Verhaltensbiologie_2.VL
BIO122
BIO122
Kartei Details
Karten | 77 |
---|---|
Sprache | Deutsch |
Kategorie | Biologie |
Stufe | Universität |
Erstellt / Aktualisiert | 10.08.2015 / 25.05.2022 |
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Inhalte:
1.) Angeborenes Verhalten
2.) Erbkoordination – Schlüsselreiz – Auslösemechanismus
3.) Code-Knacken
4.) Endogener Rhythmus (Innere Uhr) vs. Exogene Umweltfaktoren (abiotische, soziale)
Denkfrage zur 1.VL:
Sie arbeiten in einem Institut für Tier- und Pfl.zucht und sind daran interessiert, Kühe mit höherer Milchleistung zu züchten. Sie haben in 2 Populationen die Heritabilität der Milchleistung bestimmt und festgestellt, dass die Heritabilität in einer Pop. 0.3 und in der anderen 0.4 beträgt.
Mit Kühen welcher Population beginnen Sie ihre Zuchtversuche?
Mit Kühen der Pop. mit Heritabilität 0.4
=> Da je höher Heritabilität eines MMs unter gewissen Umweltbedingungen ist, desto schneller lässt sich durch Selektion Evolution bewirken in die gewünschte Richtung.
Def.:
"Angeborenes Verhalten"
Organismus reagiert in einer bestimmten Situation biologisch sinnvoll, unabhängig von (vorheriger) Lernerfahrung.
Woran erkennt man angeborenes Verhalten?
Wenn immer man ein schon vollentwickeltes/voll angepasstes Verhalten beobachtet, dass bei erstmaliger Konfrontation mit einer Situation gezeigt wird spricht man v. angeborenem Verhalten.
= Sinnvolles Verhalten OHNE Erfahrung.
Wann kommt es zu angeborenem Verhalten?
-> Angeborenes Verhalten wird häufig v. bestimmten Reiz ausgelöst.
Bedeutet Angeborenes Verhalten, dass es keine Umwelt-Gen-Interaktion gibt?
Wieso/Wieso nicht?
NEIN:
Diese kann sehr wohl Entwicklung des ZNS, endokrinen Systems beeinflussen, dass zu diesem Verhalten führt. z.B Tempabhängige Geschlechtsbestimmung bei Reptilien: Ob Reptil nach schlüpfen Männlich oder weiblich ist, ist sicher angeboren, aber es ist auch umweltmodifikatorisch, da Temp während Entwicklung Geschlecht beeinflusst.
Def.:
"Erbkoordination" -> engl.?
Engl.: " Fixed action pattern"
Verhaltensreaktion, die von selbst vollständig abläuft, wenn sie durch einen adäquaten Reiz (Schlüsselreiz, Auslöser oder Signal) aktiviert ist.
(= Angeborenes Verhalten, welches durch bestimmten Reiz ausgelöst wird)
Welche Analogie aus dem alltäglichen Leben kann man für Erbkoorination und Schlüsselreiz nennen?
Bestimmter Reiz aus der Umgebung (der wie Schlüssel in ein Schlüssellocht passt) und nur dieser Reiz löst eine Erbkoordination (= Angeborene Verhalten) aus, dass v. Reiz abhängig ist.
Wo spielt Erbkoordination eine Rolle?
- Bei Innerartlichen Kommunikation, aber auch
- Bei Zwischenartlichen
Wie nennt man Schlüsselreize (die Erbkoordination auslösen) bei Innerartlicher Kommunikation?
Schlüsselreize bei Innerartlichen Kommunikation werden Signale od. Auslöser genannt.
Wer hat für den Nachweis der Erbkoordination Versuche durchgeführt und was hat er gemacht?
Niko Tinbergen hat Attrapen-Versuche mit Möwen durchgeführt um Erbkoordination nachzuweisen.
Welche Beobachtungen gingen Tinbergens Attrappen-Versuchen voraus?
Welche Hyp. definierte Tinbergen um dies zu erklären?
Welches Verhalten definierte er daraufhin?
Beobachtung: Möven haben bei geschlechtsreife einen roten Fleck am Schnabel.
Tinbergens These: Rote Punkt = Schlüsselreiz in der Kommunikation zwischen Jungen und ihren Eltern.
=> Futterbettel-Verhalten: Jungen picken an diesen Punkt am Schnabel des Elter => öffnet Schnabel gibt Nahrung.
Was ist Futter-Bettel-Verhalten nach Tinbergen?
Futterbettel-Verhalten ist Erbkoordination (Verhalten ohne vorherige Erfahrung => Frischgeschlüpfte tun es schon!), der vom Schlüsselreiz (roter Punkt am Schnabel) ausgelöst wird.
