Hs14


Kartei Details

Karten 61
Sprache Deutsch
Kategorie Psychologie
Stufe Universität
Erstellt / Aktualisiert 23.01.2015 / 23.01.2015
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wie definiert man Psychische Störung aus heutiger Sicht?

Psychische Störung

• psychischer Leidenszustand für die Betroffenen bzw. deren Umwelt

• wissenschaftlich nicht eindeutig definierbar: keine feststehende Entität

• Definition wird nach dem aktuellen Stand der sozialen Norm, der Praxis der Heilkunde und wissenschaftlichen Grundlagenforschung gestellt

• sind methodisch betrachtet Konstrukte, auf welche sich die Gesellschaft und Experten geeinigt haben

zeige die Schnittmenge von Psychologie und Psychiatrie 

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Wozu dienen Normen

Normen

• norma (lat.): Mass, Regel, Vorschrift, Richtschnur

• Sicherheitsbedürfnis als Motiv für Normsetzung

 • Orientierungshilfe für den Einzelnen in der Gemeinschaft

 • Ordnung und Aufrechterhaltung von Sozialstrukturen 

• Berechenbarkeit, Vorhersehbarkeit, Reglementierung von Verhalten

• Verhalten innerhalb der Norm wird verstanden und kommunizierbar •

Normen ersparen immer wieder neue Anpassungsleistungen

• Erkennung bestehender und Setzen neuer Normen gehört zur Lebens- und Weltbewältigung

• Internalisierte Normen entstehen durch Lernen und Vermittlung durch Sprache

• Normenakzeptanz durch Identifikation mit der normierenden Instanz

• Art des Umgangs mit Normen spiegeln individuelle Autonomie und Reife Abwehr, Sichfreihalten, Protest, innerer- äusserer Rückzug, freiwillige Übernahme

• Normen werden gesellschaftlich und individuell geschützt 

Frage 1(Buchkapitel1)

Kennzeichnen Sie den Gegenstandsbereich der Klinischen Psychologie und grenzen Sie ihn von der Psychiatrie und Medizinischen Psychologie ab.

• Die Klinische Psychologie befasst sich mit psychischen Störungen und psychischen Aspekten körperlicher Erkrankungen; dabei können Grundlagen- (Störungslehre bzw. Psychopathologie) und Anwendungsbereiche (klinisch-psychologische Diagnostik und Psychotherapie) unterteilt werden. U.a. sollen dabei individuelle Unterschiede in einzelnen psychologischen Merkmalen und in relativ überdauernden Persönlichkeitseigenschaften beschrieben und erklärt werden.

• Psychiatrie ist der medizinische Bereich, welcher sich mit psychischen Störungen befasst; die beiden Aspekte Störungslehre und klinischen Intervention hat dieses Fach mit der Klinischen Psychologie gemein – der größte Unterschied zwischen den gefragten Gegenstandsbereichen ist die medikamentöse Behandlung durch Psychopharmaka, welche den Psychiatern vorbehalten ist.

• Die sich hauptsächlich psychischen Aspekten körperlicher Erkrankungen widmende Medizinische Psychologie wird angehenden Medizinern gelehrt.

Frage 2(Buchkapitel1)

Welche Gründe lassen sich anführen, weswegen heute bevorzugt von „psychischer Störung“ anstelle von „psychischer Krankheit“ gesprochen wird?

Das Konstrukt „psychische Störung“ wird bevorzugt weil es zum einen darauf hinweist, dass psychische Störungen nicht ausschließlich durch somatisch-biologische Ursachen, wie z.B. körperliche Erkrankungen bzw. Krankheiten, zustande kommen; psychische Störungen erklären sich neben biologischen Ätiologiefaktoren v.a. durch psychische und soziale Ursachen. Zum anderen wird davon ausgegangen, dass der Störungsbegriff für die Betroffenen weniger stigmatisierend ist als der Krankheitsbegriff.

Frage 3(Buchkapitel 1)

Nennen Sie die Normenaspekte, die zur Unterscheidung von „gesund“ und „krank“ bzw. „gestört“ und „normal“ herangezogen werden.

Psychische Störungen sind nur in den jeweiligen Bezugssystemen spezifischer Normen sinnvoll anwendbar – es ist unerlässlich die jeweiligen Normen, welche abnormes Verhalten bestimmen, zu definieren. „Normalität“ ist allerdings nicht zwingend ein anzustrebender Zustand, vielmehr kann eine persönliche Überangepasstheit, wie z.B. Perfektionismus, geradezu mit Beeinträchtigung oder Leid einhergehen. Folgende Normentypen werden unterschieden:

 

• Statistische Norm: Definiert anhand des empirischen Durchschnittswerts; abnorm ist das Ungewöhnliche, das von der Häufigkeitsverteilung abweichende, das Seltene.

 Ideal- oder Funktionsnorm: Allgemeingültig postulierte und philosophisch-weltanschaulich begründete „Zustände der Vollkommenheit“ oder „ Zustände des eigentlichen Zwecks“ – abnorm ist das vermeintlich Falsche.

