Spracherwerbs- und Mehrsprachigkeitsforschung

Klausurvorbereitung zu einer universitären Vorlesung

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Langue Deutsch
Catégorie Psychologie
Niveau Université
Crée / Actualisé 02.07.2015 / 22.05.2017
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Das mentale Lexikon: Wie sind Sprachen in unserem Gehirn organisiert? Wie wird auf die Konzeptebene zugegriffen?

  1. Koordiniert: Es gibt getrennte Konzepte pro Sprache, beide Lexika können unabhängig voneinander auf die konzeptuelle Ebene zugreifen
  2. Zusammengesetzt: Nach Kroll & Stewart: asymmetrische Beziehung zwischen L1 und L2, Verbindung zwischen dem gemeinsamen Konzept und L1-Wort ist stärker als die Verbindung Konzept-L2. Auf der lexikalischen Ebene ist die Verbindung von L2 zu L1 stärker
  3. Unterordnend (Wortassoziationsmodell): Konzept läuft über L1 = direkte Übersetzung

Koordinierte Speicherung für Konzepte, die man nicht übersetzen kann. Bei Bilingualen kommt eine zusammengesetzte Speicherung öfter vor.

Entwicklungshypothese nach Kroll & Stewart: Die Organisationsformen im bilingualen Lexikon verändern sich vom Wortassoziationsmodell (unterordnend) zu einem konzeptvermittelten Modell (zusammengesetzt).

Beschreiben Sie, wie nach Levelt (1989) das Lesen abläuft. Welche Hirnareale werden aktiviert?

  • Visuelle Dekodierung: Grapheme werden gesehen
  • Wort wird mit Bedeutung in Verbindung gebracht (Wernicke)
  • Grammatische Dekodierung
  • Mentales Lexikon: Wissensaktivierung über Welt

Welche Faktoren wirken sich auf den Erfolg vom Fremdspracherwerb aus? (Drei Kategorien von Lernervariablen)

1. Endogenetische Faktoren: Geschlecht, Alter, Kognition ...

2. Affektive Faktoren: Motivation, Einstellung, Angst ...

3. Soziale Faktoren: Kontakt zur L2, Sozialisierung, Erfahrungen mit Fremdsprachen ...

Welche Sprachlernvoraussetzungen werden durch das Alter beeinflusst?

  • Biologische Faktoren: Gehirn (Reifung), Sensorik, Psychomotorik (Reaktion, Schreibgeschwindigkeit ...)
  • Kognitive Fatkoren: Entwicklung, Gedächtnisleistung, Verarbeitungsprozesse, sprachliche Fertigkeiten, Bewusstsein
  • Sozialpsychologische und affektive Faktoren: Motivation, Angst, Selbstwertgefühl, Lernerfahrungen
  • Linguistische Voraussetzungen

Welche kognitiven Faktoren wirken sich auf den Lernerfolg aus? Beschreibe kurz.

Sprachlerneignung: Einfühlungsvermögen, Enkodierungsfähigkeit, induktive Sprachlernfähigkeit (grammatische Muster erkennen können), Gedächtnisleistung

Extrovertiertheit, Introvertiertheit

Risikobereitschaft

Ambiguitätstoleranz: Fähigkeit, Mehrdeutigkeiten und Wiedersprüchlichkeiten zu erkennen. Ambiguitätstolerante Lerner behalten mehr im Kurzzeitgedächtnis, lernen aber langfristig nicht besser.

Feldabhängigkeit - Feldunabhängigkeit:

Feldunabhängige besitzen internal frames of reference. Sie nehmen Informationen separat und analytisch auf. Sie lassen sich sozusagen nicht vom Kontext ablenken. Sie haben meistens eine Neigung zu Naturwissenschaften.

Feldabhängige orientieren sich an external frames of reference (Bezugsrahmen, Kontext). Sie nehmen Informationen holistisch auf und orientieren sich an der Umgebung.

Empathie und Ego: Starke Ego-Grenzen schränken die Empathiefähigkeit ein.

Lernertypen und Lernstile: Je nach Lerner wird ein Wahrnehmungskanal (und damit eine Übungsform) bevorzugt: z. B. auditiv, visuell ... Man spricht von sensorischen Präferenzen. Begriff des Stretching: Im Unterricht können Lerner aus ihrer Komfortzone genommen und mit anderen Übungsformen vertraut gemacht werden.

Monitor-overuser, -underuser, -successful user

Motivation und Einstellung: Resultativ-Hypothese: Lernerfolg hat Rückwirkung auf Motivation und Einstellung

Angst: Angst als Disposition, momentaner Zustand oder Reaktion. Foreign language anxiety

Kontakt zur L2: Akkulturation, Akkommodation, Interaktion

Weitere relevante Faktoren: Länge des Aufenthalts im Zielland, Freizeitverhalten, Bleibeabsichten, emotionale Bindungen, Sozialisierung, bisherige Lernerfahrungen

Welche Arten von Motivation gibt es? Welche Faktoren beeinflussen die Motivation?

  • Integrative Motivation
  • Instrumentelle Motivation
  • Extrinsische Motivation
  • Intrinsische Motivation
  • Lernerinterne Faktoren
  • Lernerexterne Faktoren

Was treibt laut Roche den Spracherwerb voran? 

