Recht - mündliche Prüfung

Hier findest du alle Kontrollfragen aus dem Compendio-Lehrmittel "Recht" sowie einige Fragen aus dem Präsenzunterricht. Viel Erfolg!

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Set of flashcards Details

Flashcards 178
Language Deutsch
Category Law
Level Other
Created / Updated 16.06.2015 / 04.02.2018
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Wir haben über zehn Gesetze genannt, die im Arbeitsrecht eine Rolle spielen können. Schreiben Sie vier davon auf einem Blatt Papier auf und geben Sie mit einem bis zwei Stichworten an, worum es in diesem Gesetz geht.

  • Obligationenrecht: Abschluss, Inhalt, Beendigung einzelner Arbeitsverhältnisse
  • Arbeitsgesetz: Arbeitnehmerschutz, Gesundheitsvorsorge, Unfallverhütung, Höchstarbeitszeiten, Nachtarbeit, Sonntagsarbeit und Ruhezeiten
  • Gleichstellungsgesetz: Gleichstellung von Mann und Frau im Arbeitsleben
  • Berufsbildungsgesetz: Regeln über Grundausübung von Weiterbildung.

Ein GAV kann eine ähnliche Wirkung haben wie ein Gesetz. Erklären Sie diese Aussage mit einem Satz.

Die Bestimmungen des GAV gelten unmittelbar für die beteiligten Arbeitgeber und Arbeitnehmer und können nur zugunsten der Arbeitnehmer abgeändert werden (OR 357).

Was ist ein Firmenreglement?

Das Firmenreglement enthält die allgemeinen Geschäftsbedingungen eines Betriebs und ist Teil des EAV, wenn der Arbeitnehmer ihm zugestimmt hat. Es enthält Bestimmungen über (gleitende) Arbeitszeit, Überstunden, Gratifikation, Spesenregelung, Lohnfortzahlung im Krankheitsfall u.a.

Nach OR 320 I muss ein Arbeitsvertrag nur dann schriftlich abgeschlossen werden, wenn das Gesetz dies vorschreibt. In den folgenden Artikeln sind für Sie wichtige Formvorschriften enthalten. Geben Sie jeweils mit ein bis zwei Stichworten an, worum es in den genannten Artikeln geht.

 

  • OR 321C III
  • OR 340 I
  • OR 344a I

  • OR 321C III: Kein oder weniger Lohn bei Überstundenarbeit
  • OR 340 I: Vereinbarung eines Konkurrenzverbots
  • OR 344a I: Abschluss eines Lehrvertrags

X, selbständiger Softwareentwickler, zu Y, Informatikstudent: "Du, ich hätte einen super Ferienjob für dich als Webdesigner." Y zu X: "Einverstanden, ich fange morgen an."

 

Ist hier ein Arbeitsvertrag entstanden? Prüfen Sie die vier Voraussetzungen, die erfüllt sein müssen.

Damit ein Arbeitsvertrag entsteht, müssen sich die Vertragspartner über die Hauptpflichten einigen, also über die Arbeitsleistung und den Lohn (OR 319). Zwar haben sich die Vertragspartner hier nicht über den Lohn geeinigt, nach OR 320 II ist das aber auch nicht nötig. Y hat einfach den üblichen Lohn zugut (OR 322).

Ausserdem müssen erfüllt sein: Handlungsfähigkeit, Form, zulässiger Inhalt. Es gibt keine Anhaltspunkte, dass eine dieser Voraussetzungen nicht erfüllt ist. Der Arbeitsvertrag kann ja abgesehen vom Lehrvertrag, vom Handelreisendenvertrag und von einzelnen Vertragspunkten formfrei abgeschlossen werden.

Hanspeter Latour hat sei 2 Wochen nicht mehr gearbeitet. Unter welchen Voraussetzungen hat er trotzdem Anspruch auf den Lohn?

Grundsätzlich gilt: Ohne Arbeit kein Lohn. Dazu gibt es aber zwei Ausnahmen:

  • Hat Hanspeter Latour nicht gearbeitet, weil der Arbeitgeber ihm keine Arbeit bzw. keinen Arbeitsplatz zuweisen konnte oder wollte, dann liegt ein Annahmeverzug des Arbeitgebers vor. Hanspeter Latour hat den Lohn zugut (OR 324).
  • Hat Hanspeter Latour nicht gearbeitet, weil er unverschuldeterweise verhindert im Sinne von OR 324a war (Krankheit, Unfall usw.), dann hat er den Lohn zugut. Vorausgesetzt ist allerdings, dass ein befristetes Arbeitsverhältnis für mehr als 3 Monate eingegangen wurde bzw. dass ein unbefristetes Arbeitsverhältnis bereits mehr als 3 Monate gedauert hat.

