«Sporttheoretische Grundlagen FS14» | 05: Koordinative Kompetenz = Koordinative Fähigkeiten
Sporttheoretische Grundlagen FS14, Primarstufe und Sekundarstufe 1, PH Zürich
Sporttheoretische Grundlagen FS14, Primarstufe und Sekundarstufe 1, PH Zürich
Kartei Details
Karten | 15 |
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Sprache | Deutsch |
Kategorie | Sport |
Stufe | Universität |
Erstellt / Aktualisiert | 23.03.2014 / 21.10.2022 |
Weblink |
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Koordinative Kompetenz = Koordinative Fähigkeiten
Koordinative Kompetenz = Koordinative Fähigkeiten
Im Bewegungskontext wird unter Koordination das harmonische Zusammenwirken von Sinnesorganen, peripherem und zentralem Nervensystem (ZNS) sowie der Skelettmuskulatur verstanden. Das Gehirn und das Rückenmark geben nicht nur Befehle an die Muskulatur ab, sie regulieren auch subtil jede Muskelaktivität und passen sie ständig neuen Bedingungen an. Dazu braucht es im Bewegungsapparat unzählige Sensoren (Rezeptoren) welche das Zentralnervensystem laufend mit den notwendigen Informationen beliefern. Grundlage der Bewegungssteuerung ist also ein ständiger Informationsaustausch zwischen dem ZNS und den Muskeln, Sehnen, Bändern und Gelenken. Gut entwickelte koordinative Kompetenzen ermöglichen es, die Bewegungen den äusseren und inneren Bedingungen optimal anzupassen und Bewegungsfertigkeiten ohne übermässigen Aufwand zu lernen, zielgerichtet und situationsgerecht anzuwenden und zu variieren.
Die koordinativen Kompetenzen sind die wichtigste Voraussetzung für das motorische Lernen. Hegner (2006) erklärt, dass jeder Versuch, die koordinativen Fähigkeiten gegeneinander abzugrenzen scheitert, weil diese komplex sind und kaum isoliert betrachtet werden können.
5 koordinativen Fähigkeiten
Das Kernlehrmittel Jugend & Sport sowie das Lehrmittel Sporterziehung unterscheiden fünf koordinative Fähigkeiten. Die Wechselbeziehungen der koordinativen Teilkompetenzen werden im Kernlehrmittel Jugend und Sport folgendermassen dargestellt.
Die 5 koordinativen Fähigkeiten nach Birrer et al sind:
- Reaktionsfähigkeit
- Gleichgewichtsfähigkeit
- Rhythmisierungsfähigkeit
- Orientierungsfähigkeit
- Differenzierungsfähigkeit
Reaktionsfähigkeit
Reaktionsfähigkeit
Fähigkeit, auf optisch, akustisch und taktil wahrgenommene Signale schnell und optimal zu reagieren (z.B. auf einen Pfiff starten, Bälle als Torwart abwehren, richtiges Verhalten bei einem Sturzrisiko im Schneesport zeigen).
Gleichgewichtsfähigkeit
Gleichgewichtsfähigkeit
Fähigkeit, das Gleichgewicht während einer Bewegungshandlung entweder zu erhalten (z.B. auf einer Schwebekante balancieren) oder es rasch wieder zu finden (z.B. Landung beim Salto).
Rhythmisierungsfähigkeit
Rhythmisierungsfähigkeit
Fähigkeit, einen Bewegungsablauf rhythmisch zu gestalten (z.B. Korbleger im Basketball) oder einen vorgegebenen Rhythmus zu erfassen und umzusetzen (z.B. beim Tanzen, beim Ballwurf).
Orientierungsfähigkeit
Orientierungsfähigkeit
Fähigkeit, die Stellung im Raum zu erkennen und sich im Gelände, in einem Raum oder auf einem Spielfeld rasch und genau zu orientieren (z.B. beherrschen von Drehbewegungen im Eiskunstlauf, Übersicht auf dem Spielfeld bei Sportspielen haben, Orientierungsvermögen auf der Karte und im Gelände beim Orientierungslaufen besitzen).
Differenzierungsfähigkeit
Differenzierungsfähigkeit
Fähigkeit, einen Bewegungsablauf aufgrund von Sinnesinformationen ökonomisch durchzuführen. Dabei ist vor allem die Dosierung des Krafteinsatzes wichtig (z.B. einen hart oder weich zugespielten Ball fangen) (Hegner, 2006, S.119).
Koordinative Fähigkeiten werden benötigt, …
Koordinative Fähigkeiten werden benötigt, …
- …um im Alltag schwierige, unerwartete und herausfordernde Bewegungssituationen zu meistern (Lebensvoraussetzungen).
- …um Bewegungsaufgaben geschickt und gekonnt zu lösen (Leistungsvoraussetzungen).
- …um neue Bewegungen zu lernen. Je höher ihr Niveau ist, desto schneller und effizienter können neue, bzw. schwierige Bewegungen erlernt werden (Lernvoraussetzungen).
