Wahrnehmung, Aufmerksamkeit und Bewusstsein
Wahrnehmung, Aufmerksamkeit und Bewusstsein
Wahrnehmung, Aufmerksamkeit und Bewusstsein
Kartei Details
Karten | 187 |
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Sprache | Deutsch |
Kategorie | Psychologie |
Stufe | Universität |
Erstellt / Aktualisiert | 04.01.2016 / 09.01.2016 |
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dichotisches Hören
dem linken und dem rechten Ohr der VP wird gleichzeitig eine Nachricht präsentiert, VP muss Nachricht eines Ohres laut nachsprechen, diese muss also beobachtet werden ("shadowing" = beschatten); andere Nachricht geht dabei unter, physikalische Veränderungen werden aber bemerkt
"Split-Span" - Paradigma
VP soll eine Sequenz von zB 3 Zifferpaaren vollständig berichten, Ziffernpaare werden getrennt und simultan beiden Ohren dargeboten
Ziffern werden von VP nicht paarweise wiedergegeben
Paradigma der psychologischen Refaktärperiode
zwei visuelle Reize werden in kurzer Abfolge dargeboten, VP muss so schnell wie möglich auf beide reagieren
Zeitintervall in dem nur ein Reiz verarbeitet werden kann; legt serielle Reizverarbeitung nahe, Reizverarbeitung S1 muss abgeschlossen sein, bevor RV S2 beginnen kann
Stimulus Onset Asynchrony (SOA)
Zeitverzögerung
Mit Reaktionszeit ist die Zeit von der Präsentation des Reizes (Stimulus-Onset) bis zur Reaktion gemeint. Entscheidend für die Verzögerung von RT 2 ist das Intervall zwischen den beiden Reizen. Dieses Intervall wird als Stimulus onset asynchrony, kurz SOA, bezeichnet.
frühe Selektion
Selektion aufgabenrelevanter Information findet schon in der sensorischen Erregungsverarbeitung statt.
späte Selektion
Selektion findet erst in der perzeptiven Phase statt.
Filtertheorie
Zwei gleichzeitig dargebotene Eingangsreize od. Nachrichten gelangen simultan in einen sensorischen Speicher. Nur einer der Reize passiert auf Grund seiner physikalischen Merkmale einen selektiven Filter, der andere Reiz wird blockiert, aber bleibt im Speicher.
Aufgabe des Filters ist es, ein kapazitätslimitiertes, strikt serielles Verarbeitungssystem jenseits des Filters vor Überlastung zu schützen.
Information wird nach dem Alles-oder-Nichts-Prinzip weitergeleitet.
Da nur ein zentraler Verarbeitungskanal, muss die Aufmerksamkeit zwischen den Eingangskanälen hin und her wechseln (Multiplexing)
Es wird eine frühr Selektion angenommen.
"Cocktail-Party-Phänomen" (Moray, 1959)
in Stimmengewirr hört man eigenen Namen
setzte Filtertheorie in Zweifel; eher späte Selektion
Attenuationstheorie der Aufmerksamkeit
mehr-oder-weniger-Prinzip; abgeschwächte Weiterleitung und Verarbeitung nichtbeachteter Informationen, Lokalisation der Selektion ist sehr flexibel, jedoch auf früher, perzeptiver Stufe angesetzt
Selektion trotzdem relativ früh, noch keine Theorie der späten Selektion.
Theorie der späten Selektion
Reize werden erst nach ihrer vollständigen Analyse selegiert.
Speicherung erfolgt nur für Reize, die für die momentane Aufgabe relevant sind.
Flankierer-Paradigma
Eriksen & Eriksen (1974)
Zielreiz A wird mit zwei Ablenkungsreizen B gezeigt (BAB)
Reaktion auf A fällt leichter, wenn vorher ein Hinweisreiz gegeben wird ("spatial cue")
Ortsbasierte Aufmerksamkeit
Paradigma räumlicher Hinweisreize
Posner (1980)
VP weiss, dass es zwei mögliche Orte gibt an denen ein Reiz erscheinen kann. VP wird ein ortsbezogener Hinweisreiz gegeben, der die Position des nachfolgenden Zielreizes mit einer bestimmten Wahrscheinlichkeit indiziiert.
Visuelle Aufmerksamkeit soll wie ein Lichtkegel funktionieren, Stimuli werden am beleuchteten Ort rascher und gründlicher verarbeitet als an dunklen Orten.
Orientierung durch 3 separate Mechanismen:
- Ablösemechanismus
- Verschiebungsmechanismus
- Anbindungsmechanismus
endogene Ausrichtung der Aufmerksamkeit
intentional, willentlich
erfolgt auf symbolische Hinweisreize
exogene Ausrichtung der Aufmerksamkeit
reizgetriggert, reflexiv
erfolgt auf direkte Stimulation
Inhibition of Return (IOR)
Wenn man die visuelle Beachtung eines Ortes O1 zu einem Ort O2 verlagert, dann findet sich eine kurzzeitige Hemmung der Rückverlagerung von O2 zu O1.