• Soziale Norm: Gesellschaftlich definierte Verhaltensnormen; abnorm ist das Abweichende.

 Subjektive Norm: Individuelle Gegebenheiten als Maßstab zur Beurteilung von Veränderungen; abnorm ist das Belastende.

Frage 4 (Buchkapitel 1)

Was beschreibt der Begriff „Ressourcen“ in der Klinischen Psychologie?

Der Ressourcenbegriff gilt als zentraler Bestandteil des Gesundheitskonstrukts und wird mit zwar vorhandenen, jedoch oft unbewussten, inneren Potenzialen einschließlich z.B. Fähigkeiten, Fertigkeiten, Kenntnissen, Erfahrungen, Talenten, Neigungen und Stärken einer Person definiert. Letztlich die Gesamtheit des Möglichkeitsraums eines Patienten, in dem er sich gegenwärtig bewegen kann, d.h. sein positives Potenzial, welches ihm zur Befriedigung seiner Grundbedürfnisse zur Verfügung steht. In diesem Sinne lässt sich das Nebeneinanderbestehen von psychischen Störungen einerseits und Fähigkeiten, Stärken oder Merkmale psychischer Gesundheit einer Person andererseits beschreiben; dass indessen Personen mit psychischen Störungen durchaus erfolgreich sein können (z.B. Eric Clapton, Hermann Hesse oder Marylin Monroe) wiederspiegelt diese komplementäre Sichtweise.

Frage 5 (Buchkapitel 1)

Kennzeichnen Sie das medizinische Krankheitsmodell psychischer Störungen und diskutieren Sie seine Begrenzungen.

Das traditionell medizinische Krankheitsmodell findet sich in der Praxis für die Einschätzung psychischer Störungen häufig. Kranksein ist in diesem Zusammenhang organischer (körperlicher) Art, ihm liegen kausal mikroskopische Ursachen bzw. Ursachenmuster zugrunde, was in erster Linie auf einen primär anatomischen, physiologischen oder biochemischen Defekt zurückgeführt wird, welcher in der Person liegt. Im Weiteren wird von gut isolierbaren, voneinander abgrenzbaren und eindeutig diagnostizierbaren (psychischen) Störungen ausgegangen, wobei zugrunde liegende Krankheitsursachen bzw. Defekte mittels Psychopharmaka oder somatischer Verfahren bearbeitet werden.

Frage 6 (Buchkapitel 1)

Erläutern Sie am Beispiel der schweren Depression das bio-psycho-soziale Modell in seinen Grundsätzen.

Das störungsspezifisch anwendbare bio-psycho-soziale Modell, angewandt auf die „schwere Depression“, impliziert, dass biologische, psychologische und soziale Faktoren einen gleichrangigen Wert für das Verständnis der Major Depression (MDE) haben; dabei sind vielfältige Zusammenhänge zwischen den im Folgenden genannten Variablen möglich.

Frage 6.1 (Buchkapitel 1)

Erläutern Sie am Beispiel der schweren Depression den Biologischen Anteil des bio-psycho-sozialen Modells.

• Biologische Faktoren: Beispielsweise besteht bei Verwandten ersten Grades ein dreifach erhöhtes Erkrankungsrisiko für depressive Störungen; die Konkordanz bei monozygotischen Zwillingen liegt bei rund 50%, und bei dizygotischen Zwillingen bei 15 bis 20%. Im Weiteren sind ein funktionaler Mangel an Noradrenalin, Serotonin und Dopamin auf der einen Seite, sowie dysregulierte Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden-Achse, chronisch erhöhte Cortisolspiegel, erhöhte CRF-Werte und eine verringerte Aktivität im präfrontalen und frontalen Kortex bei akut depressiven Patienten auf der anderen Seite offensichtlich. Ausserdem legen verschiedene Befunde einen nachhaltigen Einfluss von pränatalem Stress für die Vulnerabilität affektiver Störungen nahe.

Frage 6.2 (Buchkapitel 1)

Erläutern Sie am Beispiel der schweren Depression den Psychologischen Anteil des bio-psycho-sozialen Modells.

• Psychologische Faktoren: Hierzu sind z.B. chronischer Stress (z.B. Eheprobleme), das Persönlichkeitsmerkmal Neurotizismus und kritische Lebensereignisse (mit- oder selbstverursachte) zu nennen; ein Zusammenhang von belastenden Lebensereignissen und Depression ist wahrscheinlich. Auch spielen das Vorliegen früher depressiver Episoden und der Verlauf bisheriger Störungen eine Rolle, wie z.B. sublklinische Depression, früh entwickelte Angstneigung bzw. Angststörungen, allfällige Doppeldiagnosen (wie z.B. MDD und Dysthymie) oder weitere komorbide Störungen der Achse I und II sowie allfällige Residualsymptomatik eine Rolle für die Prognose einer MDE. Im Übrigen sind hierbei auch negative Erfahrungen in früher Kindheit, wie physischer oder psychischer Missbrauch oder emotionale Vernachlässigung zu nennen.