Wie lange dauert der Lohnfortzahlungsanspruch?

Beim Annahmeverzug des Arbeitgebers dauert die Lohntfortzahlung so lange, wie der Arbeitgeber keine Arbeit zuweist. Bei der unverschuldeten Verhinderung des Arbeitnehmers ist die Lohnfortzahlung zeitlich beschränkt: im ersten Dienstjahr auf 3 Wochen, danach entsprechend länger (OR 324a II).

Mauro Principe ist als Florist in einem Blumengeschäft angestellt. Ihn ärgert sehr, dass ihm seine Chefin jeweils am Samstagabend die Reinigung des Ladenlokals überträgt. Welche Informationen müsste man einholen, um herauszufinden, ob Mauro Principe zur Reinigung verpflichtet ist?

Bei dieser Frage geht es um den Inhalt der Arbeitspflicht, der sich durch die Vereinbarungen im EAV und durch ein allfälliges Pflichtenheft bestimmt, sofern es Vertragsbestandteil ist. Lässt sich hier keine Antwort finden, dann bestimmt sich der Inhalt der Arbeitsleistung nach dem im betreffenden Beruf Üblichen. Abzuklären ist folglich, ob Floristen üblicherweise verpflichtet sind, das Ladenlokal zu reinigen.

In einem Stammtischgespräch zum Thema Überstundenvergütung stellt sich Folgendes heraus: A erhält bloss den Stundenlohn vergütet, B dagegen den Stundenlohn mit einem Zuschlag von 25%, C kann Überstunden mit Freizeit kompensieren und D erhält weder eine Entschädigung noch kann er kompensieren.

Welche der Überstundenregelungen ist unter welchen Voraussetzungen zulässig?

Alle erwähnten Regelungen der Überstundenvergütung sind zulässig, sofern folgende Voraussetzungen erfüllt sind:

  • Variante A: Blosser Stundenlohn ist zulässig, wenn es im EAV schriftlich vereinbart bzw. in einem geltenden GAV vorgesehen ist.
  • Variante B: Sie entspricht der gesetzlichen Regelung von OR 321c III.
  • Variante C: Kompensation von Freizeit gleich langer Dauer ist zulässig, sofern das so vereinbart ist. Mündlichkeit genügt (OR 321c II).
  • Variante D: Die Überstundenvergütung (Lohn plus Zuschlag) kann ganz wegbedungen werden, sofern das schriftlich geschieht oder in einem GAV vorgesehen ist (OR 321c III).

Beantworten Sie die folgende Frage von Mitarbeitenden:

Gaby Z. erhält eine Nebenbeschäftigung angeboten, die sie ca. 20 Stunden pro Monat beschäftigt. Unter welchen Voraussetzungen darf sie die Nebenbeschäftigung annehmen?

Grundsätzlich sind Nebenbeschäftigungen erlaubt und nur dann verboten, wenn sie treuewidrig sind. Man muss also prüfen, ob Gaby Zehnders Annahme der Nebenbeschäftigung treuewidrig ist. Das wäre der Fall, wenn die Nebenbeschäftigung:

  • im EAV verboten ist.
  • als Schwarzarbeit im Sinne von OR 321a III zu qualifizieren ist (konkurrenzierende Tätigkeit gegen Entgelt).
  • zusammen mit der Hauptbeschäftigung die Höchstarbeitszeit überschreitet (sofern das ArG überhaupt gilt) oder
  • sonst berechtigte Interessen des Arbeitgebers verletzt (z.B. Verminderung der Leistungsfähigkeit des Arbeitnehmers).

Beantworten Sie die folgende Frage von Mitarbeitenden.

Mischa von Arx arbeitet als Goldschmid in einem Atelier. Er wird mit der äusserst heiklen Reparatur eines Ohrrings betraut. Die Reparatur misslingt und der Ohrring wird dabei zerstört. Kann die Chefin Mischa von Arx dafür zur Verantwortung ziehen?

Das Scheitern der Reparatur ist noch nicht zwingend eine Vertragsverletzung. Allerdings muss der Arbeitnehmer die übertragenen Arbeiten sorgfältig ausführen (OR 321e), es sei denn, der Arbeitgeber hätte gewusst (oder wissen müssen), dass er dazu nicht in der Lage ist. - Nach diesem Prinzip ist zu beurteilen, ob die Chefin Mischa von Arx haftbar machen kann oder nicht. Ist die misslungene Reparatur auf eine unsachgemässe oder schludrige Arbeitsweise zurückzuführen, dann ist Mische von Arx dafür verantwortlich, ausser die Chefin hätte gewusst (oder wissen müssen, dass er zu einer sachgemässen Reparatur nicht in der Lage ist.

