Schriftspracherwerb (1. Sem.)
Lesen und Schreiben lernen
Lesen und Schreiben lernen
Kartei Details
Karten | 63 |
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Sprache | Deutsch |
Kategorie | Pädagogik |
Stufe | Universität |
Erstellt / Aktualisiert | 13.06.2013 / 23.02.2023 |
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Warum nehmen Kinder den grossen Aufwand des Lesen- und Schreibenlernens auf sich?
1. Erwartungen (von Eltern, Geschwistern, etc.)
2. Sprachhandeln (-> Beschwerdebrief)
3. Instrument (-> Dankeskarte)
4. Schreiben hat Ziele (-> Wunschliste)
5. Schreiben braucht Leser/innen
Schreiben als...
Aneignung eines Gegenstandes (Schrift als Kope des Vorgefundenen)
Nachahmen eriner Tätigkeit (Schrift als Fixierung von Lauten)
als Geste (Schrift als Ausdruck)
als Bezeichnen des Gemeinten (Schrift als visuelle Adaption von Vermitteltem)
Schreiben hat starke personale und soziale Funktionen
Raumlage
kann zu Beginn des Schriftspracherwerbs variieren
Bsp: unterschiedliche Raumlage von Schriftzeichen innerhalb eines Bildes
Richtungswechsel
Schriftband ohne Lücken > am Ende eines Blattes geht es unten rechts wieder nach links weiter
Schreibrichtung
Die Bewegung eines gezeichneten Objekts (z.B. Auto) kann die Schreibrichtung ändern -> fährt das Auto nach links, schreiben die Kinder AUTO --> OTUA
Hilfszeichen
Wortlücken werden mit Zeichen gefüllt
Voraussetzungen für erfolgreichen Schriftspracherwerb
Motorik
Wahrnehmung
Material
Motorik
springen
hämmern
knüllen
Geschicklichkeit
Fingerfertigkeit
fangen
-> motorische körperliche Bewegung
Wahrnehmung
körperliche Wahrnehmung
wahrnehmen von Bildern
warhnehmen von Formen
wahrnehmung von Raum
-> auf KG-Stufe sehr wichtig
Material
Gummi
Druck- und Legeformen (z.B. Bauklötze)
Dinge, die keine Feinmotorik benötigen (z.B. Moosgummi)
grosse Buchstaben
Schreiber
Pinsel
-> alles, was Kinder zur Materialerfahrung benötigen bzw. gebrauchen können
Zeichenverständnis - Zeichengebrauch
- gesprochene Sprache in lautliche Einheiten zerlegen können -> diese bilden dann Sequenz
- lautliche Sequenz in gesprochener Sprache entspricht sequenz in Buchstaben bei geschriebener Sprache
- Laute werden durch bestimmte graphische Zeichen bezeichnet
- einige Laute können durch untersch. graphische Symbole repräsentiert sein (graphemische Ambiguität) - z.B. Dachs, flugs, Hexe
- einige Buchstaben untersch. Laute repräsentieren können (Vater, Vase) phonetische Ambiguität
- mehrere Buchstaben in best. Konstellation nur einen Laut repäsentieren (z.B. sch, ng)
- Buchstaben haben teilweise bei bestimmter Platzierung keine lautliche sondern nur eine den Klang betreffende Funktion (z.B. ie, uh,tt etc)
- bei Analyse der Lautstruktur durchaus festellbare Laute graphisch nicht ausgedrückt werden (z.B. j in Schleier)
- beim Lesen genügt es nicht die Buchstaben nur nacheinander auszusprechen
- Such- und Erkundungsverhalten
- jeder Buchstabe in doppelter Gestalt (Gross- und Kleinbuchstaben) und in mehreren graphischen Ausformungen (Schriftart) auftaucht
- Auswechseln eines Buchstabens im Wort oder dessen Stellung im Wort, ändert den Sinn
- beim Aufschreiben gesprochener Sprache tritt ein Inforamtionsverlust ein, der beim Erlesen wieder richtig ergänzt wird
- Dialekteinfärbungen beim Lesen können vorgenommen werden
Forderungen an Lehrpersonen
Aufmerksamkeit fördern für das, was Kinder schon können und was sich an Denkfortschrittern hintern ihren Fehlern verbirgt.
