fortschritt durch: biologische Reifungsprozesse, Übung & Anwendung von Strategien
Gedächtnisstrategien
- Speichern von Informationen ist von Behaltungsstrategien abhängig -> erst ab Schulalter
- Vorschulkinder können keine Gedächtnisstrategien selbst entwickeln, Anwendung begrenzt (nicht von Dauer)
- Primarstufe: eigenes Entwickeln von Strategien und Anwenden wenn nicht zu viel Aufwand + Lohnen des Einsatzes
- ab ca. 12. J. volle Entfaltung der Strategien, wenn Kinder Metagedächtnis beherrschen (Metakognitive Fertigkeiten: hohen Einfluss auf Lernen)
wichtigste Schritte zum Einprägen + Behalten von Informationen
- reduzieren und organisieren: zusammenfassen + eigenes Gerüst herstellen
- elaborieren: mit persönlicher Bedeutung versehen + Anreichern mit Beispielen & Bildern
- wiederholen: eigene Bearbeitung, laut aufsagen etc.
Metakognition/ Metagedächtnis
- Aspekte: Wissen, Kontrolle und Regulationen der eigenen Tätigkeiten
- höchste Form der menschlichen Intelligenz
- verlangt mentalen Perspektivenwechsel
- günstiger Fall: aus den metakognitiven Tätigkeiten werden eigenständige Lernstrategien abgeleitet
- junge Kinder: kaum spontane Metakognition, aber Anregung und Anleitung möglich
- ab 3. J. selbstregulatorische Tätigkeiten + lautes Denken, im Schulalter: "internales Sprechen"
Wissen
- Gedächtnisleistung von Wissensgrundlage abhängig, damit Integrieren von neuem Wissen möglich ist
- je mehr Wissen in einem Gebiet vorhanden, desto einfacher das Einordnen von neuem
- Kinder benachteiligt, da Verständnis wichtiger sachlicher Inhalte noch nicht vorhanden (Wissensbasis), um Neues sinnvoll einzubetten
- Entwicklungsfortschritt: Wissen in entscheidenenden Bereichen anzureichern und auszudifferenzieren -> so neue Denkweisen erlangen
- Wissen nicht generell vorhanden sondern kontextabhängig + bereichsspezifisch
- nicht immer unmittelbar zur Verfügung, muss aus dem Langzeitspeicher aktiviert werden
Fazit für den Unterricht
- lösen von Vorstellung, das Informationen so gespeichert werden, wie sie dargeboten werden
- weniger ist mehr: Gedächtnis -> begrenzte Menge an Informationen verarbeitbar
- eigenständiges Bearbeiten der Informationen
- Einsatz von Lern- und Gedächtnisstrategien -> zentral für Qualität der Schulleistungen
- 4-10jährige verbessern ihre Kapazität bei Verarbeitung und Speicherung von Informationen
- metakognitive Fähigkeiten beginnen ab Schulalter mit Entwicklung
- wenig Sinn, Lernmethoden isoliert zu trainieren -> Verknüpfen mit Inhalten!
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