Heinz Blumer arbeitet bei der Bank X als Schalterbeamter. Nach einem durchzechten Wochenende erscheint er am Montagmorgen sehr müde an seinem Arbeitsplatz. Bald unterläuft ihm ein böser Fehler: Er löst einen gefälschten Check im Betrag von CHF 23'000.- ein, ohne die im bankinternen Reglement vorgesehene Prüfung vorzunehmen. Die Bank kürzt ihm daraufhin die nächsten 6 Monatslöhne um je CHF 300.- mit der Begründung, er habe seine Arbeitspflicht nicht erfüllt. Was meinen Sie dazu?

  1. Hat Heinz Blumer überhaupt eine Vertragsverletzung begangen?
  2. Wenn ja, was für eine: Nicht- oder Schlechterfüllung?
  3. Darf der Arbeitgeber den Lohn kürzen?
  4. Welche anderen Möglichkeiten stünden dem Arbeitgeber zu?

  1. Ja, Heinz Blumer hat seine Sorgfaltspflicht verletzt. Denn von jedem Bankschalterbeamten wird verlangt, dass er bei der Einlösung von Checks die üblichen, im Reglement verlangten Vorsichtsmassnahmen einhält.
  2. Die Nichtbeachtung der notwendigen Sorgfalt bedeutet eine Schlechterfüllung des Arbeitsvertrags: Heinz Blumer hat zwar Arbeit geleistet, diese Arbeitsleistung war aber mangelhaft.
  3. Nein, bei Schlechterfüllung darf der Arbeitgeber den Lohn nicht kürzen. Dieses Recht steht ihm nur bei Nichterfüllung des Arbeitsvetrags zu. Allerdings hat der Arbeitgeber unter Umständen einen Schadenersatzanspruch, den er unter Umständen mit dem Lohn verrechnen kann. Unter diesem Titel ist ein "Lohnabzug" also möglich, sofern die Voraussetzungen der Verrechnung erfüllt sind.
  4. Er kann das Arbeitsverhältnis kündigen - allerdings nur ordentlich; für eine fristlose Kündigung reicht diese Pflichtverletzung keinesfalls aus. Dazu müsste Heinz Blumer schon mehrmals und auf gröbste Weise die Grundsätze einer ordentlichen Checkeinlösung verletzen. Schliesslich kann der Arbeitgeber Schadenersatz verlangen.

Aus betrieblichen Gründen ordnet der Arbeitgeber im November an, dass die ganze Belegschaft im August des nächsten Jahres 3 Wochen Ferien nehmen muss. Darf er das?

Der Zeitpunkt der Ferien darf vom Arbeitgeber bestimmt werden (OR 329c II), wobei er auf die Wünsche des Arbeitnehmers so weit wie möglich eingehen soll. In der Regel sind (gerechtfertigte) betriebliche Gründe des Arbeitgebers höher zu gewichten als die individuellen Ferienwünsche des Arbeitnehmers. Daher ist die Anordnung von Betriebsferien zulässig.

Patricia Struchen hat schon vor längerer Zeit eine 3-wöchige Ferienreise im März gebucht, in der Annahme, sie kriege dann schon frei. Muss sie nun diese Ferienreise verschieben?

Patricia Struchen handelt auf eigenes Risiko, wenn sie Ferien bucht, ohne die Zusicherung des Arbeitgebers zu besitzen. Daher kann sie nicht verlangen, dass sie die Ferien im März anstatt im August beziehen kann. Anders wäre die Rechtslage allenfalls zu beurteilen, wenn sie noch ein Ferienguthaben aus dem Vorjahr hat, das zusammen mit der verbleibenden Ferienwoche für dieses Jahr die 3 Wochen abdeckt. Sofern keine übergeordneten betrieblichen Gründe gegen weitere Ferien im März sprechen, könnte sie die Ferien so verlangen.

Welche Art der Vertragsverletzung liegt im folgenden Fall vor und wie müsste der Arbeitnehmer vorgehen?

  • Der Arbeitnehmer erhält ein Zwischenzeugnis, das seinen Leistungen nicht entspricht.

Schlechterfüllung; der Arbeitnehmer kann vom Arbeitgeber die Ausstellung eines "richtigen" Zwischenzeugnisses verlangen (notfalls unter Anrufung des Richters).

Welche Art der Vertragsverletzung liegt im folgenden Fall vor und wie müsste der Arbeitnehmer vorgehen?