Frage 6.3 (Buchkapitel 1)

Erläutern Sie am Beispiel der schweren Depression den Sozialen Anteil des bio-psycho-sozialen Modells.

• Soziale Faktoren: Dazu liegen verschiedene empirische Befunde vor, wobei z.B. fremdverursachte schwere Lebensereignisse oder sozioökonomische Schwierigkeiten, wie etwa Schwierigkeiten am Arbeitsplatz, Arbeitslosigkeit, finanzielle Probleme Hausfrauenrolle oder fehlender bzw. niedriger Schulabschluss, sowie im Weiteren auch die Aspekte Trennung oder Scheidung und geringfügig ausgeprägte soziale Unterstützung als soziale Vulnerabilitätsfaktoren für MDE gelten.

Frage 7 (Buchkapitel 1)

Definieren und erläutern Sie das Vulnerabilitäts-Stress- oder Diathese-Stress-Modell.

Das Vulnerabilitäts-Stress-Modell ergänzt das bio-psycho-soziale Modell im Sinne einer Schwellenüberschreitung sich zusammenaddierender Mikrostressoren um dynamische Aspekte zum einen und lebensphasenabhängiger Zeitverlaufs-Aspekte zum anderen. Insgesamt wird letztlich der Grad an Verletzlichkeit sowie Empfänglichkeit einer Person für eine bestimmte Störung verstanden, auf die Belastungen einwirken (sowie auch Ressourcenaspekte eine Rolle spielen).

Frage 1 (Buchkapitel 7)

Bei welchen Symptomen ist es erforderlich, dass eine diagnostische Fremdbeurteilung vorgenommen wird und nennen Sie ein Beispiel dafür.

Bestimmte Symptome müssen von Außenstehenden beurteilt werden, zumal seitens des Patienten mitunter keine Einsicht hinsichtlich deren Abnormität vorliegt. Bei der Fremdbeurteilung können folgende Datenquellen hinzugezogen werden:

 Verbale Information: Beispiel: Dissoziative Amnesie: Dissoziationen sind auf psychische Funktion beschränkt, welche u. U. nur fremdanamnestisch eruiert und aufgeklärt werden können, wie z.B. Erinnerungsverlust für zumeist aktuelle traumatisierende oder belastende Ereignisse (Unfälle, unerwartete Trauerfälle).

• Nonverbale Information: Körperhaltung und Stimmlage, zum einen als Bestätigung für den Stimmungszustand oder zum anderen als Widerspruch zu Aussagen des Patienten, außerdem Gefühle des Diagnostikers – indessen vor und während des Gesprächs im Sinne der sogenannten Gegenübertragung (z.B. Missbrauch verursacht Misstrauen, diese spürt der Therapeut). Beispiel: Parathymie: Parathymie meint affektive Inadäquatheit – hierbei handelt es sich um eine Störung der Affektivität bzw. des Affektlebens, welche sich in Dissonanz zwischen dem gegenwärtigen Erleben und dem Gefühlsausdruck äußert (z.B. Lachen, währenddessen vom Tod einer nahestehenden Person berichtet wird).

Frage 2 (Buchkapitel 7)

Was war die hauptsächliche Schlussfolgerung aus dem klassischen Rosenhan-Experiment?

Das Rosenhan-Experiment zeigt den klassischen sogenannten Kunstfehler des nicht reliablen, vorschnellen Diagnostizierens im Sinne einer nicht allumfassenden Symptomerfassung bzw. unzureichender Anamnese, wobei ein Symptom und ein Kriterium ausreichten, um weitreichende Diagnosen zu stellen und entsprechende Therapiemaßnahmen einzuleiten. Zwölf gesunde Probanden meldeten sich in Psychiatrischen Institutionen, nachdem sie ihr Äußeres willentlich hatten verwahrlosen lassen, wobei sie vorgaben, Stimmen gehört zu haben. Obwohl keinerlei weitere Symptome angegeben wurden, wurden sämtliche „Pseudopatienten“ stationär aufgenommen; elf erhielten eine schizophrene und einer eine bipolare affektive Störung diagnostiziert.

Frage 3 (Buchkapitel 7)

Kennzeichnen Sie die kategoriale und die dimensionale Diagnostik und nennen Sie für beide jeweils ein Anwendungsbeispiel.

• Im Rahmen der kategorialen Diagnostik wird eine Gruppierung der interessierenden Merkmale und die Einordung dieser Gruppen in ein System von Kategorien (Klassen) vorgenommen. Die zugrunde liegende Annahme dabei lautet: Es gibt sinnvolle Gruppierungen der zu diagnostizierenden Phänomene (z.B. auf Grund gemeinsamer Ätiologie, überzufällig gemeinsames Auftreten) und außerdem bestehen qualitative Unterschiede zwischen diesen Gruppen. Ein Beispiel hierzu ist die klassifikatorische Diagnostik, deren Diagnosekriterien sich im ICD und DSM wiederspiegeln, womit letztlich eine einheitliche Fachsprache für klinische, wissenschaftliche und versicherungsrechtliche Zwecke vorliegt.

