Psychopathologie

Klinische Psychologie & Psychopathologie

Klinische Psychologie & Psychopathologie

Bettina Stalder

Bettina Stalder

Kartei Details

Karten 46
Sprache Deutsch
Kategorie Psychologie
Stufe Universität
Erstellt / Aktualisiert 18.09.2013 / 18.10.2021
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Wie hat sich das Bewusstsein für psy. Störungen herausgebildet? (Zeitablauf)

500 v Chr: Melancholie (Hippo., Aris., Golen, Diecles)

1000 Tollheit / Narrheit (Erasmus v. Rotterdam, ...)

1800  Wahnsinn / Psychose (Kant, Pinel)

1800: Hysterie / Neurasthenie (Industrialisierung)

1900 Psychiatrie (Freud, Pawlow)

1980: klinische Psychologie

Melancholie?

Schwarze Galle geht in Blutkreislauf -> Depression

Tollheit-Wahnsinn?

Völlerei, Wollust, Todsünde -> böse Geister, Dämonen

Schreck Horror - Trauma?

Lebensbedrohliches Ereignis löst etwas aus (PTBS)

z.B. Nach Krieg

Psychiatrie?

Pinel: Irrsinnige = Kranke, Grundstein für Diagnostik, sind mehr als nur Verstandesstörungen

Reil: Begriff "Psychiaterie", "Kuren" -> therapeutisch (Psychodrama, Beschäftigungstherapie)

Kraepelin: Systematik von pS, deskriptiver Ansatz (Beschreibung)

Theoretiker der Psychotherapie?

Freud: unbew. Psy. Prozesse, Kindheit als wichtigste Lebenphase, Sexualität als Motiv

Adler: unbew. Psy. Prozesse, Macht- Minderwertigkeit als Motiv

Jung: unbew. Psy. Prozesse, alle Lebensphasen wichtig, Archetypen (kulturelle Muster)

Klinische Psychologie & kogntive Verhaltenstherapie?

Skinner: operante Kond. (Reiz-Reaktion), Vertärker(pläne), Verhaltensanalyse

Wolpe: Konditionierung als Angstursache, Desensibilisierunf & Angstexposition, Verhaltenstherapie

Beck&Ellis: Bewusstmachen von Kognitionen, Irrationalität überprüfen -> Korrektur von irrationalen Kognitionen

Konstruktivistische Perspektive

Psy. Störung nur in seinem jeweiligen Bezugssystem anwendbar:

- Normtypen / Abnormalität

- kulturelle Muster mit reflektieren (Alter, Geschlecht, Kultur, Schicht,...)

Konserquenzen der konstruktivistischen Perspektive?

  • andere Kulturen -> anderer Umgang
  • mit gesell. Matchausübung der Experten verbunden

Teildisziplin der Psychologie?

klinische Psychologie = Clinical Psychology

  • Psychopathologie = Abnormal Psychology = Leidenslehre
  • Psychotherapie = Behandlung

Normal oder Abnormal?

Grenze schwierig da:

- Alltagssprache vs. Fachsprache

- grosse Konsequenz: Nachteile, Stigmatisierung, Verfolgung

--> immer ein Bezugssystem erforderlich

Psychische Störungen?

  1. Leidenszustand (subj.)
  2. keine feststehende Entität (Einheit)
  3. Def. nach aktuellem Stand der soz. Norm, der Heilkundepraxis, der wissen. Grundlagenforschung
  4. sind methodisch betrachtet Konstrukte, auf welche sich die Gesellschaft und Experten geeinigt haben

China & PTBS?

  • wird bisher kaum diagnostiziert
  • keine Unterstützung
  • Traditionelle Werte: Sei stark, denk optimistisch
  • aber langsam vermehrt Bewusstsein durch Naturkatastrophen, aber nicht durch häusliche Gewalt

Beschreibe die Studie zu PTBS in China und Deutschland?

zwei Annahmen:

1. sozial-interpresonelle Faktoren der Traumaverarbeitung wirken in vers. Kulturen vers.

  • gesell. Anerkennung reduziert Symptomatik
  • Offenlegung reduziert Symptomatik

2. individuelle Werthaltungen beeinflussen die Traumaverarbeitung 

  • Traditionelle Werte behindern die gesell. Anerkennung

 

Die 3 Dimensionen der Studie?

