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Modul 1 - Die Grundlagen der traditionellen Nichtleben-Rückversicherung

Modul 1 - Die Grundlagen der traditionellen Nichtleben-Rückversicherung

Isa Schmid

Isa Schmid

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Langue Deutsch
Catégorie Finances
Niveau École primaire
Crée / Actualisé 15.04.2013 / 10.10.2019
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Die Versicherungswirtschaft im Überblick

Der Mensch versucht von Natur, Risiken abzusichern. Dafür gibt es zwei Strategien, wie heissen diese?

1. Wir betreiben "Risk Management" und wollen damit zweierlei erreichen: Auf der einen Seite versuchen wir, die Wahrscheinlichkeit des Gefahreneintritts möglichst gering zu halten (Schadenverhütung). Und weil es kaum je gelingt, Gefahren vollständig auszuschliessen, treffen wir Vorkehrungen, um wenigstens die Schäden möglichst gering zu halten.

 

2. Da nicht alle Schäden auf Null reduziert werden können, gibt es eine zweite Option. Wir versuchen, uns wenigstens gegen die wirtschaftlichen Folgen von Schadenereignissen abzusichern.

Die Versicherungswirtschaft im Überblick

Was sind Captives und wie funktionieren sie?

 

Eine Entwicklung neuerer Zeit ist die Bildung von Versicherungsgesellschaften durch grosse, finanzstarke Unternehmen (Grossunternehmen, Konzerne, etc.), zwecks Versicherung bzw. Organisation der Versicherung ihrer eigenen Objekte.

Solche Captives operieren wie Erstversicherer, mit der Ausnahme, dass sie ausschliesslich Versicherungen aus dem eigenen Konzernbereich übernehmen und auch in Rückversicherungen weitergeben.

Mit der Absicht, einen gewissen Risikoausgleich zu erzielen, übernehmen einige Captives auch konzernfremde Risiken in Rückversicherung.

Die Versicherungswirtschaft im Überblick

 

Was versteht man unter Risikoverteilung und welche zwei Möglichkeiten stehen dazu zur Verfügung?

Eine solche Risikoverteilung kann und auf verschiedene Arten auf verschiedenen Ebenen organisiert werden. Im Vordergrund stehen die Mitversicherung und die Rückversicherung.

Die Versicherungswirtschaft im Überblick


Was ist die Mitversicherung und wie funktioniert sie?

Bei der Mitversicherung wird das Risiko des Versicherungsnehmers an der Basis aufgeteilt, indem sich mehrere Erstversicherer an einer Versicherungspolice beteiligen.

 

Die Frage, ob eine Versicherungspolice in Mitversicherung platziert wird, entscheidet i.d.R. der VN oder Vermittler/Broker. Es ist für den Broker einfacher, gegebenenfalls Anteile anderer Erstversicherer zu finden als für eine ganze Police. Meistens wird eine oder zwei Versicherungsgesellschaften als führender Versicherer bestimmt, deren Entscheide für die übrigen Versicherer dann bindend sind.

Die Versicherungswirtschaft im Überblick

Was ist die Rückversicherung und wie funktioniert sie?

Bei der Rückversicherung übernimmt der Erstversicherer zunächst Versicherungen bzw. Teile davon mit Haftungsgrössen, die seine eigene Leistungsfähigkeit übersteigen. Für diese ist er allein voll haftbar. Diejenigen Teile dieser Übernahmen, welche seine eigene Leistungsfähigkeit übersteigen, gibt der Erstversicherer an weitere Risikoträger - Rückversicherer - weiter. In der Fachsprache spricht man von zedieren, solche Weitergaben heissen Zessionen und der abgebende Erstversicherer wird für den Rückversicherer zum Zedenten.

Der Rückversicherer haftet ausschliesslich gegenüber dem Erstversicherer und dieser allein gegenüber dem Versicherungsnehmer.

Auch der Rückversicherer kann nötigenfalls Teile der von ihm übernommenen Rückversicherungen nochmals weitergeben, sei es an Erst- oder andere Rückversicherer. Diese weitere Risikoverteilung auf einer nächstfolgenden Ebene nennt man dann Retrozession.

