PS VA11

Lernpsychologische Grundlagen einer Bildung für nachhaltige Entwicklung

Lernpsychologische Grundlagen einer Bildung für nachhaltige Entwicklung


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Flashcards 44
Language Deutsch
Category Psychology
Level University
Created / Updated 11.02.2016 / 11.02.2016
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Nachhaltigkeit und nachhaltige Entwicklung

„…nachhaltige Entwicklung ist eine Entwicklung, die die Le-bensqualität der gegenwärtigen Generation sichert und gleichzeitig zukünftigen Generationen die Wahlmöglichkeit zur Gestaltung ihres Lebens erhält."

Grundgedanken von Nachhaltigkeit

  • „heute so zu wirtschaften, die Politik so zu gestalten und so zu leben, dass für die heutigen wie für zukünftige Genera-tionen lebenswerte Verhältnisse geschaffen bzw. ermöglicht werden“ (de Haan, 2009 S. 23f.)
  • wirtschaftliches Wachstum soll mit sozial gerechten Verhältnissen und minimierter Umweltbelastung verbunden werden
     

Grundgedanken einer BNE

  • zielt auf die Vermittlung zentraler Kompetenzen ab
  • BNE als Voraussetzung für eine verantwortliche und inno-vative Mitgestaltung der Zukunft
  • innerhalb der Lehramtsausbildung sowie in weiteren (sozial-)pädagogischen Handlungsbereichen immer noch vernachlässigt (Anselm, 2014; Godemann, Michelsen & Stoltenberg, 2008)
  • Heranwachsende dazu zu befähigen, ihren Alltag und ihre Zukunft ökologisch, ökonomisch und sozial ausgewogen zu gestalten

Bildungsziele für die pädagogische Praxis...

...  ist die Vermittlung von
–Werten
–Wissen
–(Handlungs-)Kompetenzen

mit Blick auf nachhaltige Entwicklungen

Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen nachhaltiges Denken und Handeln zu vermitteln:


–Entscheidungen für die Zukunft zu treffen und dabei abzuschätzen, wie sich das eigene Handeln auf künftige Generationen sowie auf das Leben in anderen Weltregionen auswirkt
–Bewusstsein über Auswirkungen und Konsequenzen des eigenen Handelns zu erlangen
 

Biodiversität:

Vielfalt von Arten, Vielfalt zwischen verschiedenen Arten und Vielfalt von Ökosystemen

Ökoeffizienz:

Quotient aus dem wirtschaftlichen Wert eines Produktes und dem Einfluss auf die Umwelt durch die Produktion des Produktes

Herausforderungen und Problematik einer BNE

  • Vermittlung von Kompetenzen- nciht Erziehung
  • Wissen vs Handeln
  • Entscheidungsdilemmata im Nachhaltigkeitskontext
  • Unsicherheit/Risiko
  • Unklarheit
  • Langfristigkeit

Vermittlung von Kompetenzen, nicht aber Erziehung zur Umsetzung bestimmter Verhaltensweisen

Herausforderungen und Problematik einer BNE

 


–Selbstreflexionskompetenz
–BNE-relevante Handlungskompetenzen
–Fähigkeit zur Perspektivenübernahme und Empathie
–Partizipationskompetenz
–Kooperationskompetenz
–...

Wissen versus Handeln

Herausforderungen und Problematik einer BNE II


–nach wie vor besteht eine Diskrepanz zwischen nach-haltigem Wissen und nachhaltigem Handeln
–auch bei individuellen nachhaltigen Bestrebungen be-steht die Möglichkeit, dass diese nicht zum gewünsch-ten Erfolg führen
–das Verfolgen bestimmter Zwecke geht nicht zwangs-läufig mit dem Vorhandensein erforderlicher Mittel zur Erreichung nachhaltigen Handelns einher
 

Entscheidungsdilemmata im Nachhaltigkeitskontext

Herausforderungen und Problematik einer BNE III


–konkurrierende Ziele innerhalb der Nachhaltigkeitsthematik
–bspw. „Der Kauf von regionalem Obst führt zu einer verminder-ten CO2-Belastung, gefährdet aber die Arbeitsplätze von Plan-tagenarbeiter*innen im Produktionsland.“
 

Unsicherheit / Risiko

Herausforderungen und Problematik einer BNE III


–Möglichkeit des Ausbleibens sichtbarer Effekte des individuel-len Handelns bzw. Nicht-Handelns
–bspw. „Ich nutze ausschließlich energiesparende Elektrogeräte, trotzdem ist der Energieverbrauch in Deutschland pro Person im letzten Jahr gestiegen.“
 