Glecihmachende Lehrgangsdenken aufweichen und zeigen, wie Aktivitäten an den Erfahrungen der Kinder anknüpfen können
Ein unterrichtspraktisches Repertoire an Methoden entwickeln
Ermutigung zum Versuch, mit den Kindern über versch. Zugänge zu lernen
Rechtschreibstrategien
1. Lautorientierung
2. Rechtschreibbesonderheiten -> Übergeneralisierung
3. Einsicht in die Wortstruktur und Umsetzung in die Schreibweise
Stufenmodell des Lesen- und Schreibenlernens
1. Nachahmung äusserer verhaltensweisen
2. Kenntnis einzelner Buchstaben an Hand visueller Merkmale
3. Beginnende Einsicht in den Buchstaben-Laut-Bezug (Kenntnis einiger Buchstaben und Laute)
4. Einsicht in die Buchstaben-Lautbeziehung
5. Verwendung orthographischer bzw- sprachstruktureller Mittel
6. Automatisierung von Teilprozessen
3, 4 und 5 können gleichzeitg vorhanden sein, je nach Schwierigkeitsgrad der Wörter
Entwicklungsstufen beim Lesen
- Benennen v. Firmenzeichen (z.B. Migros, Denner)
- Buchstaben als Erkennungsmerkmale (Taxi, Post)
- Hilfe durch den Kontext (ich suche mir Merkmale aus dem Kontext und lese das Wort vor)
- erstes vollständiges Erlesen (erstes synthetische Lesen -> ermüdet schnell, Kinder wissen nicht was sie lesen)
- fortgeschrittenes Erlesen (Silben, kurze Wörter in einem Schritt, Zeit, um über Bedeutung nachzudenken)
-Automatisierung und Hypothesenbildung (Hypothesenbildung bedeutet das Kind kann lesen, mit Lob reagieren, Kind will zeigen, dass es lesen kann -> können später einen Text lesen, wo die Buchstaben nicht in der gleichen bzw. richtigen Reihenfolge stehen)
1 Nachahmung äusserer Verhaltensweisen
Lesen: "Als-ob"-(Vor)Lesen
Schreiben: Kritzeln (formalorientiertes Nachahmen)
2 Kenntnis einzelner Buchstaben an Hand visueller Merkmale
Lesen: Erraten von Wörtern (visuelle Merkmale v. Buchstaben oder Buchstabenteilen
Schreiben: Malen von Buchstabenreihen, Malen des eigenen Namens, Kritzelbriefe (funktional orientiertes Nachahmen, beginnendes Zeichenverständnis)
3 Beginnende Einsicht in den Buchstaben-Laut-Bezug
Lesen: Bennenen von Lautelementen (Häufig orientiert an Anfangebuchstaben, erkennen bekannter Wortmerkmale, Nutzen des Kontextes)
Schreiben von Lautelement: vor allem Anlaut, Skelettschreibung
4 Einsicht in die Buchstaben-Lautbeziehung
Lesen: Buchstabenweises Erlesen, Aneinanderreihen von Buchstaben (Übersetzen von Buchstabenreihen in Lautreihen; gelegentlich ohne Sinnverständnis)
Schreiben: phonetischen Schreibn (Prinzip: Schreibe, wie du sprichst)
5 Verwendung orthograifscher bzw. sprachstruktureller Mittel
Lesen: Fortgeschrittenes Lesen (Verwendung grösserer Einheiten wie Silben, Morpheme, Endungen (Hypothesenbildung: produktive Fehler (Leseerwartung))
Schreiben: Verwendung von Rechtschreibmustern und weiteren Rechtschreibstrategien (Stammprinzip, Endungen, gelegentlich Übergeneralisierungen, Transfer)
6 Automatisierung von Teilprozessen
Lesen: Automatisiertes Worterkennen und Hypothesenbildung (produktive Fehler (Leseerwartung))
Schreiben: Verfeinerte Rechtschreibkenntnisse, regelorientiertes Schreiben (kognitives uns wortbildorientiertes Überprüfen, angepasste Rechtschreibstrategien)
halboffenes o=
H
halbgeschlossenes O
kein H
Produktive Fehler
zeigen Phasenwechsel
z.B. Übergeneeralisierungen
Ansätze mit psychomotorik Therapie
- Bewegungsabläufe besser steuern
- zielen, bremsen, in versch. Richtungen fahren
- Koordination von Arm + Finger + Blick
- Verkrampfung und Druck beim Schreiben lösen
- Bewegungsabläufe automatisieren
- Rhythmus und Tempo der Schrift anpassen
- Stifthaltung
- Raumlage
Schreiben
- zeichen hinterlassen, Freude an Figuren (Gelegenheit bieten, Material bereitstellen, Zeit geben etc.)