Die Versicherungswirtschaft im Überblick

Was ist ein Versicherungspool und für welche Risiken ist er gedacht?

In gewissen, eher seltenen Fällen kann eine Risikoverteilung auch über einen Versicherungspool erfolgen. Die am Pool beteiligten Erstversicherer, manchmal kommen auch noch Rückversicherer dazu, übernehmen dann wieder verschieden grosse Anteile an der so entstandenen Gesamtmasse.

Solche Pools werden i.d.R. nur für die Verteilung besonders schwerer oder schwierig zu platzierender Risiken gebildet, haben dann aber für die entsprechenden Risiken obligatorischen Charakter. Bsp. dafür sind: Nuklear- und Luftfahrtrisiken, Aufohaftpflicht, etc.

Die Versicherungswirtschaft im Überblick

Was versteht man unter einer horizontalen Risikoverteilung?

Beteiligung mehrerer Erstversicherer durch Mitversicherung.

Ausnahmsweise Bildung eines Versicherungspools anstelle von Mitversicherung.

Die Versicherungswirtschaft im Überblick

Was versteht man unter vertikaler Risikoverteilung?

Versicherung des Erstversicherers durch Rückversicherung.

Die Versicherungswirtschaft im Überblick

Wieso soll man sich rückversichern, wo es doch die Mitversicherung gibt?

- Bei der Mitversicherung dauert es i.d.R. länger, bis der VN den von ihm gewünschten Versicherungsschutz unter Dach hat als bei einer Platzierung seiner Versicherung bei einem einzigen Erstversicherer.

- Die Rückversicherung erlaubt dem Erstversicherer, an den Versicherungen höhere Beteiligungen zu übernehmen, da er ja einen Teil davon wieder abwälzen kann.

- Hat ein Erstversicherer die Wahl, bei seinen Kunden als alleiniger Versicherer aufzutreten, wird er sich vorzugsweise der Rückversicherung bedienen, die ihm ermöglicht zu verhindern, dass Namen und Anteile von Mitspielern und Konkurrenten in der Originalpolice erscheinen und so seinem Kunden bekannt werden. Gleichzeitig werden dadurch der Konkurrenz gegenüber die Namen seiner Kunden nicht mehr offen gelegt.

- Je grösser der Anteil, den der Erstversicherer dank Rückversicherung an einer Versicherung übernehmen kann, desto kleiner ist der Anteil solcher Festkosten an der von ihm vereinnahmten Prämie.

Rückversicherung ist Versicherung des Erstversicherers

Was ist die oberste Priorität eines Erstversicherers, um erfolgreich zu sein?

Der Versicherungsbestand des Erstversicherers ist a priori unausgeglichen. Der Erstversicherer muss deshalb Vorkehrungen treffen, um den für seine eigene Rechnung verbleibende Versicherungsbestand möglichst ausgeglichen zu gestalten. Darunter versteht man das Bestreben, den Schadenverlauf zu stabilisieren, d.h. ein starkes kurzfristiges Ansteigen des Schadenfalls über den erwarteten Mittelwert hinaus möglichst zu vermeiden.

Rückversicherung ist Versicherung des Erstversicherers

Es gibt 3 Bedingungen, die für ein erfolgreiches Wirtschaften einer Versicherungsgesellschaft erfüllt sein müssen. Wie lauten diese 3 Bedingungen?

- Der Versicherungsbestand muss genügend gross sein, d.h. eine statistisch genügend grosse Anzahl von Policen aufweisen.

- Die Versicherungssummen bzw. Haftungen eines Bestands sollten möglichst gleich gross sein, und

- die einzelnen Versicherungen sollten voneinander unabhängig sein, d.h., dass ein schädigendes Ereignis jeweils nicht automatisch mehrere, sondern jeweils bloss eine Versicherung treffen sollte.

Rückversicherung ist Versicherung des Erstversicherers

Wie kann der Erstversicherer am besten seine Versicherungsbestände homogenisieren?