Aufbau des Experimentes zum Nachweis der Erbkoordination (Tinbergen):
Attrapenversuche: Tinbergeb wollte herausfinden, wie der rote Punkt auf dem Schnabel des Adulttieres auf desssen Jungen wirkte => stellte Attrapen her, die er manipulierte:
(A) Attrappe v. Kopf des Elter mit dem roten Punkt auf dem Schnabel
(B) Attrappe nur v. Schnabel mit rotem Punkt drauf
(C) Attrappe v. Kopf des Elter OHNE roten Punkt
(D) Roter Stab mit rot-weiss Kontrasten an der Spitze.
=> Dann wurde Futterbettel-Verhalten (Relative Pecking response) der NK betrachtet.
Wofür eignen sich Attrappenversuche v.a?
Attrappenversuche: Sehr gut um zu schauen, ob bestimmte MM/Gen-Variationen Verhalten beeinflussen.
Ergebnisse v. Tinbergens Attrappenversuchen:
(A): Control: Attrappe v. Kopf des Elter mit rotem Fleck auf Schnabel:
=> Futter-Bettel-Verhalten: 100
(B) Nur Schnabel mit rotem Fleck
=> Futterbettel-Verhalten: 92 -> bleibt fast gleich wie bei (A)
(C) Kopf des Elter OHNE roten Fleck auf Schnabel:
=> Futterbettel-Verhalten: 35 -> Kaum Verhalten gezeigt!
(D) Stab mit starkem Kontrast an der Spitze:
=> Futterbettel-Verhalten: 126 -> Am meisten Verhalten gezeigt => sogar besser als Normalausgangslage!
Def.:
"Auslösemechanismus" (AM) -> engl.?
Engl.: „Innate releasing mechanism“
=> Neurosensorischer Filtermechanismus
Wenn Erbkoordination, durch Schlüsselreiz ausgelöst wird, muss es irgendwelche neurosensorische Filtermechanismen geben, um diesen Schlüsselreiz v. der Fülle an Reizen zu erkennen und rauszufiltern um dann Verhaltensmodifikation auszulösen.
=> "Auslösemechanismus"
Gesang der Männchen der Nachtigallhüpfer:
- Wie kommt er zu Stande?
- Wie ist dieser Gesang aufgebaut?
- Was ist seine Funktion?
Gesang der Männchen der Nachtigallhüpfer (Grillen).
-> Alle Grillen haben Stritulationsorgan aus Chitin an Flügel (und Hinterbein) (zähnchenartige Spitzchne) (=Schrillleiste) Bewegung der Schrillleiste des Hinterbeins gegen die Schrillkante des Hinterflügels erzeugt "Gesang".
-> Gesang besteht aus Versen die aus je 6 Silben bestehen die wiederrum aus 6 Pulsen bestehen.
-> Männchen "singen" um Weibchen so anzuwerben (=>locken sie an) und Weibchen antworten dann auf diesen Gesang.
Antworten Weibchen auf jeden Gesang eines Grillen-Männchens?
-> Wieso/wieso nicht?
Nein, nur auf Gesang v. Männchen der selben Art.
=> Um Hybridisierung zu vermeiden.
Wo könnte man bei dieser Nachtigallsgrillen Paarungszeremonie einen Auslösemechanismus finden?
Auslösemechanismus (=neurosensorischen Filter) könnte evt. bei Weibchen zu finden sein, die dann Antwortverhalten auf Gesang eines Männchens zeigen.
Mithilfe des AM würden die Weibchen den Gesang des Männchens als Schlüsselreiz rausfiltern was dann zu Verhaltensmodifikation bei den Weibchen führen würde (= sich nähern und evt. fortzupfl.)
Nachtigallsgrillen-Experiment:
-> Was wurde dabei untersucht?
Frage:
- Wann erkennt das Weibchen den Gesang als Arteignen an? (= Antwortet darauf)
= Welche Komponenten des Gesangs sind dafür verantwortlich, dass Weibchen den Gesang als Schlüsselreiz wahrnimmt, der Erbkoordination auslöst?
Nachtigallsgrillen-Experimten:
- Aufbau:
Männchen-Gesang aufgenommen und unterschiedlich modifiziert (Variation z.B in # Silben oder Versen etc.) und dann Weibchen vorgespielt.
Wenn Weibchen Signal als Schlüsselreiz wahrnimmt würde es Spezifischen Antwortgesang zeigen (=Wenn nicht = NICHT als Schlüsselreiz wahrgenommen).
Nachtigallsgrillen-Experiment:
Ergebniss
(-> Was wurde geplottet?)
Pausendauer (zw. 2 Silben) gegen Silbendauer geplottet.
Farben in der Mitte = Wsken. mit denen Weibchen Kombinationen der Pausendauer und Silbendauer als Arteigener-Gesang
wahrnehmen.
- Hellrote: 20% der Weibchen nehmen Gesang als Arteigen wahr => Zeigen Erbkooordinantion.
- Mittelrot: 50% der Weibchen
- Dunkelrot: antworten 80% der Weibchen
- Punkt in der Mitte (=Control) zeigt die natürliche Kombination der beiden (= wie sie in Natur vorkommt).