 

• Bei der dimensionalen Diagnostik wird davon ausgegangen, dass beobachtete Phänomene bestimmten Dimensionen zugrunde liegen und auf einem Kontinuum angeordnet werden können. Feststellbare Unterschiede sind dabei v.a. quantitativer Natur und kontinuierlich verteilt. Qualitative Unterschiede können hierbei lediglich zwischen mehreren zugrunde liegenden Dimensionen bestehen. Für die Vergabe einer Diagnose wird die Ausprägung auf der oder den Dimensionen des Klassifikationssystems festgestellt. Als Beispiele für die Dimensionale Diagnostik können verschiedene Fragebögen genannt werden, z.B. Das Beck-Depressions-Inventar, BDI zur Erfassung der subjektiven Schwere einer Depression oder der Mehrdimensionale Befindlichkeitsfragebogen, MDBF, welcher die drei bipolaren Befindlichkeitsdimensionen “Gute-schlechte Stimmung“, “Wachheit-Müdigkeit“ und “Ruhe-Unruhe“ erfasst

Frage 4 (Buchkapitel 7)

Welche Vorteile bietet die klassifikatorische Diagnostik?

Wenn die klassifikatorische Diagnostik verantwortlich angewandt wird, eröffnen sich vielerlei Vorteile: Eine bessere Kommunikation durch einheitliche und klar definierte Nomenklatur, außerdem die Notwendigkeit sinnvoller Informationsreduktion, da der idiografischer Ansatz schwerer zu praktizieren ist, im Weiteren eine sogenannt ökonomische Informationsvermittlung durch implizite Aussagen über Störungsmerkmale, was letztlich eine einfache Handlungsanleitung für das praktische Vorgehen bietet. Dazu gehören eine sinnvolle Zuordnung von präventiven und therapeutischen Maßnahmen, die wissenschaftliche Erforschung psychischer Störungen (indessen von der Grundlagen- bis zur Versorgungsforschung), sowie die Versicherungsrechtliche, juristische Begutachtungs- und sozialverwaltungs-bezogene Regelung diagnosebezogener Fallgruppen. Nachteilig dabei ist die Gefahr der Stigmatisierung im Sinne der Vergabe diagnostischer Etiketten und auch der Informationsverlust infolge mangelnder detaillierten Beschreibung des Einzelfalls, außerdem die Gefahr der Verwechslung von Deskription und Erklärung und die Gefahr der Reifikation künstlicher Einheiten, wobei Typologien zugrunde liegende Dimensionen verschleiern können.

Frage 5 (Buchkapitel 7)

Nennen Sie einige der im Kapitel diskutierten prinzipiellen Unterschiede zwischen dem ICD- und dem DSM-System.

• Im ICD-System werden neben den im Kapitel F aufgeführten psychischen Störungen auch sämtliche medizinisch-körperlichen Erkrankungen und Bedingungen aufgeführt, wohingegen das DSM-System auf psychische Störungen beschränkt ist.

• Im DSM-Klassifikationssystem werden die Diagnosen im Vergleich zum ICD-System trennschärfer und besser operationalisiert dargeboten – Gründe hierfür liegen v.a. in der Forschungsorientierung, d.h. beim DSM sind forschungsorientierte Gesichtspunkte zentral, wohingegen beim ICD v.a. auch die interkulturelle Perspektive und Anwendbarkeit (auch in Entwicklungsländern) wichtig ist.

• Das Eingangskriterium „klinisch bedeutsame Beeinträchtigung in sozialen, beruflichen oder anderen Funktionsbereichen“ ist im DSM beinahe bei jeder psychischen Störung aufgeführt; wohingegen beim ICD versucht wird, psychosoziale Kriterien bei der Entstehung einer Diagnose zu vermeiden (Grund: international, kulturelle Unterschiede).

Frage 6 (Buchkapitel 7)

Erläutern Sie das Reifizierungsproblem und nennen Sie als Beispiel eine Diagnose, die in diesem Zusammenhang diskutiert wird.

Der wichtigste Kritikpunkt am DSM-System betrifft das Reifizierungsproblem. Reifizierung meint das vorschnelle Anerkennen eines Konstrukts als bewiesene Realität – demnach eine Sonderform des Validierungsproblems. Im Allgemeinen kann postuliert werden, dass seit jeher eine starke Tendenz besteht, daran zu glauben, dass alles, was einen Namen erhalten hat, eine Einheit oder ein Wesen darstellen muss, welche über eine unabhängige eigene Existenz verfügt.

