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Psychosoziales Lernen

Psychosoziales Lernen

Gabriele Baitz

Gabriele Baitz

Kartei Details

Karten 17
Sprache Deutsch
Kategorie Psychologie
Stufe Andere
Erstellt / Aktualisiert 03.11.2013 / 03.11.2013
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Nennen Sie und beschreiben Sie die zwei Postulate des TZI und welche Bedeutung hat das für die altentherapeutische Arbeit?

1. Postulat: Sei Dein eigener Chairman. (Leitperson). Dies bedeutet soviel wie "übernimm die Verantwortung für Dich selbst". Bestimme wann und was Du sagen willst und bestimme Dein eigenes Vorgehen im Blick auf die Arbeit, die Gruppe und alles, was für Dich wichtig ist. Nimm Deine Ideen, Gedanken, Wünsche und Gefühle wichtig und wähle aus, was Du anderen anbieten kannst und um was Du bitten möchtest.

2. Postulat: Störungen haben Vorrang! (Störungen einen angemessenen Raum geben)
Das Postulat berücksichtigt personale Störungen und leidenschaftliche Gefühle. Es schafft Raum für ihre Wahrnehmung und Botschaft. Im TZI ist jeder Mensch mit seiner Sache wichtig, so gehört es auch dazu, dass seine Störungen und Leidenschaften wichtig sind. Störungen sind Blockaden und Botschaften dafür, dass an Prozeß und Inhalt nicht alle mit gleicher Aufmerksamkeit teilnehmen können und ein unberücksichtigter Aspekt im Geschehen aufgegriffen werden sollte. Werden Störungen nicht beachtet, kann das zur Folge haben, dass Lernen / Arbeit be- oder verhindert wird. Es führt im schlimmsten Fall zu Explosionen am ungeeigneten Ort oder zu ungeeigneter Zeit, abgesehen davon, dass es Menschen krank macht und demotiviert. Eine Gruppe, die Störungen bearbeiten, gewinnt die scheinbar verlorene Zeit durch intensivere und konzentrierte Zeit zurück.

Für die altentherapeutische Arbeit bedeutet dies: „Verantworte dein Tun und Lassen – persönlich und gesellschaftlich!“ Die Postulate sind eine Aufforderung, sich auch entsprechend zu verhalten. Als Gruppenleitung lege ich besonderen Wert auf eine akzeptierende, wertschätzende Atmosphäre. Das ist die Voraussetzung, dass später mit Kritik und Auseinandersetzung konstruktiv umgegangen werden kann.

Nennen Sie mind. 7 Beobachtungsfehler und beschreiben Sie sie.

  • Milde Effekt
  • Zentraldendenz
  • Halo-Effekt
  • Logischer Fehler
  • Sympathiefehler
  • Projektionsfehler
  • Rosenthaleffekt
  • Primacy und Recency Effekt (Reihenfolgeeffekt)

Was ist mit dem Milde-Effekt gemeint?

Bekannte Personen werden milder beurteilt als Unbekannte. Oder Personen werden aus Mitleid  wohlwollender eingeschätzt, z.B. aufgrund der Hilfebedürftigkeit oder wegen eines schlimmen Schicksalsschlags in der Biographie.

Was ist mit dem Halo-Effekt gemeint?

Eine hervorstechende Eigenschaft „überstrahlt“ andere Eigenschaften. Beispielsweise führt Charme dazu, dass auch die fachliche Kompetenz sehr positiv beurteilt wird.

Was ist die Zentraldendenz?

Tendenz Extremurteile zu vermeiden und Vorliebe für mittlere oder neutrale Urteile. Dieser Fehler tritt besonders dann auf, wenn die zu beurteilende Person wenig bekannt ist.

Was ist mit der Beobachtungsverzerrung Logischer Fehler gemeint?

Zur Beurteilung werden Hinweise herangezogen,

  • die nicht passen (Brille – Intelligenz)
  • falsche Schlussfolgerungen: „Wenn der das eine gut kann, dann kann das andere sicher auch gut“
  • implizite Persönlichkeitstheorien: „höfliche Menschen sind auch teamfähig“

Was ist mit dem Sympathiefehler gemeint?

Die Tendenz, sympathischen Menschen positive Attribute zuzuschreiben und ihre Schwächen zu übersehen.

Was ist ein Projektionsfehler?