  • Der Arbeitgeber zahlt den Lohn jeweils erst am 6. des Monats aus statt wie abgemacht am 25. des Monats.

Da der Zeitpunkt der Lohnzahlung gesetzlich oder vertraglich festgelegt ist (spätestens Ende des Monats), ist die Lohnforderung spätestens am Monatsende fällig und der Arbeitnehmer kann das Inkasso vornehmen, d.h. den Arbeitgeber betreiben. Spätestens am Monatsende gerät der Arbeitgeber aber auch automatisch in Verzug (Verfalltagsgeschäft), so dass der Arbeitnehmer auch Verzugszins sowie allenfalls Schadenersatz für die Verspätung fordern kann. - Damit sind aber die Probleme des betreffenden Arbeitnehmers nicht vollständig gelöst. Es handelt sich ja um eine wiederkehrende Leistung. Der Arbeitnehmer kann deshalb den Arbeitgeber (notfalls gerichtlich) auffordern, in Zukunft rechtzeitig zu erfüllen.

Welche Art der Vertragsverletzung liegt im folgenden Fall vor und wie müsste der Arbeitnehmer vorgehen?

  • Der Arbeitgeber weist dem Arbeitnehmer Arbeiten ausserhalb des Pflichtenhefts zu.

Streng juristisch gesehen, muss der Arbeitnehmer nur Arbeiten verrichten, die innerhalb des vereinbarten bzw. üblichen Tätigkeitsfeldes liegen. Daher verletzt der Arbeitnehmer den Vertrag nicht, wenn er sich weigert, Arbeiten zu übernehmen, die nicht zum Inhalt der Arbeitsleistung gehören. Die allgemeine Treuepflicht kann dem Arbeitnehmer unter Umständen gebieten, auch Tätigkeiten ausserhalb seines Pflichtenhefts auszuüben, dann nämlich, wenn sich der Arbeitgeber in einer Notlage befindet (z.B. eine unvorhergesehene und einmalige Überlastung mit einem grossen Auftrag).

Welche Art der Vertragsverletzung liegt im folgenden Fall vor und wie müsste der Arbeitnehmer vorgehen?

  • Der Arbeitgeber stellt dem Arbeitnehmer keinen Arbeitsplatz zur Verfügung.

Der Arbeitgeber kommt dadurch in Annahmeverzug (auch Gläubigerverzug). Juristisch gesehen ist das ein Unterlassen der notwendigen Mitwirkungshandlung zur Vertragserfüllung des Schuldners. Der Arbeitnehmer, der seine Arbeit vertragsgemäss anbietet, kann deshalb die Gegenleistung, d.h. den Lohn, verlangen, obwohl er nicht arbeitet.

Renato Bonatti bewirbt sich für eine neue Stelle als Kassierer in einem Detailhandelsgeschäft. Der künftige Arbeigeber stellt ihm einige Fragen, bei denen er nicht sicher ist, ob sie zulässig sind:

  1. "Ich sehe, dass Sie ebenfalls in unserer Gemeinde wohnen. Wie nehmen Sie am sozialen Leben in der Gemeinde teil? Sind Sie auch im einen oder anderen Verein Mitglied - das wirkt sich nämlich sehr verkaufsfördernd aus."
  2. "In unserer Gemeinde leben viele Portugiesen und Spanier. Beherrschen Sie eine Sprache, die die Verständigung mit diesen Leuten ermöglicht, oder wären Sie bereit, eine dieser Sprachen zu erlernen?"
  3. "Als Kassierer haben Sie eine Vertrauensstellung. Sind Sie vorbestraft?"

  1. Erlaubt sind prinzipiell nur Fragen, die mit der künftigen Tätigkeit zusammenhängen und die für einen Entscheid über die Eignung für eine Stelle bzw. Tätigkeit notwendig sind. Dies ist bei deser Frage nicht der Fall; die Frage ist folglich nicht zulässig.
  2. Diese Frage ist erlaubt, da sie für die künftige Tätigkeit relevant ist und sich auf die bisherigen Kenntnisse bzw. die Bereitschaft für künftige Ausbildungen bezieht.
  3. Die allgemeine Frage nach Vorstrafen geht bei einer Stellenbewerbung grundsätzlich zu weit; allerdings kann bei einer Vertrauensstellung, wie dies bei einem Kassierer der Fall ist, z.B. eine konkrete Fragestellung nach Vorstrafen wegen Unterschlagung, gerechtfertigt sein.

