Strafrecht

Strafrecht 1. Semester

Strafrecht 1. Semester


Kartei Details

Karten 207
Lernende 20
Sprache Deutsch
Kategorie Recht
Stufe Universität
Erstellt / Aktualisiert 27.09.2016 / 07.09.2023
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Arten von Unterlassungsdelikten

  • echte Unterlassungsdelikte
  • Unechte Unterlassungsdelikte

Echte Unterlassungsdelikte

Im Gesetz als Unterlassung formuliert.

Echte Unterlassungsdelikte sind auch immer echte Sonderdelikte

z.B.:

StGB 127, StGB 128, StGB 217, StGB 319

 

Unechte Unterlassungsdelikte

Im Gesetz als Handlungsdelikt formuliert, jedoch als Unterlassung strafbar in Verbindunf mit Art. 11 StGB.

Objektiver Tatbestand des echtem Unterlassungsdeliktes

  • Person mit besonderer Verantwortung = echtes Sonderdelikt
  • Nichtvornahme der gebotenen Handlung - vorausgesetz der Täter hätte sich in gebotener Weise verhalten können

Subjektiver Tatbestand des echtem Unterlassungsdelikes

  • Vorsatz
  • voluntative Komponente: Täter muss sich bewusst entschliessen das geforderte Verhalten nicht zu erbringen

Ist ein Versuch möglich bei einem echtem Unterlassungsdelikt?

nicht möglich

Ist eine Mittäterschaft möglich bei einem echtem Unterlassungsdelikt?

Wenn zwei Adressaten des Handlungsgebots übereinkommen, dasselbe nicht zu befolgen.

-> es ist möglich

Ist "Anstifter und Gehilfe" bei einem echtem Unterlassungsdelikt möglich?

Ein Aussenstehender kann Anstifter oder Gehilfe sein, indem er den Täter auffordert oder ihn psychisch unterstützt, die gebotene Handlung nicht vor zunehmen.

-> es ist möglich

Objektiver Tatbestand eines unechten Unterlassungsdeliktes

  1. Garantenstellung?
  2. Konkrete Gefahrenlage
  3. Tatmacht
  4. Erfolgseintritt
  5. Hypothetische Kausalität

Garantenstellung

  • aus Gesetz (Bsp.: Ehegatten, Eltern und Kinder, Arbeitgeber)
  • Aus Vertrag (Arzt und Patient, Bergführer und Bergsteiger, Rettungssanitäter)
  • Aus freiwillig eingetragener Gefahrengemeinschaft
  • Ausgrund der Schaffung einer Gefahr
  • Weitere Entstehungsgründe (Herrschaft über eine Gefahrenquelle, Lebensgemeinschaft)

Hypothetische Kauslität

Der erforderliche Zusammenhang ist dann gegeben, wenn die gebotene Handlung nicht hinzugedacht werden könnte, ohne dass der Erfolg höchstwahrscheinlich entfiele (sog. Wahrscheinlichkeitstheorie).

Was wäre passiert, wenn der Täter dem Opfer geholfen hätte?

Subjektiver Tatbestand eines unechten Unterlassungsdeliktes

  • Wissen bezüglich aller objektiver Merkmale
  • Willen, nichts zur Rettung zu unternehmen, inkaufnahme des Erfolges

Ist der Versuch bei einem unechtem Unterlassungsdelikt möglich?

möglich

Bsp.: Mutter möchte ihr Kind verhungern lassen, die Oma kommt jedoch vorbei und füttert das Kind

Ist die Anstiftung bei einem unechtem Unterlassungsdelikt möglich?

Anstiftung zu unechtem Unterlassungsdelikt möglich, wobei sich der Anstifter wegen aktiven Tuns strafbar macht.

Ist die Anstiftung bei einem unechtem Unterlassungsdelikt möglich?

Gehilfenschaft durch aktives Tun ist ebenfalls möglich und vor allem denkbar in der Form der psychischen Beihilfe.

Ist die Mittäterschaft bei einem unechtem Unterlassungsdelikt möglich?

Wenn zwei Garanten vereinbaren, angesichts der drohenden Gefahr untätig zu bleiben.

Grundtypen von Garantenstellung

  • Obhuts- oder Schutzgarantenpflicht:
    Jemand hat alle Gefahren und Schädigungen abzuwehren, die bestimmte Rechtsgüter einzelner Personen drohen (z.B. Pflegerin eines Patienten)

  • Sicherungs- oder Überwachungsgarantenpflichten: Betreffende hat eine bestimmte Gefahrenquelle unter Kontrolle zu halten, damit Schädigungen von Rechtsgütern beliebiger Träger vermieden werden können (z.B. Leiter einer Sprengung)

Welche Arten von Fahrlässigkeitsdelikten gibt es?