Beobachter überträgt eigene Probleme, Sichtweisen und Eigenschaften auf zu beobachtende Person, kritisiert und bewertet. Was der Beobachter bei sich selbst verdrängt / nicht wahrhaben will bewertet er auch bei anderen Menschen strenger.

Was ist der Primacy und Recency Effekt?

Bei der Integration von Einzelbeobachtungen zu einem Gesamteindruck spielen der erste Eindruck (Primacy-Effekt) und die letzte Beobachtung (Regency-Effekt) eine besondere Rolle (weil sie besser erinnert werden, s. »Lernen«)

Was ist der Rosenthal-Effekt?

Die Ansichten, Einstellungen und Erwartungen des Beobachters beeinflussen die Ergebnisse der Untersuchung.

Nennen und beschreiben Sie 4 TZI-Hilfsregeln.

1. Vertritt dich selbst in deinen Aussagen; sprich per „Ich“ und nicht per „Wir“ oder per „Man“. Diese Formen lassen auf ein „Verstecken“ hinter der Gruppe oder einer öffentlichen Meinung schließen. Hinzu kommt, dass es durch eine derartige Kommunikation leicht fällt, Hypothesen entgegen ihrer Natur als Tatsache darzustellen.

2. Beachte Deine Körpersignale und achte auf solche Signale auch bei den anderen. Die TZI will mit dem Hinweis auf mehr Körperbewußtsein dazu anregen, auf die Ganzheitlichkeit von Intellekt, Gefühl und Körper zu achten. Abgesehen davon ist die Körpersprache als nonverbale Sprache oft präziser als das gesprochene Wort. Letztendlich kann ich erst über die Körpersignale mein innerpsychisches Geschehen einordnen. z.B. Herzklopfen - Angst

3. Seitengespräche haben Vorrang!: Sie stören und würden nicht geschehen, wenn sie nicht wichtig wären. Sie sind meist wichtig für die tieferen Ebenen der Kommunikation. Sie können neue Anregungen bringen, Unklarheiten herausstellen, Missverständnisse verdeutlichen oder auf eine gestörte Interaktion (Beziehung) hinweisen. Entweder sind die Seitengesprächsführenden stark beteiligt oder auch gar nicht, vielleicht kommt ein Gruppenmitglied nicht zu Wort ...

4. Nur einer spricht zur gleichen Zeit.
Niemand kann mehr als einer Äußerung zur gleichen Zeit zuhören. Und einander Zuhören signalisiert das konzentrierte Interesse füreinander, das Gruppen zusammenhalten lässt.

Nennen Sie die 3 Ich-Zustände und erklären Sie, was Eric Berne unter Ich-Zuständen versteht.

Eric Berne beobachtete, dass ein und derselbe Mensch zu unterschiedlichen Zeiten qualitativ unterschiedliche Erlebenszustände aktivieren kann. Diese Erlebniszustände nannte er Ich-Zustände. Sie sind durch ein zusammenhängendes Muster von Denk-, Fühl- und Verhaltensweisen charakterisiert. Die Ich-Zustände als Persönlichkeitsanteile sind im Hier-und Jetzt wahrnehmbar.

Strukturmodell der Ich-Zustände: Kinbdheits-Ich (Erleben von Früher) , Erwachsenen-Ich (Erlebniszustand, der sich voll auf das Hier-und Jetzt bezieht), Eltern-Ich (wenn wir uns auf eine Art und Weise erleben, die wir im Denken, Fühlen und Erleben von Anderen übernommen haben).

Nennen Sie 4 fördernde Reaktionsweisen und 3 hemmende Reaktionsweisen im Gespräch nach Carl Rogers.

Fördernde Reaktionsweisen:

  1. Aktives, aufmerksames und akzeptierendes Zuhören, nicht passives Schweigen, also z.B. Blickkontakt
  2. Paraphrasieren: der Inhalt der Mitteilung des Gesprächspartner wird noch einmal mit eigenen Worten wiederholt, um sicher zu gehen, dass er auch richtig verstanden wurde.
  3. Zurückspiegeln der gefühlsmäßigen Erlebnisinhalte einer Äußerung, Verbalisierung der Gefühle, die der Partner in seinen Äußerungen ausdrückt
  4. Wahrnehmungsüberprüfung: Der Partner wird gefragt, ob der wiedergegebene eigene Eindruck richtig ist.
  5. Informationssuche: Gemeint sind informatorische Fragen, die auf das zu beziehen sind, was der Partner sagte und nicht auf neue Themen