 

Als Beispiele sei an dieser Stelle die sogenannte „Burnout-Störung“ genannt, welche indessen keine offizielle ICD- oder DSM-Diagnose ist und trotzdem von vielen Therapieanbietern wie eine offizielle Diagnose behandelt wird. Dabei stellt sich in der Tat die Frage, ob man sich für den klinischen Status von Burnout einsetzen sollte, oder aber ob dieses vermeintliche Konstrukt eher entpathologisiert werden sollte, um Raum für spezifischere Diagnosen zu schaffen. Mitunter scheint Burnout vielmehr ein allgemeinpsychologisches Phänomen unserer Zeit zu sein, was in einem diagnostischen Trend resultiert.

Frage 7 (Buchkapitel 7)

Was beinhaltet das ICF (dt. Internationale Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit)?

Das ICF enthält eine länder- und fachübergreifende einheitliche Sprache zur Beschreibung des funktionalen Gesundheitszustandes und der relevanten Umgebungsfaktoren einer Person, ergänzt durch Behinderungen sowie soziale Beeinträchtigungen. Im Sinne eines ressourcenorientierten bio-psycho-sozialen Ansatz veränderte die ICF die bisher vorherrschende medizinische Krankheitsorientierung; es werden die drei folgenden Bereiche differenziert: Fähigkeiten und Körperfunktionen, Aktivitäten und Partizipation sowie Umweltfaktoren.

Frage 1 (Buchkapitel 9)

Nennen und erläutern Sie die Kriterien für die Einteilung von Gruppen psychischer Störungen.

Die folgenden vier Kriterien sind für die Einteilung psychischer Störungen in Störungsgruppen maßgebend:

 

• Vorhandene Akzeptanz bei Experten (face validity).

• Ähnliche Symptommuster.

• Ähnliche Ätiologie und Verlauf.

• Ähnliche Prognose und therapeutische Ansprechbarkeit.

Frage 2 (Buchkapitel 9)

Kennzeichnen Sie die Hauptsymptomatik der Alzheimer-Demenz.

Die Alzheimer-Demenz gehört zu den sogenannten organischen psychischen Störungen und ist durch die Entwicklung von Gedächtnisstörungen (z.B. Vergessen des früheren Gedächtnisbesitzes oder Amnesie), weiterer kognitiver Defizite (z.B. Aphasie, Agnosie und Apraxie) sowie Verhaltensänderungen (z.B. Unruhe, unbegründete Affektausbrüche) gekennzeichnet. Die Alzheimer-Demenz geht oft mit einschneidender Beeinträchtigung im beruflichen, sozialen und familiären Leistungsniveau einher und ist mit erhöhter Mortalität assoziiert.

Frage 3 (Buchkapitel 9)

Wie ist die Abhängigkeitsstörung allgemein definiert, d.h. nicht bezogen auf eine substanzinduzierte oder nicht stoffgebundene Sucht- und Abhängigkeitsstörung?

Abhängigkeit geht mit einem unangepasst hohen Gebrauch einher; Kennzeichen sind Toleranzentwicklung, Entzugssymptome, Kontrollverlust bei Einnahme, Craving, ausserordentlicher Zeitaufwand für Beschaffung und Konsum bzw. Erholung davon, sowie Beeinträchtigung im sozialen und/oder beruflichen Kontext.

 

Möglicher Zusatz: Als nicht stoffgebundene Sucht- und Abhängigkeitsstörung wird derzeit die sogenannte „Verhaltenssucht“ diskutiert; darunter werden exzessive Verhaltensweisen, welche alle Merkmale einer psychischen Abhängigkeitsstörung aufweisen, verstanden; Beispiele hierfür sind Pathologisches Spielen (Glücksspielsucht), Pyromanie, Kleptomanie und Trichotillomanie.

 

Nach DSM-IV werden in diesem Zusammenhang sogenannte Impulskontrollstörungen („Störungen der Impulskontrolle, nicht andernorts klassifiziert“) aufgeführt; allgemeine Merkmale davon sind das Versagen, Impulsen, Trieben oder Versuchungen zu wiederstehen, wobei ausgeführte Handlungen für die Person oder andere schädlich sind; derlei Handlungen gehen zunehmende Spannung- und Erregungsgefühle voran, wobei während oder nach der Handlung zunächst Vergnügen, Befriedigung oder Entspannungsgefühle erlebt werden, gefolgt von Reue und Schuldgefühlen.

Frage 4 (Buchkapitel 9)

Was bedeutet Craving?

 

Unter Craving wird unbezwingbares Verlangen verstanden; i. e. S. auch Suchtdruck, sowie heftiges Verlangen nach einem Suchtmittel. Es tritt als Symptom auf bei Abhängigkeitsstörungen und ihr Vorkommen wird auch bei der Essstörung Bulimie diskutiert.

Frage 5 (Buchkapitel 9)

Neben den Hauptsymptomen wie Halluzination, Wahn, formalen Denkstörungen u.a. gibt es weitere wichtige allgemeine Kriterien für eine schizophrene Psychose. Wie lauten diese?

Allgemeine Kriterien für eine schizophrene Psychose sind:

• Ausgeprägte soziale und berufliche Leistungseinbussen.

• Anhalten der Symptome für mind. einen Monat.

• Leistungseinbussen von mind. sechs Monaten.