Unklarheit

Herausforderungen und Problematik einer BNE IV

 


–unvollständige bzw. überkomplexe Informationen
–bspw. „Ich habe gelernt, möglichst wenig Wasser zu ver-brauchen. Gestern habe ich eine Reportage im Fernsehen ge-sehen, dass dies nur für warmes Wasser relevant ist. Heute in der Zeitung stand, dass das deutsche Wasserklärsystem nur funktionieren kann, wenn genügend Wasser verbraucht wird. Wie soll ich mich jetzt verhalten?“
 

Langfristigkeit

Herausforderungen und Problematik einer BNE IV


–bspw. „Wenn wir ab heute kein Sushi mehr essen, um der Überfischung der Meere entgegenzuwirken, können wir po-sitive Konsequenzen erst sehr viel später sehen.“

Merkmale  Kompetenzen (Weinert)

1.Kompetenz zeigt sich in der erfolgreichen Bewältigung komplexer Anforderungen.


2.Zur Bewältigung dieser komplexen Anforderungen werden kognitive [fachlich-methodische], motivationale, ethische, willentliche und so-ziale Komponenten eingesetzt.


3.Lernprozesse sind notwendige Voraussetzung, um komplexe Anfor-derungen zu bewältigen.


4.Schlüsselkompetenzen und Metakompetenzen sind konzeptuell zu differenzieren.
 

Schlüsselkompetenzen

 auf sehr unterschiedliche, aber gleich wichtige Anforderungen im Alltag anwendbar
 

Metakompetenzen 

Reflexion, Bewertung und Beurteilung eigener Kompetenzen

Kompetenzkategorien der OECD im Rahmen nachhaltiger Entwicklungsprozesse:



•erfolgreich selbstständig handeln zu können
•mit Instrumenten der Kommunikation und des Wissens souverän umgehen zu können
•in sozial heterogenen Gruppen erfolgreich handeln zu können

Gestaltungskompetenz (de Haan, 2009):


•die Fähigkeit, Wissen über nachhaltige Entwicklung anwenden und Probleme nicht nachhaltiger Entwicklung erkennen zu können
•Schlussfolgerungen über ökologische, ökonomische und soziale Entwicklungen in ihrer wechselseitigen Abhängigkeit aus Gegenwartsanalysen und Zukunftsstudien treffen zu können
•Entscheidungen treffen, verstehen und umsetzen zu können, mit denen sich nachhaltige Entwicklungsprozesse verwirklichen lassen
-> 12 Teilkompetenzen, die sich den Kompetenzkategorien der OECD zuordnen lassen


handlungsorientierte Lernsettings:

 

  • stärkere Vernetzung kognitiver Wissensbestände mit anvi-sierten Kompetenzen
  • erhöhte Wahrscheinlichkeit erfolgreicher Transferierung bei ähnlichen / vergleichbaren (Problem-)Situationen
  • bspw. Stationenlernen zur Müllvermeidung (Mülltrennung in der Klasse, Besuch bei der Müllabfuhr, Recycling in der Schule, Wiederverwendung von Materialien, ...)

partizipationsorientierte Lernsettings:

 

  • Bildung durch die Förderung vermehrter Partizipation und Kooperation
  • Gestaltung von Bildungsprozessen als praktische Erfahrun-gen im Umgang mit Herausforderungen
  • vermehrte Realisierung aktiver Gestaltung nachhaltiger Ent-wicklungsprozesse durch eine erhöhte Wahrnehmung von Partizipationsmöglichkeiten
  • Förderung u.a. von:

•vermehrter Konfliktfähigkeit
•solidarischem Handeln
•Berücksichtigung unterschiedlicher Standpunkte

Lernsettings: situiertes Lernen:

 

  • Lernen findet eingebettet in einem situativen, sozialen Kon-text statt
  • soziale Interkation als wesentliche Komponente von Lernen
  • Wechselwirkungen personaler und situativer Komponenten
  • Wissen entsteht durch einen aktiven Konstruktionsprozess der Lernenden
  • bspw. durch Problemlösesituation und kooperatives Lernen: „Warum ist Energiesparen wichtig und wie kann unsere Klasse dazu beitragen?“

Def Vertrauen

„Vertrauen lässt sich als die subjektive Sicherheit begreifen, sich in die Hand anderer Personen oder auch Institutionen begeben zu können.“
 