Der Geschäftsführer eines Kleinunternehmens ist auch Mitglied des Turnvereins. Als solcher ist er angehalten, neue Mitglieder zu werben. Anstatt selber zu werben, gibt er die Daten seiner Mitarbeitenden an den Vorstand des Turnvereins weiter. Ist das erlaubt?

Daten dürfen nur zu dem Zweck bearbeitet werden, der bei der Beschaffung bekannt gegeben wurde, der gesetzlich vorgesehen ist oder der aus den Umständen ersichtlich ist.

Eine Weitergabe der Daten an den Turnverein wäre nur zulässig, wenn ein Rechtfertigungsgrund vorliegt, d.h. wenn der Geschäftsführer in diesem Fall vorgängig die Einwilligung der Mitarbeitenden eingeholt hat.

Nehmen Sie in einigen Sätzen Stellung zum folgenden Sachverhalt:

"Eine Chemikerin klagt, sie sei wegen der Mutterschaft entlassen worfen, obwohl sie immer gute Qualifikationsbeurteilungen erhalten hat und ihr deswegen kurz vor der Schwangerschaft noch der Lohn erhöht wurde. Die Chemikerin erhält nach Ablauf des Kündigungsschutzes während der Mutterschaft die Kündigung. Sie klagt, dass ihr wegen der Schwangerschaft und der damit verbundenen Absenzen gekündigt worden sei."

  1. Welche Ansprüche kann die Klägerin mit der Klage geltend machen?
  2. Argumentieren Sie aus der Sicht des Arbeitgebers, der eine Diskriminierung bestreitet, für eine Abweisung der Klage.

  1. Die Klägerin kann die Diskriminierung feststellen lassen und eine Entschädigung wegen diskriminierender Kündigung verlangen.
  2. Der Arbeitgeber könnte damit argumentieren, dass die Leistungen der Chemikerin während der Schwangerschaft massiv abgenommen hätten und die Absenzen unverhältnismässig lange gewesen seien.

Andreas Herzog wird fristlos gekündigt, weil er gegen das Verbot der Schwarzarbeit und gegen die Geheimhaltungspflicht verstossen hat.

  1. Wie müsste Andreas Herzog vorgehen, wenn er mit dieser Kündigung nicht einverstanden ist?
  2. Wie beurteilen Sie seine Erfolgsaussichten? Suchen Sie im Gesetz die Formulierung, nach der man beurteilen muss, ob eine fristlose Kündigung gerechtfertigt ist, und argumentieren Sie.

  1. Andreas Herzog müsste gegenüber der Arbeitgeberin seine Ansprüche gemäss OR 337c geltend machen (Entschädigung und Ersatz dessen, was er verdient hätte, wenn das Arbeitsverhältnis ordentlich gekündigt oder beendigt worden wäre, sowie eine Entschädigung von max. 6 Monatslöhnen). Kommt es zu keiner Einigung, muss er Klage einreichen, und zwar beim Gericht am Wohnsitz des Arbeitgebers oder am Ort, an dem er seine Arbeit verrichtete (ZPO 34 und 243 ff.).
  2. Da Andreas Herzog offensichtlich zwei zentrale Arbeitnehmerpflichten verletzte (Schwarzarbeitsverbot und Geheimhaltungspflicht), sind seine Erfolgsaussichten gering. Die Arbeitgeberin kann aus wichtigem Grund das Arbeitsverhältnis jederzeit fristlos auflösen. "Als wichtiger Grund gilt namentlich jeder Umstand, bei dessen Vorhandensein dem Kündigenden nach Treu und Glauben die Fortsetzung des Arbeitsverhältnisses nicht mehr zugemutet werden kann." (OR 337 II). Die Pflichtverletzungen von Andreas Herzog stellen zweifellos einen "wichtigen Grund" im Sinne von OR 337 dar und das Gericht wird die fristlose Kündigung als gerechtfertigt beurteilen.

Rolf Dobler arbeitet als Direktionsassistent beim Unternehmen F. Seine Chefin ist schon seit einiger Zeit mit seinen Leistungen nicht mehr zufrieden. Rolf Dobler arbeitet ihrer Ansicht nach nicht effizient genug. Als sich herausstellt, dass eine dringende Arbeit liegen geblieben ist, hat die Chefin genug. Sie bestellt Rolf Dobler in ihr Büro und kündigt ihm fristlos.

  1. Ist eine fristlose Kündigung in diesem Fall zulässig?
  2. Was kann Rold Dobler erreichen, wenn er sich gegen die fristlose Kündigung zur Wehr setzt?
  3. Kann Rold Dobler eine Aufhebung der fristlosen Kündigung und daurch eine Weiterbeschäftigung bewirken?