Ausschlusskriterien: keine andere psychotische Störung, kein Substanzeinfluss und kein Vorliegen anderer medizinische Krankheitsfaktor.

Frage 6 (Buchkapitel 9)

Nennen und erläutern Sie die Verlaufsphasen einer schizophrenen Psychose.

Die Verlaufsphasen einer schizophrenen Psychose unterteilen sich in: Prodromalphase (zeitlich und inhaltlich äußerst variabel, unmittelbar dem Störungsbeginn vorangehende einzelne Symptome; Funktionstüchtigkeit oft noch vorhanden, beginnende soziale Beeinträchtigung), Akute oder floride Phase/Episode (auftreten der Positivsymptomatik; Dauer variabel, meist keine Krankheitseinsicht; auch zumeist keine Funktionstüchtigkeit mehr vorhanden) und Residual- oder Remissionsphase (variable, oft chronische Restsymptomatik; Negativsymptomatik vordergründig; Funktionskompensation bzw. Teilrehabilitation möglich).

Frage 7 (Buchkapitel 9)

Nehmen Sie zur Aussage Stellung, dass schizophrene Patienten in allen kognitiven Fähigkeiten beeinträchtigt sind.

Diese Aussage ist so nicht zutreffend: Zum einen weisen nicht alle Patienten mit Schizophrenie kognitive Einbußen auf und zum anderen sind nicht alle kognitiven Aspekte betroffen.

Zusammengenommen ist die kognitive Funktionstüchtigkeit bei 20 bis 25% der Betroffenen durchweg intakt („neuropsychologisch intakt“ bedeutet dabei allerdings nicht eine generelle Verminderung der Schwere der Erkrankung), wobei für den Rest der Betroffenen verminderte bzw. kognitive Einbußen postuliert werden. Die Befundlage hinsichtlich verminderter kognitiver Teilprozesse bei den Betroffenen ist höchst heterogen und diffus, sowohl hinsichtlich des Ausmaß als auch des Musters. Es bestehen Indizien, dass das Arbeitsgedächtnis, das episodisches Gedächtnis, die Prozessgeschwindigkeit, sowie die Aspekte globales verbales und auditorisches Gedächtnis, sowie das Gedächtnis allgemein betroffen sind – allerdings besteht kein klar definiertes Kerndefizit. 

Es besteht eine signifikante, jedoch moderate Assoziation zwischen der Schwere der kognitiven Symptomatik auf der einen und der Negativsymptomatik auf der anderen Seite, wobei für die Positivsymptomatik allerdings keine entsprechende Assoziation vorliegt. Demnach beeinflussen bei Patienten mit Schizophrenie neurokognitive Funktionen (nicht aber Positivsymptome) die Fähigkeiten, in der täglichen Lebensgestaltung („everydayfunctioning“), d.h. die Kapazität und der Status des „Funktionierens“ sind indessen stärker von kognitiven Leistungen als von psychopathologischen Symptomen abhängig. Mitunter liegt empirische Evidenz vor, dass sich das Üben basaler perzeptiver und kognitiver Fähigkeiten sowie das Training komplexere Aufgaben, wie z.B. verbale Kommunikation und interpersonelles Problemlösen, bei den Betroffenen durchwegs positiv auswirken kann.

Frage 8 (Buchkapitel 9)

Wie grenzt man die Syndrome Manie und Hypomanie voneinander ab?

Zum einen hinsichtlich des Zeitkriteriums: Für das Erfüllen einer manischen Episode müssen die Symptome über eine Woche persistieren, wohingegen bei anhaltender leicht gehobener Stimmung, gesteigertem Antrieb und Aktivität sowie einem auffallenden Gefühl von Wohlbefinden und gesteigerter Leistungsfähigkeit während mindestens vier Tage die Diagnose einer hypomanen Episode gestellt wird.

Zum anderen auch hinsichtlich des Schweregrades, wobei die Hypomanie im Vergleich zur Manie weniger stark ausgeprägt und einschränkend ist (vgl. Kriterien, die Hypomanie ist demnach eine mildere, abgeschwächte Form der Manie).

Frage 9 (Buchkapitel 9)

Kennzeichnen Sie die Dysthymie und grenzen Sie sie von der Major Depression ab.

 

Die Dysthymie ist eine chronische, mindestens zwei Jahre anhaltende affektive Störung (d.h. symptomfreie Phasen bleiben aus), welche zwar prinzipiell sämtliche Symptome einer Major Depression (MDE) umfasst, die vergleichsweise allerdings nicht derart stark ausgeprägt sind. Beide Störungen sind dennoch stark belastend; wobei dies für die Dysthymie aus deren chronischen Verlauf resultiert.

Frage 10 (Buchkapitel 9)

Nennen Sie die einzelnen Störungsdiagnosen, die zu den Angststörungen gerechnet werden.

• Panikstörung mit oder ohne Agoraphobie (rapide Furchtentwicklung mit oder ohne äusseren Anlass, begleitet von Panikattacken).