  • Relevanzprinzip: Es wird das gelernt, was wichtig erscheint
  • Lexikalitätsprinzip: Grammatik entwickelt sich aus Wörtern
  • Salienzprinzip: Gelernt wird, was im Vordergrund steht
  • Situativitätsprinzip: Sprache wird in authentischen Situationen genutzt
  • Praktikabilitätsprinzip: Wenn die Sprache gebraucht wird, wird sie gelernt
  • Handlungsprinzip: Wenn eine Sprache erfolgreich angewendet wird, wird sie gelernt
  • Mediationsprinzip: Übertragung von Kategorien von der L1 auf die L2 (z. B. Stile)
  • Entwicklungsprinzip: Experimentieren und Fehler gehören zum Lernprozess hinzu

Welche methodischen Prinzipien gibt es im Unterricht? (4)

  • Handlungsorientierung: rezeptives / produktives Sprachverwenden
  • Inhaltsorientierung: authentischer Input
  • Aufgabenorientierung: fertigkeitsbasierte Übungen
  • Interaktionsorientierung: Kommunikationsförderung im sozialen Kontext

Welche Standards gibt es bei der Unterrichtsgestaltung? 

  • Individualisierung / Personalisierung
  • Autonomieförderung
  • Reflexionsförderung
  • Automatisierung: Einüben produktiver Routinen
  • Mehrsprachigkeit
  • Lehr- und Lernkultursensibilität
  • Transparenz und Partizipation: Lerner dürfen an pädagogischen Entscheidungen teilnehmen
  • Evaluationskultur: Lernprozesse werden protokolliert

Welche aktuellen Forschungsfelder kennt die Sprachlehr- und -lernforschung?

  • Kognitiv ausgerichtete Forschung: Wie läuft Spracherwerb im Hirn ab?
  • Welche neurowissenschaftlichen Erkenntnisse gibt es?
  • Wie wirken sich gesellschaftliche / politische Zusammenhänge auf die individuelle Mehrsprachigkeit aus?
  • Wie entwickeln sich innere und äußere Mehrsprachigkeit?
  • Welche Auswirkungen haben Globalisierung und Migration auf die sprachliche Kultur?
  • Wie kann man optimal fördern (Bildungspolitik)?

Welche Standards und methodischen Prinzipien spricht die Szenariendidaktik an?

  • Handlungsorientierung
  • Aufgabenorientierung
  • Inhaltsorientierung
  • Interaktionsorientierung
  • Individualisierung
  • Autonomieförderung
  • Reflexionsförderung
  • Automatisierung

Welche Standards und Prinzipien spricht die Portfolioarbeit an?

  • Handlungsorientierung
  • Individualisierung
  • Autonomieförderung
  • Reflexionsförderung
  • Mehrsprachigkeit
  • Transparenz und Partizipation
  • Evaluationskultur

Was ist Handlungsorientierung? Gebe zwei Definitionen an.

Die Fremdsprachendidaktik definiert die Handlungsorientierung als ein Lernergebnis, das auf kommunikativer Kompetenz beruht. Im Unterricht soll gelernt werden, wie außerhalb des Unterrichts zu handeln ist.

Die Pädagogik sieht die Handlungsorientierung als methodisches Prinzip der Unterrichtsgestaltung. Es gilt das Motto "Lernen durch Handeln". 

Insgesamt ist festzustellen: Lernende bauen ihr Wissen selbst auf (Konstruktivismus). Der Erfolg sit größer, weil die Lernenden ein eigenes, persönliches Interesse an den Objekten haben.

Kreislauf der vollständigen Handlung nach der Handlungsregulationstheorie von Hacker und Volpert.

  1. Aktivieren und orientieren
  2. Informieren und analysieren
  3. Lösungsmöglichkeiten erarbeiten und planen
  4. Vorbereiten und durchführen
  5. Präsentieren und beurteilen
  6. Auswerten und reflektieren

Wie läuft die Szenariendidaktik nach Hölscher und Roche ab?

  • Gemeinsame Themenwahl
  • Zusammenstellung eines vielfältigen Übungsangebots
  • Erarbeitung der Aufgaben
  • Auswahl der Endprodukte
  • Vorstellung, Optimierung der Ergebnisse
  • Reflexionsphase

Welche Anforderungen werden an den handlungsorientierten Sprachunterricht gestellt?

  • Situationseinbettung mit authentischen Inhalten
  • Systematische Planung in Teilaufgaben
  • Authentische Visualisierung, Multimedialität
  • Bereitstellung von Hilfsmitteln

Was versteht man unter Sprachlernberatung?

In individuellen Sitzungen soll der Lernende über seinen Lernfortschritt reflektieren und mit einer Fachperson optimieren. Ausgangspunkt ist die Sprachlernbiographie. Die Sprachlernberatung wird meist in institutionellem Kontext angeboten.

Was versteht man unter Aktionsforschung?

Aktionsforschung bezeichnet eine Art von Forschung, die von Lehrern selbst betrieben wird. Im Blick steht der Kreislauf von Aktion und Reaktion als Wechselwirkung mit dem Lerner. Soziale Prozesse und Gruppendynamik werden miteinbezogen.