VÜ Grundzüge der Bevölkerungsgeographie, Kapitel 1

Universität Wien, SPL Geographie, LV-Nr: 290018, LV-Titel: VO+UE Grundzüge der Bevölkerungsgeographie, LV-Leiterin: Karl Husa , Alexander Wisbauer, WS 13/14 Kapitel 1: Bevölkerungsforschung als Wissenschaft, beteiligte Disziplinen

Universität Wien, SPL Geographie, LV-Nr: 290018, LV-Titel: VO+UE Grundzüge der Bevölkerungsgeographie, LV-Leiterin: Karl Husa , Alexander Wisbauer, WS 13/14 Kapitel 1: Bevölkerungsforschung als Wissenschaft, beteiligte Disziplinen

Florian Kaltseis

Florian Kaltseis

Kartei Details

Karten 11
Lernende 17
Sprache Deutsch
Kategorie Geographie
Stufe Universität
Erstellt / Aktualisiert 11.03.2014 / 26.06.2017
Weblink
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Definition: Bevölkerungswissenschaft

Bevölkerungswissenschaft befasst sich auch mit den außerhalb der rein demographischen Variablen liegenden Determinanten und Konsequenzen demographischer Sachverhalte und erfasst auch die Zusammenhänge zwischen den demographischen Grundmerkmalen und nicht-demographischen Sachverhalten. Sie schließt damit die Erforschung der Bevölkerungsprozesse und der aus ihnen resultierenden Bevölkerungsstrukturen in ihrer biologischen, gesellschaftlichen, wirtschaftlichen, sozialen und räumlichen Verknüpfung auf der Basis eigener Theorien und Methoden mit ein. (df. nach JÜRGENS 1975)

Definition: Bevölkerungsstatistik

Die Hauptaufgabe der Bevölkerungsstatistik liegt in der Sammlung, Auswertung, Schätzung und Veröffentlichung demographischer Daten und in der Transformation der Rohdaten zu statistischen Maßzahlen. (df. nach FEICHTINGER 1973)

Formel: Demographische Grundgleichung

 

siehe Abb

Definition: Formale Demographie

Die formale Demographie untersucht unter Zuhilfenahme des Instrumentariums der Bevölkerungsmathematik das Zustandekommen von Bevölkerungsstrukturen (v. a. Alters-, Geschlechts- und Familienstandsgliederungen von Bevölkerungen) und deren wahrscheinliche Veränderungen bei Änderungen demographischer Grundvariablen. (df. nach FEICHTINGER 1973)

Zentrale Grundvariable der Demographie nach FEICHTINGER

  • Fruchtbarkeit (=Fertilität)
  • Sterblichkeit (=Mortalität)
  • Heirat (=Nuptilität)
  • Räumliche Mobilität (=Migration, Wanderung)
  • Soziale Mobilität

Hauptschwerpunkte der bevölkerungsgeographischen Forschung

  1. Untersuchungen über die räumliche Verteilung der Bevölkerung und der sie bedingenden Faktoren.
  2. Untersuchungen über die Zusammensetzung der Bevölkerung in verschiedenen Erdräumen bzw. Regionen nach Merkmalen des Alters und Geschlechts sowie nach Differenzierungen in sozialer und wirtschaftlicher Hinsicht.
  3. Untersuchungen über die natürliche Bevölkerungsentwicklung und die dafür bedeutsamen Bestimmungsfaktoren in räumlicher und zeitlicher Sicht, Fragen nach dem Verhältnis von Bevölkerungswachstum und verfügbaren Unterhaltsquellen unter dem Aspekt der Tragfähigkeit.
  4. Untersuchungen zu Wanderungsvorgängen im Kontext einer umfassenden geographischen Mobilitätsforschung.
     

Definition: Demographie

Aufgabe der Demographie ist die Ermittlung, Erklärung und Prognose der demographischen Grundvariablen auf der Basis bevölkerungsstatistischen Materials mittels statistischer Techniken und der Konstruktion mathematischer Modelle. (df. nach WEWER 1973)

Definition: Bevölkerung

Die Bevölkerung einer Raumeinheit ist eine Menge, die aus unterscheidbaren Elementen (z. B. Einzelper- sonen) besteht, die der Raumeinheit nicht nur kurzfristig angehören. (df. nach HEINRICHS 1973)

Definition: Bevölkerungsgeographie

Die Bevölkerungsgeographie untersucht in verschiedenen Maßstabsstufen die räumliche Differenzierung der Bevölkerung nach ihrer Zahl, ihrer Struktur und ihrer Bewegung sowie die räumlichen Beziehungen und Zusammenhänge zwischen Bevölkerung, natürlicher Umwelt und kulturellen, wirtschaftlichen und sozialen Faktoren. Ein besonderer Schwerpunkt liegt dabei auf der Analyse derjenigen Prozesse, die zu den beobachteten Raummustern und ihrer zeitlichen Abfolge geführt haben (vgl. dazu auch SCHYMIK 1980). (df. nach BÄHR 1997, 2000)

räumliche Aggregationsniveaus

  • weltweite oder kontinentale Ebene
  • nationale Ebene
  • regionale oder lokale Ebene

Ebenen der wissenschaftlichen Befassung mit Bevölkerungsfragen:

  1. Sammeln und Auswerten von Bevölkerungsdaten und wissenschaftliche Beschreibung dieser Daten: Deskription, deskriptive Analyse (häufig unter Berücksichtigung problemorientierter Gesichtspunkte).
  2. Systematisierung von Bevölkerungssachverhalten: Klassifikation, Typisierung (Konstruktion vonIdealtypen).
  3. Generalisierung; Formulierung allgemeiner Aussagen über die Struktur von Bevölkerungssachverhalten, ihre Wechselwirkungen und Ursachen. Suche nach Ursachen, um Phänomene erklären, begreifen zu können (demographische, bevölkerungsgeographische Ursachenforschung).
  4. Demographische (bevölkerungsgeographische) Modellbildung (Durchführung von Modellrechnungen):
    1.  Beschreibungs- und Ablaufmodelle
    2. Erklärungsmodelle
    3. Prognosemodelle
    4. Ursachenmodelle.
  5. Formulierung möglichst allgemeiner, weitreichender, widerspruchsfreier Aussagensysteme zur Analyse und Erklärung von (Bevölkerungs)Sachverhalten => Theoriebildung. In der Bevölkerungsforschung: Bevölkerungstheorien.
    Derartige Theorien können verbal oder mathematisch formuliert sein. Sie können sehr allgemein und umfassend im Anspruch sein; daneben gibt es natürlich auch Theorien über Teilbereiche der Bevölkerungsforschung (z. B. Migrationstheorien).