  1. Ungenügende Leistungen genügen allein noch nicht für eine fristlose Kündigung; hierfür ist die ordentliche Kündigung durch den Arbeitgeber vorgesehen. Die fristlose Kündigung war also ungerechtfertigt.
  2. Am besten protestiert Rolf Dobler mit eingeschriebenem Brief gegen die Kündigung, damit klar und beweisbar wird, dass er mit der Auflösung des Arbeitsverhältnisses nicht einverstanden ist. Will ihn der Arbeitgeber endgültig nicht mehr weiterbeschäftigen, dann kann er gerichtliche Klage wegen ungerechtfertigter fristloser Kündigung einreichen und den Lohn bis zum Ablauf der ordentlichen Kündigungsfrist plus eine Entschädigung bis zu 6 Monatslöhnen einklagen.
  3. Nein, Rolf Dobler kann die Weiterbeschäftigung auch gerichtlich nicht erzwingen; das Arbeitsverhältnis ist nämlich endgültig aufgelöst.

Wann enden die folgenden Arbeitsverhältnisse?

  1. Stellenantritt am 1.10.2004; Eingang der Kündigung am 7.11.2005.
  2. Stellenantritt am 1.2.2005; Eingang der Kündigung 12.2.2005.

  1. Zweites Dienstjahr mit einer gesetzlichen Kündigungsfrist von zwei Kalendermonaten - Beendigung des Arbeitsverhältnisses am 31. Januar 2006.
  2. Gesetzliche Regelung: Kündigungsfrist von 7 Tagen, gerechnet vom Tag nach der Mitteilung; kein Kündigungstermin. Das Arbeitsverhältnis endet also am 19.2.2005.

Valentina Rodao wird im dritten Dienstjahr schwanger. Weil Komplikationen auftreten, darf sie ab dem 6. Monat nicht mehr arbeiten.

Wann darf ihr der Arbeitgeber frühestens kündigen?

Nach OR 336c I lit. c darf der Arbeitgeber während der ganzen Schwangerschaft und während 16 Wochen nach der Geburt nicht kündigen. Erst danach ist eine Kündigung zulässig.

Um ein gewinnstrebiges Wirtschaftsunternehmen zu betreiben, werden in der Praxis vor allem drei Gesellschaften eingesetzt. Wie heissen sie?

Um ein gewinnstrebiges Wirtschaftsunternehmen zu betreiben, sind in der Praxis die Kollektivgesellschaft, die AG und die GmbH üblich.

Was ist eine juristische Person?

Juristische Personen sind künstliche Rechtsgebilde mit eigenständiger Rechtspersönlichkeit. Sie werden wie natürliche Personen behandelt. Sie sind rechts- und handlungsfähig und handeln mithilfe ihrer Organe (ZGB 52 ff.).

Weshalb braucht eine juristische Person Organe?

Juristische Personen brauchen Organe, um handeln zu können. Die Organe geben dem Willen der juristischen Person Ausdruck. Durch die Handlungen ihrer Organe kann die juristische Person Rechte und Pflichten begründen (ZGB 55 I und II).

Was versteht man unter dem Kopfprinzip? (1 Satz)

Das Kopfprinzip ist eine Frage der Macht- und Gewinnverteilung: Unabhängig vom geleisteten Beitrag haben beim Kopfprinzip alle Gesellschafter den gleichen Anspruch auf Gewinnanteil und gleiche Macht.

Was versteht man unter dem Kapitalprinzip? (1 Satz)

Das Kapitalprinzip ist eine Frage der Macht- und Gewinnverteilung: Je mehr Kapital ein Gesellschafter in die Unternehmung investiert, desto grösser ist sein Anteil am Gewinn und seine Macht in der Gesellschaft.

Bei welcher Gesellschaft gilt das Kopfprinzip und bei welchen das Kapitalprinzip?

Bei der Kollektivgesellschaft gilt das Kopfprinzip. Bei der AG und GmbH das Kapitalprinzip.

Wo finden sich die gesetzlichen Grundlagen der Einzelunternehmung im Gesetz?

Die Einzelunternehmung ist im OR nicht wie die übrigen Unternehmensformen unter einem eigenen Titel geregelt. Die wenigen Regeln, die die Einzelunternehmung betreffen, finden sich unter verschiedenen Titeln wie das Handelsregister (OR 934), die Geschäftsfirrmen (OR 945 f.), die kaufmännische Buchführung (OR 956) und in der Handelsregisterverordnung (HRegV 10, 52 ff.).

Welche Gründungsschritte müssen Sie durchlaufen, wenn Sie eine Kollektivgesellschaft, eine AG oder eine GmbH gründen wollen?