Koordinative Fähigkeiten verbessern
Koordinative Fähigkeiten verbessern
Bruckmann & Recktenwald (2006) beschreiben, dass die meisten sportlichen Bewegungshandlungen vielfältige koordinative Anforderungen stellen. Will man besser werden, sind neben den konditionellen Voraussetzungen vor allem die zugehörigen koordinativen Fähigkeiten zu schulen. Also gilt es, das Üben entsprechend vielfältig zu gestalten, Übungsformen zu variieren und die koordinativen Anforderungen nach und nach zu erhöhen. Dazu bestehen verschiedene Möglichkeiten:
- Variation der Bewegungsausführung (Variation von Richtung, Tempo, Ausgangsstellung, Krafteinsatz; beidseitiges Üben; Zusatzaufgaben; Erschweren des Gleichgewichts).
- Verändern der Übungsbedingungen (Spielfeldgrösse, Boden, Spielgerät).
- Kombination von Bewegungsfertigkeiten (gleichzeitig, schnell nacheinander).
- Üben unter Zeitdruck (hohe Frequenz, Mehrfachhandlungen).
- Variationen und Einschränkungen der Informationsaufnahme (Ausschalten von Sinnen; Wahrnehmungsbeschränkung; Handeln nach Signal).
- Üben unter Belastung (nach Vorbelastung; während einer Dauerbelastung; unter psychischem Druck)
Analysatoren der Bewegungssteuerung
Analysatoren der Bewegungssteuerung
«Je besser die Funktionstüchtigkeit der Sinne entwickelt ist, desto leichter und ökonomischer können Bewegungsaufgaben gelöst und desto sicherer vorhersehbare oder überraschende Situationen im Alltag im Sport bewältigt werden.» (Ernst & Bucher, 2005, S. 32)
Im Lehrmittel Sporterziehung (Band 1, Broschüre 1, Seite 33) sind die fünf Sinne des Menschen beschrieben, welche einen grossen Einfluss auf die Bewegungssteuerung haben.
Die Bewegungssteuerung und somit die Qualität der koordinativen Fähigkeiten ist abhängig vom ständigen Informationsaustausch zwischen dem Zentralnervensystem und den Muskeln, Sehnen und Bändern, wie auch weiteren Rezeptoren der Sinnesorgane im ganzen Körper. In der folgenden Tabelle wird dies genauer benannt und erläutert.
Das Auge (Visuelles Wahrnehmen)
Das Auge (Visuelles Wahrnehmen)
Die Bewegungskoordination und das Sehen stehen in einem sehr engen Zusammenhang. Mit dem Auge erhalten wir Informationen aus dem Umfeld (Raum, Mit- und Gegenspieler, Material, Spielobjekt, Geräte). Auch über eigene Bewegungsabläufe erhalten wir über das Auge ständig wichtige Informationen.
Die Sinnesinformationen vom Auge sind zum Beispiel absolut zentral beim Fangen eines Balles.
Das Gehör (Akustisches Wahrnehmen)
Das Gehör (Akustisches Wahrnehmen)
Die Rezeptoren des Gehörs sind empfindlich für bestimmte Bereiche von Schallwellen. Wir erhalten über das Ohr gesprochene Information, sowie Informationen über die Lautstärke und die Tonhöhe. Wir nehmen unterschiedliche musikalische Impulse wahr, hören z.B. Absprunggeräusche, Anlaufrhythmen, Zurufe und Treffergeräusche. Wir können uns dank dem stereofonen Hören räumlich orientieren.
Die Haut (Taktiles Wahrnehmen)
Die Haut (Taktiles Wahrnehmen)
Die Haut ist die Empfängerin von taktilen Signalen (Druck, Temperatur, Schmerz). Taktiles Wahrnehmen findet über die Berührung statt. In geeigneten Unterrichtssituationen kann die Aufmerksamkeit auf die taktile Wahrnehmung gelenkt werden, z.B. beim Kämpfen, Helfen und Sichern oder beim Führen und Folgen.
Das Gleichgewichtsorgan (Vestibuläres Wahrnehmen)
Das Gleichgewichtsorgan (Vestibuläres Wahrnehmen)
Eine wesentliche Voraussetzung für die Bewegungssteuerung ist die Kontrolle des Gleichgewichts. Um das Gleichgewicht zu halten müssen Informationen aus unserem Vestibulärsystem im Innenohr alle Bewegungen und Handlungen begleiten. Für das Koordinieren von Drehbewegungen, Rotationen und beim Balancieren sind wir besonders auf diese vestibulären Sinneseindrücke angewiesen.
Die Muskel- und Sehnenspindeln (Kinästhetisches Wahrnehmen)
Die Muskel- und Sehnenspindeln (Kinästhetisches Wahrnehmen)
Kinästhesie heisst Wahrnehmung der Eigenbewegungen. Sie gibt Auskunft über die Spannungsverhältnisse unseres Körpers, aber auch über die Bewegung in Bezug auf Raum und Zeit. Die Rezeptoren für diese Wahrnehmungen sind die Muskel- und Sehnenspindeln im Gewebe. Sie helfen uns zum Beispiel die exakte Position des Sturzhangs im Geräteturnen einzunehmen. Für die Entwicklung der Bewegungsvorstellung sind diese Sinneseindrücke sehr zentral.