Die Versicherungsbestände haben die Tendenz zu grossen jährlichen Schwankungen der Schadenlast. Das Bestreben, solche Schwankungen möglichst auszugleichen, ist einer der Gründe für das Bedürfnis des Erstversicherers nach Rückversicherung, denn die Rückversicherung ist eines der wirkungsvollsten Instrumente, um unausgeglichene Versicherungsbestände zu homogenisieren.

Rückversicherung ist Versicherung des Erstversicherers

Was ist eine Rückversicherung eines einzelnen Risikos?

Wenn der Erstversicherer Versicherungen mit grossen Haftungslimiten allein übernimmt, erreicht er früher oder später die Grenzen seiner eigenen finanziellen Leistungsfähigkeit.

Eine Absicherung findet der Erstversicherer am besten in einer Weitergabe desjenigen Teils der Versicherungen, der das vertretbare Höchstmass an Alleinhaftung überschreitet, an einen anderen Risikoträger, eben den Rückversicherer. Dieser entlastet den Erstversicherer dadurch, dass er im Schadenfall denjenigen Teil trägt, der dieses Höchstmass übersteigt.

Rückversicherung ist Versicherung des Erstversicherers

Was versteht man unter "Erwartungswert"? (Mit Beispiel)

Nehmen wir an, wir hätten einen Sack voll Billardkugeln, 9'000 weisse und 1'000 rote, insgesamt 10'000. Greifen wir nun blind 10 Kugeln heraus und tun dies viele Male (bis 1'000-mal), so erwarten wir im Durchschnitt pro Mal eine rote und neun weisse Kugeln. In der Fachsprache heisst dies Erwartungswert. Es ist jedoch durchaus möglich, dass bei einer Zehnerserie fünf rote und fünf weisse Kugeln erscheinen. Das heisst, beim einzelnen Versuch kann eine starke, zufallsbedingte Abweichung vom erwarteten Ergebnis auftreten.

Rückversicherung ist Versicherung des Erstversicherers

Die Versicherung operiert mit Erwartungswerten. Welche sind dies und wie lautet der Fachausdruck dazu?

Sie operieren in doppelter Weise mit Erwartungswerten, und zwar hinsichtlich der Anzahl der zu erwartetenden Schäden (Schadenfrequenz; engl. loss frequency) und hinsichtlich der daraus resultierenden Schadenlast (engl. loss burden) bzw. dem Erwartungswert des mittleren Schadens (engl. expected mean loss severity).

Rückversicherung ist Versicherung des Erstversicherers

Bsp. für Schadenfrequenz (loss frequency) und Schadenlast (loss burden) bzw. Erwartungswert des mittleren Schadens (expected mean loss severity)

In der Stadt X haben 100'000 Personen eine Einbruch- und Diebstahlversicherung abgeschlossen und 100'000 Personen haben darauf verzichtet. Laut Kriminalstatistik gibt es jährlich etwa 500 Einbrüche (Schadenfrequenz), und der Normalschaden beträgt CHF 10'000.- pro Einbruch (severity). Der kombinierte Erwartungswert für Diebstahlschäden in der Stadt X (frequency x severity) beträgt also: 500 x 10'000 = 5 Mio.

Unter der Annahme, dass zwischen den 100'000 versicherten und den 100'0000 nicht versicherten Personen keine Vermögensunterschiede bestehen, sollte also die jährliche Schadenlast des Versicherers 2.5 Mio. betragen.

Rückversicherung ist Versicherung des Erstversicherers

Was bedeutet ein ausgeglichener Versicherungsbestand?

- Alle Versicherungssummen der im Bestand enthaltenen Policen sind etwa gleich gross und jede einzelne macht nur einen kleinen Bruchteil des Gesamtbestandes aus

- Alle Policen sind voneinander unabhängig, das heisst: Wenn eine dieser Policen von einem Schaden betroffen wird, so hat das keinerlei Einfluss auf die Möglichkeit, dass noch eine oder mehrere andere Policen betroffen werden.