  1. Anerkennung und Schonung
  2. Allg. Ablehnung
  3. Zurückweisung in der Familie

Auswertung der Studie? (PTBS China vs. Deutschland)

  • Moderne Werte tragen zur Anerkennung der Traumafolgen bei
  • traditionelle Werte stehen der Anerkennung der Traumafolgen im Wege
  • traditionelle Werte tragen zudem zum Störungsausmass bei

- in Deutschland haben die traditionellen Werte inen Einfluss auf die Symptomatik -> wird begünstigt

- in China ist die Charakteristika des Traumas selbst wichtig für die Ausprägung der Symptome

 

Diagnostischer Prozess ist eine Wechselbeziehung zwischen? 

 Informationssammlung

• Beobachten: Symptombeschreibung 

• Erfragen    • Zuhören

Hypothesenbildung

• induktive Vervollständigung    • Diagnosezuordnung    • Differenzialdiagnose

Vereinfachte Einteilung psychischer Störungen?  (8 Einheiten nach psychopathologischer Tradition)

  1. Belastungsstörungen
  2. Neurotische oder emotionale Störungen
  3. Psychosen
  4. Affektive Störungen
  5. Persönlichkeitsstörung
  6. Sucht-Abhängigkeit
  7. Demenz
  8. Weitere Störungen (Essstörungen, Schlafstörungen, Sexuelle Störungen, Kindheits-Jugendstörungen)

Definition Symptome?

  • Merkmale einer Störung
  • kleinste beschreibbare Untersuchungseinheit in der Klinischen Psychologie bzw. Medizin 

Unterteilung der Symptome?

Spezifische Symptome

= Kern-, Leit-, Hauptsymptome

Unspezifische Symptome

= akzessorische Symptome

  • Können zusätzlich zu den Spezifischen Symptomen auftreten.
  • Diese Symptome kommen häufig bei vers. Störungen vor.

Welche Fehler im diagnostischem Prozess können auftreten?

   

• zu schnelles Urteilen an Hand von Einzel-   symptomen/Vorurteile (z.B. bei Anfängern, bei    Routineabläufen)    • Nichtbeachtung von Verläufen    • interessengeleitetes Urteilen (z.B. Abwerten    anderer Menschen im Dienst der    Selbstwerterhöhung)    • Neigung zur Pathologisierung 

Definition Syndrom?

Eine Anhäufung von zusammenhängenden Kennzeichen oder charakteristischen Merkmalen für einen bestimmten Zustand oder ein Störungsbild (= Symptom) bezeichnet man als Syndrom. Tritt ein bestimmtes Einzelsymptom bei verschiedenen psychischen Störungen auf, so kann man daraus nicht schließen, um welche Störung es sich handelt, wenn man nur das Symptom an sich betrachtet. Ein Syndrom gibt also die Ausprägungen verschiedener wichtiger Anzeichen wieder und ermöglicht eine genauere Diagnosestellung 

= Symptomkomplex, Symptomatik

Doppelbedeutung Syndrom:

Untergruppe einer Diagnose:

(Paranoide, hebephrene und) Katatone Syndrome der Schizophrenie

Aufmerksamkeitsdefizit-Syndrom der ADHS 

  Krankheiten mit Multiorgan-Manifestationen: fragiles X-(Chromosom)-Syn.: Intelligenzminderung, moto-rische Stör., Schädelverform.  Hyperthyreose-Syndrom: Exopthalmus, Struma, Tachykardie 

 

Reifizierungs-Gefahr?

Re-ifizierung = Schaffung neuer “Störungsbilder” ohne Krankheitswert

Angstsyndrom und seine Symptome?

• Angst, Befürchtungen, Besorgnis    • Vegetative Symptome: Herzklopfen, Mundtrockenheit    • Atembeschwerden, Beklemmungsgefühl    • Schwindel    • Muskelanspannung, Ruhelosigkeit, Nervosität 

Burnout-Syndrom?

  • Keine einheitliche Definition
  • Schwierig zu operationalisieren (= messbar zu machen)

Operationalisierung von Burnout durch Maslach?

Symptomatik –auf die Arbeit in sozialen Berufen (mit Menschen) bezogen    • emotionale Erschöpfung: Gefühl des Ausgelaugtseins und der Überforderung, chronische Müdigkeit, Schlafstörungen, Infektanfälligkeit u.a.     • Zynismus/Distanzierung/Depersonalisation: Frustration und Distanzierung von der Arbeit, Schuldzuweisung, Verbitterung u.a.     • Verringerte Arbeitsleistung: Konzentrationsstörungen, Arbeitsunzufriedenheit, Entscheidungsunfähigkeit u.a.

Kritik am Burnout-Syndrom: allgemein?