  1. Beschreiben Sie die Schritte bei der Gründung einer Kollektivgesellschaft.
  2. Beschreiben Sie die einzelnen Schritte bei der Gründung einer AG.
  3. Beschreiben Sie die einzelnen Schritte bei der Gründung einer GmbH.

  1. Für die Gründung einer Kollektivgesellschaft genügt ein formfreier Vertrag unter den Gesellschaftern. Doch ist ein schriftlicher Gesellschaftsvertrag im Interesse der Beteiligten empfehlenswert. Werden von den Gesellschaftern Grundstücke in die Gesellschaft eingebracht, muss der Gesellschaftsvertrag öffentlich beurkundet werden. Der Handelsregistereintrag ist gesetzlich vorgeschrieben, die wirtschaftlich tätige Kollektivgemeinschaft entsteht auch ohne den HR-Eintrag (OR 552 f.).
  2. Für die Gründung einer GmbH müssen die gesetzlich vorgeschriebenen Gründungsschritte eingehalten werden:
    • Statuten aufstellen
    • Stammanteile zeichnen und vollständig liberieren
    • öffentliche Gründungsurkunde
    • Handelregistereintrag
  3. Die Gründungsschritte sind im Wesentlichen gleich wie bei der GmbH:
    • Statuten aufstellen
    • Aktienkapital zeichnen und im statutarisch vorgesehenen Umfang liberieren
    • öffentliche Gründungsurkunde
    • Handelsregistereintrag

In welchen der folgenden Fälle handelt es sich um eine Gesellschaft?

  1. Die Absolvierenden einer Abendschule, die das gemeinsame Ziel verfolgen, den eidgenössischen Fachausweis "Führungsfachmann / Führungsfachfrau" zu erlangen.
  2. Monika Streiff und Gerry Dichter, die als Konkubinatspaar zusammenleben.
  3. Karl Züllig leiht seinem Freund Fred Rhyner CHF 50'000.- mit der Abmachung, dass er als Zins 1% des Jahresgewinns aus Fred Rhyners Unternehmen erhält und dass er die geliehene Summe erst nach einer Kündigungsfrist von 2 Jahren zurückverlangen darf.

  1. Nein, bei der Schulklasse handelt es sich nicht um eine Gesellschaft, denn es fehlt am vertraglichen Zusammenschluss. Die Schüler schliessen sich nicht zusammen, um gemeinsam die Prüfung zu bestehen. Jeder von ihnen hat zwar dieses Ziel, aber jeder für sich; ein Rechtsverhältnis besteht nicht zwischen ihnen.
  2. Ja, es liegt ein Gesellschaftsverhältnis vor. Auch wenn das Konkubinatspaar (vermutlich) keinen schriftlichen Vertrag aufgesetzt hat, kann man annehmen, dass Monika Streiff und Gerry Dichter stillschweigend abgemacht haben, ihren Unterhalt gemeinsam zu bestreiten. Darin besteht der gemeinsame Zweck, zu dem jeder seinen Teil beisteuern muss, sei es mit Geld (Miete, Essen usw.) und / oder mit Arbeit (Waschen, Bügeln, Kochen usw.).
  3. Nein, es handelt sich nicht um eine Gesellschaft, sondern um einen "gewöhnlichen" Darlehensvertrag. Die Tatsache, dass der Zins für das Darlehen vom Unternehmensgewinn abhängig ist, spricht allein noch nicht für ein Gesellschaftsverhältnis.

Die Firma Holzer + Co. schuldet ihrem Vermieter CHF 20'000.- für aufgelaufene Mietzinsen. Die Betreibung von Holzer + co. verläuft erfolglos, da sie über keinerlei Geschäftsvermögen mehr verfügt. Der eine der beiden Gesellschafter, Hans Holzer, steckt in finanziellen Schwierigkeiten, während der andere, Peter Speck, als wohlhabend gilt.

Kann der Vermieter von Peter Speck die ausstehenden CHF 20'000.- verlangen?

Ja, der Vermieter kann Speck einklagen, da dieser solidarisch und unbeschränkt haftet.

Ein Direktor der X-AG betreibt unnötige, riskante Börsenspekulationen und fügt der AG grossen finanziellen Schaden zu. Der Verwaltungsrat hat davon gewusst, aber nichts unternommen. Könnte man gegen ihn vorgehen?

Wenn der VR seine Aufsichtspflicht nicht sorgfältig ausgeübt hat, können die Aktionäre die Verantwortlichkeitsklage einleiten und Schadenersatz verlangen. Sie können auch direkt gegen den fehlbaren Direktor vorgehen.