Rückversicherung ist Versicherung des Erstversicherers

Gedankenexperiment zum ausgeglichenen Versicherungsbestand:

 

Bestand an Versicherungen:        40'000

Versicherungssumme pro Pol.: 100'000

Jahresprämie 1% der VS ergibt eine Gesamtprämieneinnahme von   4'000'000

erwartete Schäden:

- erwartete Schadeneintrittswahrscheinlichkeit pro Jahr 0.5%o

- erwartete Anzahl Schäden pro Jahr 0.5%o von 40'000 = 20

- ein Schaden (Totalschaden = VS) 100'000

Kosten (Aquisistion, Infrastruktur & Admin.) 25% der Prämie

Am Schluss des Geschäftsjahres stellt sich heraus, dass der tatsächliche Verlauf nicht dem Erwartungswert entsprochen hat. Anstatt der erwarteten 20 Schäden bringt das erste Jahr zufälligerweise 25. Die entsprechende Rechnung sieht wie folgt aus.

Gesamtprämieneinnahme   4'000'000

- 25 Schäden à 100'000 =     2'500'000

- Kosten (25% von 4 Mio.)     1'000'000

----------------------------------------------------

Gewinn                                         500'000

 

Dank seiner Ausgeglichenheit hat unser Bestand den relativ schlechten Schadenverlauf gemeistert. Weil er genügten ausgeglichen ist, hat er eine Überschreitung der erwarteten Schadenfrequenz von immerhin 25% (25 Schäden anstatt der erwarteten 20) verkraftet, ohne dass wir in die Verlustzone geraten sind.

Rückversicherung ist Versicherung des Erstversicherers

 

Was versteht man unter einem genügend grossen Bestand?

Es gibt keine allgemeine Regel, wie gross ein Versicherungsbestand zu sein hat. Entscheidend ist letztlich, dass das einzelne versicherte Risiko das Resultat des Bestands möglcihst wenig beeinflussen soll. Je besser diese Voraussetzung erfüllt ist, desto weniger wird der Versicherungsbestand von zufälligen Abweichungen vom erwarteten Schadenverlauf belastet werden.

Rückversicherung ist Versicherung des Erstversicherers

Wie geht man mit Kumulrisiken um?

Damit für Kumulfälle geeignete und ausreichende Rückversicherungsdeckung beschafft werden kann, müssen sich Erst- und Rückversicherer über Kumulmöglichkeiten Gedanken machen.

- Für den Luftfahrtversicherer ist es relativ einfach, im Voraus festzustellen, was für ihn ein Risiko  ist, d.h. wie viel ihn der Absturz eines bei ihm versicherten Flugzeugs kosten wird.  Denn ein Flugzeugabsturz führt regelmässig zur vollständigen Zerstörung der Maschine.

- Viel schwieriger gestaltet sich das Problem z.B. beim Feuerversicherer, vor allem bei komplexeren Fabrikanlagen, die effektiv oder angeblich mit erstklassigen Feuerschutzmassnahmen ausgerüstet wurden. Hier gibt es nur mehr oder weniger zuverlässige Schätzungen, das wahre Ausmass des Kumuls wird oft erst im Schadenfall erkannt.

Rückversicherung ist Versicherung des Erstversicherers

Wie schätzen Erst- und Rückversicherer das wahre Ausmass des möglichen Höchstschadens ein?

Die Erst- und Rückversicherer versuchen das wahre (realistische) Ausmass des möglichen Höchstschadens im Voraus abzuschätzen, um so die Rückversicherungsdeckung optimal auf das effektive Bedürfnis abzustimmen. Liegt der so ermittelte Betrag unter der Summe aller Haftungen, so gestattet dies dem Erstversicherer, einen höheren Selbstbehalt zu laufen und damit die Rückversicherungsprämien einzusparen. Für den Rückversicherer vermindert dies die Gesamtbeteiligungen am betreffenden Risiko. Sowohl für den Erst- als auch für den Rückversicherer birgt dieses Vorgehen jedoch die Gefahr von Fehleinschätzungen.