Hindernde Reaktionsweisen sind solche,

  • die dem Gesprächspartner seine Gefühle nehmen, ihm vermitteln, dass er diese Gefühle gar nicht haben sollte und nicht äußern darf;
  • die dem Partner Gefühle der Unterlegenheit und Bedeutungslosigkeit vermitteln;
  • dem Partner den Eindruck geben, dass er eher beschwichtigt als ernst genommen wird
  • Themenwechsel ohne Erklärung;
  • Vermeidung des Blickkontaktes;
  • Interpretation des Verhaltens und Belehrung über Zusammenhänge (so etwas tut man für gewöhnlich wenn ....)
  • Ratschläge geben, überreden, Befehle oder Rezepte geben usw.

 

Erläutern Sie welches Therapeuten-/Gesprächsverhalten mit dem Begriff Akzeptanz beschrieben wird.

Wünschenswertes Therapeutenverhalten bei Akzeptanz (emotionale Wärme, Wertschätzung):

  • Respekt vor den Rechten eines freien Individuums
  • Zuwendung, die nicht an Bedingungen geknüpft ist
  • Verständnis für eine erfahrbare Kritik, bzw. Ablehnung
  • Teilnahme nicht nur an Wünschen und Freuden, sondern auch an Versagen und Niedergschlagenheit.

Positive Auswirkungen:

  • Selbstwertschätzung und Akzeptierung der eigenen Person steigen
  • Gefühle der Bedrohung und Verteidigungshaltungen nehmen ab
  • Bereitschaft zur Selbstauseinandersetzung / Selbsterfahrung steigt
  • Akzeptanz ermutigt, Probleme eigenständig anzugehen
  • Akzeptierte Menschen bringen auch ihrem Gesprächspartner Achtung entgegen

 

Erläutern Sie welches Therapeuten-/Gesprächsverhalten mit dem Begriff Kongruenz beschrieben wird.

Wünschenswertes Therapeutenverhalten bei Kongruenz (Echtheit, Aufrichtigkeit, ohne Fassade):

  • das was geäußert wird, passt zu dem wie es geäußert wird
  • erfreuliche und verletzende Erfahrungen werden zugelassen
  • bei verletzenden Erfahrungen keine Verteidigungshaltung oder Rückzug

Positive Auswirkungen:

  • Der Klient weiß woran er ist und kann Vertrauen fassen
  • Erst auf der Grundlage von Kongruenz kann Akzeptanz vermittelt werden
  • Bereitschaft zur Selbstauseinandersetzung / Selbsterfahrung steigt

 

Erläutern Sie welches Therapeuten-/Gesprächsverhalten mit dem Begriff Empathie beschrieben wird.

Wünschenswertes Therapeutenverhalten bei Empathie (einfühlendes Verstehen, verbalisierung emotionaler Erlebnisinhalte):

  • die gefühlten Bedeutungen werden wahrgenommen und zurück formuliert (gespiegelt)
  • es wird wahrgenommen, welche Bedeutung die Äußerungen für das Selbst des anderen haben
  • die eigenen Handlungen sind dem persönlichen Erleben des anderen angemessen

Positive Auswirkungen der Konfrontation mit den eigenen, gespiegelten Erlebnisinhalten:

  • verstärkte Auseinandersetzung mit den eigenen Erfahrungen und Gefühlen
  • sich seiner Wut, seines Ärgers, seiner Angst bewußt zu werden
  • eine erhöhte Selbstexploration.

Beschreiben Sie den Unterschied zwischen aktiven und passiven Zuhören

Effektives (passives) Zuhören ist gekennzeichnet durch

  • Aufmerksamkeit (selbstverständlicher Augenkontakt)
  • Körpersprache (Kopfnicken, Hinwendung zum anderen, Gesten)
  • Verbale Aufmerksamkeitsbekundungen wie "oh, mh, Jaß!, Wirklich, Tatsächlich, Interessant..."

Beim aktiven Zuhören vermittelt der Zuhörende, dass er den Inhalt versteht oder sich zumindest um Verständnis bemüht. Der Sprecher erhält vom Zuhörenden ein Feedback und hat die Möglichkeit zu korrigieren, so dass mögliche Mißverständnisse gar nicht erst aufkommen können. Feedback kann in einer kuzen Zusammenfassung gegeben werden (Sie meinen also ...Habe ich sie richtig verstanden? oder ganz gezielt nachfragen)