  • Fahrlässiges Begehungsdelikt
  • Fahrlässiges Unterlassungsdelikt

Arten fahrlässiges Begehungsdelikt

  • Fahrlässiges Erfolgsdelikt als Begehungsdelikt
  • Fahrlässiges Tätigkeitsdelikt als Begehungsdelikt

Arten fahrlässiges Unterlassungsdelikt

  • Unterlassung ggü. Begehung grundsätzlich subsidiär

Wo im StGB ist der Vorsatz geregelt?

Art. 12 Abs. 1 StGB

Wo im StGB ist der Eventualvorsatz geregelt?

Art. 12 Abs. 2 StGB -> 2. Satz

Wo im StGB ist die Fahrlässigkeit geregelt?

Art. 12 Abs. 3 StGB

Struktur des fahrlässigen Erfolgdelikts

  • Unvorsätzliches Bewirken des Erfolgs
  • Handlung: Missachtung einer Sorgfaltspflicht (oder Massfigur)
  • Relevanz = Kausalität

Arten der Sorgfaltspflicht

  • die betreffende Handlung zu unterlassen (strafrechtswidrige Handlung, gefährliche Handlung, fehlende Fähigkeit zur Beherrschung der Risiken)
  • bei der Ausführung der Handlung ein bestimmtes Risiko nicht zu überschreiten

Massfigur

Wie sich eine vernünftige und besonnene, mit den Fähigkeiten und Erfahrungen des Täters ausgestattete Person verhalten würde.

-> individuell-objektive Voraussehbarkeit und Vermeidbarkeit

hypothetischer Kauslazusammenhang

das pflichtwidrige Verhalten des Täters

„mindestens mit einem hohen Grad der Wahrscheinlichkeit oder mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit die Ursache des Erfolgs bildet.“

Ist ein Versuch bei einem fahrlässigem Erfolgsdelikt möglich?

Es ist nicht möglich, da ein Vorsatz des Täters in Bezug auf die Herbeiführung erfordert wird.

Ist eine Mittäterschaft bei einem fahrlässigem Erfolgsdelikt möglich?

Es ist nicht möglich, da ein Vorsatz des Täters in Bezug auf die Herbeiführung erfordert wird.

Ist eine Anstiftung und Beihilfe bei einem fahrlässigem Erfolgsdelikt möglich?

Es ist nicht möglich, da ein Vorsatz des Täters in Bezug auf die Herbeiführung erfordert wird.

Fahrlässiges Tätigkeitsdelikt

Beim fahrlässigen Tätigkeitsdelikt wird eine bestimmte Handlung als solche mit Strafe bedroht.

 

Bsp.: StGB 236 Abs. 2 -> Fahrlässige Inverkehrbringen gesundheitsschädlichen Futters

Idealkonkurrenz

Der Täter erfüllt mehrere Straftatbestände durch eine einzige Handlung.

Realkonkurrenz

Der Täter erfüllt mehrere Straftatbestände durch mehrere Handlungen.

Echte Konkurrenz

Der Täter ist wegen aller erfüllten Straftatbeständen zu bestrafen.

Die Straftatbestände sind nebeneinander anwendbar.

unechte Konkurrenz

Der Täter ist nicht wegen aller erfüllten Straftatbestände zu bestrafen.

Die Straftatbestände sind nicht nebeneinander anwendbar.

Asperationsprinzip

Art 49 StGB

Bei mehreren Tatbeständen, wird zur schwersten Straftat verurteilt und angemessen erhöht.

Höchststrafe nicht um mehr als die Hälfte erhöhen.

Bsp.: Täter wird wegen Art. 111 und Art. 123 StGB verurteilt -> Hächststrafe von Art 111 nicht unter 5 Jahren. d.h. er wird höchstens zu einer Freiheitsstrafe von 5 + 2.5 = 7.5 Jahren verurteilt.

Was ist die sogenannte "Gesamtstrafe"?

Das Asperationsprinzip besagt, dass für alle (gleichartigen Strafen) erfüllten Tatbestände nur eine Strafe ausgesprochen wird = Gesamtstrafe

Was ist die sogennante "Einsatzstrafe"?

Nach dem Asperationsprinzip, ist die Einsatzstrafe obligatorisch zu erhöhen, da mehrere Straftaten vorliegen.

Retrospektive Konkurrenz

Art. 49 Abs. 2 StGB

Täter wurde für eine Tat verurteilt, danach kommt heraus, dass er vor der Verurteilung weitere Taten begangen hat.

Das erste Urteil ist nicht abänderbar!

Er muss daher mit einer Zusatzstrafe bestraft werden.

Die Strafe darf jedoch nicht höher sein, als wenn er für beide Taten gleichzeitig bestraft werden würde.

Offizialdelikte

Wenn im Gesetz nichts explizit steht, ist es ein Offizialdelikt.

Taten werden ohne Rücksicht auf den Willen allfälliger Geschädigter verfolgt.