Rückversicherung ist Versicherung des Erstversicherers

Was versteht man unter MPL (Maximum Possible Loss)?

= Möglicher Höchstschaden

Der mögliche Höchstschaden ist derjenige Schaden, der sich ereignen kann, wenn die ungünstigen Umstände in mehr oder weniger ungewöhnlicher Weise zusammentreffen, wenn das Feuer nicht oder nur unzureichend bekämpft werden kann oder nur durch ein unüberwindbares Hindernis aufgehalten wird oder mangels Nahrung (Brennstoff) zum Erlöschen kommt.

Rückversicherung ist Versicherung des Erstversicherers

Was versteht man unter EML (Estimated Maximum Loss)?

= Wahrscheinlicher Höchstschaden

Der Umfang desjenigen Schadens, der sich unter den normalen Betriebs-, Benutzungs- und Schadenabwehrbedingungen (z.B. Eingreifen der Feuerwehr, Funktionieren der fest installierten Löscheinrichtungen) der in Frage kommenden Gebäude ereignen kann, wobei aussergewöhnliche Umstände (Gasexplosion oder unvorhergesehene Ereignisse), die den Verlauf des Schadenfeuers wesentlich verändern könnten, nicht in Betracht gezogen werden.

Rückversicherung ist Versicherung des Erstversicherers

Was ist der Unterschied zwischen MPL und EML?

Die MPL-Definition geht von pessimistischen Annahmen aus, insbesondere was den Erfolg von Feuerverhütungs- bzw. Löschmassnahmen angeht. In der EML-Definition sind diese Massnahmen aber berücksichtigt, weshalb die daraus resultierende Schätzung des Schadenausmasses tiefer liegt als bei einer MPL-Schätzung.

Rückversicherung ist Versicherung des Erstversicherers

Was kann ein Erstversicherer tun, um nicht in eine existenzgefährdende Situation zu geraten?

- Hohes Startkapital: Ohne Startkapital kommt ein Erstversicherer nicht aus, denn ein grösserer Schaden kann eintreten, bevor er noch Prämien sammeln konnte. Leider geht das nur sehr begrenzt, denn Startkapital ist teuer (Zinsen und Dividenden).

- Hohe Prämien: Der Erstversicherer setzt zusätzlich zu den Risikoprämien, die den reinen Schadenbedarf decken sollen, einen Zuschlag für seine Kosten, einen hohen Schwankungszuschlag ein. Natürlich kommt ein Erstversicherer ohne die Zuschläge zur Risikoprämie nicht aus. Wenn er allerdings seine Prämie zu stark erhöhen will, ist er nicht mehr konkurrenzfähig.

- Begrenzung des Schadenfalls über kürzere Zeit: Der Erstversicherer sorgt dafür, dass die sturzartigen Rückgänge des Pegelstands ein bestimmtes, verkraftbares Mass nicht übersteigen können.

Der Ausgleich beim Rückversicherer

Der Rückversicherer hat es schwieriger, einen ausgeglichenen Bestand zu versichern. Welche Voraussetzungen muss der Rückversicherer erfüllen, dass er einen ausgeglichenen Bestand erhält?

- Aufbau eines breit und gleichmässig gestreuten Bestands an Rückversicherungen,

- genügend grosse Schwankungs- und Katastrophenrückstellungen,

- fachgerechte Preisberechnung.

Der Ausgleich beim Rückversicherer

Wie muss der Rückversicherer kalkulieren, damit der Bestand ausgeglichen ist und bleibt?

Der Rückversicherer baut sich einen Rückversicherungsbestand auf, der hinsichtlich seiner Grösse bzw. seiner jährlichen Prämieneinnahmen (auch Prämienvolumen genannt), Anzahl Risiken, Höhe der Haftungen aus Einzel- und einfachen Kumulrisiken sowie aus Katastrophenkumuls selbst wiederum möglichst weitgehend den Anforderungen eines ausgeglichenen Bestands genügt.