• Generalisierte Angststörung (allgemeine und anhaltende Befürchtungen, übermässige, exzessive Sorgen und Ängste über mindestens 6 Monate hinweg).


Im Weiteren werden Angst und depressive Störungen gemischt und sonstige spezifische Angststörungen differenziert

Phobische Störungen:

 Agoraphobie (Furcht vor öffentlichen Plätzen und Situationen, wie z.B. Kaufhäuser, Verkehrsmittel, Menschenmengen, bei welchen das Auftreten von Angstsymptomen oder das Verlassen der Situation als äußerst peinlich erlebt wird, wobei die entsprechenden phobischen Situationen stark vermieden werden).

 Soziale Phobie (ausgeprägte und anhaltende Angst vor sozialen Situationen des menschlichen Umgangs bzw. vor Leistungssituationen, in denen Peinlichkeiten auftreten könnten).

 Spezifische Phobien (Furcht vor bestimmten Objekten, wie z.B. Höhenphobie, Klaustrophobie, Spinnenphobie oder Flugphobie).

Nach dem DSM gehören auch Zwangsstörungen dazu: Dysfunktionale, stereotype Bewältigungsstrategie im Sinne wiederkehrender drangartiger Gedanken, Intentionen oder Handlungen sind zentral

• Differenzierung in Zwangsgedanken/Grübelzwang und Zwangshandlungen (Zwangsrituale), wobei jedoch zumeist beide Formen gemischt vorliegen

Frage 11 (Buchkapitel 9)

Welche Merkmale haben somatoforme Störungen gemeinsam?

Bei somatoformen Störungen sind körperliche Probleme und Beschwerden sowie (krankhafte) Ängste um die körperliche Gesundheit, für welche indessen keine eindeutigen organischen Erklärungen vorliegen, kennzeichnend. Körperliches Schonverhalten, gesteigerte Einnahme von Medikamenten, erhöhte Inanspruchnahme medizinischer Dienste sowie häufige Arztwechsel sind typische mit somatoformen Störungen einhergehende Verhaltensweisen.

Frage 12 (Buchkapitel 9)

Wie sind „Traumata“ in der Psychopathologie definiert und wie unterscheidet sich diese Definition vom Alltagsverständnis dieses Begriffs?

Traumatische Ereignisse sind definiert als Einzelereignisse oder fortdauernde Extrembelastungen, welche ein Gefühl der Lebensbedrohung bei sich oder anderen, eine erlebte oder drohende schwere körperliche Verletzung oder sexuelle Gewalterfahrung mit sich bringen verbunden sind (z.B. Folter, Gefangenschaft, gewalttätige Überfälle, Vergewaltigung, sexueller Missbrauch, Naturkatastrophen oder schwere Unfälle).

Im Alltagsverständnis werden Traumata oft mit Ängsten, depressiven Reaktionen oder einschneidenden Erlebnisse im Sinne einer akuten kurzzeitigen Belastungsreaktion in Verbindung gebracht. Der Alltagsbegriff geht weit über Erlebnisse einer direkten Lebensbedrohung, schweren körperlichen Verletzung oder sexuellen Gewalterfahrung hinaus.

Frage 13 (Buchkapitel 9)

Welche Störungsbezeichnungen sind nach den Störungsklassifikationen aktuell: Antisoziale oder dissoziale Persönlichkeitsstörung, Psychopathie, Soziopathie?

Psychopathie oder Soziopathie sind veraltete Begriffe für Persönlichkeitsstörungen, welche in älteren Diagnosesystemen die Persönlichkeitsstörungen alleine repräsentierten, heutzutage werden Persönlichkeitsstörungen dieser Art als Antisoziale oder dissoziale Persönlichkeitsstörung bezeichnet.. Der Psychopathie-Begriff hat allerdings in der letzten Zeit in der biopsychologischen Forschung einen Revival erlebt.

Frage 14 (Buchkapitel 9)

Kennzeichnen Sie wichtige Merkmale der Borderline-Persönlichkeitsstörung.

Kennzeichen der Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS) ist vorwiegend eine Instabilität des eigenen Selbstbildes, der inneren Ziele und der subjektiven Präferenzen; charakterisiert wird das Störungsbild durch schwerwiegende Probleme der Impuls- und Affektregulation, die sich in rasch wechselnden Stimmungen, Gefühlen tiefer Leere oder explosiven aggressiven Durchbrüchen manifestieren können, sowie deutlichen Auffälligkeiten in der Gestaltung von Beziehungen, die häufig sehr intensiv, in der Regel aber auch sehr unbeständig ablaufen können. Um die Diagnose einer BPS stellen zu können, müssen mindestens fünf der neun im Folgenden genannten DSM-IV-Kriterien erfüllt sein:

  • • Verzweifeltes Bemühen, reales oder imaginäres Verlassenwerden zu verhindern.

  • • Muster von instabilen aber intensiven zwischenmenschlichen Beziehungen 
      (gekennzeichnet durch einen Wechsel zwischen Extremen der Idealisierung und Entwertung).