• aus einem spezifischen arbeitspsychologischen Konstrukt wurde Mode“diagnose“     • Pro: entstigmatisiert psychische Probleme; ist für Betroffene leichter zu akzeptieren    • Contra:     – Selbstkonfrontation damit, z.B. depressiv zu sein, wird verhindert    – Elitebevorzugung („ausgebrannt sein kann nur der, der vorher gebrannt hat“); was passiert mit denen, die keinen wichtigen Job haben?     • nur im deutschen Sprachraum als Quasi-Ersatz-Diagnose gebräuchlich 

Kritik am Burnout-Syndrom: konkret?

• unscharfe Grenzen des jeweils verwendeten Burnout-Konzepts     • Gemessen wird das Burnout-Syndrom bisher immer mit einem Fragebogen:    1. Ich fühle mich durch meine Arbeit ausgebrannt.    2. Am Ende eines Arbeitstages fühle ich mich verbraucht.    3. Ich befürchte, dass diese Arbeit mich emotional verhärtet.     • kein Symptom ist Burnout-spezifisch; alle Symptome sind unspezifisch (wenn man "arbeit" weglässt sind es unspezifische symptome -> all die kommen in unters. Störungen vor)

Wissenschaftliche Befunde zu Burnout?

- Burnout-Symptome: arbeitsspezifisch formuliert

- Depressionssymptome: kontextfrei formuliert

- fehlen von Interviewstudien

- Allgemein Fehlen von Studien mit spezifischen Symptomen, die nicht nur arbeitsbezogen sind  

•Schlussfolgerung: aus psychologischer Forschungsperspektive ist das Burnout-Syndrom problematisch – und abzulehnen! 

Lösungen für die Burnout Problematik?

1. Lösung: nächstliegende gültige Diagnose: Neurasthenie Begriff seit 1900 • Übersetzung: „Nervenschwäche“ oder „reizbare Schwäche“  – Kaum Akzeptanz bei den Betroffenen  – nur noch im Klassifikationsverzeichnis der WHO (ICD-10); nicht mehr im dem der American Psychiatric Association (DSM-4)  – in Asien häufig gebräuchlich     • Störungskriterien (ICD-10):  – Anhaltendes und quälendes Erschöpfungsgefühl nach geringer geistiger Anstrengung   und/oder  – Anhaltende oder quälende Müdigkeit und Schwäche nach nur geringer körperlicher Anstrengung  – mind. eines der Symptome: Spannungskopfschmerz, Unfähigkeit zu entspannen, Muskelschmerzen, Benommenheit  

Weitere Lösungen für die Burnout Problematik?

Lösung 2: differenzierte Betrachtung

Burnout als Risikozustand und nicht als Diagnose

Definition Diagnose?

Diagnose (griech. Entwscheidung/Urteil): klassifikatorische und versicherungsrechtliche Entität 

Definition Krankheit?

Krankheit: versicherungsrechtlich: erfordert eine Heilbehandlung oder Arbeitsunfähigkeits-Schreibung („krankheitswertig“)

Definition Störung oder psychische Störung?

• Störung oder psychische Störung: moderner Begriff zur Abgrenzung zu körperlichen Krankheiten    – Subdiagnostische Störung (subsyndromale Störung): Veränderungen, die unter der diagnostischen Schwelle liegen  

Angstsyndrom – Generalisierte Angststörung 

• Mind. 4 Symptome • Mind. 6 Monate • Ausschluss: Panikst. etc.

--> generalisierte Angststörung 

• Angst, Befürchtungen, Besorgnis

• Vegetative Symptome: Herzklopfen, Mundtrockenheit

• Atembeschwerden, Beklemmungsgefühl

• Schwindel

• Muskelanspannung, Ruhelosigkeit, Nervosität

Prolongierte Trauer-Störung (noch nicht im ICD) hiess früher?

Frühere Begriffe:    • Pathologische Trauer    • Minimale Trauer    • Komplizierte Trauer-Störung    • Traumatische Trauer-Störung

Prolongierte Trauer-Störung -> neue Diagnose geboren?

1. Faktorenanalyse: Angst, Depression und Trauer trennen

2. Differentialdiagnose: Depression und Trauer trennen

Erscheinungsbild prolongierte Trauer-Störung?

• Traurigkeit wegen des Verlusts    • Interesse an Erinnerungen an Verstorbene hält an; übermässige Sehnsucht    • Schuldgefühle bezogen auf Interaktionen mit Verstorbenem    • präokkupiert sein mit positiven Erinnerungen an Verstorbenen    • Intrusive Bilder der sterbenden Person    • Vermeidung von Situationen und Personen, die zur Erinnerung an Verstorbenen führen 

Erscheinungsbild Depression?

Major Depression    • Überdauernde Traurigkeit    • Interesseverlust, Freudlosigkeit                                      • Überdauernde Schuldgefühle     • Grübeln über frühere Fehler etc.