Der Ausgleich beim Rückversicherer

Es gibt auch Beschränkungen bei Rückversicherungsvertrags-Anteilen. Wie können diese aussehen?

Der Rückversicherer wird bei kleinen Deckungen eher bereit sein, 100% zu übernehmen; bei grösseren Deckungen wird er sich dagegen auf einen kleineren Prozentsatz der rückzuversichernden Risiken oder Versicherungsbestände limitieren, um so die ihm für eine bestimmte geografische Region zur Verfügung stehenden Kapazitäten möglichst breit zu streuen.

Der Ausgleich beim Rückversicherer

Es gibt noch eine weitere Kumulquelle bezüglich Erstversicherer. Welche ist diese?

Der Rückversicherer übernimmt Beteiligungen an den Rückversicherungen vieler Erstversicherer. Oft sind diese Erstversicherer an denselben Grossrisiken beteiligt oder denselben Katastrophenrisiken ausgesetzt.

Der Ausgleich beim Rückversicherer

Beispiel zum Kumulrisiko eines Rückversicherers

Ein Rückversicherer könnte angesichts der Vertragslimite von seiner Kapazität her eigentlich 100% eines ihm angebotenen Rückversicherungsvertrags zeichnen. Da dieser Vertrag aus Anteilen an Versicherungen von Gebäuden in New York mit Versicherungssummen von mehreren 100 Mio. Dollar besteht, wird er aber einen kleineren Anteil übernehmen, weil er bedeutende Geschäftsbeziehungen mit anderen Erstversicherern unterhält, die an diesen Gebäuden auch beteiligt sind. Also muss der Rückversicherer erwarten, dass die verschiedenen Rückversicherungsbeteiligungen pro Risiko stark miteinander kumulieren.

Der Ausgleich beim Rückversicherer

Auch der Rückversicherer muss also seine Haftungen und Kumuls kontrollieren und einschränken. Eine wesentliche Voraussetzung dazu sind die unter den Rückversicherungsverträgen vereinbarten Deckungslimiten und deren Bezugsgrössen. Anbei ein Beispiel dazu:

Ein Feuer-Rückversicherungsvertrag sieht eine Deckungslimite pro Risiko vor. Nun deckt der Vertrag aber auch Katastrophengefahren wie Erdbeben und Windsturm. Für diese Gefahren ist ed bedeutsam, ob und wie die Gesamtversicherungssumme pro Katastrophen-Einzugsgebiet (z.B. grössere Ballungszentren in Kalifornien) unter dem Vetrag begrenzt ist.

Der Ausgleich beim Rückversicherer

Viele Rückversicherungsverträge enthalten Lücken oder Unklarheiten bezüglich der Limitierung der Haftungen. Ohne Bezugsgrössen sind Limiten wirkungslos. Nenne 4 Arten von Bezugsgrössen.

Der Ausgleich beim Rückversicherer

Der Rückversicherer muss mit grossen Schwankungen der Schäden rechnen. Wie kann er diese abfedern?

Selbst wenn der Rückversicherer eine gesunde Akquisitionspolitik betreibt, muss er mit namhaften Schwankungen im Schadenfall seines Rückversicherungsbestandes rechnen. Das bedingt die Bereitstellung bzw. Äufnung beträchtlicher Schwankungs- und Katastrophenrückstellungen, um solche Schwankungen zu überbrücken.

Der Ausgleich beim Rückversicherer

Was versteht man unter einer fachgerechten Preisbestimmung?

Entscheidend ist auch eine möglichst zuverlässige Preisbestimmung (Prop. Pricing, NP-Tarifierung), welche die potenziell grössere Unausgeglichenheit von Rückversicherungsbeständen berücksichtigt. Das heisst, dass die Schwankungszuschläge im Verhältnis zur Prämie höher sein müssen als in der Erstversicherung.

Der Ausgleich beim Rückversicherer

Was ist eine Retrozession?