Der Handelsregistereintrag der Best Board GmbH lautet wie folgt: "Best Board GmbH, in Seldwyla, CH-400.4.043.241-5, Bahnhofstrasse 12, 8888 Seldwyla, Gesellschaft mit beschränkter Haftung (Neueintragung). Statutendatum: 9.8.20xx, Zweck: Vermietung von und Handel mit Sportartikeln aller Art, insbesondere mit Snowboards, Windsurfboard und Rollerblades; Servicedienstleistungen an Sprotgeräten; Veranstaltung von Events; kann im Inland Zweigniederlassungen errichten. Stammkapital: CHF 120'000.-. Publikationsorgan: SHAB. Gemäss Erklärung der Geschäftsführung vom 06.12.2010 untersteht die Gesellschaft keiner ordentlichen Revision und verzichtet auf eine eingeschränkte Revision. Eingetragene Personen: Bär, Julia, von Chur in Seldwyla, Gesellschafter und Geschäftsführer, mit Kollektivunterschrift zu zweien, mit Stammanteil von CHF 50'000.-; Maspoli, Marco, italienischer Staatsangehöriger, in Seldwyla, Gesellschafter und Geschäftsführer, mit Kollektivunterschrift zu zweien, mit Stammanteil von CHF 50'000.-; Zehnder, David, von Chur in Seldwyla, Gesellschafter, ohne Zeichnungsberechtigung, mit Stammanteil von CHF 20'000.-."

  1. Wer kann gültig den Mietvertrag für das Ladenlokal unterschreiben?
  2. Welche Stellung hat David Zehnder, wird er wohl in der Gesellschaft mitarbeiten?

  1. Den Mietvertrag für das Ladenlokal können einzig Julia Bär und Marco Maspoli gemeinsam unterschreiben, da sie die GmbH gemäss Handelsregistereintrag nur mit Kollektivunterschrift zu zweien vertreten können (OR 814 IV und 718a II).
  2. David Zehnder ist im Handelsregister als "Gesellschafter, ohne Zeichnungsberechtigung" eingetragen. Aufgrund dieses Eintrags steht fest, dass Herr Zehnder weder als Geschäftsführer noch als zur Vertretung berechtigter Gesellschafter in der GmbH mitarbeitet (OR 814 II und VI). David Zehnder hat gemäss Handelsregistereintrag die Stellung eines blossen Kapitalgebers. Vermutlich arbeitet er nicht aktiv für die Best Board GmbH.

  1. Kurt Dällenbach fährt in angetrunkenem Zustand die Fahrradfahrerin Monika Meier an. Diese verlangt Schadenersatz gestützt auf die Kausalhaftung des Motorfahrzeughalters. Begründen Sie mit einem Satz, weshalb es sich dabei um materielles Recht handelt.
  2. Nach welchem Verfahrensrecht muss Frau Meier vorgehen, wenn sie ihren Anspruch gerichtlich durchsetzen will?
  3. Welche drei Grundsätze des Verfahrensrechts muss sie dabei beachten?

  1. Das materielle Recht äussert sich zur Frage, wann eine Gläubigerin (Monika Meier) das Recht hat, von einem Schuldner (Kurt Dällenbach) etwas (Schadenersatz) zu verlangen.
  2. Frau Meier muss ihren Anspruch mit dem Zivilverfahrensrecht durchsetzen, da ihr Schadenersatzanspruch ein zivilrechtlicher ist (SVG 58).
  3. Monika Meier muss folgende drei Grundsätze des Zivilprozessrechts beachten:
    • Wo kein Kläger, da auch kein Richter: Das Gericht wird nur aktiv, wenn Frau Meier klagt.
    • Der Gläubiger muss am Wohnsitz des Schuldners klagen (Gerichtsstand). Frau Meier muss also am Wohnsitz von Herrn Dällenbach klagen.
    • Wer eine Tatsache behauptet, muss diese vor Gericht beweisen (Beweisregel): Frau Meier muss vor Gericht beweisen, dass Herr Dällenbach den Schaden verursachte.

Rechtskraft ist ein Schlüsselbegriff bei jedem Verfahrensrecht. Was versteht man darunter?

Rechtskraft heisst, dass ein Gerichtsentscheid oder Gerichtsurteil vollstreckt werden kann.

Wann ist eine Verfügung rechtskräftig?

Eine Verfügung ist rechtskräftig, sobald die in der Verfügung angegebene Bestreitungsfrist (Rechtsmittelfrist) unbenutzt verstrichen ist bzw. alle zur Verfügung stehenden Rechtsmittel (Einsprache, Beschwerde) ausgeschöpft sind.