- etwas aussagen, kein Bezug zu Lauten
- Kind hat gemerkt, dass Schreiben bedeutet Laute aufs Papier zu bringen (ist anstrengend)
- Laut an Laut gereiht -> dauert lange (Minimalziel nach 1. Klasse)
- Buchstaben zuordnen, so aufschreiben, wie wir es aussprechen (ganze Texte entstehen, Orthographie noch "unwichtig")
- Gross- und Kleinbuchstaben (weil es den Kindern gefällt) -> phänomene, die über Phonetik hinausgehen (Rechtschreibung wird wichtiger)
- Wortaufbau (Dehnungszeichen werden häufiger oder automatisiert)
Entwicklungsmodell des Schriftspracherwerbs (nach Spitta/Valtin)
1 Vorkommunikative Aktivitäten
2 Vorphonetisches Stadium
3 Halbphonetisches Stadium
4 Phonetische Phase
5 Phonetische Umschrift
6 Entwickelte Rechtschreibefähigkeit
1. Phase
Vorkommunikative Aktivitäten
Freude am Hinterlassen von dauerhaften Spuren
Keine Einsicht in die kommunikative Bedeutung
Kein Wortkonzept
Kein Konzept "Buchstaben-Laut-Beziehung"
Kritzelzeichnungen
2. Phase
Vorphonetisches Stadium
Endeckung der kommunikativen Möglichkeiten: aus Kritzelbildern werden Mitteilungen
Schreiben als Sprachhandeln, intentional und funktional verbindlich
Kein Konzept "Buchstaben-Laut-Beziehung"
Erste Buchstabenformen
Bruchstücke von Buchstaben
Kombination Buchstabe-Bildzeichen
3. Phase
Halbphonetisches Stadium
Erste Vorstellungen, dass Buchstaben Laute bilden
Nur Abbildung von für Kind besonders prägnanten Lauten
Silben oft durch einen Laut markiert
Noch kein klares Wortkonzept (Wortgrenzen, Zwischenräume noch ohne Funktion)
Fast nur Buchstaben, Raumlage noch nicht gefestigt
4. Phase
Phonetische Phase
Verfeinerung der Fähigkeit zur Abbildung der Lautstruktur von Wörtern, vollständige Abbildung aller zu hörenden Laute
Lautanalyse orientier sich an der Umgangssprache
Regelhaftigkeit von Schreibweisen erahnt Wortkonzept (Einhaltung von Wortgrenzen)
Nur Buchstaben, Raumlage gefestigt
5. Phase
Phonetische Umschrift
Erkennung von orthographischen Regelmässigkeiten (Silben erhalten Vokale, nasale Konsonanten geschrieben)
Tendenz zur Übergeneralisierung (neue Strategien, Hypothesen werden im Analogieschlussverfahren ausprobiert)
Grundwortschatz wird sicherer
6. Phase
Entwickelte Rechtschreibfähigkeit
Grundlegende Kenntnisse des Rechtschreibesystems (breites Repertoire an Strategien, mehr Regelwissen, mehr Rechtschreibedenken)
Fehler als produktive Annäherung an die Norm
über das Lautprinzi hinaus (Gruppen)
ein Graphem für unterschiedliche Laute (n, ch, e)
Dehnungen und Kürzungen (Haar, Saal, Waage, hell, knallt etc)
Verschiedene Grapheme für den gleichen Laut (ks, ts, v, f)
Häufige Übergeneralisierungen
des Lautprinzipes
des Stammprinzipes
der Wort- und Formenbildung
Übergeneralisierung des Lautprinzipes
Auslautverhärtung (vor allem t statt d)
Laut-Buchstaben-Zuordnung (ckein, Freuindinnen, tzeigen)
Übergeneralisierung des Stammprinzipes
Sie kammen (von kommen)
mann (von Mann)
Übergeneralisierungen der Wort- und Formenbildung
sie rufte, er esste, gesah hat, geschreibt hat, Hünde, Gemeuse, Bütter
Leselehrmethoden
synthetisch-einzelheitliche Methode
analytisch-ganzheitliche Methode
synthetisch-einzelheitliche Methode
die meisten Schriftzeichen stehen für versch. Laute
es gibt mehrgliedrige Schriftzeichen
gesprochene Sprache ist ein kontinuierlicher Lautstrom -> wird mit dem Buchstaben-Laut-System zerhackt
keine Standardlaute mit gleich bleibendem Lautwert
(Kurzzeit-)Gedächtnis ist mit einzelheitlichem Erlesen überfordert
Anfangsunterricht wird durch begrenzte Zahl von Lauten und Schriftzeichen eingeengt
Stufen der Lautgewinnung, der optischen und akustischen Analyse
Stufe der Festigung der Laute und Buchstaben in Wörtern
Stufe der Lautverschmelzung durch Verbindung der Buchstaben und Laute
Stufe des Wörterlesens