Die Rückversicherer machen zum Ausgleich seines Bestands das Gleiche wie die Erstversicherer. Nämlich sucht er sich selber für seine Spitzenrisiken Rückversicherungsdeckung. Die Retrozession ist die Rückversicherun des Rückversicherers.

Der Ausgleich beim Rückversicherer

Die Retrozession ist leider auch mit Problemen behaftet. Welche Probleme können auftauchen in Zusammenhang mit der Bonität?

Gegen Abgabe von Retrozessionen an Retrozessionäre, ist an un für sich nichts einzuwenden, nur ist es dann ausserordentlich wichtig zu realisieren, dass die Bonität eines Rückversicherers nur so gut ist wie die seiner Retrozessionäre.

Der Ausgleich beim Rückversicherer

Die Retrozession ist leider auch mit Problemen behaftet. Welche Probleme können auftauchen in Zusammenhang mit schlechter Vertragszeichnung seitens Rückversicherer?

Etwas ganz anderes ist es, wenn ein Rückversicherer laufend Anteile zeichnet, welche Haftungen beinhalten, die für ihn a priori zu gross sind, um dann die seine finanziellen Möglichkeiten übersteigenden Teile planmässig in Retrozession weiterzugeben. Er zeichnet dann sozusagen auf dem Rücken seiner Retrozessionäre und exponiert sich dadurch in zweifacher Hinsicht:

- Einmal gibt der Rückversicherer seine selbstständige Entscheidungsfreiheit betreffend seine Akzeptpolitik auf, denn sobald seine Retrozessionäre nicht mehr mit wirtschaftlich tragbaren Retrozessionsdeckungen zur Verfügung stehen, ist der Rückversicherer seinerseits gezwungen, seine bisherige Akzeptpolitik zu ändern und seine eigenen Akzepte zurückzufahren.

- Zum anderen läuft der Rückversicherer Gefahr, dass seine Retrozessionäre oder ein Teil davon aus Gründen, die er nicht beeinflussen und auch nicht rechtzeitig erkennen kann, zahlungsunfähig werden (Delkredere-Risiko), wodurch der Rückversicherer seine eigene Existenz aufs Spiel setzen kann.

Formen, Arten und Vertragstypen der Rückversicherung

Was versteht man unter Formen, Arten und Vertragstypen der Rückversicherung?

Formen: Es gibt die fakultative und obligatorische Rückversicherung.

Arten: In der fakultativen RV unterscheidet man die Arten proportionale RV und Nichtproportionale RV. In der obligatorischen RV unterscheidet man ebenfalls die proportionale und nichtproportionale RV.

Vertragstypen: In der obligatorischen RV unterscheidet man die Vertragstypen nach Art der RV. Bei der proportionalen RV gibt es die Vertragstypen Quoten-RV, Summenexzedenten-RV und fakultativ/obligatorische RV. In der nichtproportionalen RV unterscheidet man die Vertragstypen Schadenexzdendenten-RV pro Risiko oder pro Ereignis und Stop Loss-RV.

Formen, Arten und Vertragstypen der Rückversicherung

Was ist die fakultative Rückversicherung (Einzel-Rückversicherung)?

Bei der fakultativen Rückversicherung handelt es sich um die Rückversicherung eines einzelnen Risikos.

Formen, Arten und Vertragstypen der Rückversicherung

Die fakultative Rückversicherung zeichnet sich durch zwei wesentliche Merkmale aus. Welche sind diese?

1. Den Gegenstand. Bei der fakult. RV geht es immer um eine einzelne Versicherungspolice bzw. mehrere Policen, die zusammen ein Risiko darstellen. Kann oder will der Erstversicherer dieses nicht ganz selbst tragen, gibt er einen Teil davon in die fakult. RV.

2. Die Entscheidungsfreiheit von Erst- und Rückversicherer. Der Erstversicherer entscheidet frei, ob und in welchem Umfang er dem Rückversicherer das Risiko zur Übernahme anbieten will, und der Rückversicherer entscheidet frei, ob er dieses Angebot annehmen oder ablehnen bzw. ob er dem Erstversicherer eine Gegenofferte unterbreiten will.