Def Misstrauen

„Misstrauen meint die soziale Einstellung dahingehend, sich nicht in die Hand anderer Personen oder auch Institutionen begeben zu können, ohne sich dabei einer subjektiv hohen Gefahr der Risiko-verletzung und einer damit verbundenen potenziellen Schädigung auszusetzen.“

vertrauens- und misstrauensrelevante kognitive Elemente

  • Vertrauenstendenz
  • Misstrauenstendenz
  • implizite Vertrauenstheorie
  • implizite Misstrauenstheorie

 

Vertrauenstendenz

lebensbereichspezifische Überzeugung, dass im Umgang mit sozialen Objekten Vertrauensbeziehungen prinzipiell realisierbar und sinnvoll sind

Misstrauenstendenz

 

lebensbereichspezifische Überzeugung, dass im Umgang mit sozialen Objekten zunächst Misstrauen erforderlich ist, um die Gefahr einer potenziellen Schädigung zu minimieren

implizite Vertrauenstheorie

normative, lebensbereichspezifische Erwartungen hinsichtlich der Vertrauenswürdigkeit sozialer Objekte

implizite Misstrauenstheorie

antizipatorische, lebensbereichspezifische Erwartungen hinsichtlich des Misstrauensfordernisses gegenüber sozialen Objekten

Vertrauen entsteht aus dem komplexen Wechselspiel zwischen ...

...Person und Situation

personale Faktoren - situative Faktoren

Wahrnehmung und Bewertung als Resultat eines komplexen Wechselspiels der Einflüsse aus Person und Situation

personale Faktoren

-Vertrauens- / Misstrauenstendenz
•implizite Vertrauens-/ Misstrau-enstheorien
•Stereotype
•Werte und Normen
•soziodemografische Faktoren (Alter, Geschlecht, Religiosität, ...)
•Eigenschaften und Erwartungen
•individuelle Dispositionen
•...

situative Faktoren

•gesellschaftliche Rahmenbedin-gungen
•Kommunikation
•Beziehungsmerkmale
•Freiwilligkeit der Beziehung
•sozialer Nahraum
•Arbeitskontext/-klima

...

Ebenen von Vertrauen und Misstrauen

  • personal
  • systemisch
  • transsystemisch

personal:

 

Vertrauen/Misstrauen in zwischenmenschlichen Beziehungen (bsp Lehrer-Schüler-Beziehung)

systemisch:

Vertrauen/Misstrauen in gesellschaftliche (Teil-)Systeme (bsp. Organisatione, Unternehmen, Parteien)

transsystemisch:

Vertrauen/Misstrauen in komplexe, abstrakte (Handlungs-) Zusammenhänge (bsp. in die Idee der Nachhaltigkeit oder BNE)

Wirkungen von Vertrauen im pädagogischen Prozess

  • weniger Kontrolle
  • mehr Austausch und Kreativität
  • Erleben von Echtheit und Glaubwürdigkeit
  • höhere Zufriedenheit
  • stärkere Kooperation
  • effizientere Arbeitsabläufe
  • höhere Identifikation mit der Schule/dem Arbeitskontext
  • ...

positive Auswirkungen einer vertrauensvollen Lehrer*innen-Schüler*innen-Interkation: Schüler*innen ...


... rechnen mit mehr Unterstützung durch die Lehrperson
... rechnen weniger mit sachfremder Kritik
... akzeptieren die Lehrenden eher in ihrer Modellfunktion
... zeigen eine größere Bereitschaft zur Mitarbeit
... berichten von geringerem Stresserleben
... zeigen eine höhere Akzeptanz für alternative Denk- und Verhal- tensmuster

vertrauensförderliche Aspekte einer Lehrperson aus Sicht der Schüler*innen sind u.a.:
 


•Verlässlichkeit
•Glaubwürdigkeit / Authentizität
•Akzeptanz der Schüler*innen
•Offenheit
•Respekt
•Unterstützung
•Zugänglichkeit
•Aufrichtigkeit
•fachliche Hilfe
•persönliche Zuwendung bei auftretenden Problemen

vertrauensförderndes Lernverhalten:

Implikationen für den Aufbau und Erhalt einer vertrauens-vollen pädagogischen Beziehung:


•notwendige Vorbedingungen stellen u.a. Fürsorge, Respekt, Kommunikation und Kooperation dar (Terry, 2002)
•Reflexion der eigenen Verhaltensweisen innerhalb der Aus-übung der professionellen Rolle als Lehrperson sowie bzgl. der Interaktion mit den Schüler*innen
•Bemühungen einer differentiellen Wahrnehmung sowie Berück-sichtigung interindividuell unterschiedlicher Erwartungen und Bedürfnisse der einzelnen Schüler*innen