  • • Identitätsstörungen: ausgeprägte Instabilität des Selbstbildes oder der Selbstwahrnehmung.

  • • Vorübergehende durch Belastung ausgelöste paranoide Vorstellungen 
       oder schwere dissoziative Symptome.

  • • Affektive Instabilität, infolge ausgeprägter Reaktivität der Stimmung.

  • • Unangemessene heftige Wut oder Schwierigkeiten, Wut oder Ärger zu kontrollieren.

  • • Chronische Gefühle von Leere.

  • • Impulsivität in mindestens zwei potenziell selbstschädigenden Bereichen.

  • • Wiederkehrende Suiziddrohungen.

Frage 15 (Buchkapitel 9)

Was bedeutet „Purging“ bzw. „Purging-Typ“?

Purging sind sogenannte „Säuberungsmaßnahmen“, wie z.B. selbstinduziertes Erbrechen, Fasten, Abusus von Laxantien oder Diuretika sowie exzessive körperliche Betätigung. Dies sind unangemessene, einer Gewichtszunahme gegensteuernde Maßnahmen, um Folgen von „Fressattacken“ zu kompensieren. Mitunter kommt selbstinduziertes Erbrechen auch als Selbstzweck vor, wobei auch bereits nach kleinen Nahrungsmengen erbrochen wird.

Frage 16 (Buchkapitel 9)

Beschreiben Sie den Begriff Parasomnien.

 

Parasomnien sind sogenannte Arousalstörungen des Schlafs und werden den sogenannten „primären Schlafstörungen“ zugeordnet; Schlaf stellt die Bedingung dar, während welcher die Störung auftritt. Beispiele hierzu sind Somnambulismus, Alpträume, Pavor nocturnus / „Sleep terror“, Bruxismus und Schnarchen. Kennzeichnend ist eine Amnesie für entsprechende Episoden, wobei die Betroffenen während Parasomnien kaum auf Bemühungen anderer um sie reagieren.

Frage 17 (Buchkapitel 9)

Nennen Sie die Formen der Geschlechtsidentitätsstörung.

 

Formen der Geschlechtsidentitätsstörung sind Transvestitismus (Tragen der Kleidung des anderen Geschlechts) und Transsexualismus (Wunsch, dem anderen Geschlecht anzugehören), womit eine tiefgreifende Unzufriedenheit mit dem eigenen Geschlecht beschrieben wird, welche mit dem Wunsch einhergeht, die Rolle des anderen Geschlechts teilweise oder vollständig anzunehmen. Bei dieser Kategorie sexueller Störungen gibt es derzeit eine Diskussion darüber, ob sie überhaupt weiterhin diagnostiziert (d.h. als psychopathologisches Problem aufgefasst) werden soll.

Frage 1 (Buchkapitel 10)

Welches sind typische Funktionen und Aufgaben der Diagnostik in der Psychotherapie?

 

Diagnostik hat die Aufgabe, den gegenwärtigen (psychischen) Zustand eines Patienten möglichst treffend zu beschreiben und diesen nach gegebenen Klassifikationssystemen einzuordnen. Darüber hinaus dient Diagnostik auch der Erklärung von (problematischen) Verhaltensmustern und kann zur Erstellung einer Prognose genutzt werden. Gleichzeitig sind ausgehend von diagnostischen Informationen Maßnahmen zur Intervention abzuleiten; Diagnostik unterstützt also die Indikationsstellung. Auf einer weiterführenden Ebene dient sie auch der Evaluation von Maßnahmen.

 

Diagnostik in der Psychotherapie hat nach Grosse Holtforth, Lutz und Grawe (2009) die Aufgaben einer Dokumentation des Behandlungsverlaufs, der Nutzung zu Supervisionszwecken, einer erleichterten Kommunikation innerhalb und zwischen den Fachdisziplinen sowie der Vorbereitung der Nachbehandlungsplanung.

Frage 2 (Buchkapitel 10) 

Erklären Sie, was man unter dem Begriff der Anamnese in der Psychotherapie versteht.

 

Unter Anamnese versteht man den Prozess des Sammelns von Informationen und Patientendaten in freier, halb- oder vollstrukturierter Form in Bezug auf die aktuelle Problematik des Patienten. Dazu gehören biografische/familiäre, soziale, psychische und biologische/krankheitsgeschichtliche Aspekte.

Frage 3 (Buchkapitel 10)

Was bedeutet differenzielle Indikation?

Unter differenzieller (oder auch selektiver) Indikation versteht man die Zuweisung eines Patienten zu einer bestimmten Behandlung, zu einem bestimmten Therapiesetting und/oder zu einem bestimmten Therapeuten auf der Grundlage von Information über die Wirksamkeit bestimmter Maßnahmen. Aufgrund der gesammelten Informationen über einen Patienten, seiner Problematik, Geschichte und Eigenarten, werden am Einzelfall orientierte Entscheidungen darüber gefällt, welche Art von Maßnahmen hilfreich und zielführend sind.