Objektbasierte Aufmerksamkeit
Experiment mit zwei überlappenden Objekten am selben Ort; VP merkten sich leichter 2 Merkmale von einem Objekt, als 2 Merkmale von zwei verschiedenen Objekten
Attentionale Blindheit liegt also nicht an Ort, sondern daran, dass nur ein Objekt zu einem gegebenen Zeitpunkt attendiert werden kann.
dimensionsbasierte Aufmerksamkeit
Eigenschaftsdimensionen bzw. Objektmerkmale (z.B. Farbe,Form) spielen auch eine Rolle bei der Selektion.
Paradigma der visuellen Suche -> VP muss entscheiden, ob ein bestimmter Zielreiz inmitten mehrerer Objekte vorhanden ist oder nicht. Merkmalsreize "springen ins Auge", wenn sie sich salient unterscheiden von den Distraktoren.
Salienz
Auffälligkeit
Bedeutet, dass ein Reiz (z. B. ein Objekt oder eine Person) aus seinem Kontext hervorgehoben und dadurch dem Bewusstsein leichter zugänglich ist als ein nicht-salienter Reiz. Ursachen können sein, dass der Figur-Grund-Kontrast hoch ist oder dass der Reiz den Erwartungen widerspricht oder dass der Reiz Informationen über aktuelle Ziele bietet.
Merkmals-Integrations-Theorie (MIT)
Theorie, die die menschliche Objekterkennung mithilfe visueller Aufmerksamkeit erklärt.
Den Ausgangspunkt stellt die Filtertheorie.
Annahme von zwei aufeinanderfolgenden Verarbeitungsstufen
- prä-attentiv (schnell; automatisch und unbewusst)
- attentiv (langsamer; gerichtete Aufmerksamkeit)
Merkmalszielreize
"springen ins Auge"
können bereits prä-attentiv diskriminiert werden
Konjunktionszielreize
Erfordern einen genauen Vergleich der Merkmalskonstellation eines gegebenen Objekts mit den Merkmalen der Nachbarobjekte.
Modell der gesteuerten Suche (GS)
(Wolfe, 1994)
Bei der GS bekommen Reize je unterschiedlicher sie von den Umgebungszreizen sind eine höhere Salienz zugeschrieben. Hier werden im zweiten Schritt diese ersten Salienzen (bottom-up) von stark nach weniger stark abgearbeitet ("infolge der Zuweisung fokaler Aufmerksamkeit Zugang zu höheren kognitiven Prozessen"). Meist gibt es bei der GS noch einen Zielreiz, der bei der Abarbeitung der bottom-up Salienzen identifiziert werden soll (top-down).
change blindness (Wechselblindheit)
Ganz allgemein der Effekt, dass Veränderungen außerhalb eines fokussierten Reizes nicht wahrgenommen werden.
Der Fokus ist auf einem bestimmten, markierten Bereich und man bemerkt eine Veränderung ausserhalb dieses Bereiches nicht. Bsp. Affe beim Ballwerfen
Darunter fallen:
- inattentional blindness (sequentielle Reizpräsentation)
- attentional blindness (simultane Reizpräsentation)
Inattentionale Blindheit
Spezialfall von change blindness (nicht wahrnehmen von vielen kurzzeitigen Veränderungen)
Die inattentionale Blindheit stellt man fest, wenn ein Zielreiz B nicht entdeckt wird, wenn er kurzzeitig inmitten von Distraktoren nach A präsentiert wird.
zusätzliches, unerwartetes Objekt wird oft nicht erkannt -> Selektivität der Aufmerksamkeit; knappe "Energieressource"
sequentielle Reizpräsentation
attentional blindness
wird in einer simultanen Präsentation einer visuellen Szene festgestellt;
zusätzlicher Reiz wird gesehen, aber er bekommt zu wenig Aufmerksamkeit
Rekurrente Verarbeitung
hierarchisches Modell (Informationsverarbeitung in Stufen)
- wird durch rekurrente (zurücklaufende) Komponenten ergänzt
- findet praktisch immer beim Übergang von grobem zu feinem, detailreichen Erkennen statt.
- Objekt muss erst bewusst werden, damit Selektionsprozesse ablaufen können
-> Suche nach zusätzlichen Merkmalen macht es nötig, dass höhere Assotioationsareale auf die niedrigeren primären Areale rekurrieren (zurücklaufen)
blind-sight / visuelle Agnosie
Patienten haben Schädigung des Okzipitallappens, haben einen Bereich im Sehfeld, in dem sie keine Objekte mehr unterscheiden und erkennen können, können aber überzufällig oft visuelle Reize wie "Kreis" versus "Raute" unterscheiden, obwohl sie bereichten, diese nicht gesehen zu haben.