Nachtigallsgrillen-Experiment:
Interpretation
# Silben des Männchengesangs ist egal für Weibchen (=reagieren auf jede #).
-> Pausendauer zw. 2 Silben im Verhältnis zur Silbendauer (beides ms) entscheidend um Gesang als Schlüsselreiz zu sehen (= Männchen als Arteigen anzuerkennen).
=> Pausendauer zw. 2 Silben [ms]
Silbendauer [ms]
Welche evolutionäre Entwicklung kann man auch bei Kommunikation durch Signal und Auslösemechanismus erkennen?
Koevolution zwischen Signal des Senders und Auslösemechanismus des Empfängers
Was könnte dazu führen, dass es KoEvolution gibt?
Code-Knacken durch Räuber/Fressfeinde.
Auf welche Prozesse würde Koevolution bei der Nachtigallsgrille wirken?
Signal des Senders: Auf den Gesang der Männchen
Auslösemechanismus des Empfämgers: Neurosensorische Filtermechanismus des Weibchens
Def.:
"Code-Knacken" (nach Alcock)
= Einklinken in einen Erbkoordination-Schlüsselreiz-Mechanismus durch Andere (oft Artfremde) z.B Parasiten/Fressfeinde (und bestimmte damit verbundene Reaktion ausnutzen).
An welchem Bsp. wurde das Phänomen des Code-Knackens untersucht?
Leuchtkäfer (Photinus macdermotti) für Inneratliche Kommunikation
Wie nennt man das Leuchten der Leuchtkäfer?
Biolumineszenz
Wofür wird Luciferase in der Wissenschaft oft eingesetzt?
Und wie funktioniert es?
Molekulargenetik: Gene für Luciferase oft als Reportergene benutzt um herauszufinden ob Gentransfer erfolgreich war:
Gene in Genom eines anderen Organismuses transferiert.
Wenn Gen translantiert wird (Organismus überlebt) gibt man Luciferin dazu -> Wenn es beginnt zu Leuchten = Bedeutet, das Gentransfer erfolgreich.
In welchem Entwicklungsstadium findet man Biolumineszenz bei Leuchtkäfern?
Bei Adult Tiere hat Leuchten andere Funktion als bei Larven.
Nicht alle Adulttier-Arten haben Leuchtorgan aber alle Larven.
=> Bei Larven ist dieses Organ mit aposematischen Substanzen als Warnsignal für Fresser genutzt.
Wofür wird Leuchten bei Photinus macdermotti benutzt?
Optische Kommunikation (um sich zu paaren).
Leuchtkäfer Beobachtungsstudie:
Wie funktioniert die optische Kommunikation bei Photinus macdermotti?
1.) Männchen fliegen rum und produzieren charaktersistisches
Optisches Signal (=> Regelmässiges Stereotypes Signal).
2.) Wenn Weibchen der gleichen Art Signal des Männchens sieht, wird Weibchen Antwortverhalten zeigen => antwortet mit einer Verzögerung v. \(\Delta t\) auf jedes 2. Lichtsignal des Männchen.
3.) Männchen sieht dieses Antwortverhalten, fliegt zum Paarungsbereiten Weibchen hin um sich mit diesem zu paaren.
Wo findet man bei der optischen Kommunikation v. P.macdermotti:
- Auslösemechanismus (AM)
- Erbkoordination
- Schlüsselreiz
1.) Männchen gibt regelmässige Leuchtsignale v. sich (= Schlüsselreiz für Weibchen).
2.) Wenn arteigenes Weibchen diese Signale wahrnimmt (AM) antwortet sie auf jedes 2. Signal (Erbkoordination und gleichzeitig Schlüsselreiz für das Männchen) mit einer zeitlichen Verzögerung v. \(\Delta t \).
3.) Männchen nimmt diese Antwort wahr (AM) und fliegt dann zum Weibchen hin (Erbkoordination).
=> Paarung.
Was hat es mit diesem \(\Delta t \) bei P.macdermotti (ma) auf sich?
\(\Delta t \) bezeichnet das für die Partnererkennung von ma
(arts-)spezifische Zeitintervall zw. dem männlichem Signal und dem weiblichen Antwortsignal.
=> Männchen haben Leuchtmuster (Abstand indem Leuchten kommt). Sieht arteigenes Weibchen dieses, antwortet sie mit einer Zeitverzögerung (Δt) auf jedes 2. Signal des Männchens, welches dann dorthin fliegt = Paarung
Wo wird nun Code-Knacken bei P.macdermotti beobachtet?
Räuberisch lebende Leuchtkäfer-Art im selben Gebiet: Photuris versicolor (ve).
Die ve-Weibche hocken auch irgendwo am Boden und ahmen Antwortsignal der Weibchen nach (=> Antworten auf jedes 2.Lichtsignal des Männchens) und klinken sich somit in die Kommunikation der ma ein. -> Männchen fliegen dorthin und werden gefressen.
Bild zeigt: Plotvergleich v. Antwortsignal der echten ma Weibchen und unten Antwortsignal der räuberischen ve-Weibchen im Vergleich.